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Impressum Verantwortlich Dr. Niels Kohlschütter Redaktion Almut Gaude Dr. Niels Kohlschütter Nora Klopp Koordination & Bildauswahl Carolin Überall Gestaltung Ramona Pielenhofer Bildrechte Wenn nicht anders angegeben, liegen die Bildrechte bei der Schweisfurth Stiftung. Druck dieUmweltDruckerei GmbH Der Jahresbericht wurde CO2-neutral auf Recycling Papier (ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen Blauer Engel) gedruckt. Herausgeberin Schweisfurth Stiftung Rupprechtstraße 25 80636 München info@schweisfurth-stiftung.de www.schweisfurth-stiftung.de © 2025 Schweisfurth Stiftung Social Media www.facebook.com/agrarkultur www.instagram.com/schweisfurth_stiftung Newsletter www.schweisfurth-stiftung.de/newsletter 02
z t i b a h c S l . l M a e g n A © Liebe Freund:innen der Stiftung, liebe Unterstützer:innen und Interessierte, die Natur macht es uns vor, die Welt ist voll von Organismen, die sich gegen- seitig unterstützen. Die Evolution und die vielfältigen ökologischen Zusam- menhänge zeigen es deutlich: Nicht der Krieg führt zum langfristigen Erfolg und ist der Vater aller Dinge, sondern wir können den Herausforderungen am besten mit Kooperation begegnen. Alles auf der Welt ist miteinander verbunden. Das bedeutet, wir können uns aktuellen Entwicklungen, bei denen bilaterale Abkommen und ein vermeint- liches Recht des Stärkeren zunehmend Einzug hält, nicht entziehen. Gleich- zeitig können wir im Rahmen unserer Möglichkeiten im Austausch sein, eine Kultur des Miteinanders pflegen und gemeinsam handeln. Handeln, um unsere Lebensgrundlagen zu schützen, zu erhalten und zu regenerieren, da wo es möglich ist. Eine gute Kommunikation – elementar und schwierig wie sie ist – bildet die Grundlage für erfolgreiche Kooperationen. Wenn uns dies gelingt, entsteht mehr als die Summe aller Beteiligten. Im Glauben daran, dass wir gemeinsam mehr bewirken können, haben sich die Stiftung Ökologie & Landbau und die Schweisfurth Stiftung im Dezember 2024 zu einer Stiftungsgemeinschaft zusammengeschlossen, um sich gemein- sam für eine faire und ökologische Land- und Lebensmittelwirtschaft zu engagieren. Wir freuen uns auf die künftige Zusammenarbeit – und blicken mit diesem Jahresbericht dankbar auf viele erzielte Fortschritte unserer Arbeit im Jahr 2024 zurück. Viel Freude beim Lesen und viele Grüße Ihr und Euer Dr. Niels Kohlschütter Vorstand der Schweisfurth Stiftung 03
Eine starke Allianz Die Schweisfurth Stiftung und die Stiftung Ökologie & Landbau bilden seit 2025 eine Stiftungsgemeinschaft: für eine ökologisch, sozial und ethisch tragfähige Agrarkultur. Die Schweisfurth Stiftung und die Stiftung Ökologie & Landbau (SÖL) schlagen ein neues Ka- pitel auf: Seit Januar 2025 arbeiten sie in einer Stiftungsgemeinschaft zusammen. Die Geschäfts- stelle der SÖL wurde mit der der Schweisfurth Stiftung in München zusammengelegt. Zentrale Projekte der SÖL, die Zeitschrift „Ökologie & Landbau“ und die Öko-Feldtage, werden künftig in Zusammenarbeit beider Stiftungen umgesetzt. Ziel der Kooperation ist es, Ressourcen zu bün- deln, Synergien zu nutzen und eine Agrarwende gestärkt voranzutreiben. Visionen der Gründer: Ein Fundament für die Zukunft Karl Ludwig Schweisfurth, Gründer der Schweisfurth Stiftung, und Karl Werner Kieffer, Gründer der SÖL, einte der Wunsch nach einer Agrarkultur, die ökologisch, sozial und ethisch tragfähig ist. Diese Vision bildet das Fundament der Stiftungsgemeinschaft. Mehr denn je zeigt sich heute, dass eine zukunftsfähige Landwirtschaft nur durch gemeinschaftliches Handeln möglich ist. Die Stiftungen werden daher ihre Synergien nutzen, um weiterhin kritisch zu hinterfragen, neue Antworten zu suchen und Menschen sowie Organisationen mit Gestaltungswillen zu vernetzen – und gemeinsam neue Lösungswege auszuprobieren. „Schon seit über 40 Jahren setzen sich beide Stiftungen beispielsweise für einen ethisch und ökologisch vertretbaren Umgang mit Tieren in der Landwirtschaft ein. Jetzt können wir diese Tradition gemeinsam ausbauen und neue Herausforderungen gestärkt angehen“, so Dr. Niels Kohlschütter, Vorstand der Schweisfurth Stiftung und neuer Vorstand der SÖL. 04 04 Aus der Stiftung
Die Wiesn als Vorbild? S. 14 High lights 2025 Urban Gardening S. 24 In Bewegung: Die Mitmach- Regionen S. 38 Bündnis JöLL gegründet S. 30
Inhalt Aus der Stiftung 03 Vorwort 04 Stiftungs- gemeinschaft 08 „Biolandbau be- deutet Widerstand“ 42 Team 44 Kuratorium 46 2024 in Zahlen Wir fördern Tierwohl 14 Die Wiesn als Vorbild? 16 Wertvolles Grünland? Nicht ohne Rinder! 18 Über Caramel-Hühner, glückliche Kälber und was es mit 30 Gramm Rind- fleisch auf sich hat Wir vernetzen Stadt und Land 38 In Bewegung: Die Mitmach-Regionen 40 Neues vom Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft, zwei Publikationen zu Ernäh- rungssouveränität und ein Forschungspreis Wir schützen die Natur 24 Urban Gardening 26 Von Blühbotschafter: innen, Waldmacher:innen und Nutztieren Wir unterstützen Biolandwirt: innen 30 Bündnis JöLL gegründet 32 Kontaktforum Hofübergabe 34 Kritischer Argrarbe- richt, Jubiläumsfeierlich- keiten und Frauen der Erde 07
Aus dem Kuratorium „Biolandbau bedeutet Widerstand“ Prof. Johanna Jacobi (41) und Lena Jacobi (34) sind seit Juni 2024 neue Mitglieder des Kuratoriums der Schweisfurth Stiftung. Johanna forscht und lehrt zur agrarökologi- schen Transformation am Institut für Um- weltsystemwissenschaft an der ETH Zürich. Lena, Agrarwissenschaftlerin, arbeitet für die Grünen in Hessen. Wir haben mit ihnen über die derzeitigen Herausforderungen der ökologischen Landwirtschaft im In- und Ausland gesprochen. 08 Aus der Stiftung
