(c) TinoGrafiert

Landwirte helfen Landwirten

Schweisfurth Stiftung startet Mentor:innenprogramm für die kuhgebundene Kälberhaltung

Kälber sind die einzigen Säugetiere in der Nutztierhaltung, die in der Regel nur sehr kurz oder gar nicht an der Mutter saugen dürfen. Stattdessen werden die Kälber isoliert in Kälber-Iglus aufgezogen. Eine kuhgebundenen Kälberaufzucht hingegen führt zu einer gesunden Entwicklung der Kälber, reduziert Routinearbeiten und die Versorgung von kranken Kälbern und erhöht die Freude bei der Arbeit mit den Tieren. Kein Wunder also, dass immer mehr Milchbauern Interesse daran zeigen, die kuhgebundene Kälberaufzucht als Alternative zur herkömmlichen Aufzucht auszuprobieren.

Unsicherheit bei Landwirt:innen

Die Umstellung von Milchviehbetrieben auf die kuhgebundene Kälberaufzucht bringt jedoch viele Herausforderungen mit sich. Die Fragen von umstellungswilligen Betrieben sind vielfältig: Wie können die Stallgebäude der neuen Aufzuchtart angepasst werden? Wie werden die Kälber möglichst stressfreies abgesetzt und von ihren Müttern getrennt? Wie ist damit umzugehen, dass die Kühe Milch für ihre Kälber zurückhalten? Pionierbetriebe haben für viele dieser Herausforderungen bereits eigene Lösungen entwickelt. Dieses Erfahrungswissen können sie an die umstellungswilligen Betriebe weitergeben.

Betriebsbesuche und Beratungsgespräche

Um die kuhgebundene Aufzucht zum Wohl von Tieren und Landwirt:innen zu verbreiten, hat die Schweisfurth Stiftung nun ein Mentor:innen-Programm für Neueinsteiger ins Leben gerufen. Erfahrene Praktiker unterstützen ihre Berufskolleg:innen durch gegenseitige Betriebsbesuche und Beratungsgespräche von der Planung bis zur Umsetzung der kuhgebundenen Kälberhaltung. Die Stiftung vermittelt die Landwirt:innen, sie bildet die Mentor:innen weiter aus und ermöglicht ihnen Dank Spenden eine finanzielle Entschädigung. Dabei kooperiert sie mit der Interessengemeinschaft kuhgebundene Kälberaufzucht e.V., die das Programm nach einer Aufbauphase eigenständig weiterführen wird.

Der praktische Austausch zwischen den Betrieben beginnt im Februar 2024. Bereits zehn Mentor:innen und sechs Betriebe, die Unterstützung suchen, haben sich bei der Schweisfurth Stiftung angemeldet. Die Anmeldephase für das Projekt läuft noch. Das heißt: Jetzt noch schnell anmelden, so dass wir im neuen Jahr mit runden zehn „Matchings“ starten können.

Ein aktueller Artikel zum Thema mit dem Titel Milch und Fleisch zusammen denken vor Saro Ratter (Projektmanager, Schweisfurth Stiftung) und Niels Kohlschütter (Vorstand, Schweisfurth Stiftung) ist in der ersten Ausgabe der Ökologie & Landbau 01/2024 zu lesen.

Faire Wiesn

Das Oktoberfest muss Vorreiter für eine Ernährungswende in München werden. Genuss, Gaudi und Nachhaltigkeit gehören zusammen!

Das Oktoberfest ist das größte Volksfest der Welt. Mehr als sechs Millionen Gäste verspeisen dort jährlich etwa 500.000 Hähnchen, die zum größten Teil aus konventionellen Mastanlagen stammen. Die Initiative #fairewiesn fordert mehr Nachhaltigkeit auf der Wiesn und bei allen anderen Großveranstaltungen in München. Gemeinsam mit 30 Projektpartner:innen setzen wir uns dafür ein, dass die Feste nur noch biologische, regionale und saisonale Lebensmittel verwenden und so Leuchtturmprojekte zum Nachahmen werden. Um die Öffentlichkeit zu sensibilisieren, machten wir bei der Aktion „Hendlsauerei – the Dark Side of the Wiesn“ im Mai 2022 an drei Tagen auf dem Marienplatz auf die Folgen der Massentierhaltung für Mensch, Tier und Umwelt aufmerksam.

Kein Klimaschutz ohne Ernährungswende

Auch der Münchner Stadtrat sieht Notwendigkeit zum Handeln: Er beschloss, dass die bayerische Hauptstadt bis 2035 klimaneutral sein soll. Dies kann jedoch nur gelingen, wenn auch eine Ernährungswende stattfindet. Deshalb hat die Initiative #fairewiesn einen Forderungskatalog an den Stadtrat weitergereicht, in dem wir ihn u. a. dazu aufrufen, Fleisch aus industrieller Intensivtierhaltung abzuschaffen und Anreize für vegetarische und vegane Speisen einzuführen. Der kurze Film Gemeinsam für eine #fairewiesn stellt die Initiative vor.

Tierwohl in der Schweinehaltung – was heißt das überhaupt?

Schweine in Deutschland haben ein sehr kurzes und meist auch kein sehr schönes Leben. Wie können Verbesserungen in den Bereichen Zucht, Haltung, Transport und Schlachtung für mehr Tierwohl in der Schweinehaltung sorgen? Welche Verantwortung hat der Mensch gegenüber den Tieren, die er großzieht und konsumiert? Diesen Fragen gehen Nora Klopp, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Schweisfurth Stiftung und Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald, Vorstandsvorsitzender der Schweisfurth Stiftung, in dem Artikel „Schwein gehabt? Tier- und konsumethische Aspekte des Umgangs mit Schweinen“ nach. Erschienen ist der Beitrag in dem Sammelband „Fleisch. Vom Wohlstandssymbol zur Gefahr für die Zukunft“, herausgegeben von Prof. Dr. Jana Rückert-John und Dr. Melanie Kröger. Lesen Sie hier eine kurze Zusammenfassung des Beitrags:

Woher kommt mein Essen?

