Ein FoodHub für München
Wissen, woher unser Essen kommt! Wissen, wer am täglichen Einkauf wie viel verdient! Mitbestimmen, was in den Regalen steht! Klingt utopisch? Aktuell setzt eine Gruppe von etwa 1.500 Münchnern alles in Bewegung, um einen FoodHub zu gründen. Einkaufen im Herzen der Stadt mit Benefits: bio, saisonal, lokal & gemeinsam.
FoodHubs – ein Konzept das weltweit überzeugt
Die InitiatorInnen Kristin Mansmann, Nikolaus Teixeira, Quentin Orain und Karl Schweisfurth haben sich entschlossen, das Konzept des FoodHubs nach München zu tragen. Ein Supermarkt, der von Erzeugern aus der Region beliefert wird und direkt an die Verbraucher verkauft. Während der Begriff FoodHub oder auch FoodCoop in New York seit 1973 mit 17.000 Mitgliedern durchgehend mit Leben gefüllt ist, lässt sich aktuell global ein Revival des Phänomens beobachten, so z.B. La Louve in Paris mit 6.000 Mitgliedern.
Wie funktioniert ein FoodHub?
Konkret soll das Konzept FoodHub in München als kooperative Direktvermarktung umgesetzt werden, basierend auf drei Prinzipien: Mitarbeit, Miteigentum und Transparenz. Damit verändert sich das Einkaufen für die Mitglieder und bringt Vorteile für die Einzelnen mit sich: jedeR bringt sich ein, arbeitet mit und ist gleichzeitig auch MiteigentümerIn durch eine finanzielle Einlage. Dadurch sinken die Preise: Die Lebens-Mittel können bis zu 30% günstiger verkauft werden, als in herkömmlichen Supermärkten. Auch können die GenossInnen selbst Vorschläge einbringen, welche Erzeugnisse dauerhaft im Regal stehen. So wird nicht nur große Transparenz geschaffen, sondern ein Gemeinschaftsgefühl und gemeinsame Verantwortung – füreinander und für die Lebens-Mittel.
100% Fleisch aus ökologischer Herkunft
„Eine Besonderheit des FoodHub München ist, dass neben dem Gemüse auch das Fleisch zu 100% bio sein soll. Auf konventionelle Alternativen wollen wir an dieser Stelle verzichten“, so Karl Schweisfurth der FoodHub München. „Die Bestrebungen gehen dahin, Tiere direkt vom Bauern zu kaufen. Wo möglich werden sie auf dem eigenen Hof geschlachtet (Weideschlachtung) und in mobilen Einheiten zerlegt.“ Auch das Thema kuhgebundene Kälberaufzucht spielt eine Rolle für den FoodHub. Dazu werden aktuell die Bezugsquellen für Milch, Käse und Fleisch sondiert.
„Lasst uns den sozialen und ökologischen Wandel so einfach machen, wie den Einkauf im Supermarkt“
…, so die Aufforderung des Vierergespanns. Aktuell stellen verschiedene Arbeitsgruppen zu den Themen Sortiment, Verpackung, Immobilie, Kommunikation, Events und IT die Drehschrauben – mitmachen willkommen!
Wer jetzt schon mal das Thema Food Hub für sich austesten bzw. Weggefährte werden möchte, kann bereits als Mitglied des Vereins aus einem kleinen aber feinen Sortiment Lebensmittel bestellen. Bereits zu diesem Zeitpunkt wird genau darauf geachtet, dass mindestens 50% der Produkte aus der Direktvermarktung stammen.
Wer den FoodHub bereits in der Startphase finanziell unterstützen möchte, findet hier die nötigen Informationen.
Resilient, kooperativ und regional: Die Solidarische Landwirtschaft – ein Zukunftsmodell?
Wir brauchen eine sozial-ökologische Transformation. Denn: Die Klimakrise macht uns die Herausforderungen der jetzigen Wirtschaftsweise bewusst. Und die Pandemie-Krise verdeutlicht die menschgemachten Probleme, wie soziale und ökonomische Ungerechtigkeiten, zusätzlich. Ein Weiter so ist keine Option. Doch wie könnten Alternativen aussehen? Im Bereich Land- und Lebensmittelwirtschaft erfährt das Konzept der Solidarischen Landwirtschaft einen immer größeren Zulauf. In der direkten und kooperativen Zusammenarbeit von VerbraucherInnen und ErzeugerInnen wird ein vielversprechendes Zukunftsmodell gesehen. Was zeichnet die Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) aus? Welche Erkenntnisse sind übertragbar? Ein Gespräch mit Stephanie Wild vom Netzwerk Solidarische Landwirtschaft e.V.:
Aktuell gibt es eine breite Diskussion darüber, wie die Weichen für eine sozial-ökologische Transformation gestellt werden können. Wie können SoLaWis dazu beitragen bzw. was kann von diesem Konzept gelernt werden?