Frage: Ihr befasst Euch beide in Eurem Leben schwer- punktmäßig mit der öko- logischen Landwirtschaft. Was treibt Euch an? Lena: Für mich bedeutet Bäuerlichkeit viele kleinere und nicht nur wenige große Höfe im Dorf. Man hilft sich gegen- seitig, übernimmt Verantwortung füreinander, ist solidarisch. Solche Hofstrukturen sind soziale Orte – doch genau diese sind nun bedroht. Mein Antrieb ist, sie zu erhalten und die Situationen vor allem von jungen Frauen in der Landwirtschaft zu verbes- sern. Es herrscht eine große Geschlechterungerechtig- keit in der Landwirtschaft, die auch mit der traditionel- len Vererbungspraxis zu- sammenhängt. Landwirtschaft Diversität, Zusammenarbeit und Solida- rität sind. Seitdem beschäf- tigt mich die soziale und die ökologische Komponente und das Thema Resilienz in der Landwirtschaft – vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern. Es ist ein globales Phänomen, dass Akteur:innen eine sozial ge- rechte, kleinbäuerliche Land- wirtschaft erhalten oder stärken möchten. Mich treibt an, Lösungen zu finden, wie Transformation und Wandel stattfinden können. Johanna: Ich war mit 16 auf einer Ju- gendreise in Indien, wo wir mit Bio-Baumwoll-Bauern und -Bäuerinnen arbeiteten. Ich lernte, wie wichtig in der Frage: Johanna, was beobachtest Lena Jacobi (34) seit 2024 Mitglied des Kuratoriums der Schweisfurth Stiftung Du im Ausland – wie sieht dort die kleinbäuerliche Be- wegung aus? Johanna: In Brasilien, wo wir arbeiten, herrscht eine industrialisierte Landwirtschaft, wie ich sie noch nie gesehen habe. Dort wird auf riesigen Flächen Kaffee oder Soja angebaut, dort wächst nichts anderes mehr, kein einziger Baum, keine einzige andere Pflan- ze. Die Vorherrschaft der industriellen Landwirtschaft ist überall sichtbar, auch in der Werbung – man spritzt Pestizide und ist stolz darauf. Man könnte sich machtlos 09
fühlen, doch die Menschen organisieren sich hier schon seit Jahrzehnten gegen diese Form der Landwirtschaft. Wir arbeiten mit zwei Bewe- gungen zusammen. Die eine Bewegung hat angefangen, in unterschiedlichen Regio- nen ökologische Produkte zu produzieren und diese mit einem Peer-System zu zerti- fizieren – inzwischen ist sie so groß geworden, dass Schulen, Restaurants und Kantinen auf ihre Produkte zurückgreifen. Die andere ist die Landlosen-Bewegung. Sie besetzt brach liegendes Land und hat angefangen es für sich selbst und die Gesellschaft zu kultivieren. Inzwischen ist die Bewegung unter anderem der größte Bio-Reis-Produzent Brasili- ens. Hier geht es nicht nur um die Frage, wie produziert wird, sondern zentral darum, wer das Land bestellen darf. Das ist ein täglicher Kampf. Frage: Was seht Ihr im Moment als die größte Herausforderung für ein nachhaltiges Ernäh- rungssystem – national und global? Lena: In Deutschland ist die Spal- tung der Gesellschaft ein großes Problem. Das betrifft auch massiv die Landwirt- schaft. Es hat sich eine Art Kulturkampf entwickelt, der sich in den letzten Jahren zugespitzt hat. Hier spielen auch die globalen Krisen mit hinein: Wie wird die Klima- krise wahrgenommen, wird sie ernst genommen? Welche Abwehrhaltung gibt es? Als große Herausforde- rung sehe ich auch die Kon- ventionalisierung des Öko- bereichs. Der Handel konzen- triert sich, die Discounter be- kommen immer mehr Macht und die Bäuerinnen und Bau- ern ziehen den Kürzeren. Johanna: Ich sehe die zentrale Proble- matik sehr stark auf globaler Ebene. Es gibt eine extreme Machtkonzentration im Er- nährungssystem. Natürlich ist die Ökologisierung der Landwirtschaft für die wenigen großen Saatgut- und Pes- tizidhersteller eine Bedrohung. Der Rollback, den wir jetzt sehen, zeigt, dass wir wirklich etwas geschafft haben in der Gesell- schaft. Das wirkt aber bedrohlich für das, was wir überwinden wollen. Wir haben es mit einem kapitalistisch-patri- archalischen Rückschlag zu tun, sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene. Der italienische Agrar- philosoph Antonio Gramsci hat diese Zeit als die Zeit der Monster bezeichnet: Die alte Welt stirbt und eine neue Welt wird unter Schwierig- keiten geboren. Frage: Was lässt Euch trotzdem optimistisch in die Zukunft blicken? Wo seht Ihr Hand- lungsmöglichkeiten, um einen Rollback aufzuhalten? Lena: Mir gibt das Vernetzen mit anderen Menschen Kraft. Ein positives Beispiel war die Arbeit der Zukunfts- kommission Landwirtschaft. Sie hat gezeigt, dass man über bestehende Grenzen konstruktiv nach Lösungen suchen und Kompromisse eingehen kann. Die landwirtschaft- liche Transforma- tion ist eine gesamt- gesellschaftliche Aufgabe. Deswegen freue ich mich, nun in der Schweisfurth Stiftung Kuratorin zu sein – denn die Stiftung versteht sich als Brücken- bauerin und bringt unterschiedlichste Menschen für das Ziel einer sozial ökologischen Land- wirtschaft zusam- men. Zuversichtlich macht mich auch, die Menschen in der Praxis zu sehen, vor allem die jungen Landwirtinnen und Landwirte, die mutig Betriebe aufbauen. 10 Aus der Stiftung
Johanna: Es hilft mir, die derzeitigen Entwicklungen aus einer größeren Perspektive zu se- hen. Die Bio-Bewegung ist eine Gegenbewegung gegen ein mächtiges, bestehendes System und sie hat deswe- gen mächtige Gegner:innen. Gerade jetzt ist es wichtig, für unsere Werte weiter einzustehen – für Nachhal- tigkeit, für Soziales, für Diversität. Um diese Werte erfolgreich zu verteidigen, müssen sich die Menschen, die etwas Positives verändern wollen, zusammen- tun und die Zweifelnden überzeugen. Das macht Spaß und es gibt einem Mut, denn man merkt, man ist nicht allein. Auch unsere Forschung zeigt, dass Menschen zusammenkommen und sich gegenseitig stärken müssen, um etwas bewegen zu können. Für mich ist die Agrarökologie und auch der Biolandbau eine Art positiver Widerstand, der sich und seine Werte nun stärker zeigen wird. Prof. Johanna Jacobi (41) seit 2024 Mitglied des Kuratoriums der Schweisfurth Stiftung i z z a n a v o G a n e L © i 11
