Tierwohl in der Schweinehaltung – was heißt das überhaupt?

Schweine in Deutschland haben ein sehr kurzes und meist auch kein sehr schönes Leben. Wie können Verbesserungen in den Bereichen Zucht, Haltung, Transport und Schlachtung für mehr Tierwohl in der Schweinehaltung sorgen? Welche Verantwortung hat der Mensch gegenüber den Tieren, die er großzieht und konsumiert? Diesen Fragen gehen Nora Klopp, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Schweisfurth Stiftung und Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald, Vorstandsvorsitzender der Schweisfurth Stiftung, in dem Artikel „Schwein gehabt? Tier- und konsumethische Aspekte des Umgangs mit Schweinen“ nach. Erschienen ist der Beitrag in dem Sammelband „Fleisch. Vom Wohlstandssymbol zur Gefahr für die Zukunft“, herausgegeben von Prof. Dr. Jana Rückert-John und Dr. Melanie Kröger. Lesen Sie hier eine kurze Zusammenfassung des Beitrags:

Woher kommt mein Essen?

Diese Frage stellen sich immer mehr VerbraucherInnen. Doch eine schnelle Antwort darauf gibt es meist nicht, denn die Produktionskette einzelner Lebensmittel nachzuvollziehen ist zeitintensiv und oftmals aufgrund intransparenter, komplexer Lieferketten unmöglich. Doch genau dies ist notwendig, damit sich der/die KonsumentIn im Supermarkt entscheiden kann – für tierische Produkte aus artgerechter Haltung. Es tragen z.B. die Haltung nach Bio-Richtlinien, auf Stroh oder im Freien dazu bei, dass die Tiere, die wir essen, ein Leben frei von Hunger und Durst, Unbehagen, Schmerzen, Krankheiten sowie Angst und Leiden haben. Aber auch die Freiheit zum Ausleben tierspezifischer Verhaltensweisen sind essentiell. Ein Tierwohl-Label, welches den VerbraucherInnen als Orientierung im Supermarkt dient, sollte all diese Faktoren berücksichtigen.

Derzeit gibt es eine Reihe unterschiedlicher Herkunftszeichen und Siegel: So haben einige große Supermarktketten eigene Labels eingeführt und 2019 auch das Bundeskabinett. Das staatliche Tierwohlkennzeichen – vorerst nur für das Schwein – ist jedoch nicht verpflichtend auf allen Produkten anzugeben, so dass es nur bedingt seine Wirkung entfalten kann. Aktuell steht der/die VerbraucherIn einem unübersichtlichen Label-Dschungel gegenüber. Nur ein bundesweit einheitliches und verpflichtendes Label würde hier eine Verbesserung bringen.

Weniger wird mehr

Damit zunehmend mehr Schweine ein besseres Leben haben, ist ein Umdenken sowohl auf Verbraucher- als auch auf Erzeugerseite notwendig: Denn die tiergerechte Haltung ist mit einem deutlichen finanziellen Mehraufwand für LandwirtInnen verbunden. Das bedeutet, dass auch die KonsumentInnen bereit sein müssen höhere Kosten für mehr Tierwohl mitzutragen und ihren Einkauf nach dem Prinzip „Weniger wird mehr“ ausrichten – weniger Fleisch, dafür aus guter Haltung und zu fairen Preisen für Mensch und Tier.

Fleisch. Wohlstand oder Gefahr für die Zukunft?

Welche Rolle Fleisch in unserer Gesellschaft im Wandel der Zeit einnimmt und einnehmen kann, diskutieren WissenschaftlerInnen auf rechtlicher, ökonomischer, ethischer, historischer und kultursoziologischer Perspektive ausführlich im Band „Fleisch“ der Reihe Ernährung & Gesellschaft, erschienen bei Nomos.

Ernährungssouveränität versus Ernährungssicherung?

Im November 2018 sprach Prof.  Dr. Franz-Theo Gottwald, Vorstand der Schweisfurth Stiftung, auf der
3. International Conference On Agricultural Engineering and Food Security. In seinem Vortrag zeigte er auf, wie Ernährungssouveranität und Ernährungssicherheit miteinander in Einklang gebracht werden können.

