Zwei Bio Pioniere inspirieren sich wechselseitig in Herrmannsdorf

Zeitgleich und doch vollkommen unabhängig voneinander haben sie eine wegweisende Entscheidung getroffen: Prinz Charles und Karl-Ludwig Schweisfurth waren bereits Mitte der 80er Jahre überzeugt davon, dass nur der Ökolandbau zukunftsfähig ist. Der eine begann in England 360 ha auf ökologische Bewirtschaftung umzustellen. Der andere gründete vor den Toren Münchens in Glonn die Herrmannsdorfer Landwerkstätten mit ökologischer Landwirtschaft und Lebens-Mittel Handwerk. Im Mai 2019 – knappe 35 Jahre später – lernten sich die beiden Bio-Pioniere in Herrmannsdorf persönlich kennen.

Anlässlich des zweitägigen Besuches in München hatte sich die königliche Hoheit den Besuch des weit über die Grenzen Bayerns hinaus bekannten Ökobetriebs Herrmannsdorfer Landwerkstätten gewünscht. Empfangen wurde er gleich von drei Schweisfurth-Generationen: dem Gründer Karl-Ludwig, seinem Sohn Georg und seiner Enkelin Sophie, die die Geschäftsleitung in Herrmannsdorf im Oktober 2018 von ihrem Onkel Karl übernommen hatte.

Vielfalt und innovative Ansätze insbesondere in der Tierhaltung inspirieren  

Beim gemeinsamen Rundgang durch die Herrmannsdorfer Landwerkstätten mit Sophie und Georg Schweisfurth, konnte sich Prinz Charles neue Ideen und Anregungen für seinen Bio-Betrieb in England holen.

Prinz Charles und seine Gemahlin, Herzogin Camilla, brachten ausreichend Zeit mit, so dass sie sich beim Rundgang die vielfältigen Gewerke in Herrmannsdorf erklären lassen und natürlich auch von den eigenen Erfahrungen berichten konnten. Absolut neu für den wohl berühmtesten Bio-Bauern Europas, Prinz Charles, war die von Karl-Ludwig Schweisfurth in den letzten 15 Jahren entwickelte und beforschte „symbiotische Landwirtschaft“. „Bei uns leben Rinder, Schweine und Masthühner auf Kleegras-Weiden zusammen und profitieren voneinander. Die Hühner übernehmen beispielsweise die Körperpflege bei den Schweinen. Die Rinder und die Schweine sind der Wachdienst für die Hühner und halten Fuchs, Habicht und Marder auf Distanz. Außerdem ist der Ertrag pro Hektar durch die symbiotische Bewirtschaftung deutlich höher. Eine echte Symbiose eben“ erklärt Georg Schweisfurth das Konzept der „symbiotischen Landwirtschaft“. Nach zwei Jahren zieht die tierische Gemeinschaft auf eine neue Fläche. Auf dem abgeweideten, durchwühlten und gut gedüngtem Areal werden danach wieder Getreide und andere Feldfrüchte angebaut. Die „symbiotische Landwirtschaft“ ist eine Innovation des „Alten von Herrmannsdorf“, wie sich Karl-Ludwig gerne selbst bezeichnet, für noch mehr Tierwohl. Und sie bringt Ackerbau und Tierhaltung in besonderer Weise in Einklang. Gerade in der Vielfalt liegt eine große Chance des Ökolandbaus.

Begeistert zeigte sich Prinz Charles auch von den mobilen Lösungen für Stall- und Futterplatz, die ohne ein hohes Maß an technischen Investitionen auskommen. So empfiehlt und praktiziert es auch der gemeinsame Bekannte der Bio-Pioniere, Joel Salatin. Der amerikanische Bauer und Autor trägt mit seiner praktischen Arbeit und Informations-Veranstaltungen auf der ganzen Welt zur Verbreitung der „regenerative Landwirtschaft“ bei.

Begleitende Forschung durch die LMU

Die Schweisfurth Stiftung arbeitet mit der „Tierärztlichen Fakultät“ der LMU München an einem Forschungsprojekt zur „symbiotischen Landwirtschaft“. Hierbei geht es auch darum mögliche Risiken der symbiotischen Landwirtschaft zu identifizieren, zu beurteilen und zu gewichten. Besondere Berücksichtigung findet neben praktischen Perspektiven wie Umsetzbarkeit, Ökonomie und Erweiterbarkeit, die Tiergesundheit mit allen relevanten veterinärbehördlichen Vorschriften. Am Ende soll eine Handreiche für ein geeignetes Risiko-Management für interessierte Betriebe und Veterinäre zur Verfügung stehen, die basierend auf wissenschaftlichen Ergebnissen die „symbiotische Landwirtschaft“ nach Herrmannsdorfer Vorbild als natürliche Tierhaltungsform fördert.

Einladung auf die Duchy Home Farm ausgesprochen

Das englische Thronfolgerpaar möchte den Austausch mit der Familie Schweisfurth gern fortsetzen und sprach eine Einladung auf den eigenen Bio-Betrieb, die Duchy Home Farm in Cornwall aus. Was sie verbindet sind die gemeinsamen Werte. Karl-Ludwig und Sophie haben sie in ihrem im Droemer Knaur Verlag erschienen Buch Das geht so nicht weiter eindrücklich beschrieben. Sie sind überzeugt: Die Würde des Menschen beginnt mit dem Respekt vor den Tieren.“

Die Überzeugung von Prinz Charles, dass eine öko-soziale Agrarwende notwendig ist, dokumentiert der renommierte Münchner Filmemacher Betram Verhaag in seinem Film „Der Bauer und sein Prinz“.