Wir fördern Tierwohl Wir haben das Ziel, mit unserer Arbeit die Freiland- und Weidehaltung zu erhöhen und die artgerechte Tierhaltung zu stärken. Dafür klären wir über das große Potential von Weidesystemen – speziell mit Rindern – für den Klimaschutz auf, unterstützen Land- wirt:innen bei der kuhgebundenen Kälber- haltung und setzen uns für ein nachhaltiges Oktoberfest ein. 12 Tierwohl
Die Wiesn als Vorbild? Das Oktoberfest hat das Potenzial, erneut zum Leuchtturm nachhaltiger Großveranstaltungen zu werden. Die Initiative #faireWiesn zeigt erste Erfolge. Was viele vielleicht nicht wissen: Das Oktoberfest war tatsächlich mehrfach Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit. So wurden unter anderem 1991 zum ersten Mal Regelungen zur Abfallreduzie- rung in die Betriebsvorschriften des Oktoberfests aufgenommen. Durch die Einführung eines dualen Systems mit Pfandge- schirr konnte das Abfallauf- kommen pro Person drastisch reduziert werden – von 2,5 Kilo- gramm auf 900 Gramm pro Kopf. Menschen aus aller Welt reisten nach München, um sich dieses Modell anzusehen. Nun steht die Wiesn vor einer neuen Herausforderung: eine nach- haltige Lebensmittelversorgung der Feiernden. #faireWiesn: Für eine grünere Festkultur Jährlich besuchen mehr als sechs Millionen Menschen das Okto- berfest und verzehren dabei etwa 500.000 Hendl – zum größten Teil aus konventioneller Massen- tierhaltung. Das Projekt #faireWiesn von der Münchner Initiative Nachhaltigkeit (MIN), setzt sich dafür ein, dass künftig mehr biologische, regionale und saisonale Lebensmittel an- geboten werden. Gemeinsam mit 30 Partner:innen, darunter die Schweisfurth Stiftung, engagiert sich die Initiative dafür, das Oktoberfest zu einem Vorbild für nachhaltige Groß- veranstaltungen zu machen. Vom Protest zur Zusammen- arbeit: Ein nachhaltiger Wan- del beginnt Der Startschuss für #faireWiesn fiel 2022 mit der Aktion "Hendl- sauerei – The Dark Side of the Wiesn" auf dem Münchner Ma- rienplatz. Hier wurde auf die negativen Folgen der Massentier- haltung aufmerksam gemacht. Ein Jahr später fand ein Runder Tisch mit der Stadt, den Wiesn- Wirten und der MIN statt – mit dabei: der Vorsitzende der Schweisfurth Stiftung, Niels Kohlschütter. Aus diesem Dialog ist die Idee einer Wertschöp- fungsketten-Managementstelle entstanden, um die Bio-Trans- formation des Oktoberfests ge- zielt voranzutreiben. Ein Erfolg: Die erste Wertschöpfungsketten- Managerin der Wiesn Seit 2024 gibt es diese Wert- schöpfungsketten-Managerin für die Wiesn tatsächlich: Johanna Zierl, studierte und gelernte Landwirtin, koordiniert die Zusammenarbeit zwischen ökologischen Produzent:innen, Lieferant:innen und Festzelt- betreiber:innen. Ihre Aufgabe ist es, u.a. die Versorgung mit nachhaltigen Lebensmitteln zu optimieren und langfristig zu etablieren. Bemerkenswert: Die Stelle ist beim Bioland Landes- verband Bayern angesiedelt und wird unter anderem auch von der Vereinigung der Münch- ner Wiesn-Wirte unterstützt. An dem Projekt sind zudem die Naturland Zeichen GmbH, TAGWERK und die Landesver- einigung für den ökologischen Landbau in Bayern e.V. (LVÖ) beteiligt. Das Projekt „Mehr Bio auf der Wiesn“ wird durch das Bundesministerium für Er- nährung und Landwirtschaft gefördert. #faireWiesn – nächste Schritte: Analyse der Speisekarten Ob sich nun tatsächlich durch dieses neue Engagement mehr ökologische und regionale Lebensmittel auf dem Oktober- fest finden werden, wird sich zeigen: Die #faireWiesn wird 2025 die Speisekarten der Wiesn auswerten, um den Bio-Anteil sowie das Angebot an vegetari- schen und veganen Speisen zu erfassen. Und auch wir werden uns weiterhin aktiv dafür ein- setzen, dass die Wiesn wieder als Leuchtturmprojekt welt- weite Aufmerksamkeit erreicht: für eine echte nachhaltige Er- nährung auf Großveranstaltun- gen. Zur Projektseite „Mehr Bio auf der Wiesn“: www.bioland.de/ bayern/mehr-bio-auf-der-wiesn 14 Tierwohl
n s e i W e r i a F © Die offizielle Einführung der ersten Bio-Wertschöpfungsketten- managerin der Wiesn Johanna Zierl (rechts im Bild) wird von der Initiative #faireWiesn gefeiert. Projekt: #FaireWiesn Zielgruppen: Wiesn-Wirt: innen, bayerische Landwirt- schaft, Gäste der Wiesn Maßnahmen: Förderung des Bio-Anteils auf der Wiesn und Speisenkartenauswertung Projektpartner:innen und Förder:innen: über 30 Organisationen und Verbände 15 b e i l t r a H a n a T © j Es war großartig zu sehen, wie Pro- duzent:innen, Wirt:innen und Händ- ler:innen miteinander ins Gespräch kamen. Genau darum geht es: Netz- werke zu schaffen, Vertrauen aufzu- bauen und gemeinsam Wege zu fin- den, mehr Bio auf die Wiesn zu brin- gen. Die positive Resonanz zeigt: Zu- sammen können wir viel bewegen. Johanna Zierl, Projektleiterin Die Wiesn ist ein Symbol bayerischer Tradition – und kann zugleich Vorreiter für nachhaltige Gastronomie sein. Wenn regionale Bio-Produkte auf den Tellern der größten Volksfest- küche der Welt landen, ist das ein starkes Signal für die gesamte Bran- che. Diese Veranstaltung zeigt, dass die Nachfrage da ist – jetzt gilt es, die Strukturen weiter auszubauen. Thomas Lang, Projektkoordinator und Vorsitzender der LVÖ