Diese Frage stellen sich immer mehr VerbraucherInnen. Doch eine schnelle Antwort darauf gibt es meist nicht, denn die Produktionskette einzelner Lebensmittel nachzuvollziehen ist zeitintensiv und oftmals aufgrund intransparenter, komplexer Lieferketten unmöglich. Doch genau dies ist notwendig, damit sich der/die KonsumentIn im Supermarkt entscheiden kann – für tierische Produkte aus artgerechter Haltung. Es tragen z.B. die Haltung nach Bio-Richtlinien, auf Stroh oder im Freien dazu bei, dass die Tiere, die wir essen, ein Leben frei von Hunger und Durst, Unbehagen, Schmerzen, Krankheiten sowie Angst und Leiden haben. Aber auch die Freiheit zum Ausleben tierspezifischer Verhaltensweisen sind essentiell. Ein Tierwohl-Label, welches den VerbraucherInnen als Orientierung im Supermarkt dient, sollte all diese Faktoren berücksichtigen.

Derzeit gibt es eine Reihe unterschiedlicher Herkunftszeichen und Siegel: So haben einige große Supermarktketten eigene Labels eingeführt und 2019 auch das Bundeskabinett. Das staatliche Tierwohlkennzeichen – vorerst nur für das Schwein – ist jedoch nicht verpflichtend auf allen Produkten anzugeben, so dass es nur bedingt seine Wirkung entfalten kann. Aktuell steht der/die VerbraucherIn einem unübersichtlichen Label-Dschungel gegenüber. Nur ein bundesweit einheitliches und verpflichtendes Label würde hier eine Verbesserung bringen.

Weniger wird mehr

Damit zunehmend mehr Schweine ein besseres Leben haben, ist ein Umdenken sowohl auf Verbraucher- als auch auf Erzeugerseite notwendig: Denn die tiergerechte Haltung ist mit einem deutlichen finanziellen Mehraufwand für LandwirtInnen verbunden. Das bedeutet, dass auch die KonsumentInnen bereit sein müssen höhere Kosten für mehr Tierwohl mitzutragen und ihren Einkauf nach dem Prinzip „Weniger wird mehr“ ausrichten – weniger Fleisch, dafür aus guter Haltung und zu fairen Preisen für Mensch und Tier.

Fleisch. Wohlstand oder Gefahr für die Zukunft?

Welche Rolle Fleisch in unserer Gesellschaft im Wandel der Zeit einnimmt und einnehmen kann, diskutieren WissenschaftlerInnen auf rechtlicher, ökonomischer, ethischer, historischer und kultursoziologischer Perspektive ausführlich im Band „Fleisch“ der Reihe Ernährung & Gesellschaft, erschienen bei Nomos.

Staatliches Tierwohlkennzeichen – Schwein gehabt?

„Ein Schwein, das in seinem Leben nie galoppiert ist, nie in der Erde gewühlt hat – das weiß vielleicht gar nicht, dass es ein Schwein ist“ so denkt Karl Ludwig Schweisfurth, Gründer der Schweisfurth Stiftung sowie der Herrmannsdorfer Landwerkstätten über Tierwohl und artgerechte Tierhaltung. Themen, die bis heute eine zentrale Rolle in der Arbeit der Münchner Stiftung einnehmen. Als Impulsgeber und Berater begleitet die Schweisfurth Stiftung die aktuellen Debatten rund um das Thema Tierwohl in Politik, Wissenschaft und Wirtschaft. Gegenwärtig sorgt die Einführung eines staatlichen Tierwohlkennzeichens für Diskussion: Kann damit ein tatsächlicher agrar- und tierethischen Fortschritt erzielt werden oder handelt es sich lediglich um ein weiteres Lebensmittel-Siegel im Label-Dschungel? Prof. Franz-Theo Gottwald, Vorstand der Schweisfurth Stiftung und Tierethiker schätzt das Potenzial des staatlichen Tierwohlkennzeichens wie folgt ein:

Ein agrar- und tierethischer Fortschritt?

Ziel des staatlichen Tierwohlkennzeichens ist es, den Tieren von der Geburt bis zu ihrem Tod mehr Schutz und bessere Haltungsbedingungen zu garantieren. Gleichzeitig ermöglicht es dem Verbraucher schneller und einfacher zu erkennen, bei welchen Produkten höhere als die gesetzlichen Mindeststandards eingehalten wurden. Hierzu wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ein dreistufiges Kennzeichnungssystem – zunächst nur für die Verbesserung der Schweinehaltung in Deutschland, weitere Nutztiere sollen folgen – entwickelt, das auf 13 Kriterien (siehe Grafik) basiert. Alle drei Stufen bieten ein Mehr an Tierwohl und werden dementsprechend gekennzeichnet. Eine Teilnahme ist jedoch freiwillig.

Mehr Platz im Stall, weniger Stress bei Schlachtung und Transport, Verbesserungen im Bereich Futter und Beschäftigung – das staatliche Tierwohlkennzeichen adressiert damit alle wesentlichen Lebensstationen der Schweine und spart auch nicht die kritischen Praktiken des Schwanzkupierens und der Ferkelkastration aus. Werden die derzeitigen gesetzlichen Vorgaben zur Schweinehaltung als Maßstab herangezogen, dann sind die Entwicklungsmöglichkeiten, die das staatliche Tierwohlkennzeichen für Schweine anbietet, ein agrar- und tierethischer Fortschritt.

