10 Argumente für Bio-Fleisch
Die Mehrzahl der deutschen Konsumenten wünscht sich laut Umfragen mehr Tierwohl für die in der Landwirtschaft gehaltenen Tiere. Viele wären sogar bereit, dafür mehr zu bezahlen. Doch die Verkaufszahlen sprechen eine andere Sprache: Noch immer stammen über 90 Prozent der in Deutschland verzehrten Fleisch- und Wurstwaren aus nicht tiergerechten, industriellen Haltungssystemen. Der Anteil von Bio-Schweinefleisch liegt bei knapp einem Prozent. Auch die Marktanteile von Geflügel- und Rindfleisch aus ökologischer Herkunft fallen kaum ins Gewicht.
Dabei bietet Bio viele Vorteile – nicht nur für die Tiere, sondern auch für Mensch und die Umwelt.
10 Gründe, warum Bio-Fleisch besser ist, finden Sie in unserem Dossier zur Bio-Tierhaltung.
Tierschutz auf dem Teller®
Wir lassen den Tierschutz nicht unter den Tisch fallen! Ob im Restaurant, in Bildungseinrichtungen, Kantinen oder anderen Küchen – Tierschutz gehört auch hier auf den Teller. Darum vergibt die Schweisfurth Stiftung mit ihrer Initiative „Tierschutz auf dem Teller®“ die Tierschutz-Kochmütze an Köchinnen und Köche, die neben dem leiblichen Wohl der Gäste auch das Wohlergehen der Tiere großschreiben.
Hintergrund
In einer zunehmend mobilen Gesellschaft sind wir viel unterwegs und damit immer stärker auf eine Außer-Haus-Verpflegung angewiesen. Auch jenseits der eigenen Küche stellen sich immer mehr Menschen die Fragen: „Was esse ich? Und woher kommen die Zutaten auf meinem Teller?“ Gutes Essen, frisch gekocht aus hochwertigen Zutaten biologischer Herkunft und artgerechter Haltung hat jedoch seinen Preis. Gleichzeitig herrscht in der Gastronomie ein harter Preiskampf. Das zeigt deutlich: Kochen ist viel mehr als nur leckere Speisen zubereiten, denn Kochen bedeutet auch Verantwortung.
Ziel der Initative
Ziel ist es, den Tierschutzgedanken stärker in der Außer-Haus-Verpflegung zu verankern. Darüber hinaus soll die Initiative dazu beitragen Verbraucher hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen tiergerechter, ökologischer Nutztierhaltung und gastronomischer Bewirtung zu informieren, sensibilisieren und aufzuklären. Daneben wollen wir mit der Initiative Köch:innen unterstützen, die vorangehen in Sachen Gastro-Tierschutz und als Leuchttürme fungieren. Die Preisträger werden mit einer Tierschutzkochmütze ausgezeichnet. So können die Gäste sehen: Hier spielt Tierwohl eine wichtige Rolle. Und: Hier können wir mit gutem Gewissen genießen.
Maßnahmen
Seit 2007 zeichnet die Schweisfurth Stiftung einmal im Jahr gemeinsam mit ihren Partnern Köch:innen aus, die bei den Zutaten tierischen Ursprungs auf artgerechte Haltung, regionale Herkunft und Nachhaltigkeit achten. Informationen zu Bewerbung bzw. Nominierung, Teilnahmebedingungen sowie Auswahlkriterien finden Sie weiter unten.
Eine Initiative in Zusammenarbeit mit:
„Das Töten wird moralisch ausgelagert“
Fast 60 Milliarden landwirtschaftlich gehaltene Tiere bevölkern unsere Erde. Sie dienen dem Menschen als Eier-, Milch- und Fleischlieferanten. Die überwiegende Mehrheit dieser Hühner, Rinder und Schweine lebt nicht auf grünen Weiden, sondern fernab ihres natürlichen Lebensraums, fernab von Licht und Luft – und fernab des Menschen. Die industrielle Tierhaltung findet weit weg vom Verbraucher statt. Und die sind dankbar, von den realen Bedingungen der Schnitzelproduktion nicht allzu viel mitzubekommen. Kein Wunder also, dass wir manche Tiere als Freunde und andere nur als Gerichte wahrnehmen.
Verantwortung übernehmen
Die Tatsache, dass die Verbraucher vieles nicht wissen wollen, entbindet sie aber nicht ihrer Verantwortung. Und selbst, wer auf die Herkunft seiner Lebensmittel tierischen Ursprungs achtet, wer sich informiert und bewusst lebt, nimmt den Tod eines Lebewesens in Kauf – auch, wenn er den Akt des Tötens moralisch auslagert.