Wertvolles Grünland? Nicht ohne Rinder! Grünland macht 70 Prozent der landwirt- schaftlichen Nutzflächen weltweit aus und ist ein wichtiger Kohlenstoffspeicher sowie Lebensraum für unzählige Arten. Doch Grünland ist akut bedroht. In Deutschland wurde so viel Grünland zu Ackerland umgebrochen, dass sein Anteil nur noch bei 30 Prozent liegt und zunehmend intensiv bewirtschaftet wird. Die auf Höchstleistungen gezüchteten Rinder verschwanden vom Grünland in Ställe mit Laufhöfen. Dabei haben sich Weidetiere und Grasland-Ökosysteme über Millio- nen Jahre hinweg in enger Koevolution aneinander angepasst: Gräser profitieren von der Beweidung, während alle anderen Pflanzen ver- suchen, beweidete Böden zu meiden. Bei nachhaltiger Beweidung können Rinder durch ihren Biss, Dung und Tritt die Artenvielfalt und Gesundheit des Grünlands fördern. Deshalb ist nachhaltige Beweidung mit Rindern ein wichtiger Faktor zur Begrenzung des anhaltenden Biodiversitätsverlusts und für die Stabilisierung von Grasland-Ökosystemen. Grünland hat durch ihr spezielles Wurzelsystem ein großes Potenzial zur Bodenbildung. Weltweit speichern sie in ihren Böden enorme Mengen an Kohlenstoff. So kommt Grünland auch eine wichtige Rolle mit Blick auf den Klimaschutz zu. Grünland kann lokal zur Ernährungssouveränität beitragen. Das für den Menschen unverdauliche Gras wird von Rindern in wertvolle Le- bensmittel wie Milch und Fleisch umgewandelt. Als Schweisfurth Stiftung engagieren wir uns in den nächsten Jahren mit dem Projekt "Potenziale von beweidetem Grünland", um für mehr nachhaltige Beweidung mit Rindern einzutreten. Dazu wollen wir zum einen das Wissen über die Relevanz von beweidetem Grünland leichter zugänglich und verständlicher machen und zum anderen nach Wegen für eine praxistaugliche Umsetzung suchen. Projekt: Leistungen und Potenziale der Grünlandbe- weidung mit Rindern Zielgruppen: Betriebe, Beratung, Entscheidungs- träger:innen in Politik und Verwaltung Maßnahmen: Diskussion der Erkenntnisse über Praxisdialoge, Symposien und Veröffentlichungen Mitwirkende Expert:innen: Dr. Anita Idel, Ulrich Mück Gefördert durch: Software AG Stiftung, Zukunftsstiftung Landwirtschaft 16 Tierwohl
e h c s i g o o k Ö © H b m G g t h c u z r e T l i Weitere Projekte 18 Tierwohl Caramel-Hühner für den Ökolandbau Gemeinsam mit unseren Partnern im Tier- zuchtfonds förderten wir 2024 die Zucht einer Hühnerkreuzung mit dem Namen Caramel. Die Hühner mit karamellfarbenem Gefieder sind Kreuzungen aus der gefähr- deten Rasse Deutsches Lachshuhn und dem White Rock. So leisten wir einen Beitrag zum Erhalt der genetischen Vielfalt. Die Zweinutzungshühner sind deutlich robus- ter als konventionelle Hochleistungstiere. Bemerkenswert: Bei den Caramels tragen auch die Hennen Bärte. Der Tierzuchtfonds ist eine Initiative der Zukunftsstiftung Landwirtschaft, des Deutschen Tierschutz- bunds und der Schweisfurth Stiftung. www.oekotierzucht.de/de/gefluegel/caramel
h c s u a r a J l d a r e G © t r e fi a r G o n T © i Anita Idel erhält den EuroNatur-Preis Dr. Anita Idel, langjährige Wegbegleiterin der Schweisfurth Stiftung, erhielt im Oktober 2024 den EuroNatur-Preis für ihr beständiges Engagement für eine tier- wohlgerechte und naturverträgliche Land- wirtschaft. Überreicht wurde der Preis von EuroNatur Präsident Prof. Dr. Thomas Potthast. Bekannt wurde Anita Idel für ihre Arbeit zur Kritik der Agro-Gentechnik. Vielen bekannt ist auch ihr Buch „Die Kuh ist kein Klima-Killer!“, das in der Schriften- reihe „Agrarkultur im 21. Jahrhundert“ der Schweisfurth Stiftung erschienen ist. Auch wir danken Anita für ihren unermüdlichen Einsatz. Europäische Initiative zur kuhgebundenen Kälberaufzucht Die Schweisfurth Stiftung engagiert sich auch auf EU-Ebene für die kuhgebundene Kälberaufzucht – als Partnerin im Projekt TransformDairyNet, das praxistaugliche Systeme in elf Ländern fördert. Wir haben die Rolle der Netzwerkmoderatorin für Deutschland übernommen und begleiten interessierte Bäuerinnen und Bauern da- bei, selbst gewählte Themen zur kuh- und kalbfreundlichen Aufzucht zu bearbeiten. www.transformdairynet.eu 19
Weitere Projekte Rindfleisch für Bio-Milch 30 Gramm Rindfleisch entsteht pro Liter Bio-Milch, weil Kühe in der Regel ein Kalb pro Jahr zur Welt bringen, um Milch zu geben. Viele Bio-Milchviehkälber kommen in die konventionelle Mast, weil zu wenig Bio-Rindfleisch nachgefragt wird. Mit dem Forschungsprojekt OptiBioRind möchten wir die Wertschöpfungsketten für Bio- Rindfleisch aus Milchviehhaltung und die Nachfrage verbessern, so dass die Kälber künftig auf Bio-Höfen aufwachsen können. Kooperationspartner:innen: Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und LMU München Gefördert durch: Bayerisches Staats- ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus www.hswt.de/forschung/projekt/2112- optibiorind 20 Tierwohl
Mentoringprogramm für Betriebe Die Schweisfurth Stiftung unterstützt in Zusammenarbeit mit der Interessenge- meinschaft kuhgebundene Kälberaufzucht e.V. Betriebe, die ihre Kälberhaltung auf kuhgebundene Aufzucht umstellen möch- ten. Dafür haben wir ein deutschland- weites Netzwerk an Mentor:innen aus erfahrenen Bäuerinnen und Bauern auf- gebaut, das interessierten Betrieben während der Umstellung beratend zur Seite steht. Von paleo bis vegan – gemeinsam für eine lebenswerte Zukunft 2024 fand zum ersten Mal das Internationale Butcher’s Festival in den Herrmannsdorfer Landwerkstätten statt. Besucher:innen erlebten das Metzger:innen-Handwerk aus verschiedenen Ländern hautnah. Die Schweisfurth Stiftung moderierte eine Talk- runde zu der Frage, wie wir gemeinsam für ein enkeltaugliches Ernährungssystem eintreten können – egal ob wir Bio-Veganer sind, Flexitarier oder „paleo“, uns also angelehnt an die ursprüngliche Jäger- und Sammler-Diät ernähren möchten. 21
Wir schützen die Natur Der achtsame Umgang mit der Natur und die Verbindung der Menschen zur Natur ist ein Kernanliegen der Schweisfurth Stiftung. Wir setzen uns deshalb in unterschiedlichen Projekten innerhalb und außerhalb Deutsch- lands dafür ein, dass mehr Menschen für die Natur aktiv werden können – sei es in Form urbanen Gärtnerns, dem Anlegen von neuen Wildblumenwiesen oder der Pflege von Korkeichenwäldern. 22 Naturschutz