„SoLaWis müssen als Erfahrungsräume verstanden werden. Sie zeigen, wie und vor allem das ein anderes Wirtschaften, sprich eine umweltverträgliche, kooperative Wirtschaftsweise, möglich ist. Damit demonstrieren die SoLaWis: Eine andere Art der (Land-) Wirtschaft ist nicht nur eine schöne Theorie, sondern wir können diese schon jetzt umsetzen. Das motiviert und macht all denen Mut, die mit unterschiedlichen Projekten aktiv den Wandel gestalten und vorantreiben. Außerdem machen die SoLaWis die komplexen Zusammenhänge unseres jetzigen Wirtschafts- und Agrarsystems erfahr- und damit begreifbar, z.B. erleben die Mitglieder einer SoLaWi die teils konterkarierende politische Rahmenbedingungen. Gleiches gilt für die Auswirkungen des Klimawandels. Die Mitglieder der SoLaWis erfahren unmittelbar, was z.B. Dürre mit ihrer Ernte und damit mit ihrem Speiseplan macht. Dieses Verständnis ist Voraussetzung für aktives Engagement.
Lebensmittelsicherheit dank regionaler Wertschöpfungsketten – diese und ähnliche Überschriften konnte man in letzter Zeit häufig lesen. SoLaWis stehen für regionale Wertschöpfung – doch was bedeutet das genau?
„Gerade jetzt ist Regionalität eine wesentliche Stärke für die SoLaWis. Sie sind bislang kaum von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise betroffen. Aktuell zeigt sich deutlich: Durch die kurzen geschlossenen Kreisläufe und das Prinzip der Selbstversorgung sind die SoLaWis widerstandsfähig, wenn äußere Systeme nicht mehr funktionieren. Sinn und Zweck der SoLaWis ist die nachhaltige und regionale Grundversorgung. D.h. wir plädieren für die Erhöhung des Selbstversorgungsgrads. Wir sind aber durchaus für Produktvielfalt und damit für den globalen Handel. So gibt es bspw. SoLaWis, die mit ähnlich organisierten Kooperativen in anderen Ländern zusammenarbeiten und von diesen Produkte wie Olivenöl und Orangen beziehen. Hier geht es darum, eine richtige Balance zu finden und ein faires Miteinander zu ermöglichen.“
VerbraucherInnen und LandwirtInnen haben sich stark voneinander entfernt. VerbraucherInnen können Herstellung und Verteilung der Lebensmittel kaum noch nachvollziehen. In den SoLaWis wird die Möglichkeit gesehen beide „Parteien“ wieder zusammenzubringen. Wie sehen Sie das?
„Durch das Konzept der SoLaWis wird eine gemeinsame Gesprächsbasis für LandwirtInnen und VerbraucherInnen geschaffen. Sie sprechen miteinander, nicht übereinander. Aktuell ist es in der Regel so, dass VerbraucherInnen über die Arbeit der LandwirtInnen nur über Dritte, sprich über Medien, erfahren. In den SoLaWis wird der direkte Informationsaustausch gefördert. Außerdem entsteht Verbindlichkeit zwischen den beiden Parteien: Die Mitglieder wollen nachvollziehen, wie die Beiträge investiert werden. Die ErzeugerInnen machen ihre Arbeit deshalb transparent – von der Aussaat bis zur Ernte. Dadurch wird der Aufwand der Lebensmittelerzeugung deutlich. SoLaWis tragen so zur Steigerung der Wertschätzung für die Arbeit der LandwirtInnen bei.“
Das Thema Ernährungssouveränität beschäftigt die Schweisfurth Stiftung schon sehr lange, gerade ist es wieder top aktuell. Welche Rolle nehmen SoLaWis hier ein?