Die große Frage also bleibt: Darf der Mensch Tiere töten?
Und: Lässt sich Töten überhaupt vermeiden? Antworten auf diese und andere spannende Fragen sucht bionachrichten-Redakteurin Ronja Zöls im Interview mit Stiftungsmitarbeiterin Isabel Boergen.
Zu lesen hier (PDF) oder im aktuellen Oktober-Heft der Bionachrichten zum Schwerpunktthema Tierwohl.
Was sich ganz konkret in Sachen Tierschutz in der Landwirtschaft ändern muss, und welche spezifischen Tierwohl-Probleme in der Schweinehaltung auf den Prüfstand müssen, erklärt Isabel Boergen Anfang Februar 2016 im Interview mit Michael Hartl von der österreichischen Initiative United Creatures. Das Interview ist der Auftakt einer Artikelserie zu den drängendsten Fragen landwirtschaftlicher Tierhaltung.
Züchten mit Zukunft
Die moderne Tierzucht findet heute weniger im Stall statt als im Reagenzglas. Rinder, Schweine, Puten und Hühner sind genormt, perfekt auf die Ansprüche der Menschen angepasst. Aber was ist eigentlich mit den Ansprüchen der Tiere?
Immer mehr, immer schneller − Mensch und Tier können dem Druck des industriellen Agrarsystems kaum noch standhalten.
Folgenreicher Fokus auf Ertrag
Das moderne Industrieschwein hat einen besonders hohen Anteil an magerem Fleisch, braucht weniger Futter und wächst trotzdem schneller als die bäuerlichen Rassen vor einigen Jahrzehnten. Legehennen legen statt den naturgemäßen 50 Eiern an die 300 Eier pro Jahr. Milchkühe geben jährlich unvorstellbare 16.000 Liter Milch − werden aber bereits nach drei bis vier Jahren geschlachtet, weil die Milchleistung nachlässt.
Die Hochleistungszucht bleibt nicht ohne Folgen: Die Tiere leiden unter unerwünschten Nebenwirkungen, sind anfälliger für Stress und bestimmte Krankheiten. Als Konsequenz steigen die Tierarztkosten, werden häufiger Medikamente wie Antibiotika verschrieben. Es geht um Produktionszeit statt um Lebenszeit.
Gut, dass es erfolgreiche Alternativen gibt.
Dass es auch anders geht, zeigt der Tierzuchtfonds. Diese gemeinsame Initiative der Schweisfurth Stiftung, des Deutschen Tierschutzbundes und der Zukunftsstiftung Landwirtschaft hat sich der artgemäßen Zucht der in der Landwirtschaft gehaltenen Tiere verschrieben. Das bedeutet: Statt Tiere einseitig auf Hochleistung zu selektieren, wird bei den Projekten des Tierzuchtfonds vor allen Dingen auf Gesundheit, Widerstandsfähigkeit, Langlebigkeit und den Erhalt bedrohter Nutztierrassen geachtet. Denn die bäuerliche Zucht hat in den vergangenen Jahrhunderten eine große Vielfalt an Tierrassen hervorgebracht. Sie sind eben gerade nicht genormt, sondern unterscheiden sich im Hinblick auf ihre Statur, ihre Ansprüche, ihre Eignung. So entstanden Rinderrassen, die bestens mit feuchtem Klima, felsigen Hängen oder moorigen Böden auskommen; Hühner, die sowohl Eier legen als auch Fleisch ansetzen; Schweine, die besonders gute Muttereigenschaften haben oder solche, die den Großteil des Jahres problemlos im Freien leben können.
Vielfalt erhalten
Gerade im Kontext der fortschreitenden Klimaerwärmung spielt genetische Vielfalt eine besondere Rolle bei der Anpassung an die veränderten Umweltbedingungen. Deshalb arbeitet der Tierzuchtfonds daran, dass Tiere an lokale Gegebenheiten bestens angepasst sind. Die Projekte des Tierzuchtfonds bringen die Stiere wieder auf die Bauernhöfe, lassen männliche Geschwisterküken leben und sorgen dafür, dass die vielfältigen alten Haustierrassen überleben − um nur einige Beispiele zu nennen.
Schirmherrin der Initiative ist Spitzenköchin Sarah Wiener.
Projektname: Tierzuchtfonds
Startschuss: 2004
Status: läuft
Wirkungskreis: regional
Zielgruppe: Verbraucher, Züchter, Landwirte, Tierschutzorganisationen
Maßnahme: Trägerschaft
Ansprechpartner/in: Annika Bromberg und Oliver Willing, Zukunftsstiftung Landwirtschaft
Mehr unter: tierzuchtfonds.de
Alleskönner
Tiere sind vielseitige Lebewesen. Auch die meisten der landwirtschaftlich genutzten Tiere sind wahre Alleskönner − wenn man sie ließe.
Doch der Alltag der Nutztierhaltung sieht anders aus. Rinder wurden durch gezielte Selektion zu reinen Milch- und Fleischrassen; Legehennen können nichts außer Eierlegen, Masthähnchen legen in kürzester Zeit enorm an Gewicht zu. Diese enge Spezialisierung wird zunehmend zu einem Problem.
Ethische Tragödie
So werden die männlichen Nachkommen von Legehennen ebenso wie die männlichen Kälber der Milchrassen und auch die Böcke bei den Ziegen einfach entsorgt. Die Tötung männlicher Tiere, die weder zur Milch- oder Eierproduktion noch zur Mast taugen, ist Verschwendung und ethische Tragödie zugleich. Denn Rinder können viel mehr als Milch geben. Sie liefern auch Fleisch, Leder und Fette. Und sie können dabei vorwiegend von Gras und Heu leben − ohne Nahrungskonkurrenten zum Menschen zu sein. Die traditionell bäuerlichen Hühnerrassen können beides: Eier legen und Fleisch ansetzen. Deshalb spricht man vom Zweinutzungshuhn. Es erfreut sich im Gegensatz zum hochgezüchteten Industriehuhn auch bei Freilandhaltung bester Gesundheit.
Mission artgemäße Hühnerzucht
Die Schweisfurth Stiftung betreut das Projekt Zweinutzungstiere, das von der Renate Benthlin-Stiftung für Nutztierschutz gefördert wird. Hier wird mit Experten daran gearbeitet, eine artgemäße Hühnerzucht zu etablieren, die kein millionenfaches Töten männlicher Eintagsküken in der Eierproduktion zur Folge hat. Ebenso wird an alternativen Haltungsformen geforscht. Projektleiterin Dr. Anita Idel versammelt Experten rund um das Thema, etwa im Netzwerk artgemäße Hühnerzucht. So bekommen die Aktivitäten rund um eine tiergerechte Zucht und Haltung landwirtschaftlich genutzter Tiere eine größere Durchschlagskraft.
Projektname: Netzwerk artgemäße Hühnerzucht
Startschuss: 2012
Status: läuft
Wirkungskreis: regional
Zielgruppe: Verbraucher, Züchter, Landwirte, Tierschutzorganisationen
Maßnahme: Forschungsbegleitung, Koordination, Durchführung eines Runden Tisches zur Öko-Geflügelzucht, Pressearbeit
Leitung / Ansprechpartner/in: Dr. Anita Idel
Gewissens-Bisse oder Von der (antastbaren) Würde des Huhns
Mehr als 700 Millionen Hühner werden jedes Jahr in Deutschland geschlachtet. Die bloße Zahl allein reicht, um sich über unseren Umgang mit dem Mitgeschöpf Huhn einmal Gedanken zu machen. Doch auch die Haltung wirft Fragen auf: Federpicken, Kannibalismus, Kükentöten – das Huhn ist in der agrarindutriellen Realität nur Produktionsfaktor.
Gewissens-Bisse
Wie weit liegen unser Essen und unsere Moral mittlwerweile auseinander? Ernährung ist das Schwerpunktthema der aktuellen Ausgabe der Umweltzeitung des Umweltzentrums Braunschweig e.V. Und gerade Beiträge zu Fleischkonsum, Veganismus und dem Respekt vor dem Lebendigen dürfen bei Fragen rund um Ethik und Nachhaltigkeit unseres Essens natürlich nicht fehlen. In einem Gastbeitrag beleuchtet Isabel Boergen von der Schweisfurth Stiftung das Verhältnis von Mensch und Tier im Wandel der Zeit. „Von der (antastbaren) Würde des Huhns“ ist ein kleiner Streifzug durch die Tierethik und versucht die Frage zu beantworten: Was darf der Mensch – und warum?
Den Artikel können Sie als PDF herunterladen. Eine Übersicht über die anderen Beiträge finden Sie hier.
The Future of Meat
Wie sieht der Fleischkonsum im Jahr 2050 aus?
Welchen Einfluss hat jeder Einzelne mit seinen individuellen Konsumgewohnheiten auf Tiere, Ressourcen, Klima und Umwelt? Diese Fragen greift „The Future of Meat“ auf. Anna Berlis, die an der niederländischen Universität Hilversum Audiovisual Media studiert, und ihre Schwester Madelaine, angehende Produktdesignerin an der Universität Coburg, haben für ihre Abschlussarbeiten diese Filminstallation über die Zukunft des Fleischkonsums produziert. Damit scheinen die beiden einen Nerv getroffen zu haben: Das Crowdfunding für die Produktion lief im Vorfeld sehr erfolgreich, im Oktober wird das Projekt mit dem Tofutown Green Company Tomorrow Award ausgezeichnet.