Urban Gardening Einst ein kleines New Yorker Projekt der 1970er Jahre, ist Urban Gardening heute eine weltweite Bewegung. Wir unterstützen Initiativen und Engagierte. Tagungsbericht „Die Stadt ist unser Garten“ unter: www.anstiftung.de/blog/ allgemein/wie-urban-gardening- die-städte-verändert angeregte Diskussionen im Forum Urban Gardening bezeichnet das gemeinschaftliche Gärtnern im städtischen Raum. Es entstand im New York der 1970er Jahre, als sich die Künstlerin Liz Christy – frustriert über vermüllte, triste Straßenzüge Manhattans – ent- schloss, mit Freund:innen auf einem leeren Grundstück einen Garten anzulegen. Aus dieser Graswurzelbewegung entwickel- te sich das Urban Gardening zu einem weltweiten Phänomen und einem erfolgreichen Konzept, das den begrenzten urbanen Raum effizient nutzt und das Stadtleben wieder mit dem Obst- und Gemüseanbau verbindet. In Deutschland gibt es inzwischen rund 1.000 urbane Gemein- schaftsgärten. Gemeinschaftlich für mehr Grün in der Stadt Für die Schweisfurth Stiftung steht das Urban Gardening zen- tral dafür, dass Menschen in der Stadt durch das praktische Er- leben einen Bezug zu Ernährung und Lebensmitteln erhalten. Die Gärten sind Orte des sozialen Austauschs, an denen sich zen- trale Fragen unserer gemein- samen Zukunft kristallisieren: Wie wollen wir künftig wirt- schaften? Wie können zukunfts- fähige Lebens- und Ernäh- rungsstile für alle aussehen? Seit 2011 haben wir deshalb zusammen mit weiteren Stiftun- gen die Initiative Urbane Gärten München (UGM) aufgebaut. Entstanden ist ein breites Netz- werk von Gartenbauvereinen und -verbänden, Bewohner:innen, Landwirt:innen und deren Organisationen, der Stadtver- waltung München, Schulen, Imker:innen, vielen weiteren Akteur:innen und insgesamt 150 urbanen Gärten in München. Im Jahr 2024 ist die Initiative UGM nun in die Regelförderung der Stadt München überge- gangen. Ihr Weiterbestand ist gesichert, worüber wir uns sehr freuen. Tagung zu aktuellen Herausforderungen Die deutschlandweite urbane Gartenbewegung stand am letzten Mai-Wochenende 2024 am Starnberger See im Fokus der Tagung „Die Stadt ist unser Garten – Wie die urbane Gar- tenbewegung unsere Städte verändert“. Zusammen mit der Selbach-Umwelt-Stiftung wa- ren wir Kooperationspartner der anstiftung, die die Tagung federführend organisiert hat. Aus unterschiedlichsten Perspek- tiven – von Praktiker:innen über Stadtverwaltung bis hin zu soziologischen und philosophi- schen Fragestellungen – beleuch- teten die Teilnehmer:innen v.a. die Herausforderungen, vor denen die erfolgreiche Bewegung heute steht. So versuchen Groß- städte zunehmend, die meist Ehrenamtlichen in Bezug auf beispielsweise den Umgang mit Geflüchteten, traumatisierten Menschen und Drogenabhängi- gen in die Pflicht zu nehmen. 24 Naturschutz
Weitere Projekte 26 Naturschutz Blühbotschafter:innen- Lehrgang „Mit diesem Netzwerk im Rücken wage ich es, Projekte anzufangen!“ so eine der 19 Multiplikator:innen, die bestärkt und als gewachsene Gruppe den Lehrgang 2025 abgeschlossen haben. Die Teilnehmenden haben mit der Gestaltung von 19 Projekt- flächen begonnen, die zusammen mehrere Hektar Land umfassen! Die Schweisfurth Stiftung steht ihnen mit dem Kooperations- partner Zentrum für Umwelt und Kultur auch nach dem Lehrgang mit Rat und Tat zur Seite und organisieren regelmäßige Vernetzungstreffen. Viel Erfolg! www.schweisfurth-stiftung.de/tierwohl/ bluehbotschafterinnen-lehrgang
M F F © Die Dehesa und ihre Waldmacher:innen Ein grundlegender Faktor zum Erhalt einer Dehesa (Weideflächen in Südspanien) ist die Pflege des Baumbestandes. Die Wurzeln schützen vor Erosion, der Blattabwurf versorgt den Boden mit Humus und die Baumkronen spenden Schatten für ein gutes Mikroklima, das in heißen und tro- ckenen Sommern für Pflanzen und Tiere wichtig ist. Jungbäume müssen jedoch vor Tieren und Pflanzen geschützt werden. Dieser Aufgabe hat sich die Fundación Monte Mediterráneo angenommen. Die Schweisfurth Stiftung unterstützt als Kooperationspartnerin die Spendenab- wicklung. www.fundacionmontemediterraneo.com g a l r e V d n e t s e W © Buch „Nutztiere. Mehr als eine Frage der Haltung“ 13 renommierte Expert:innen, darunter Renate Künast, Bernward Geier, Stefanie Pöpken, Martin Häusling, Rupert Ebner sowie der ehemalige Stiftungsvorstand Franz-Theo Gottwald, zeigen anhand einer eingehenden Bestandsaufnahme aktuelle Missstände und mögliche Alternativen im Ökolandbau und darüber hinaus auf. Denn mit Blick auf die Welternährung ist ein „weiter so“ in der Tierhaltung keine Option, ganz im Gegenteil, sie muss in neuen Zusammenhängen gedacht werden. www.westendverlag.de/Nutztiere/2075 27
Wir unterstützen Bio-Landwirt: innen Die Schweisfurth Stiftung hat das Ziel, die Menschen zu begleiten und zu unterstützen, die unsere Bio-Landwirtschaft erst möglich machen: die Landwirt:innen. Sie stehen vor vielfältigen Herausforderungen: Wie kommt man an Acker- oder Grünland? Wie kann die Hofübernahme gelingen oder wie können politische Rahmenbedingungen verbessert werden? Über unsere Arbeit stärken wir insbesondere junge Bio-Landwirt:innen in ihrem Engagement. 28 Bio-Landwirt:innen
Bündnis JöLL gegründet Offizieller Start für das Bündnis Junge ökologische Land- und Lebensmittelwirtschaft (Bündnis JöLL) auf der Biofach 2024 l i e h T a n n A © nächsten Generation“, würdigte Silvia Bender, Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), die Initiative auf der Biofach. Die Schweisfurth Stiftung unterstützte, förderte und begleitete das Bündnis von der Idee beim Feierabendbier auf den Öko-Feldtagen 2022 im hessischen Villmar bis zur Gründung zwei Jahre später. Bundespolitische Vertretung der jungen ökologischen Land- und Lebensmittel- wirtschaft Das Bü ndnis JöLL hat es sich zur Aufgabe gemacht, junge Menschen, die sich bereits fü r eine ö kologische Transfor- mation des Ernä hrungssystems einsetzen, zu vereinen und ihnen politisch eine Stimme zu geben. Es sieht sich als Dach- verband fü r junge Organisatio- nen, die sich entlang der ge- samten ö kologischen