Nachhaltige Schweinezucht und -haltung: Wie weiter?
Studie von Dr. Anita Idel belegt: Für unsere Auslauf- und Freilandhaltungen besteht kein größeres Risiko für Infektionen mit der Afrikanischen Schweinepest.
Maßnahmen gegen die Schweinepest gefährden die artgerechten Haltungsformen
Das nachhaltigste Zuchtziel im Sinne des Tierschutzes lautet Freilandtauglichkeit. Doch ausgerechnet diese ist durch Maßnahmen gegen die Afrikanische Schweinepest (ASP) bedroht. Seit dem erstmaligen Nachweis der ASP bei Wildschweinen in Deutschland 2020 wird für artgerechte Betriebe mit Auslauf- und Freilandhaltung in politischen Risiko-Bewertungen ein höheres Eintragsrisiko für die ASP postuliert. Die Forderungen nach genereller Stallpflicht sowie regionale Aufstallungsgebote nehmen zu. Damit droht ausgerechnet Betrieben mit artgerechter Tierhaltung das Aus.
Kein Ausbruch in standardisierten Freilandhaltungen nachgewiesen
Eine von der Schweisfurth Stiftung mit geförderte Studie von Anita Idel im Auftrag des Landes Brandenburg konnte 2021 die Aufstallungsgebote jedoch fachlich zurückweisen. So weist die Wissenschaft seit Ausbruch der ASP in Georgien 2007 keinen einzigen Seuchenfall in Auslauf- oder Freilandbetrieben mit Doppelzaun (entsprechend unserer Schweinehaltungshygieneverordnung) nach.
Statt Wildschweine regional ausrotten und alle Freilandschweine wegsperren zu wollen, drängt Idel, die Entwicklung von Köder-Impfstoffen – prophylaktisch für Wildschweine – zu forcieren. So können die ASP-Ausbreitung gebremst und gleichzeitig die gegen den Artenschutz verstoßenden, über Tausend Kilometer an Landesgrenzen gezogenen Zäune vermieden und vor allem die Tötung von Haus- und Wildschweinen extrem minimiert werden.
Ihrer Forderung „Impfen statt Keulen“ hat Anita Idel auch im aktuellen Kritischen Agrarbericht 2022 Nachdruck verliehen – nachzulesen ist ihr Artikel hier.
Idel, Anita (2021): „Studie zu Ansatzpunkten für weitere wissenschaftliche Studien zu Vorsorge, Umgang und Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) unter Berücksichtigung des gesellschaftlich gewollten Umbaus der Tierhaltung“, im Auftrag des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz.