Ohne Land kein Ökolandbau
Land ist ein zentraler Faktor für den Start eines Betriebs – und eine enorme Herausforderung für Junglandwirt:innen. Die Schweisfurth Stiftung ist Trägerin des Öko-Junglandwirte-Netzwerks, das bundesweit mehr als 2.000 studierende oder bereits praktizierende junge Öko-Landwirt:innen vereint. In dem Netzwerk stärken die jungen Menschen sich gegenseitig, beleuchten aktuelle und kritische Themen des Ökolandbaus und stoßen gemeinsam positive Veränderungen an.
Ohne Land kein Ökolandbau
Herzstück des Netzwerks ist die jährlich in Fulda stattfindende Öko-Junglandwirte-Tagung. Sie findet in Kooperation mit den Verbänden Naturland, Demeter, Bioland und Biokreis statt. In 2023 war zentrales Thema der Veranstaltung der schwierige Zugang zu Land. Die zunehmende großflächige Landnahme durch finanzstarke Investor:innen (= Landgrabbing) und die Konkurrenz mit der Photovoltaik machen es jungen Ökolandwirt:innen immer schwerer, Boden zu pachten oder zu kaufen. Die Preise für Böden steigen seit Jahren so stark an, dass sie sich schlichtweg kein Land mehr leisten können. In einer Situation, in der das Höfesterben im vollen Gange ist und zudem der Nachwuchs fehlt, kann diese Entwicklung fatal für den Erhalt und den Ausbau der Ökolandwirtschaft sein. Ohne Land kann kein Ökolandbau stattfinden.
Staatliche Regulierung gefordert
Auf der Tagung diskutierten die Öko-Junglandwirt:innen unterschiedliche Lösungsansätze und adressierten die Politik, das Problem in den Griff zu bekommen. So sollte die Bundesregierung Landbesitz auf maximal 500 Hektar pro Unternehmensverbund begrenzen. Der Bodenmarkt sollte staatlich kontrolliert werden, um Landgrabbing zu verhindern. Dafür brauche es zunächst eine europaweite Datensammlung zu Preisen und Besitz von Land sowie Studien zu den gesellschaftlichen und Umwelt-Folgen des derzeitigen Systems der Landvergabe. Öffentliches Bodeneigentum müsse erhalten und eine weitere Privatisierung verboten werden. Die Verpachtung von Land sollte an Gemeinwohl-, Naturschutz- und Umweltkriterien geknüpft werden. Zudem brauche es nationale Pläne für den Bodenerhalt und dem Schutz vor Flächenfraß.
Verleihung des Zukunftspreises
Um innovative Wege in der Landwirtschaft aufzuzeigen und Mut zur Nachahmung zu machen, verlieh das Öko-Junglandwirt:innen-Netzwerk zudem auch in diesem Jahr seinen Zukunftspreis. Stolze Preisträger:innen sind Nanetta Ruf mit ihrer mobilen„KondiTOURei“ und die zwei jungen Ziegenhof-Gründer*innen Veronika und Sören Obermayer. In Nanettas Lkw befindet sich eine mobile Veredlungsstätte, in der die ausgebildete Bio-Konditorin frische landwirtschaftliche Produkte bei den Erzeuger:innen vor Ort verarbeitet und verkauft. Veronika und Sören betreiben mit ihrer „Wendland Ziege“ eine muttergebundene Kitzaufzucht, verarbeiten die Milch auf dem Hof, verwerten Fleisch und Fell der Ziegen und verkaufen ihre Produkte direkt auf einem nahegelegenen Wochenmarkt. Tolle Vorbilder für ein regional-ökologisches Ernährungssystem!