Lebens- mittel-Wertschö pfungskette engagieren – vom Ö kolandbau ü ber das Lebensmittelhandwerk bis zum Naturkostfachhandel und dem Konsum. Neben der Funktion als bundespolitische Vertretung möchte das Bündnis Bildung und Netzwerke in der Biobranche fö rdern. „Wir, die heutige junge Genera- tion, werden die Auswirkungen einer fehlgeleiteten Landwirt- schafts- und Ernä hrungspolitik am stä rksten zu spü ren bekom- men. Uns muss daher politisch eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung unseres Ernä hrungs- systems eingerä umt werden“, beschreibt das Bü ndnis Junge ö kologische Land- und Lebens- mittelwirtschaft, kurz Bü ndnis Jö LL, den Anspruch der neuen Organisation in seiner Grün- dungserklärung. Starke Stimme der nächsten Generation Junge Menschen aus sechs Netzwerken der ö kologischen Land- und Lebensmittelwirt- schaft gründeten das Bündnis am 14. Februar 2024 auf der Biofach, der Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel in Nürnberg. Mit dabei waren Vertreter:innen von Junges Bioland e.V., Junges Naturland, Demeter e.V., Bio- kreis e.V., BNN.Next und Slow Food Youth Deutschland. Die neue Gentechnik, der Klimawan- del, ein kooperativer Lebens- mittelhandel, die wahren Kosten der Lebensmittelproduktion oder mehr Ökolandbau in der landwirtschaftlichen Ausbil- dung sind Themen, die die Grün- der:innen umtreiben. „Eine nach- haltige Zukunft unserer Landwirt- schaft und Ernährung braucht Vielfalt und die Perspektive von Jung und Alt. Das Bündnis JöLL bündelt jetzt die Stimmen der Aktivitäten im Gründungsjahr Unter dem Hashtag #JungÖ koEuropa startete das Bü ndnis Jö LL 2024 als erste Aktivität eine Video-Kampagne in den sozialen Medien vor den Wahlen zum Europäischen Parlament, die vom 6. bis 9. Juni stattfanden. Ebenfalls im Juni (7.–8. Juni 2024) nahm das Bünd- nis auf Einladung des Bundes- ministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) am Jugendpolitischen Forum 2024 in Berlin teil. Diskutiert wurde das Thema „Weiterentwicklung der Deutschen Nachhaltigkeits- strategie. Was braucht es für zukunftsfeste Agrar- und Ernäh- rungssysteme?“. Auf dem Farm Food Climate Festival in Gallin, Mecklenburg-Vorpommern, vom 4. bis 6. September 2024 war das Bündnis JöLL mit einem Workshop dabei. Wir brauchen dringend eine vereinte Stimme aus der Bio-Branche, die die Perspektive der jungen Menschen artikuliert und unsere zukünftige Lebensmittelwirtschaft mitgestaltet. Ein Dank geht an die Schweisfurth Stiftung, ohne deren Unterstützung die Gründung heute nicht möglich gewesen wäre. Tina Andres, BÖLW 30 Bio-Landwirt:innen
l h e r B s n e J © Unterzeichnung der Kooperations- vereinbarung auf der Biofach 2024 zusammen mit der Staatssekretärin des BMEL Silvia Bender (rechts) und der Vorstandsvorsitzenden des BÖLW Tina Andres (3. von rechts). Gemeinsam bündeln und weiterent- wickeln, was junge Landwirt:innen und Unternehmer:innen der Öko- Branche bewegt und dies wirksam nach außen tragen. Ein zukunfts- fähiges Ernährungssystem mitgestal- ten und eine verbandsübergreifende Plattform für Bildung und Vernetzung schaffen – dafür soll aus unserer Sicht das Bündnis JöLL stehen. Susanne Witt & Dorothea Schmidt, Demeter Der Ökolandbau mit seinen vor- und nachgelagerten Bereichen muss als Kreislauf verstanden werden. Mit dem Bündnis JöLL setzten wir als Generation der Zukunft ein Zeichen für die Landwirtschaft von morgen. Ich bin überwältigt, dass wir heute den Grundstein legen und uns gemeinsam dafür einsetzen. Flavio Traxl, Biokreis Projekt: Bündnis JöLL Zielgruppen: Junge Menschen aus der ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft, Politik Maßnahmen: Begleitung der Gründung und Etablierung Kooperationspartner:innen: Biokreis, Bioland, BNN.next, BÖLW, demeter, Naturland und Slow Food Youth Gefördert durch: ProjectTogether gGmbH www.boelw.de/ueber-uns/ mitglieder/joell 31
Kontaktforum Hofübergabe Der Wechsel eines Hofs in neue Hände ist eine organisatorische, finanzielle und emotionale Herausforderung. Hofübergabe – das war lange ein Familienthema. Doch die Zahl der außerfamiliären Besitzwechsel steigt. Nicht immer bleiben die Betriebe erhalten, oft werden sie an Investoren verkauft. Mit der Tagung „Kontaktforum Hofübergabe“ engagiert sich das Öko- Junglandwirt:innen-Netzwerk seit sieben Jahren für den Erhalt von Höfen durch gut vorbereitete Übergaben, seit 2021 unter der Trägerschaft der Schweisfurth Stiftung. Die Veranstaltung findet jährlich in zwei Regionen Deutschlands statt, und 2024 nahmen über 50 Personen teil. Kontaktforum Hofübergabe: ein Begegnungsraum Bei der dreitägigen Veranstaltung treffen sich Hofabgebende und Hofsuchende. Der Schwerpunkt liegt auf der außerfamiliären Hof- übergabe. In vertrauensvoller Atmosphäre können sich die Teil- nehmenden offen austauschen, im Vordergrund steht das Gespräch zwischen den Generationen. Das Rahmenprogramm umfasst Er- fahrungsberichte, eine Hofbörse sowie Workshops zu den finanzi- ellen, organisatorischen und sozialen Aspekten. Gemeinsam neue Wege gehen Eine Hofübergabe ist für beide Seiten ein existenziell wichtiges Er- eignis. Beide starten in einen neuen Lebensabschnitt. Loslassen und Neustart - das ist die Herausforderung. Das Kontaktforum Hofüber- gabe möchte das Bewusstsein dafür schaffen, dass es um mehr geht als nur den Wechsel der Besitzverhältnisse. Die Teilnehmenden lernen, sich auch auf der emotionalen Ebene einzulassen. Es geht um Selbstreflexion – was bedeutet die Hofübergabe für mich? – und darum, die Perspektive der anderen Seite kennenzulernen und zu verstehen. Projekt: Kontaktforum Hofübergabe, Veranstaltung des Öko-Junglandwirt:innen- Netzwerks Zielgruppen: Hofüberneh- mende, Hofübergebende, Junglandwirt:innen Maßnahme: Förderung außerfamiliärer Hofübergabe- prozesse zur Stärkung der bäuerlichen Landwirtschaft Kooperationspartner:innen: Biokreis, Bioland, Demeter, Naturland Gefördert durch: BioHöfe- Stiftung, Kulturland, Renten- bank www.oejn.de 32 Bio-Landwirt:innen
