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„Die Biobewegung rüttelt an einem mächtigen System.“

Die Schweisfurth Stiftung hat am 8. Mai mit 100 Gästen in den Herrmannsdorfer Landwerkstätten in der Nähe von München ihr 40-jähriges Bestehen gefeiert. Gemeinsam mit Öko-Landwirt:innen sowie hochrangigen Vertreter:innen aus der Biobranche, Behörden, Verbänden, Wissenschaft, NGOs und dem Umweltschutz aus ganz Deutschland befasste sich die Stiftung intensiv mit der Zukunft einer nachhaltigen Ernährungswirtschaft,unter anderem in einer Podiumsdiskussion. Der Vorstand, Dr. Niels Kohlschütter, stellte zudem neue Projekte der Stiftung vor, wie das Organic Future Camp im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums.

Auf der Podiumsdiskussion im Zentrum der Veranstaltung diskutierten zwei Mitglieder des Kuratoriums der Schweisfurth Stiftung, Prof. Dr. Johanna Jacobi und Lena Jacobi, mit dem Publikum die gegenwärtigen Herausforderungen des ökologischen Landbaus – vom Rechtsruck über das Höfesterben bis hin zu Problemen junger Landwirt:innen, Land zu pachten oder zu kaufen. Prof. Dr. Johanna Jacobi forscht und lehrt an der ETH Zürich zur  Agrarökologischen Transformation. Lena Jacobi ist Agrarwissenschaftlerin und seit Jahren in der jungen Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) ehrenamtlich aktiv.

Prof. Dr. Johanna Jacobi: „Überall auf der Welt gibt es Menschen, die sich für eine sozial gerechte, kleinbäuerliche Landwirtschaft einsetzen. Gleichzeitig gibt es eine extreme Machtkonzentration im Ernährungssystem. Die Biobewegung rüttelt an einem mächtigen, bestehenden System und hat deswegen mächtige Gegner. Gerade jetzt ist es wichtig, für unsere Werte weiter einzustehen – für Nachhaltigkeit, für Soziales, für Diversität. Um diese Werte erfolgreich zu verteidigen, müssen sich die Menschen, die etwas Positives verändern wollen, zusammentun und die Gegner überstimmen.“

Lena Jacobi: „Die landwirtschaftliche Transformation ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Mich bewegt vor allem das Höfesterben, durch das gerade für die ländlichen Räume so wichtige soziale Orte verloren gehen. Mein Antrieb ist, eine bäuerliche Landwirtschaft mit vielen und vielfältigen statt wenigen großen Betrieben zu erhalten, beziehungsweise sogar neu aufzubauen, und vor allem jungen Landwirtinnen den Zugang zu Land und Kapital zu erleichtern. Es gibt eine große Geschlechterungerechtigkeit in der Landwirtschaft, verursacht durch eine immer noch traditionelle Vererbungspraxis. Nur elf Prozent der Betriebsleiter:innen in Deutschland sind Frauen.“

Organic Future Camp – ein Ideen-Festival für die Zukunft der Landwirtschaft

Im Rahmen der Feier präsentierte die Stiftung auch ihre aktuellen Projekte. So organisiert die Schweisfurth Stiftung unter anderem dieses Jahr zum ersten Mal im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums das Organic Future Camp. Im Rahmen der Öko-Feldtage vom 16. bis 18. Juni können sich junge Menschen zwischen 16 und 32 Jahren auf dem Camp aktiv über die ökologische Land- und Lebensmittelwirtschaft austauschen und gemeinsam an konkreten Zukunftsvisionen arbeiten. Seit 2021 hat die Schweisfurth Stiftung zudem die Trägerschaft für das Öko-Junglandwirt:innen-Netzwerk von der Stiftung Ökologie und Landbau (SÖL) übernommen – ein Zusammenschluss von mehr als 2.500 jungen Menschen, die positive Veränderungen in der Landwirtschaft anstoßen und mitgestalten möchten.

Bild oben: Podiumsveranstaltung beim 40-jährigen Jubiläum der Schweisfurth Stiftung. V.l.n.r.: Prof. Dr. Johanna Jacobi, Dr. Tanja Busse, Lena Jacobi