Zu spät dran!

Allerdings haben sich am Markt längst verschiedene Systeme zur Kennzeichnung von besonders tierwohlgerechtem Fleisch etabliert. So können Kunden schon heute am Biosiegel erkennen, dass das Fleisch bzw. die Wurst aus artgerechter, gesundheitsfördernder Tierhaltung kommt. Ein tatsächlicher Fortschritt wäre an dieser Stelle die Einführung europaweiter einheitlicher politischer Vorgaben für mehr Tierwohl mit verbindlichem Charakter. Möglicherweise könnte hier ein Tierschutz-TÜV für Haltungssysteme helfen, wie er in anderen Ländern, wie beispielsweise der Schweiz, erfolgreich arbeitet. Die Etablierung eines staatlichen Labels ist nicht genug, um die von den Bürgern gewünschten und erforderlichen Verbesserungen in der Nutztierhaltung zu erreichen. Vielmehr müssen klare Richtlinien für alle gesetzlich verankert werden. Es ist ein Schritt in Richtung mehr Tierwohl, bleibt es jedoch bei der Freiwilligkeit der Kennzeichnung, wird das staatliche Tierwohlkennzeichen wohl kaum zu deutlichen, flächendeckenden Verbesserungen in Sachen Tierwohl führen.

Vielfalt auf dem Teller

Essen ist emotional. Essen ist Euphorie. Essen ist einfach. Essen ist ein Erlebnis. Essen ist essentiell.

„Was auf den Tisch kommt, wird gegessen“ ist passé. Vielmehr steht in unserer Wohlstandsgesellschaft jederzeit das passende Produkt bereit: vom saftigen Steak über frisches Gemüse bis hin zum vegetarischen Schnitzel. Wird Essen damit zu einer Identität? Oder gar zu einer Ideologie, worauf Vegetarismus und Veganismus schließen lassen könnten? Was sind Motivationen für eine karnivore, vegetarische oder vegane Ernährung? Das Essen ist politisch geworden. Ethische und philosophische Reflexion rund um Tierrechte und Tierwohl spielen ebenso eine Rolle wie der Klimawandel, Ressourcenverknappung und die Abnahme der Artenvielfalt. Auf individueller Ebene beeinflussen darüber hinaus Gesundheit, Geldbeutel und Bildungshintergrund den Ernährungsstil.

Genuss – ganz ohne tierische Produkte?

Ausprobieren und Neues entdecken, erweitert den eigenen Horizont – nicht nur politisch, sondern auch geschmacklich. Hierzu lädt der Deutsche Tierschutzbund mit seinem Kochbuch „Tierschutz genießen“ ein und holt den kritischen Konsumenten zwischen Politik und Genuss ab. Die prominenten Gastautoren, aus deren Federn die veganen Rezepte stammen, leben selbst nicht alle ausschließlich vegan. Die vegane Küche wird vielmehr als Bereicherung gesehen. Sie „ist immer noch viel zu unbekannt und die meisten Menschen haben nur sehr vage Vorstellungen, was sich hinter dieser vielseitigen Ernährung verbirgt“, so Boris Lauser. Dabei ist die Zubereitung veganer Speisen, wie Michaela Marmulla treffend formuliert, „unglaublich vielfältig und vor allem nicht annähernd so kompliziert, wie man vielleicht denkt.“

Für den Gaumen und das Ökosystem

„Veganes Essen schmeckt lecker, schont Ressourcen, schützt die Umwelt, andere Lebewesen und unseren Planeten, wirkt dem Klimawandel entgegen und macht einfach glücklich“, so sieht es Sebastian Copien. Auch wenn ein „veganes Kochbuch […] die Missstände nicht ausgleichen kann, zeigt es ganz wunderbar, dass kein Tier für leckeres Essen leiden muss“, gibt Patrick Bolk zu bedenken. Neben Rezepten finden sich im Kochbuch auch Informationen zu Nutztieren wie Hühnern, Schweinen, Rindern aber auch Enten, Gänsen, Puten und Lachsen.

Kochen oder bekochen lassen?

Wer gerade keine Ambitionen hat, den Kochlöffel zu schwingen, der findet unter www.tierschutz-auf-dem-teller.de eine Liste von Restaurants und Hotels mit artgerechten Gerichten und fleischlosen Varianten. Mit dem Projekt Tierschutz auf dem Teller® zeichnet die Schweisfurth Stiftung Gastro-Betriebe sowie Einrichtungen und Kantinen aus, die beim Wareneinkauf auf tierische Erzeugnisse aus artgerechter Haltung achten. Wollen Sie Ihren Lieblings-Gastrobetrieb für die Auszeichnung mit der Tierschutzkochmütze 2018 nominieren? Hier finden Sie weitere Informationen.

Zum Weiterlesen:

Aktuell werden die beiden Studien VeChi Diet und VeChi-Youth durchgeführt. Anhand von Referenzwerten wird die Ernährung von Kleinkindern, Kindern und Jugendlichen, die vegetarisch, vegan oder mit Mischkost gesund ernährt werden, untersucht, verglichen und anhand aktueller Empfehlungen bewertet. Die Erhebung findet bundesweit statt.