Weitere Projekte 34 Bio-Landwirt:innen s i n d n e u b r a r g r a © Kritischer Agrarbericht In der Analyse der agrarpolitischen Debatte legt der kritische Agrarbericht 2024 den Fokus auf „Tiere und die Transformation in der Landwirtschaft“. Weder die Fortschrei- tung der industriellen Tierhaltung noch die Abschaffung der Tierhaltung könnten die Lösungen sein – so der Autor des Editorials Wolfgang Reimer. Beim erforderlichen Wandel dürften die Tiere und auch die Men- schen in dieser Branche nicht vergessen werden. Die Schweisfurth Stiftung ist Mit- glied des herausgebenden Agrarbünd- nisses. www.kritischer-agrarbericht.de
z ı t r O h t e b z i L © G e d n a l r u t l u K © Mujeres de la tierra – Frauen der Erde Südlich von Mexiko-Stadt setzt sich eine Gruppe von Frauen für gesunde Böden, alte Sorten und die Weitergabe traditio- nellen Wissens ein. Dazu bauen sie eine Schule mit Ackerland auf, in der sie ihr Wissen rund um den Anbau und die Ver- arbeitung lokaler Lebensmittel weiter- geben. Gleichzeitig bieten sie einen Schutz- raum für Frauen an, die Gewalt erfahren haben. Die Schweisfurth Stiftung unter- stützte die „Mujeres de la tierra“, die Frauen der Erde, 2024 mit einer Spende. Zehn Jahre Kulturland- Genossenschaft Die Kulturland-Genossenschaft feierte 2024 ihr zehnjähriges Bestehen. Sie hat mittlerweile über 2.000 Mitglieder und hat für 42 Partnerhöfe mehr als 600 Hektar Boden gekauft. Auf diesen Flächen ist eine ökologische Bewirtschaftung langfristig gesichert. Auf der Jubiläumsfeier hielt unser Vorstand Niels Kohlschütter einen Work- shop zum Thema Hofnachfolge. Die Schweis- furth Stiftung ist Kooperationspartnerin der Genossenschaft und unterstützt Kultur- land bei der Abwicklung von Spenden, mit denen weitere Flächen gekauft werden können. www.kulturland.de 35 ́
Wir vernetzen Stadt und Land Um regional-ökologische Ernährungssys- teme entstehen zu lassen, fehlen oft gute Beziehungen zwischen Landwirt:innen, Ver- arbeiter:innen und Abnehmer:innen. Die Schweisfurth Stiftung unterstützt und ver- netzt Akteur:innen entlang der Wertschöp- fungskette sowie Privatpersonen und In- itiativen, die sich für den Wandel einsetzen. Sodass gesunde Lebensmittel im achtsamen Umgang mit Mensch, Tier und Natur er- zeugt werden können. 36 Stadt Land Tisch
In Bewegung: Die Mitmach-Regionen Die Initiative bringt Menschen zusammen, die eine möglichst ökologische, regionale Ernährung aktiv mitgestalten wollen. In den letzten Jahren konnten wir viele Erfahrungen sammeln und haben nun das Projekt auf die nächste Stufe gebracht. Die Schweisfurth Stiftung, die Pioneers of Change, die be the change Stiftung und der Verein wirundjetzt starteten mit den „100 Mitmach-Regionen“ im Jahr 2022. Ziel ist, Menschen vor Ort dabei zu unterstützen, Lösun- gen für drängende ökologische und soziale Fragen unserer Zeit zu finden und umzusetzen. Dafür arbeiteten wir mit mehr als 5.000 Menschen im deutsch- sprachigen Raum zusammen. Bis heute haben diese in Deutsch- land, der Schweiz, in Österreich und Südtirol zahlreiche Projekte realisiert: Unter anderem ver- netzten sich in Vorarlberg Ak- teur:innen aus Landwirtschaft, Biodiversität und Ernährung, erarbeiteten Zukunftsbilder und produzierten einen Imagefilm über ihre Zusammenarbeit. In Lüneburg gründete sich auf Basis der Mitmach-Region die Initiative „Lüneburg wird Bio- Stadt“, die die Versorgung von Kantinen und öffentlichen Ein- richtungen mit regionalen Bio- Produkten steigern möchte. Die Mitmach-Region München- Forstenried entwickelte einen Fairteiler-Kühlschrank, in dem nicht verkaufte Lebensmittel aus Supermärkten gesammelt und kostenlos weitergegeben werden. In weiteren Regionen gründeten sich Initiativen für eine Solidarische Landwirtschaft. Lernen von den Mitmach-Regionen Was begünstigt eine erfolgreiche Umsetzung nachhaltiger Ernährungssysteme vor Ort? Aus unserer Erfahrung der letzten drei Jahre sind folgende fünf Faktoren zentral: 1 2 3 4 5 Diskussionsveranstaltungen, Workshops und Bildungsmaterialien schaffen eine Basis für Veränderung durch Bewusstseinsbildung. Beteiligungsformate wie thematisch- fokussierte Mitmach-Konferenzen oder Bürger:innenräte erhöhen die Akzeptanz für neue Wege. Eine Zusammenarbeit zwischen Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Verwaltung fördert nachhaltige Lösungen. Inspirierende Best-Practice-Beispiele motivieren zur Nachahmung und können auf andere Regionen übertragen werden. Die Einbindung der Politik und gezielte Fördermittel erleichtern den strukturellen Wandel. Relevant für das Gelingen ist zudem der Beziehungsaufbau zu wichtigen Akteur:innen und aus Sicht der Projektträger:innen die stetige Begleitung und Unterstützung der Menschen vor Ort. 38 Stadt Land Tisch
s y r a F g r ö J © : s o t o F 39 Heike Bohn (Schweisfurth Stiftung) im Dialog mit Gästen auf der Woche der Umwelt im Schloss Bellevue Die Mitmach-Regionen Initiative Auf Basis des Gelernten haben wir unsere Arbeit bedarfs- und prozessorientiert weiterentwi- ckelt. Seit Ende 2024 steht nun das Folgeprojekt, die „Mitmach- Regionen-Initiative“ – getragen von der Schweisfurth Stiftung und den Pioneers of Change. Rund 60 Regionen sind aktiv dabei. Ihre Aktivitäten können den fünf Handlungsfeldern Landwirtschaft & Ernährung, Energie, Bauen & Wohnen, Mobilität und Wirtschaft zuge- ordnet werden. Ein zentraler Bestandteil ist das Regionalla- bor, das unter anderem von „Art of Hosting – Partizipative Führung“, sozialraumorientierten Ansätzen der Gemeinwesen- arbeit und vom Transformations- programm „Warriors without Weapons“ inspiriert und geprägt ist. Letzteres ist ein erfolg- reiches Konzept für Community- Empowerment-Prozesse in Brasilien. Wir unterstützen die Menschen mit Workshops, Beratung und Vernetzungsangeboten bei der Gründung und dem Aufbau einer Mitmach-Region und för- dern die kollektive Selbstorga- nisation und die Umsetzung von Aktivitäten. Wir freuen uns darauf, bis Ende 2027 viele weitere Menschen zum Mit- machen bewegen zu können. Projekt: 100 Mitmach- Regionen Zielgruppen: Multiplikator: innen, Anpacker:innen, Politik und Verwaltung, Wirtschaft Maßnahme: Unterstützung der Umsetzung der globalen Ziele für eine nachhaltige Entwicklung in der eigenen Region Kooperationsparter:innen: Be the Change Stiftung, wirundjetzt e.V., Pioneers of Change Gefördert durch: Deutsche Postcode Lotterie, Deutsche Stif- tung für Engagement und Ehrenamt, Software AG-Stiftung www.mitmach-region.org