„In den SoLaWis bestimmen die Erzeuger was angebaut wird. Oder besser gesagt: Es wird vom Boden her gedacht. Seine natürliche Beschaffenheit gibt vor, wie er bewirtschaftet wird. Im Rahmen des jetzigen Agrarsystems wird jedoch vom Produkt bzw. der Nachfrage aus gedacht und entsprechende Rahmenbedingungen gesetzt. Diese sind wenig flexibel und werden den unterschiedlichen Gegebenheiten in den verschiedenen Regionen oftmals nicht gerecht. Dies erschwert die Arbeit der LandwirtInnen enorm. Ein weiterer Aspekt ist, dass in den SoLaWis eine kostendeckende Erzeugung garantiert ist, d.h. die LandwirtInnen haben ausreichend finanzielle Mittel, um natur- und umweltverträglich arbeiten zu können. Dies ist in unserem jetzigen Agrarsystem leider nicht der Fall, aber definitiv eine wichtige Voraussetzung für Ernährungssouveränität.“
Was ist Solidarische Landwirtschaft?
In der Solidarischen Landwirtschaft (Solawi) tragen mehrere private Haushalte die Kosten eines landwirtschaftlichen Betriebs, wofür sie im Gegenzug dessen Ernteertrag erhalten. Durch den persönlichen Bezug zueinander erfahren sowohl die ErzeugerInnen als auch die VerbraucherInnen die vielfältigen Vorteile einer nicht-industriellen, marktunabhängigen Landwirtschaft (siehe https://www.solidarische-landwirtschaft.org/startseite/). In der Praxis finden sich vielfältige Konzepte der SoLaWi , die sich danach unterscheiden lassen, wer sie führt: ErzeugerInnen, (producer-led), die Gemeinschaft (community-led), ErzeugerInnen und VerbraucherInnen (producer-community partnerships) oder die Eigentümer-Gemeinschaft eines Hofes (Community-owned farms).
Resilient, kooperativ und regional: Die Solidarische Landwirtschaft – ein Zukunftsmodell?
Wir brauchen eine sozial-ökologische Transformation. Denn: Die Klimakrise macht uns die Herausforderungen der jetzigen Wirtschaftsweise bewusst. Und die Pandemie-Krise verdeutlicht die menschgemachten Probleme, wie soziale und ökonomische Ungerechtigkeiten, zusätzlich. Ein Weiter so ist keine Option. Doch wie könnten Alternativen aussehen? Im Bereich Land- und Lebensmittelwirtschaft erfährt das Konzept der Solidarischen Landwirtschaft einen immer größeren Zulauf. In der direkten und kooperativen Zusammenarbeit von VerbraucherInnen und ErzeugerInnen wird ein vielversprechendes Zukunftsmodell gesehen. Was zeichnet die Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) aus? Welche Erkenntnisse sind übertragbar? Ein Gespräch mit Stephanie Wild vom Netzwerk Solidarische Landwirtschaft e.V.:
Aktuell gibt es eine breite Diskussion darüber, wie die Weichen für eine sozial-ökologische Transformation gestellt werden können. Wie können SoLaWis dazu beitragen bzw. was kann von diesem Konzept gelernt werden?
„SoLaWis müssen als Erfahrungsräume verstanden werden. Sie zeigen, wie und vor allem das ein anderes Wirtschaften, sprich eine umweltverträgliche, kooperative Wirtschaftsweise, möglich ist. Damit demonstrieren die SoLaWis: Eine andere Art der (Land-) Wirtschaft ist nicht nur eine schöne Theorie, sondern wir können diese schon jetzt umsetzen. Das motiviert und macht all denen Mut, die mit unterschiedlichen Projekten aktiv den Wandel gestalten und vorantreiben. Außerdem machen die SoLaWis die komplexen Zusammenhänge unseres jetzigen Wirtschafts- und Agrarsystems erfahr- und damit begreifbar, z.B. erleben die Mitglieder einer SoLaWi die teils konterkarierende politische Rahmenbedingungen. Gleiches gilt für die Auswirkungen des Klimawandels. Die Mitglieder der SoLaWis erfahren unmittelbar, was z.B. Dürre mit ihrer Ernte und damit mit ihrem Speiseplan macht. Dieses Verständnis ist Voraussetzung für aktives Engagement.
Lebensmittelsicherheit dank regionaler Wertschöpfungsketten – diese und ähnliche Überschriften konnte man in letzter Zeit häufig lesen. SoLaWis stehen für regionale Wertschöpfung – doch was bedeutet das genau?