Bauernrechte stärken

Der Begriff Ernährungssouveränität hat seine Wurzeln in der Vereinigung Via Campesina, einer Gruppe von Bäuerinnen und Bauern sowie Landarbeiterinnen und Landarbeitern, die sich unter anderem für unabhängige Landwirtschaft und die Rechte von Bauern, Landfrauen und der Jugend einsetzt. Mittlerweile unterstützt eine Vielzahl von NGOs und Bauerngewerkschaften dieses Konzept, das eine nachhaltige Lebensmittelversorgung für eine wachsende Bevölkerung sicherstellen soll. Ziel der Ernährungssicherung ist, dass global alle Menschen dauerhaften wirtschaftlichen und körperlichen Zugang zu sicheren und nahrhaften Lebensmitteln haben. Die Ernährungssouveränität baut darauf auf: Neben der sicheren Verfügbarkeit postuliert sie eine freie Auswahl von Lebensmitteln entsprechend des kulturellen Hintergrunds sowie die Rücksichtnahme auf individuell bevorzugte Ernährungsgewohnheiten.

Lokale Märkte – lokale Kunden

Um globale Ernährungssouveränität zu gewährleisten, müssten sich laut Prof. Gottwald die legalen Voraussetzungen jedoch deutlich von der heutigen politischen Praxis unterscheiden. Lokale Märkte und der Waren- und Güteraustausch zwischen ErzeugerInnen und KonsumentInnen könnten die Preise senken und die Souveränität der Einzelnen erhöhen. Außerdem müssten ausgewählte Grundnahrungsmittel subventioniert werden, sodass eine gesunde und nährstoffreiche Ernährung für alle Menschen ermöglicht wird.

Überwindung eines agrarpolitischen Konflikts

Stehen globales Wirtschaftswachstum und die Möglichkeit, Ernährungs- und Landwirtschaftsstil selbst zu definieren und zu wählen, im Widerspruch? Der „entweder … oder“-Ansatz sei obsolet, so Prof. Gottwald, vielmehr ginge es um ein grundsätzlich inklusives Denken: Die Produktion muss bei wachsender Weltbevölkerung zunehmen, dabei sollte aber auch Ernährungssouveränität garantiert werden. Grüne Revolution und ökologische Intensivierung schließen sich nicht aus, sondern sollten Hand in Hand gehen.

Offene ethische Fragen

Bedingung für eine solche Entwicklung ist die legale und ethisch verantwortungsvolle Ausrichtung zukünftiger Marktstrukturen. Dies gilt insbesondere mit Blick auf Technik, Patente, Boden und Verbraucherrechte. Darüber hinaus spielen Tierwohl sowie der Schutz von Umwelt- und Ökosystemen eine wichtige Rolle. Die globalen Macht-Asymmetrien müssen verschoben und durch solche ersetzt werden, die Ernährungssouveränität garantieren, sodass sie den Kampf gegen den Hunger unterstützen.

 

Weitere Informationen zum Thema finden Sie im aktuellen Jahrbuch Ökologie: „Leitkultur Ökologie? Was war, was ist, was kommt?“

„Gemüse aus dem Hochhaus?“

Auszüge aus dem Beitrag der Schweisfurth Stiftung im Kritischen Agrarbericht 2018.

Ein neuer Trend aus den Ballungszentren Asiens macht auch an den europäischen Stadtgrenzen keinen Halt: Vertical Farming (VF). Hochtechnologisierte Unternehmen bieten damit eine weitere Art der (peri)urbanen Nahrungsmittelproduktion. Global werden zunehmend Flächen in Städten für den Anbau von Kräutern und Gemüse erschlossen – was mit Urban Gardening Bewegungen begann, wird nun professionalisiert und industrialisiert.

Was ist Vertical Farming?

Unter dem Begriff Vertical Farming werden verschiedenste, vertikal aufgebaute Kreislaufanlagen zur Erzeugung von pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln zusammengefasst. Gemüse und Kräuter werden in hydroponischen Systemen zumeist erdlos bzw. anorganisch auf Steinwolle, Kokosfaser o.ä. mit einer Nährstofflösung versorgt. Bei der Aquaponik teilen sich Pflanzen und Fische das zirkulierende Wasser und nutzen die jeweiligen Abfallprodukte des anderen als Nährstoffe. Angebaut wird in zum Teil mehrstöckigen Gebäuden oder unterirdisch beispielsweise, in ehemaligen Bunkern. Die Kombination aus einer dosierbaren Nährstoffversorgung und Licht-Bestrahlung durch LED-Lampen bietet ideale Bedingungen für ein schnelles Wachstum der Pflanzen und Fische.

Das neue Bio?

Die Vorteile des VF scheinen offensichtlich: Die Transportwege zwischen Produzent und Verbraucher sind kurz. Durch den Etagenbau wird wenig Fläche verbraucht, durch die geschlossenen Anlagen wird Wasser eingespart. Düngemittel sind kaum notwendig. Doch was sagt der kritische Blick aus ethischer Perspektive? Inwieweit kann eine solche anorganische Lebensmittelproduktion zu einer nachhaltigen und umweltethisch vertretbaren Lebensmittelversorgung beitragen?

Ein Zwischenfazit

Anhand der Sustainable Development Goals (SDGs)  haben Nora Klopp und Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald in ihrem Artikel hydroponische und aquaponische Kreislaufanlagen unter die Lupe genommen. Wie naturnah muss oder naturfern darf der Anbau von Lebensmitteln sein, um noch als nachhaltig zu gelten? Einige Folgerungen und Forderungen der Schweisfurth Stiftung in Hinblick auf den VF Trend sind hier angeführt. Für ein abschließendes Urteil ist jedoch weitere Forschung notwendig.

  • „Die Regeneration und Pflege von Böden ist zwingend notwendig. Dies kann auch im Rahmen von ökologischem Landbau geschehen. Der Betrieb von [Kreislaufanlagen] kann nicht als Alternative bei weiter voranschreitender Bodenerosion gelten. Es gilt eine Konfliktverlagerung von Konkurrenz um fruchtbare Böden hin zu Nährsubstraten zu unterbinden.
  • Die Gesundheitsfolgen von Pflanzen aus anorganischem Anbau sind weitgehend ungeklärt. Vor einer Zulassung müssten langfristige Folgen für Mensch, Tier und Pflanzen erforscht werden.
  • Mit zunehmender Inbetriebnahme von VF-Systemen steigt das Risiko der Abnahme von Biodiversität von Saat- und Zuchtgut. Ein Erhalt der Biodiversität trotz voranschreitender Spezialisierung im Lebensmittelsektor muss garantiert werden.“
  • Vertical Farming darf nicht zu einem Reboundeffekt führen und die Flächenversiegelung verstärken. Wenn durch Vertical Farming ursprünglich landwirtschaftlich genutzte Fläche frei wird, muss die weitere Nutzung dieser Landflächen im Sinne einer nachhaltig ökologischen Entwicklung klar geregelt sein.
  • „Um Hydrokultur und Aquaponik als nachhaltig einstufen zu können, ist eine ganzheitliche Prüfung unter Berücksichtigung aller Faktoren (inklusive der externen Kosten) notwendig. Dazu gehören u. a. Energie, Wasser, Nährstoffe, Regeneration, Flächennutzung.“

 

Lesen Sie hier den ganze Artikel „Gemüse aus dem Hochhaus?“ von Nora Klopp und Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald im Kritischen Agrarbericht 2018 nach. Der Kritische Agrarbericht 2018 wurde am 18. Januar 2018 mit dem Schwerpunkt „Globalisierung gestalten“ und Stellungnahmen zur aktuellen Agrarpolitik auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin vorgestellt. Seit 1993 wird er jährlich vom AgrarBündnis e.V. herausgegeben und dokumentiert die thematische Bandbreite der agrarpolitischen Debatte vor dem Hintergrund der europäischen und weltweiten Entwicklung. Hier finden Sie die aktuelle Pressemitteilung.

Mit Forschung und Musik im Einsatz für den Auenschutz

Am Freitag, 13. Oktober 2017, wurde in Rastatt bei Karlsruhe der mit 20.000 Euro dotierte Wolfgang Staab-Naturschutzpreis für besondere Leistungen zugunsten einer nachhaltigen Entwicklung in Fluss- und Auenlandschaften verliehen. Preisträger sind in diesem Jahr die zwei Umweltaktivisten und Naturschützer Nikolaus Geiler und Wolfgang E. A. Stoiber.