Weitere Projekte L E B © Rechtliche Schritte gegen hochgefährliche Pestizide Das Bündnis für eine enkeltaugliche Land- wirtschaft (BEL) geht seit 2024 juristisch gegen zwei hochgefährliche Pestizid-Wirk- stoffe vor: das PFAS-Fungizid Fluopyram und den Unkrautvernichter Pendimethalin. Beide verbreiten sich unkontrolliert und bedrohen Umwelt, Gesundheit und Bio- Anbau. Dennoch erhielten beide Stoffe eine Genehmigungsverlängerung ohne aktuelle Prüfung ihrer Risiken. Mit gezielten Klagen will das BEL nun eine Verbesserung des Pestizid-Zulassungssystems durchsetzen. www.enkeltauglich.bio 40 Stadt Land Tisch
s y r a F g r ö J © e s s e M g r e b n r ü N © l r e x o B k n a r F _ Forschungspreis BioThesis Zur Förderung der nächsten Generation im Bereich der Bioforschung und Bio-Land- und Lebensmittelwirtschaft wurde 2024 zum zehnten Mal der Forschungspreis BioThesis verliehen, der von der Schweis- furth Stiftung mitgetragen wird. Unter anderem wurde Paula Henzl (Universität Hohenheim) für ihre Bachelorarbeit zum Thema „Determinanten der Fleischqualität und -leistung von Kälbern aus kuhgebun- dener Aufzucht“ ausgezeichnet. www.biothesis.org 41 Ernährungssouveränität aus Organisations- Perspektive Unser Mitarbeiter Matthias Middendorf hat im Rahmen seiner Dissertation in 2024 und 2025 zwei Publikationen in der Fach- zeitschrift „Frontiers for Sustainable Food Systems“ veröffentlicht. Matthias unter- sucht in seiner Dissertation das Konzept der Ernährungssouveränität und das Modell der solidarischen Landwirtschaft aus Perspektive von Organisationen. Begleitet wird er dabei u.a. vom ehemali- gen Stiftungsvorstand Prof. Dr. Franz- Theo Gottwald (HU Berlin). Matthias plant im Sommer 2025 den Abschluss seiner Promotion, die er parallel zur Arbeit in der Stiftung durchgeführt hat. Seine Forschung wurde u.a. von der Heinrich-Böll-Stiftung unterstützt.
Im Bild von links: Matthias Middendorf Projektmanager Stadt Land Tisch Dr. Niels Kohlschütter Vorstand Nora Klopp Projektmanagerin Netzwerk Saro Gerd Ratter Projektmanager Tierwohl Rosa Hoppe Projektlmanagerin Organic Future Camp (bis Dez. 2024) Carolin Überall Teamassistenz Ulrike Oemisch Projektmanagerin Stadt Land Tisch Lucia Müller Projektmanagerin Tierwohl Carmen Grimbs Projektmanagerin Tierwohl Tanja Müller Rechnungswesen und Personal Katharina Heuberger Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (nicht im Bild) Aus der Stiftung Teamtag 2024 Das Team traf sich zur Vorbereitung der Jubiläumsfeier der Stiftung in Herrmannsdorf und Sonnenhausen. In Sonnenhausen wurde unter an- derem diskutiert, wie eine lokal-öko- logische Versorgung der Gäste bei Tagungen gestaltet werden kann. Ein Schwerpunkt lag auf dem Gemüse- anbau, um frische, nachhaltige Produk- te direkt vor Ort zu nutzen. Ziel ist es, regionale Kreisläufe zu stärken und eine umweltfreundliche Gastronomie anzubieten. 43
L E M B © Verleihung der Professor-Niklas-Medaille beim politischen Erntedank 2024 (v.l.n.r. Prof. Dr. Jürgen Heß, Dr. Brigitte Rusche, Bundesminister Cem Özdemir) Kuratorium Auszeichnung Jürgen Heß Die Schweisfurth Stiftung freut sich sehr und gratuliert ihrem Kuratoriums- mitglied Prof. Jürgen Heß, der mit der Professor-Niklas-Medaille aus- gezeichnet wurde – der höchsten Ehrung des Bundeslandwirtschafts- ministeriums. Eine wohlverdiente Anerkennung für die herausragenden Leistungen von Prof. Heß, der den Öko-Landbau in Wissenschaft, Lehre und Praxis wesentlich weiterentwickelt und ver- ankert hat. 44 Aus der Stiftung Tagung Im Bild von links: Anne Schweisfurth Vorsitzende Prof. Dr. Jürgen Heß Lena Jacobi Prof. Dr. Johanna Jacobi Georg Schweisfurth Dr. Niels Kohlschütter Gerd Kämmer Vorstand Bunde Wischen Dr. Christa Müller 2. Vorsitzende
2024 in Zahlen b e n 29% Stadt Land Tisch 269.265 € Ausg a 82% Projekte 18% Verwaltung 18% Verwaltung 169.249 € 1% Entwicklungs- zusammenarbeit 10.300 € 28% Netzwerke 259.325 € 46 Aus der Stiftung a Ein n h m en 47% Erträge aus Stif- tungsvermögen 365.084 € 5% Sonstige Einnahmen 36.823 € 12% Spenden 92.061 € 36% Drittmittel 275.959 € 13% Tierwohl 119.245 € 9% Wolfgang-Staab- Naturschutzfonds 83.044 € 3% Ökologie und Ethik 26.597 €
n s u Sie Gemeinsam Wirken U nterst ü tz e n Die Transformation der Land- und Lebensmittel- wirtschaft ist eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit. Eine nachhaltige Agrarkultur, die kom- menden Generationen gerecht wird, können wir nur gemeinsam verwirklichen. Danke für Ihr Enga- gement – sei es durch Austausch, Inspiration oder finanzielle Unterstützung! Ihr Beitrag gibt uns Rückenwind, um uns weiterhin für mehr Tierwohl und ein zukunftsfähiges Ernährungssystem ein- zusetzen. Veränderung braucht Zeit, Beständigkeit und ge- meinsames Handeln. Wenn Sie die Arbeit der Schweisfurth Stiftung oder ein bestimmtes Projekt unterstützen möchten, freuen wir uns über Ihre Spende und stehen Ihnen gerne für Fragen zur Ver- fügung. Schweisfurth Stiftung GLS Gemeinschaftsbank IBAN: DE65 4306 0967 8200 8080 00 BIC: GENODEM1GLS 47