Bio-Restaurant Lässig für hohe Tierwohl Standards ausgezeichnet

Der November steht bei der Schweisfurth Stiftung im Zeichen des Tierwohls. Nach der Preisverleihung bei
Bio-Kontor 7, fand vergangenen Freitag, 24. November 2017, bereits die nächste Auszeichnung eines Vorzeigeprojekts für Tierwohl in der Gastronomie statt. Der Catering- und Restaurantbetrieb Lässig in Stuttgart zeichnet sich durch den konsequenten Einsatz von Produkten aus regionaler, fairer und transparenter Landwirtschaft aus – rund 75 % davon in demeter Qualität. Insbesondere Tierwohl ist für die Betreiber Sabine Brand-Lässig und Joachim Latsch eine Selbstverständlichkeit. Niels Kohlschütter, Geschäftsführer der Schweisfurth Stiftung, zeigte sich begeistert: „Bei Lässig wird Bio mit Leidenschaft gelebt. Die regionalen, ursprünglichen Zutaten werden modern interpretiert und ziehen damit auch Gäste an, die bis dahin wenig mit nachhaltiger Küche zu tun hatten. Damit ist das Restaurant ein echter Tierwohl-Botschafter, der Mensch, Tier und Umwelt etwas Gutes tut.“

Storytelling für mehr Tierwohl

Das Fleisch, das Küchenchef Abdi Abukar in der modernen Küche verarbeitet, kommt überwiegend von der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch-Hall und auch das Gemüse stammt zu einem großen Teil aus der Region. Direkt vom Demeterhof Schmid in Westhausen bezieht das Restaurant die 15.000 Eier, die jährlich verarbeitet werden. Zukünftig möchten die Inhaber auch mit Ganztierverwertung zum verantwortungsvollen Umgang mit Lebewesen beitragen. Im Zuge dessen plant das Restaurant mehr Hintergrundinformationen zur Herkunft der Zutaten für die Gäste. „Die Liebe zum Leben und der Natur ist unser Leitbild. Wir kooperieren ausschließlich mit Lieferanten, die den Tieren eine ihrem Wesen gemäße Entwicklung ermöglichen. Darauf sind wir stolz und darüber möchten wir auch unseren Gästen noch mehr erzählen“, erklärt Joachim Latsch.

Mit dem Projekt Tierschutz auf dem Teller® und der Auszeichnung Tierschutzkochmütze lenkt die Schweisfurth Stiftung die Aufmerksamkeit auf Betriebe, die Nachhaltigkeit erfolgreich in ihr Geschäftsmodell integriert haben und motiviert damit andere, es ihnen gleichzutun.

Header-Foto (v.l.n.r.): Joachim Latsch (Betreiber), Abdi Abukar (Küchenchef ), Sabine Brand-Lässig (Betreiberin)

Ausgezeichnetes Bio-Mittagessen für Schulen und Kitas

Das Catering-Unternehmen Bio-Kontor 7 versorgt täglich 3.000 Kinder in Bayern mit frischen, großteils regionalen Mahlzeiten in Bio-Qualität. Der Fleischanteil beträgt 40 % am Volumen des Wareneinsatzes. Dabei ist Tierwohl für den Geschäftsführer Konrad Geiger eine Selbstverständlichkeit. In der Cateringbranche stellt artgerechte Haltung allerdings noch ein Ausnahmekriterium in der Beschaffung dar. Das soll sich ändern: Mit der Verleihung der Tierschutzkochmütze an Bio-Kontor 7 am 14. November 2017 ehrt die Schweisfurth Stiftung das Engagement des Bio-Caterers und will damit Tierwohl in der Außerhausverpflegung zum Thema machen.

Bio-Kontor 7 zeigt, dass hohe Qualitätsstandards auch in der Gemeinschaftsverpflegung mit guter Planung möglich und konkurrenzfähig sind. „Es ist meinem Geschäftspartner Peter Greither und mir wichtig, Nachhaltigkeit und Genuss zu verbinden“, erklärt Konrad Geiger, Geschäftsführer von Bio-Kontor 7. Das Unternehmen liefert zum einen Essen, zum anderen vermittelt es den SchülerInnen und ihren Eltern etwas von der nachhaltigen Unternehmensphilosophie. Zudem werden die Kinder aktiv in die Erstellung des Speiseplans einbezogen: „Die Kinder lernen, dass ausgewogene, gesunde Ernährung richtig lecker sein kann – und gut für Umwelt und Tiere ist. Jedes Gericht wird von ihnen bewertet, wenn etwas einmal nicht gut ankommt, lassen wir uns was Neues einfallen,“ so Geiger.

Ein überzeugendes Konzept

Dieses engagierte Vorgehen hat die Münchner Schweisfurth Stiftung, die sich seit über 30 Jahren für mehr Tierwohl in der Landwirtschaft einsetzt, überzeugt. „Konrad Geiger und sein Team gehen mit viel Energie und frischen Ideen an die Herausforderungen der Außerhausverpflegung heran. Hier werden neue Lösungen für nachhaltige Verpackungen, gesundes Essen, und achtsamen Umgang mit Umwelt und Tieren gefunden“, begründet Niels Kohlschütter, Geschäftsführer der Schweisfurth Stiftung die Auszeichnung. Bio-Kontor 7 versucht zudem, möglichst viele Teile der geschlachteten Tiere zu verwenden. Nose-to-tail wird dieser Ansatz genannt, bei dem zum Beispiel Knochen und Karkassen für die Zubereitung von Suppen verwendet werden. Diese bietet Bio-Kontor 7 als BONE BROX Brühen im Großhandel an. Insgesamt hat das Unternehmen im Jahr 2017 ermöglicht, dass 43.200 Hühner, 165 Rinder und 72 Schweine artgerecht aufwachsen konnten.

Mobilität als Chance und Herausforderung

Während immer mehr Menschen zu Hause auf nachhaltige Lebensmittel achten, ist der Bio-Trend in der Gastronomie noch nicht angekommen. Dabei nimmt die Mobilität der Bevölkerung zu. Mittlerweile essen 40-50 % der Kinder und Jugendlichen zu mittags außer Haus, bei den 20-50-jährigen sind es mehr als 60 % (GFK Consumerscan 2015). Mit dem Projekt „Tierschutz auf dem Teller®“ und der Auszeichnung Tierschutzkochmütze lenkt die Schweisfurth Stiftung die Aufmerksamkeit auf Betriebe, die Nachhaltigkeit erfolgreich in ihr Geschäftsmodell integriert haben und motiviert damit andere, es ihnen gleichzutun.

Entscheider, Eltern und Schüler müssen mitmachen.

In der Fritz-Schäffer-Grund- und Mittelschule in Ostermünchen serviert Bio-Kontor 7 seit über einem Jahr rund 35 Kindern ein ausgewogenes Mittagessen. Drei Mal pro Woche stehen vegetarische Gerichte auf dem Speiseplan, zwei Mal gibt es Fleisch aus artgerechter Haltung. „Uns ist wichtig, dass wir wissen, woher die Zutaten stammen und da sind wir bei Bio-Kontor 7 gut aufgehoben“, so Margaret Carredu-Bayr, Direktorin der Schule. Das Mittagessen von Bio-Kontor 7 bringt Tierschutz, Regionalität und Qualität zusammen – ein Konzept das Lehrer, Eltern und Kinder gleichermaßen begeistert.

Header-Foto (v.l.n.r.): Konrad Geiger (Geschäftsführer), Markus Wechselberger (Produktionsleitung), Irene Säger (Team-Assistentin)

Strohschweine – Erfolgreiche Kooperation zwischen Metzgerei und Landwirten

Die Europäische Union ist der zweitgrößte Schweineproduzent weltweit. Allein in Deutschland wurden 2016 27,4 Millionen Schweine gehalten. Dabei übersteigt die Produktion jene Fleischmenge, die zur Selbstversorgung der Bundesrepublik benötigt würde um ca. 18 %. Während die Bestände landesweit annähernd stagnieren, sinkt die Anzahl der Betriebe, wodurch die Anzahl der Tiere pro Betrieb zwangsläufig steigt – mit möglicherweise negativen Folgen für Tiere, Böden, Grundwasser und Klima.

Tierwohl und Verbraucherwunsch – vereinbar oder ein Widerspruch?

Was bis Mitte des 20. Jahrhunderts noch üblich war, ist heute selten: Schweinehaltung, die es dem Tier ermöglicht, einige seiner angeborenen Verhaltensweisen auszuleben, beispielsweise in kleinen Gruppen auf natürlichem Untergrund beziehungsweise auf Stroh zu leben. Das Konzept des Strohschweins der Landmetzgerei Strobel knüpft daran an. Seit Januar 2015 wird hier nur noch Schweinefleisch von Schweinen aus dem Landkreis Hof, die auf Stroh gehalten werden, verkauft. Diese Art der Haltung bringt zahlreiche Verbesserungen für Tier, Mensch und Fleischqualität mit sich: Die artgerechte Haltung, Bewegung und die Ausübung natürlicher Verhaltensweisen wirken sich auf das soziale Gefüge unter den Schweinen positiv aus. Die Tiere werden durch das Stroh zum Wühlen, sich aneinander kuscheln und zum neugierigen Entdecken des Stalles animiert. Das stark reduzierte Verletzungsrisiko und die seltenere Ausbildung von Bursen (Schleimbeutelveränderungen) kommen der Tiergesundheit und damit dem Tier insgesamt zugute. Teil des Projektes ist auch eine verlängerte Mastdauer, durch die sich die Muskulatur besser ausbildet. Der Endkunde profitiert von der deutlich höheren Fleischqualität und vom Genuss mit gutem Gewissen. Die kooperierenden konventionellen landwirtschaftlichen Betriebe erhalten von der Landmetzgerei einen garantierten Preisaufschlag. Da die Haltung von Schweinen auf Stroh keinen gesetzlichen Vorschriften unterliegt, die über die Anforderung der Schweinehaltungsverordnung hinausgehen, ist der Umstellungsaufwand für die Landwirte gering.

Transparenz für die Verbraucher

Die Landmetzgerei Strobel bietet regelmäßig Hoffahrten zu den Kooperationsbauern an, bei denen sich Kunden selbst ein Bild von den Tieren und der Schweinehaltung machen können. Initiativen wie diese fördern Transparenz, Glaubwürdigkeit und Ehrlichkeit und sollen so das Vertrauen der Endkunden stärken. Damit wird eine langfristige Kundenbindung aufgebaut, die es den landwirtschaftlichen Betrieben ermöglicht, manchmal höhere Investitionen zugunsten der Tiere zu tätigen und dafür den Preis der Produkte entsprechend zu erhöhen.