Naturschutz als Generationenprojekt

Nikolaus Geiler überzeugte die dreiköpfige Jury, bestehend aus der Stifterin des Preises, Dr. Dorette Staab, Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald (Vorstand der Schweisfurth Stiftung) und Prof. Dr. Emil Dister (Aueninstitut am Karlsruher Institut für Technologie) mit seinem Engagement in Theorie und Praxis. Der Gewässer-Biologe ist Gründer der Aktion „Rettet den Rhein“ und ist damit maßgeblich daran beteiligt, dass heute wieder Lachse im Rhein schwimmen. Zusammen mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) erstellte er zahlreiche Studien zum naturnahen Hochwasserrückhalt sowie zur Auenrevitalisierung. Außerdem ist er Herausgeber des BBU-WASSER-RUNDBRIEFES und Sprecher des Arbeitskreises Wasser des Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU). Jenseits des Schreibtisches setzt sich der Preisträger unter anderem aktiv für die Pflanzen- und Tierwelt an der Dreisam in Freiburg ein. Dabei ist es ihm ein Anliegen, die junge Generation im Rahmen von Projekten mit Schulklassen an den Gewässerschutz heranzuführen. Bei der regionalen Arbeit verliert Geiler jedoch die globale Dimension nicht aus dem Blick. „Wir müssen uns auch in der Gewässerschutzpolitik viel mehr Gedanken darüber machen, welche Verantwortung wir gegenüber Entwicklungs- und Schwellenländer haben, wenn es um eine sozial und ökologisch akzeptable Produktion geht“.

Dr. Brigitte Dahlbender, Vorstandsvorsitzende des Landesverbands Baden-Württemberg des BUND würdigte Nikolaus Geiler in ihrer Laudatio für sein zielorientiertes Engagement: „Er legt den Finger in die Wunde, bringt die Gegenseite, aber auch seine Verbündeten zum Nachdenken und zeigt Wege auf, die richtige Lösung umzusetzen.“

Kulturprojekte für die Renaturierung der Weißen Elster

Den zweiten Preisträger Wolfgang E. A. Stoiber beschrieb Dr. Nils Franke, Sprecher der Regionalgruppe Sachsen des Bundesverbands Beruflicher Naturschutz e. V., in seiner Laudatio als „energiegeladen, ideenreich, teilweise völlig unorthodox, strategisch höchst geschickt und ehrenamtlich arbeitend bis zum Anschlag“. Der ehemalige Metzgermeister hat sich dem Naturschutz des Leipziger Auwalds und der weißen Elster verschrieben. Er ist Mitgründer und Vorsitzender des Vereins Naturschutz und Kunst Leipziger Auwald (NuKLA e.V.), der sich als Schnittstelle zwischen „Natur, Kultur, Ökologie und Ökonomie“ sieht. Das Hauptziel ist die Renaturierung der Weißen Elster zwischen Zeitz und Halle/Merseburg. Mit dem AULA-PROJEKT2030 soll eine beispielhafte Verbindung von integriertem Hochwasserschutz, Naturschutz und sanftem Tourismus geschaffen werden. Neben 37 Konzerten, die der Verein bereits organisiert hat, finden regelmäßig Aktivitäten im NuKLA Bildungswerk statt. In Zusammenarbeit mit der Volkshochschule werden Umweltbildungskurse und Auwald-Exkursionen angeboten. Um den fachlichen Austausch zu unterstützen, fanden im Frühjahr 2017 erstmals das Auenökologiesymposium sowie die AULA-Citytagung statt.

„Privatpersonen, die Impulse geben, kritische Fragen stellen und die Rolle des Natur-und Umweltschutzes in der Konkurrenz um Ressourcen und Flächen immer wieder thematisieren sind wesentlich für die nachhaltige Entwicklung von Fluss- und Auenlandschaften“, ist  Prof. Franz-Theo Gottwald überzeugt. Große Freude hatten Jury und Gastgeber Prof. Dr. Florian Wittmann, seit 2016 Leiter des Rastätter Aueninstituts, deshalb mit dem steigenden Interesse der jüngeren Generationen am Naturschutzpreis.