In fünf Filmen werden verschiedene Szenarien durchgespielt:
- Wir essen nur noch Insektenfleisch
- Wir essen In-Vitro-Fleisch aus dem Labor
- Wir essen weniger und dafür Bio-Fleisch
- Wir üben völligen Fleischverzicht oder
- Wir machen weiter wie bisher und ändern gar nichts.
Denkanstoß
Die Filme liefen bereits als Installation an den beiden Universitäten Hilversum und Coburg. Geplant sind weitere Vorführungen auf Festivals, Konferenzen und in Hochschulen. „Wir wollen nicht sagen: Das oder das ist die richtige Lösung“, erklärt Madelaine Berlis. „Wir informieren und bringen die Leute dazu, sich mit dem Thema zu beschäftigen.“
Hinschauen!
Demnächst zu sehen ist „The Future of Meat“ in Eindhoven (NL), auf der Dutch Design Week vom 17.-25. Oktober 2015 sowie vom 20.-28. Februar 2016 auf der Munich Creative Business Week in der Alten Kongresshalle in München.
Die Schweisfurth Stiftung unterstützt das Filmprojekt als einer der Hauptsponsoren. Wenn Sie sich über das Projekt informieren möchten oder die Installation im Rahmen einer Veranstaltung zeigen möchten, finden Sie hier alles Wissenswerte: www.thefutureofmeat.com sowie facebook.com/thefutureofmeat
Projektname: The Future of Meat
Startschuss: 2014
Status: läuft
Wirkungskreis: global
Zielgruppe: Verbraucher, Aussteller, Institutionen, Universitäten, Museen, Messen
Maßnahme: Sponsoring, Kommunikation
Leitung / Ansprechpartner/in: Madelaine Berlis, The Future of Meat
Mehr unter: thefutureofmeat.com
Auch außer Haus tiergerecht essen
Schweinebraten in der Kantine oder Bratwurstsemmel am Imbissstand:
11 Milliarden Mahlzeiten im Jahr essen die Deutschen außer Haus. Der Großteil davon sind immer noch Fleischgerichte. Jede dieser Mahlzeiten entscheidet darüber, wie Tiere in unserem Land leben. Jedes einzelne Mal geben wir Geld aus, das Tierleid fördert oder Tierwohl unterstützt. Wo können wir uns an den Tisch setzen und sicher sein, dass Tiere für unser Essen nicht leiden müssen? Dort, wo Köche bei der Zutatenauswahl mit Verantwortung für Tierwohl handeln. Wo Fleisch als besonderer Genuss gilt und nicht als Standardmahlzeit. Wo kreative vegetarische und vegane Alternativen auf dem Menü stehen. Dass eine solche Gastronomie möglich ist, zeigt sich in immer mehr Restaurants, aber auch in Kantinen und bei Caterern. Auf dem 4. Praxisforum „Bio in der Außer-Haus-Verpflegung“ wurden Kriterien für eine tierwohlorientierte Küche, Herausforderungen und Erfolgsmodelle vorgestellt.
Bericht vom Praxisforum als PDF Download
Das Fazit: Biologisches und tiergerechtes Essen aus Großküchen erfordert eine Umstellung für alle Beteiligten, aber die Idee lässt sich erfolgreich umsetzen.
Tierwohl
Wir. Tiere.
Tiere sind Mitgeschöpfe. Wilde und domestizierte Tiere. Alle haben ein Anrecht auf intakten Lebensraum. In der Landwirtschaft bestimmt die Qualität der Beziehung der Landwirte und der Mitarbeiter zu den Tieren das Tierwohl mit. Eine gute Beziehung bringt gute Rahmenbedingungen und Haltungsformen hervor. Einen großen Einfluss auf das Tierwohl haben Verbraucher bei der Kaufentscheidung. Der Preis, den sie für tierische Lebensmittel bezahlen, hat Signalwirkung: Billig geht zu Lasten der artgerechten Tierhaltung. Die wachsende Zahl der Vegetarier und Veganer in Deutschland werten wir auch als einen Protest gegen Massentierhaltung. Seit Stiftungsgründung steht das Tierwohl im Zentrum unserer Arbeit − in Forschung und Politik sowie in der öffentlichen Meinungsbildung. Die Verbesserung des Tierwohls ist das persönliche Lebenswerk des Stifters Karl Ludwig Schweisfurth. Wir. Tiere. Ja, auch wir sind Tiere. Ja, das Wir mit den Tieren ist entscheidend.