Agrarbericht 2021: Das Ganze im Blick
Alles hängt miteinander zusammen: Corona, Klima, Biodiversität. Klar ist deshalb: Um diese Krisen zu lösen, dürfen sie nicht isoliert voneinander betrachtet werden. Klar ist auch, dass eine tiefgreifende Transformation des Agrar- und Ernährungssystems dazu notwendig ist. Davon sind die Autor:innen des diesjährigen Kritischen Agrarberichts zum Schwerpunkt „Welt im Fieber – Klima & Wandel“ überzeugt. Wie der Wandel gelingen kann, welche innovativen Ansätze es bereits gibt und was es für eine erfolgreiche Umsetzung Bedarf wird darin ausführlich diskutiert, u.a. mit Beiträgen von Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald, Senior Advisor der Schweisfurth Stiftung, und Dr. Niels Kohlschütter, Vorstand der Schweisfurth Stiftung.
Agrar- und Ernährungswende müssen zusammen gedacht werden
Eine Agrarwende ist ohne die Transformation des Ernährungssystems nicht möglich. Davon ist Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald überzeugt. Für das Gelingen der Ernährungswende spielen die Verbraucher:innen eine wesentliche Rolle. Erste Anzeichen für ein Umdenken seitens der Konsument:innen sind da: „Der Markt für genießbare, nährstoffreiche, pflanzliche Alternativen zu Produkten tierischen Ursprungs wächst dynamisch. So setzte beispielsweise die Rügenwalder Mühle, einer der Pioniere und Trendtreiber für Fleisch- und Wurstwarenersatz in Deutschland, im ersten Halbjahr 2020 50 Prozent mehr davon ab als im Vorjahreszeitraum“, so Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald. Dies lässt sich insbesondere auf die Änderung der Essgewohnheiten von jungen Erwachsenen zurückführen, wie auch der von der Heinrich Böll Stiftung jüngst erschienene Fleischatlas resümiert: „Im Vergleich mit der Gesamtbevölkerung ernähren sich doppelt so viele 15- bis 29-Jährige vegetarisch oder vegan.“ Tierethische Gründe, Klimaschutz und Gesundheit sind die wesentlichen Treiber dieser Entwicklung. Die ausführliche ernährungsökologische Analyse von Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald über das Potenzial pflanzlicher Alternativen zu tierischen Produkten gibt es hier zum Nachlesen.
Eine zukunftsfähige Landwirtschaft
– geht nur ohne chemisch-synthetische Pestizide. Zu diesem Schluss kommen Dr. Niels Kohlschütter und Co-Autorin Johanna Bär, Geschäftsführerin des Bündnisses für enkeltaugliche Landwirtschaft, in ihrem Beitrag „Vom Winde verweht – Studie belegt Pestizidbelastung der Luft in Deutschland“. Das alarmierende Ergebnis der Studie: An drei Viertel aller Untersuchungsstandorte konnten mindestens fünf und bis über 30 Pestizide nachgewiesen werden – sowohl in der Stadt, auf dem Land und sogar in Naturschutzgebieten. Ein Beleg für den massiven Pestizideinsatz in der Landwirtschaft mit weitreichenden Konsequenzen für Umwelt und Gesundheit. „Wir fordern deshalb, dass die EU-Kommission bis 2035 alle chemisch-synthetischen Pestizide verbietet und dabei mit denen beginnt, die für unsere Gesundheit und Umwelt am gefährlichsten sind“, erklärt Dr. Niels Kohlschütter., „Hier setzen wir auf die Anpassung der EU-Verordnung zur Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe an die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse.“ Alle Hintergründe zur Studie können hier Nachgelesen werden.
Über den kritischen Agrarbericht
„Der kritische Agrarbericht“ wird seit 1993 alljährlich vom AgrarBündnis e.V. herausgegeben, einem Zusammenschluss von derzeit 25 Verbänden der bäuerlichen und ökologischen Landwirtschaft, des Umwelt- und Naturschutzes, des Tierschutzes, der Entwicklungszusammenarbeit sowie der Kirchen. „Der kritische Agrarbericht“ dokumentiert die ganze thematische Breite der agrarpolitischen Debatte eines Jahres vor dem Hintergrund der europäischen und weltweiten Entwicklung.