Re-Naturierung auf dem Teller

Das Landgut Tiefleiten bei Passau erhielt vergangenen Freitag, 9. Dezember 2016 die Urkunde Tierschutz auf dem Teller® für sein jahrelanges Engagement für bewussten Umgang mit Nahrungsmitteln und artgerechter Tierhaltung. Mit der Urkunde und einer Tierschutzkochmütze zeichnet die Schweisfurth Stiftung gemeinsam mit kirchlichen Projektpartnern seit zehn Jahren Küchen aus, die bei der Herkunft der Zutaten tierischen Ursprungs auf artgerechte Haltung, biologische und regionale Qualität und Nachhaltigkeit achten.
Wie der Gründer der Schweisfurth Stiftung, Karl Ludwig Schweisfurth, so zählt auch das Landgut Tiefleiten zu den Öko-Pionieren in Bayern. Seit 1994 setzt Hedwig Hemmerlein-Kohlmünzer in ihrer Küche auf ökologische Zutaten. Zu Beginn war diese Philosophie eher Hemmnis als Hilfe: „Den Gästen war die Nachhaltigkeit in den 90ern noch sehr suspekt. Öfter wurde ich gefragt, ob es bei uns denn überhaupt Fleisch und Kaffee gäbe, bei all den g‘sunden Sachen“, erzählt die Gastronomin lachend. Biologische Zutaten wurden daraufhin zwar weiter verwendet, aber die Herkunft nicht kommuniziert. Heute hat sich das Bewusstsein radikal verändert. Bio ist gesellschaftlich gewollt und das Landgut Tiefleiten wirbt bewusst mit den zahlreichen Auszeichnungen und Zertifikaten, die die nachhaltige Herkunft der Lebensmittel garantieren. „Wir versuchen in unserem Hotel eine Kultur zu etablieren, in der wieder mit der Natur und nicht gegen sie gelebt wird“, sagt Johanna Kohlmünzer, Tochter und Junior-Chefin im Landgut, „In unserer schnelllebigen Welt ist Essen oft nur eine Nebenbeschäftigung. Wenn wir uns aber bewusst machen, wie viel Arbeit in einer Mahlzeit steckt, können wir Essen neu wertschätzen und genießen.“

Drei Schwerpunkte: Bio – Regional – Saisonal

Auf dem Teller im Landgut Tiefleiten werden die Portionen „umgedreht“. Fleisch wird hier zur Beilage, saisonales Gemüse aus der Region macht 80 Prozent der Mahlzeit aus. Die tierischen Produkte bezieht Frau Hemmerlein-Kohlmünzer von Bio-Partnerbetrieben aus der Region, auf Seefisch verzichtet sie in ihrer Küche ganz. Neben modernen Kreationen wie gefüllte Paprika mit Süßkartoffel, gebratenem Feta mit Salbei auf Kräutersoße und Kapuzinerkresse werden auch traditionelle Eintöpfe und Wildgerichte serviert. Zusätzlich zu den leckeren Mahlzeiten bietet das Landgut auch Vorträge zur bewussten Ernährung und ein „Re-Naturierungserlebnis“ mit Kräuterwanderungen inmitten der ruhigen Landschaft im Bayerischen Wald.
„Im Landgut Tiefleiten wird Essen mit Liebe, Sorgfalt und Achtung zubereitet. Ernährung und Wohlbefinden sowie Qualität, Genuss und Tierschutz werden hier vereint. Hotels wie dieses sind Leuchttürme in Sachen Gastro-Tierschutz. Mit der Tierschutzkochmütze zeichnen wir das außergewöhnliche Nachhaltigkeitsengagement aus und tragen damit auch zur Bewusstseinsbildung bei den Gästen bei“, erklärt Prof. Franz-Theo Gottwald, Vorstand der Schweisfurth Stiftung. Die Auszeichnung Tierschutz auf dem Teller®, die von der Schweisfurth Stiftung gemeinsam mit der katholischen und evangelischen Kirche in Bayern ins Leben gerufen wurde, feiert 2016 ihr 10-jähriges Bestehen. Insgesamt 17 Restaurants, Hotels, Bildungseinrichtungen und Großküchen erhielten in den vergangenen Jahren die Auszeichnung für ihren Einsatz für artgerechte Haltung und biologische Herkunft.

Headerfoto: V.l.n.r.: Nora Klopp (Projektleitung Tierschutz auf dem Teller, Schweisfurth Stiftung), Hedwig Hemmerlein-Kohlmünzer (Inhaberin und Gastronomin, Landgut Tiefleiten) und Tochter Johanna

Fleischkonsum von morgen: Video online

Wie sieht der Fleischkonsum von morgen aus?

Dieser Frage widmet sich das  Projekt The Future of Meat. In einer Installation werden fünf mögliche Szenarien und ihre Folgen live erlebbar.
Gar kein Fleisch? Fleisch aus dem Labor? Oder Insekten auf dem Teller?
Spannend, unterhaltsam und informativ ist die von der Schweisfurth Stiftung geförderte Ausstellung.

Wer schon einmal einen kleinen Vorgeschmack haben möchte, kann sich hier das brandneu produzierte Video ansehen.

Übrigens: Die Installation kann man für Veranstaltungen, Präsentationen, Vortragsreihen oder Messen mieten.
Kontakt unter: madelaine@thefutureofmeat.com

Welternährungstag: Agenda zur Bekämpfung des Hungers

Weltweit hungern nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) rund 800 Millionen Menschen; jeder dritte Mensch leidet an Unter- bzw. Fehlernährung. Andererseits werden jährlich nach Schätzungen der Vereinten Nationen (VN) circa ein Drittel aller Lebensmittel weggeworfen. Matthias Middendorf, Mitarbeiter der Schweisfurth Stiftung, macht sich anlässlich des Welternährungstages Gedanken über die Ursachen und die Folgen des Hungers.

