Anmeldung zum Praxisdialog kuhgebundene Kälberaufzucht
Nächste Termine:
- 6. April 2023, 09:30-16:00 Uhr //Scheuring // Zum Programm.
Teilnahmegebühr pro Termin (inklusiv Verpflegung und Getränke)
- 45,- Euro, bitte den Betrag passend bar vor Ort zahlen.
Die Veranstaltung richtet sich an interessierte Landwirt:innen mit Milchkuh- oder Rinderhaltung. Eingeladen sind ebenso Akteure aus Verarbeitung, Handel und Wissenschaft. Die Veranstaltung dient dem Erfahrungsaustauch und der Wissensvermittlung zur Öko-Rindermast und der kuhgebundenen Kälberaufzucht. Am Nachmittag findet eine Führung auf einem Praxisbetrieb mit kuhgebundener Aufzucht statt.
Die Zahl der Teilnehmenden ist begrenzt. Die Teilnahme erfolgt auf eigene Verantwortung.
Anmeldung
Organisation und Ansprechpartner für weitere Informationen:
Saro G. Ratter (Projektmanager Tierwohl)
Schweisfurth Stiftung
Rupprechtstr. 25, 80636 München
Mobil: 0151 72 22 41 76, Tel.: 089 – 17 95 95 -11, Fax: 089 – 17 95 95 -19
E-Mail an Saro G. Ratter
Veranstaltungstipp: Mut machende Alternativen zur Agrarindustrie
Wie die Agrarindustrie Tiere verheizt, landwirtschaftliche Betriebe ruiniert und Ressourcen verschwendet – diesen und weiteren Themen geht Tanja Busse in ihrem Vortrag am 15. Dezember 2016 im Münchner Zukunftssalon nach. Gleichzeitig zeigt sie Mut machende Alternativen und Lösungswege auf.
Kaum eine Woche vergeht ohne Nachrichten zur andauernden Milchkrise in Deutschland. Seit die Milchquote im Jahr 2015 ausgelaufen ist, werden in der EU pro Jahr 160 Millionen Liter Milch zu viel produziert. Die Milchpreise sind dadurch in den Keller gerasselt. Im Sommer berichtete der Tagesspiegel, dass Milchbauern von den Molkereien im Schnitt nur noch 24 Cent pro Liter erhalten. Neben den ökonomischen Einbußen bei den Landwirten führt die Überproduktion vor allem zu noch mehr Tierleid. Die hohe Milchproduktion macht die Kühe krank und unfruchtbar. Schon nach etwa drei Jahren (die natürliche Lebenserwartung beträgt 20 Jahre) werden sie im Melkstand geschlachtet.
Tanja Busse, Moderatorin, Journalistin und seit Dezember 2015 Mitglied im Kuratorium der Schweisfurth Stiftung, übt in ihrem Buch „Die Wegwerfkuh“ schonungslose Kritik an der vorherrschenden Hochleistungslandwirtschaft, die in ihren Augen zugleich eine Verschwendungs- und Vernichtungslandwirtschaft ist.
Beim Vortrag am Donnerstag, 15. Dezember 2016, gibt Tanja Busse Einblicke in ihre Rechercheergebnisse, zeigt auf, wie es hinter den Kulissen der Agrarwirtschaft zugeht und skizziert einen möglichen Weg zur nachhaltigen Agrarwende. Im Anschluss lädt der Veranstalter, das Münchner Forum Nachhaltigkeit, zu einer Diskussion ein, an der auch Dr. Rupert Ebner, Tierarzt und Vorstandsmitglied von Slow Food Deutschland teilnehmen wird.
Zeit: 15. Dezember 2016 // 19:00 bis 21:00 Uhr
Ort: Münchner Zukunftssalon, Waltherstr. 29, 80337 München
Anmeldung unter: anmeldung@oekom-verein.de
Milchbauern und Kühe an der Leistungsgrenze
Anlässlich des Tages der Milch am 1. Juni plädiert hier unsere Kuratorin, die Journalistin und Buchautorin Dr. Tanja Busse, für eine artgemäße Milchviehhaltung und einen anderen Umgang mit unseren Milchbauern.
„Wir müssen Kühe wieder als Lebewesen betrachten und nicht als Milchproduktionsmaschinen“.
So hat es der bayrische Futtermittelhändler Josef Feilmeier auf den Punkt gebracht, der sich seit Jahrzehnten für gute und vor allem gentechnikfreie Futtermittel einsetzt. Er kritisiert, dass das Futter der Milchkühe mit riskanten Zusatzstoffen angereichert wird. Zum Beispiel mit purem Harnstoff, dem Abfallprodukt unseres Stickstoff-Stoffwechsels, den Mensch und Tier eigentlich mit dem Urin ausscheiden. Kühe können Harnstoff aus ihrem Blut zwar tatsächlich recyceln, aber sie damit zu füttern, ist sehr riskant. Und durchaus typisch für die artifizielle Milchproduktion unserer Tage.