Der Wolfgang Staab-Naturschutzpreis würdigt Verdienste um Fluss- und Auenschutz

Seit 2015 vergibt die Schweisfurth Stiftung den mit 20.000 Euro dotierten Preis in Kooperation mit dem Wolfgang Staab-Naturschutzfonds an Personen, die sich besonders für den Fluss- und Auenschutz engagieren. Wolfgang Staab (1938-2004) machte sich als leidenschaftlicher Umweltschützer in Rheinland-Pfalz einen Namen. Als Vorsitzender des Landesverbandes Rheinland-Pfalz des BUND wirkte er viele Jahre sehr erfolgreich; später war er als Schatzmeister im BUND-Bundesverband tätig. Seine Witwe Dr. Dorette Staab richtete 2014 den Wolfgang Staab-Naturschutzfonds innerhalb der Schweisfurth Stiftung ein.

Mit der Verleihung des Wolfgang Staab-Preises 2017 beginnt zugleich die Bewerbungsfrist für die Preisvergabe 2018. Die Frist läuft bis zum 1. Dezember 2017. Weiterführende Informationen finden Sie hier.

Header-Foto (v.l.n.r.): Wolfgang E. A. Stoiber, Dr. Nils Franke, Dr. Dorette Staab, Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald, Nikolaus Geiler, Dr. Brigitte Dahlbender, Prof. Dr. Emil Dister

Simsseer Weidefleisch eG – eine bäuerlich-handwerkliche Erzeuger- und Verbrauchergemeinschaft

Die Simsseer Weidefleisch eG ist hat sich zum Ziel gesetzt, aus eigenen artgerecht gehaltenen Tieren und denen von Kooperationsbauern Fleisch, Schinken und Würste zu erzeugen und bis auf den Teller des Verbrauchers selbst zu vermarkten. Anfang 2017 wurde der Betrieb fertiggestellt.

 

Karl Ludwig Schweisfurth, Ehrenvorsitzender des Kuratoriums, Metzgermeister, Unternehmer & Autor, Gründer der Schweisfurth Stiftung & der Herrmannsdorfer Landwerkstätten, Begründer der Symbiotischen Landwirtschaft

Herr Schweisfurth, sie kennen ihre Mitgründer Maria und Rudolf Finsterwalder (Unternehmer und Architekten) sowie Jürgen Körber über verschiedenste Projekte der Herrmannsdorfer Landwerkstätten bereits länger. Wie kamen sie gemeinsam auf die Idee der Gründung einer Genossenschaft auf dem Gelände der Landmühle in Stephanskirchen?

Karl Ludwig Schweisfurth: Ich habe zusammen mit Rudolf verschiedene sogenannte „Schlachtfesthäuser“ für Partner geplant, die Unternehmen ähnlich wie Herrmannsdorfer (Link: https://www.herrmannsdorfer.de/) aufgebaut haben. Vor etwa drei Jahren entschied Rudolf, selbst so etwas zu machen, vor allem, weil inzwischen die Idee einer Genossenschaft geboren war und das Landwirtschaftsministerium bereit war, so ein Projekt zu unterstützen: als ein Modell der „Entwicklung der ländlichen Räume“.

Die genossenschaftliche Organisation der Lebens-Mittel-Erzeugung liegt global im Trend. Auch die Anzahl von solidarischen Landwirtschafts-Betrieben (SoLaWis) nimmt weiterhin zu – in Deutschland kann man heute mindestens 145 von ihnen zählen. Viele bauen Gemüse an, teilweise in Kombination mit der Herstellung tierischer Produkte. Welche Vorteile und welche Risiken bringt die Organisation als Genossenschaft für die Erzeugung von tierischen Lebens-Mitteln mit sich?

KLS: Wir machen etwas anderes. Bauern und der Metzger tun sich zusammen, um gemeinsam etwas zu machen, was der Einzelne alleine nicht kann. Und der Charme der Genossenschaft ist es, dass wir die Bürger der Region einladen, als Genosse oder Darlehensgeber mitzumachen, und ein Unternehmen auf die Beine zu stellen, dass von alleine nicht entstehen würde, das aber wie jedes Unternehmen auch scheitern kann.