Mission Ernährung

Die FAO wurde am 16. Oktober 1945 als erste internationale Organisation noch vor den VN gegründet und feiert heute ihr 70-jähriges Jubiläum. Ihr Ziel ist es, den Hunger weltweit zu bekämpfen und den Lebensstandard vor allem der Menschen in ländlichen Gebieten zu verbessern. Deshalb steht der diesjährige Welternährungstag unter dem Motto „Sozialer Schutz und Landwirtschaft – den Kreislauf von bäuerlicher Armut durchbrechen“. Unter der Teilnahme des UN-Generalsekretärs Ban Ki-Moo werden die offiziellen Feierlichkeiten auf dem Gelände der Expo 2015 in Mailand veranstaltet, denn die diesjährige Weltausstellung steht unter dem Leitspruch „Den Planeten ernähren, Energie für das Leben“. Seine Eindrücke und Gedanken zur Expo hat unser Vorstand Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald nach einem Besuch der Ausstellung im Juli zusammengefasst.

Große Herausforderungen – kleine Erfolge?

Seit nunmehr sieben Jahrzehnten bietet die FAO ein Forum für Landwirtschafts-, Fischerei- und Ernährungsfragen, berät nationale Regierungen in agrarpolitischen Fragen und erarbeitet Strategien zur Ernährungssicherung und Armutsbekämpfung. Eine Mammutaufgabe angesichts der riesigen Zahl an Hungernden. Zwar lassen sich Erfolge erkennen: In den vergangenen 25 Jahren konnte auch dank des Engagements der FAO die Zahl der Hungernden in der Welt von über einer Milliarde auf rund 800 Millionen gesenkt werden. Das eigentliche Ziel, die Anzahl auf 500 Millionen zu senken, wurde jedoch verfehlt. Aktuell steht die Sonderorganisation vor mehreren Herausforderungen: Patentstreitigkeiten, prekäre politische Verhältnisse, militärische Auseinandersetzungen und wachsende Ungleichheiten zwischen ländlich geprägten und industrialisierten Regionen verschärfen die Not vieler Menschen.

Gründe für den Hunger

Die Verringerung der Anzahl hungernder Menschen ist somit nur ein Teilerfolg. Denn die Gründe für den Welthunger sind vielfältig und vielschichtig: Politische Rahmenbedingungen, globale Verteilungsfragen, das fehlende oder verlorengegangene Wissen über regional angepasste Produktionsmethoden und unzureichende Infrastruktur in vielen Teilen der Welt.
Der aktuelle Welthunger-Index stellt zudem einen engen Zusammenhang zwischen bewaffneten Konflikten und dem globalen Hunger dar. Die meisten Auseinandersetzungen und deren Folgewirkungen wie Flucht und Vertreibung sind die Ursache für Hungersnöte oder akuten Hunger. Aktuell sind über 172 Millionen Menschen von bewaffneten Konflikten betroffen, deren Auswirkungen zum Teil noch durch Naturkatastrophen oder die internationale Politik verschärft werden.

Hunger nach Fleisch

Zudem führt der globale Anstieg des Fleischkonsums dazu, dass beim Kampf um knappe Anbauflächen Futtermittel und Grundnahrungsmittel zunehmend in Konkurrenz zueinander treten. Das trifft die Menschen in ländlichen Gebieten besonders hart. Ihnen bleibt schlicht nicht genug Anbaufläche, um sich und ihre Familien zu ernähren. Um diese Ursachen langfristig zu bekämpfen, braucht es Investitionen in eine bäuerliche, lokal ausgerichtete Landwirtschaft. Diese Landwirtschaft ist umweltverträglich, sozial und zugleich wirtschaftlich rentabel. Sie bezieht die komplette Wertschöpfungskette mit ein — vom Acker bis zum Teller. Denn die ausreichende Versorgung der Menschen mit Nahrung ist eine Grundvoraussetzung für jede gesellschaftliche Entwicklung.

Entwicklungsziele – Neuer Versuch

Dieser Zusammenhang wurde auch Ende September in der Verabschiedung der Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung aufgegriffen. Die Neuausarbeitung der Sustainable Development Goals (SDGs) war notwendig, da die im Jahr 2000 verabschiedeten Millenniums-Entwicklungsziele (MDGs) auslaufen, obwohl längst nicht alle Ziele erreicht worden sind. Die neuen SDGs sind ambitionierter formuliert, da sie auf einem ganzheitlichen Ansatz beruhen. Sie gelten nicht nur für die Entwicklungsländer, sondern für alle Staaten und vereinen ökologische, wirtschaftliche und soziale Ziele. Das Ergebnis eines zweijährigen Konsultationsprozesses sind 17 Ziele und 169 Unterziele, die für eine nachhaltige Entwicklung stehen.

Icons-FINAL

Die Ziele, beispielsweise die vollständige Überwindung von Hunger, bei gleichzeitiger Halbierung der Lebensmittelverluste, sollen bis 2030 erreicht werden. Die jeweiligen Länder können Schwerpunktthemen setzen — bindend sind diese Bestrebungen aber nicht. Die SDGs zeigen gebündelt den notwendigen Handlungs- und Veränderungsbedarf auf regionaler, nationaler und globaler Ebene. Deutschland möchte bereits 2016 im Rahmen der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie über den Umsetzungsstand der SDGs berichten. Die Umsetzung aller Ziele ist somit von Beginn an kritisch zu begleiten.

Global denken, lokal essen
Jeder kann durch seinen Lebensstil das Ausmaß des Hungers reduzieren. Wer auf importierte und transport- wie lagerintensive Lebensmittel verzichtet, und auf Siegel wie fairen Handel achtet, ernährt sich frischer und schont die Umwelt. Eine gute Einkaufshilfe ist zum Beispiel der Utopia Saisonkalender.

Weiterlesen
Peter Cornelius Mayer-Tasch (Hg.): Der Hunger der Welt. Ein fatales Politikum. Campus, Frankfurt a.M. 2011. In ihrem Beitrag „Wer wird die Welt ernähren? Nachhaltige Landwirtschaft als Chance“ zeigen Franz-Theo Gottwald und Isabel Boergen konkrete Lösungsansätze zur komplexen Thematik.