Zusammenleben in Symbiose
Jahrtausende lang hat die Kuh den Menschen begleitet. Ohne die Rinder wären die Menschen vermutlich nicht sesshaft geworden. Ihre besondere Eigenschaft: Sie können Gras in Milch und Fleisch verwandeln. So haben es die Kühe unseren Vorfahren ermöglich hat, auch in den Bergen und an den Küsten zu leben, in Gegenden, wo Ackerbau kaum Ertrag bringt. Kühe und Menschen haben so gemeinsam unsere Kulturlandschaften geprägt und dabei artenreiche Ökosysteme geschaffen.
Auf Hochleistung getrimmt
In den letzten Jahrzehnten haben Agrarwissenschaftler, Berater und Landwirte dieses System auseinandergenommen: Sie haben die robuste Weidekuh in eine Hochleistungsportlerin verwandelt und – fasziniert von ihrer enormen Leistungsfähigkeit – mit ihrem Verdauungssystem und ihren genetischen Anlagen experimentiert. Das Ergebnis ist die moderne Holstein-Friesian-Kuh, die vier bis fünf, in Extremfällen sogar zehn Mal so viel Milch gibt wie ihre Vorfahrinnen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Das ist natürlich mit Weidegras nicht möglich. Die Hochleistungskuh wird vor allem mit energiereichem Mais gefüttert. Weil Mais aber zu wenig Eiweiß enthält, braucht sie zusätzliche Eiweißquellen, Rapskuchen oder Sojaschrot. Oder eben Harnstoff.
Viel Milch – Kurzes Leben
Die Messlatte des Erfolgs war dabei lange die Milchleistung pro Kuh und Jahr. Rekordkühe schaffen mehr als 20 000 Liter pro Jahr, manche Betriebe erreichen einen Stalldurchschnitt von mehr als 10 000 Litern. Doch der Preis für diesen kurzfristigen Erfolg ist hoch: Denn die meisten Kühe schaffen es nicht, so viel zu leisten, und dabei langfristig gesund zu bleiben. Sehr viele Kühe werden schon nach zwei oder drei Jahren im Melkstand geschlachtet, obwohl ihre natürliche Lebenserwartung bei achtzehn bis zwanzig Jahren liegt.
„Die einseitige Selektion auf hohe Milchleistung macht die Kühe krank“, warnen kritische Tierärzte und Wissenschaftler. Einige von ihnen haben gerade die „Göttinger Erklärung zur Milchproduktion“ verabschiedet, in der sie die hohen Erkrankungsraten der Kühe auf die einseitige Selektion auf hohe Milchleistung zurückführen und dringend ein Umdenken einfordern.
Demütigung für die Bauern
Die Situation ist ziemlich absurd: Die Kühe geben so viel Milch, dass sie krank werden. Die Landwirte aber können davon nicht einmal leben, denn alle zusammen produzieren sie mehr Milch, als gebraucht wird. Und deshalb sinken die Preise. Der katastrophale Preisverfall seit dem Ende der Milchquote im letzten Jahr treibt viele Milchbauern in den Ruin, und alle machen zur Zeit Verluste. Anfang Mai haben die Discounter ihre Milchpreise auf weniger als 50 Cent pro Liter gesenkt – das ist skandalös und demütigend für die Bauern.
Artgerechte Haltung, faire Preise
Dabei ginge es so viel besser: Eine weniger intensive Milchviehhaltung brächte viele Vorteile: für die Kühe, weil sie auf die Weide dürften, für die Biodiversität, weil das Dauergrünland vielen gefährdeten Arten einen Lebensraum bietet, für die Regenwälder, weil weniger Soja importiert werden müsste, und auch für das Klima, denn Grünland bindet Treibhausgase. Doch dafür ist die Politik gefragt: Denn Kühe auf der Weide geben weniger Milch, und für 25 Cent kann das kein Bauer leisten. Wir bräuchten also einen fairen Lohn für Milchbauern und ihre Kühe und ein Dumpingverbot für Lebensmittel.
Zum Weiterlesen:
Tanja Busse (2015): Die Wegwerfkuh. Wie unsere Landwirtschaft Tiere verheizt, Bauern ruiniert, Ressourcen verschwendet und was wir dagegen tun können. Blessing Verlag.
Zum Freuen:
Kühe brauchen die Weide! Sehen Sie hier Bilder purer Lebensfreude vom Weideaustrieb des Hofes Dannwisch bei Elmshorn.