Der Vertrieb der Lebens-Mittel findet über den eigenen Laden und das Wirtshaus Salettl statt. Transparenz wird groß geschrieben. Die Erzeuger-Gemeinschaft kauft Tiere zu, die dann in der Landmühle geschlachtet und in der Warmfleischmetzgerei verarbeitet werden. Wie kommen die Kooperationen zustande und welche Anforderungen werden an die Bauern in Bezug auf eine artgerechte Tierhaltung gestellt?

KLS: Es wird der Bogen gespannt von der Weide bis auf den Teller. Das bedeutet de facto die Befreiung vom Druck des Systems.
Durch Berichte in den Medien, durch Mund zu Mund und durch Informationsveranstaltungen.

Mit wie vielen Kooperationsbauern arbeitet die Simsseer Weidefleisch eG zusammen?

KLS: Zurzeit drei, mit wachsendem Interesse.

Das Konzept der symbiotischen Weidehaltung ist für die Simsseer Weidefleisch eG Vorbild. Was macht diese Art der Haltung aus? Wo liegen die Herausforderungen?

KLS: Grundbedingung ist die Mitgliedschaft in einem ökologischen Anbauverband. Die Simsseer Weidefleisch eG ist Bio-zertifiziert. Alle Bauern halten ihre Tiere nach den Grundsätzen der symbiotischen Weidehaltung. Das ist die wohl beste Haltungsweise für das Wohlbefinden der Tiere, besonders für Schweine und Hühner. Sie schützen sich und sie nützen sich.

Als Mitglied der Genossenschaft kann ich innerhalb der demokratischen Strukturen mitwirken. Worüber kann ich als Verbraucher abstimmen?

KLS: Die Simsseer Weidefleisch eG betreibt den Geschäftsbetrieb. Daneben gibt es die Simsseer Verbraucher eG, in der das Geld der Bürger angelegt ist. Zwei Vorstände und drei Aufsichtsräte vertreten die Interessen bei der Simsseer Weidefleisch eG.

Findet Ihr Projekt Nachahmer? Wie entwickelt sich Ihrer Meinung nach die genossenschaftliche Produktion von tierischen und nicht-tierischen Lebens-Mitteln?

KLS: Das Projekt gibt es erst seit Anfang des Jahres. Es braucht Zeit und ein ganzheitliches Bewusstsein, das Besondere der Struktur, die einzigartige Geschmacksqualität sowie die ethischen Grundwerte zu verstehen.

Vielen Dank, Herr Schweisfurth!

 

 

Die Fragen stellte Nora Klopp, Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Schweisfurth Stiftung

Geld anders anlegen – mitbestimmen und nachhaltige Projekte unterstützen

Bankenkrise, Immobilienblase, Spekulationsgeschäfte mit Grundnahrungsmitteln – es gibt zahlreiche Gründe, warum konventionelle Geldinstitute in die Kritik geraten. Immer mehr Kunden verlieren das Vertrauen in die Handhabung ihrer Hausbank und suchen nach einer Alternative, die den eigenen ökologischen, sozialen und ethischen Ansprüchen gerecht wird. Damit kann niedrigschwellig gestaltend in das globale Wirtschaftssystem eingegriffen werden. Indem sie in nachhaltige Projekte investieren, können Anleger die Dynamik des Kapitalmarktes aktiv nutzen, um die Welt in ihrem Sinne zukunftsfähiger mit zu gestalten.

Die Nachfrage nach ethischen Bankgeschäften hat zur Gründung von grünen Banken wie der GLS Bank, der Ethikbank, der Triodos Bank oder der Umweltbank geführt und auch dazu, dass immer mehr etablierte Banken Ethikfonds, nachhaltige Sparangebote oder Green-Bonds (Anleihen mit denen Investoren die Finanzierung von nachhaltigen Projekten unterstützen) anbieten.