„Gerade jetzt ist Regionalität eine wesentliche Stärke für die SoLaWis. Sie sind bislang kaum von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise betroffen. Aktuell zeigt sich deutlich: Durch die kurzen geschlossenen Kreisläufe und das Prinzip der Selbstversorgung sind die SoLaWis widerstandsfähig, wenn äußere Systeme nicht mehr funktionieren. Sinn und Zweck der SoLaWis ist die nachhaltige und regionale Grundversorgung. D.h. wir plädieren für die Erhöhung des Selbstversorgungsgrads. Wir sind aber durchaus für Produktvielfalt und damit für den globalen Handel. So gibt es bspw. SoLaWis, die mit ähnlich organisierten Kooperativen in anderen Ländern zusammenarbeiten und von diesen Produkte wie Olivenöl und Orangen beziehen. Hier geht es darum, eine richtige Balance zu finden und ein faires Miteinander zu ermöglichen.“
VerbraucherInnen und LandwirtInnen haben sich stark voneinander entfernt. VerbraucherInnen können Herstellung und Verteilung der Lebensmittel kaum noch nachvollziehen. In den SoLaWis wird die Möglichkeit gesehen beide „Parteien“ wieder zusammenzubringen. Wie sehen Sie das?
„Durch das Konzept der SoLaWis wird eine gemeinsame Gesprächsbasis für LandwirtInnen und VerbraucherInnen geschaffen. Sie sprechen miteinander, nicht übereinander. Aktuell ist es in der Regel so, dass VerbraucherInnen über die Arbeit der LandwirtInnen nur über Dritte, sprich über Medien, erfahren. In den SoLaWis wird der direkte Informationsaustausch gefördert. Außerdem entsteht Verbindlichkeit zwischen den beiden Parteien: Die Mitglieder wollen nachvollziehen, wie die Beiträge investiert werden. Die ErzeugerInnen machen ihre Arbeit deshalb transparent – von der Aussaat bis zur Ernte. Dadurch wird der Aufwand der Lebensmittelerzeugung deutlich. SoLaWis tragen so zur Steigerung der Wertschätzung für die Arbeit der LandwirtInnen bei.“
Das Thema Ernährungssouveränität beschäftigt die Schweisfurth Stiftung schon sehr lange, gerade ist es wieder top aktuell. Welche Rolle nehmen SoLaWis hier ein?
„In den SoLaWis bestimmen die Erzeuger was angebaut wird. Oder besser gesagt: Es wird vom Boden her gedacht. Seine natürliche Beschaffenheit gibt vor, wie er bewirtschaftet wird. Im Rahmen des jetzigen Agrarsystems wird jedoch vom Produkt bzw. der Nachfrage aus gedacht und entsprechende Rahmenbedingungen gesetzt. Diese sind wenig flexibel und werden den unterschiedlichen Gegebenheiten in den verschiedenen Regionen oftmals nicht gerecht. Dies erschwert die Arbeit der LandwirtInnen enorm. Ein weiterer Aspekt ist, dass in den SoLaWis eine kostendeckende Erzeugung garantiert ist, d.h. die LandwirtInnen haben ausreichend finanzielle Mittel, um natur- und umweltverträglich arbeiten zu können. Dies ist in unserem jetzigen Agrarsystem leider nicht der Fall, aber definitiv eine wichtige Voraussetzung für Ernährungssouveränität.“
Was ist Solidarische Landwirtschaft?
In der Solidarischen Landwirtschaft (Solawi) tragen mehrere private Haushalte die Kosten eines landwirtschaftlichen Betriebs, wofür sie im Gegenzug dessen Ernteertrag erhalten. Durch den persönlichen Bezug zueinander erfahren sowohl die ErzeugerInnen als auch die VerbraucherInnen die vielfältigen Vorteile einer nicht-industriellen, marktunabhängigen Landwirtschaft (siehe https://www.solidarische-landwirtschaft.org/startseite/). In der Praxis finden sich vielfältige Konzepte der SoLaWi , die sich danach unterscheiden lassen, wer sie führt: ErzeugerInnen, (producer-led), die Gemeinschaft (community-led), ErzeugerInnen und VerbraucherInnen (producer-community partnerships) oder die Eigentümer-Gemeinschaft eines Hofes (Community-owned farms).