Hinschauen
Der soeben in Deutschland angelaufene Dokumentarfilm „Landraub“ zeigt die Konsequenzen von globalen Spekulationen um Ackerland. Dabei lässt der Film sowohl Bauern wie auch Investoren zu Wort kommen, statt einfach nur anzuprangern. Hier geht’s zum Trailer des Films.

Headerfoto: Aus dem Film Landraub. „Äthiopien: Kleinbauern bei der Ernte“, © movienet

 

Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel erschien anlässlich des Welternährungstages 2015.

„Das Töten wird moralisch ausgelagert“

Fast 60 Milliarden landwirtschaftlich gehaltene Tiere bevölkern unsere Erde. Sie dienen dem Menschen als Eier-, Milch- und Fleischlieferanten. Die überwiegende Mehrheit dieser Hühner, Rinder und Schweine lebt nicht auf grünen Weiden, sondern fernab ihres natürlichen Lebensraums, fernab von Licht und Luft – und fernab des Menschen. Die industrielle Tierhaltung findet weit weg vom Verbraucher statt. Und die sind dankbar, von den realen Bedingungen der Schnitzelproduktion nicht allzu viel mitzubekommen. Kein Wunder also, dass wir manche Tiere als Freunde und andere nur als Gerichte wahrnehmen.

Verantwortung übernehmen

Die Tatsache, dass die Verbraucher vieles nicht wissen wollen, entbindet sie aber nicht ihrer Verantwortung. Und selbst, wer auf die Herkunft seiner Lebensmittel tierischen Ursprungs achtet, wer sich informiert und bewusst lebt, nimmt den Tod eines Lebewesens in Kauf – auch, wenn er den Akt des Tötens moralisch auslagert.

Die große Frage also bleibt: Darf der Mensch Tiere töten?

Bionachrichten

 

Und: Lässt sich Töten überhaupt vermeiden? Antworten auf diese und andere spannende Fragen sucht bionachrichten-Redakteurin Ronja Zöls im Interview mit Stiftungsmitarbeiterin Isabel Boergen.

Zu lesen hier (PDF) oder im aktuellen Oktober-Heft der Bionachrichten zum Schwerpunktthema Tierwohl.

 

 

Interview Boergen United Creatures

 

Was sich ganz konkret in Sachen Tierschutz in der Landwirtschaft ändern muss, und welche spezifischen Tierwohl-Probleme in der Schweinehaltung auf den Prüfstand müssen, erklärt Isabel Boergen Anfang Februar 2016 im Interview mit Michael Hartl von der österreichischen Initiative United Creatures. Das Interview ist der Auftakt einer Artikelserie zu den drängendsten Fragen landwirtschaftlicher Tierhaltung.

 

The Future of Meat

Wie sieht der Fleischkonsum im Jahr 2050 aus?

Welchen Einfluss hat jeder Einzelne mit seinen individuellen Konsumgewohnheiten auf Tiere, Ressourcen, Klima und Umwelt? Diese Fragen greift „The Future of Meat“ auf. Anna Berlis, die an der niederländischen Universität Hilversum Audiovisual Media studiert, und ihre Schwester Madelaine, angehende Produktdesignerin an der Universität Coburg, haben für ihre Abschlussarbeiten diese Filminstallation über die Zukunft des Fleischkonsums produziert. Damit scheinen die beiden einen Nerv getroffen zu haben: Das Crowdfunding für die Produktion lief im Vorfeld sehr erfolgreich, im Oktober wird das Projekt mit dem Tofutown Green Company Tomorrow Award ausgezeichnet.
In fünf Filmen werden verschiedene Szenarien durchgespielt:

  • Wir essen nur noch Insektenfleisch
  • Wir essen In-Vitro-Fleisch aus dem Labor
  • Wir essen weniger und dafür Bio-Fleisch
  • Wir üben völligen Fleischverzicht oder
  • Wir machen weiter wie bisher und ändern gar nichts.

the-future-of-meat-schweisfurth-stiftung


Denkanstoß

Die Filme liefen bereits als Installation an den beiden Universitäten Hilversum und Coburg. Geplant sind weitere Vorführungen auf Festivals, Konferenzen und in Hochschulen. „Wir wollen nicht sagen: Das oder das ist die richtige Lösung“, erklärt Madelaine Berlis. „Wir informieren und bringen die Leute dazu, sich mit dem Thema zu beschäftigen.“

Hinschauen!

Demnächst zu sehen ist „The Future of Meat“ in Eindhoven (NL), auf der Dutch Design Week vom 17.-25. Oktober 2015 sowie vom 20.-28. Februar 2016 auf der Munich Creative Business Week in der Alten Kongresshalle in München.

Die Schweisfurth Stiftung unterstützt das Filmprojekt als einer der Hauptsponsoren. 

Wenn Sie sich über das Projekt informieren möchten oder die Installation im Rahmen einer Veranstaltung zeigen möchten, finden Sie hier alles Wissenswerte: www.thefutureofmeat.com sowie facebook.com/thefutureofmeat

 

Kurz-gut

Projektname: The Future of Meat
Startschuss: 2014
Status:
läuft
Wirkungskreis:
global
Zielgruppe:
Verbraucher, Aussteller, Institutionen, Universitäten, Museen, Messen
Maßnahme:
Sponsoring, Kommunikation
Leitung / Ansprechpartner/in: Madelaine Berlis, The Future of Meat
Mehr unter: thefutureofmeat.com