Die grünen Vorreiter

Die oben genannten ethischen Banken haben sich dem Themenkomplex des nachhaltigen Wirtschaftens verschrieben. Sie unterstützen mit dem Geld der Anleger die Energiewende, ökologische Landwirtschaft, Bildungs- und Sozialprojekte und legen ihre Geschäfte transparent offen. Die GLS Bank führt beispielsweise eine eigene Zukunftsstiftung Landwirtschaft, die die Erhaltung und Weiterentwicklung biologischer Landwirtschaft und neue Qualitätsansätze fördert. Der Tierzuchtfonds ist eine gemeinsame Initiative des Deutschen Tierschutzbundes, der Schweisfurth Stiftung und der Zukunftsstiftung Landwirtschaft und fördert in diesem Rahmen eine artgemäße Tierzucht.

Zudem schließen ethische Banken häufig Investitionen in Unternehmen aus, die in den Bereichen Rüstung, Atomkraft, fossile Energieträger sowie Gentechnik tätig sind oder Tierversuche, Kinderarbeit und sonstige Menschenrechtsverletzungen dulden.

Erste Bemühungen der Großbanken

Insbesondere im Bereich ethisch-ökologischer Investments sehen Institute zunehmend großes Wachstumspotenzial. 2016 lag der Weltmarktanteil von Green-Bonds bei 1,4 % und selbst bei diesen zeigt sich: Die perfekte Geldanlage gibt es nicht. Anleger müssen Prioritäten setzen und jene Produkte auswählen, die zumindest die für sie wichtigsten Kriterien erfüllen. Denn alle Banken definieren ethische, ökologische und soziale Investments unterschiedlich. Sogenannte nachhaltige Fonds picken sich außerdem häufig nur die, nach ökologischen oder sozialen Aspekten, besten Firmen einer Branche heraus – auch, wenn es sich um Unternehmen aus der Auto- oder Ölindustrie handelt.

Unabhängige Testinstitute kommen so, je nachdem nach welchen Kriterien bewertet wird, zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen. Es lohnt sich daher den Kriterienkatalog und die Messmethode genau zu überprüfen und nicht nur auf die Endnote zu achten. Ein Beispiel: Die South Pole Group, eine Ausgründung der renommierten Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich, berechnete in einer aktuellen Studie den CO₂-Fußabdruck verschiedener Aktien und Aktienfonds und hat festgestellt, dass vier ethisch-ökologische Fonds nach diesem Kriterium schlechter abschneiden als andere konventionelle Fonds. In der Erklärung wird klar warum: In den ethisch-ökologischen Fonds waren einige Aktien von Solarzellen-Produzenten. Diese haben zunächst einen vergleichsweise großen CO₂-Fußabdruck, weil bei der Herstellung der Solarzellen viel Energie verbraucht wird. Auf Dauer helfen die produzierten Solarzellen aber bei der Senkung des CO2-Ausstoßes. Da die Bewertung nur eine Momentaufnahme ist, ist die Aussagekraft des CO₂-Fußabdrucks zur Gesamtbeurteilung begrenzt.

Ein sehr umfangreiches und vielschichtiges Bewertungssystem bietet die oekom research AG. Unternehmen werden dabei branchenspezifisch nach etwa 100 Kriterien (aus einem Pool von 700 Kriterien) in den Bereichen Umwelt, Soziales und Kultur bewertet. Ein sehr gutes Rating erhalten nur Unternehmen, die in allen Bereichen sehr fortschrittlich sind und nicht weil sie derzeit im Vergleich mit anderen Unternehmen an der Spitze stehen.

Regionales Öko-Investment

Möglichkeiten für regionale ökologische Geldanlage abseits der traditionellen Bankenlandschaft bieten die Bürgeraktiengesellschaften Regionalwert AGs (zum Beispiel in Freiburg). Sie geben regelmäßig in Eigenemission Aktien aus. Das Geld der Investoren fließt beispielsweise als Eigenkapital in Höfe, die Investitionen brauchen oder keinen Nachfolger haben. Mit der Investition verpflichten sich die Partnerbetriebe – Erzeuger, Verarbeiter, Händler, Gastronomen – soziale und ökologische Standards einzuhalten. Und darauf, sich untereinander möglichst viel Erzeugnisse abzunehmen. Die lokale Investition bietet den Aktionären die Möglichkeit, einen persönlichen Bezug zu den Projekten aufzubauen.  Außerdem ist sie Anreiz, sich persönlich für den Erfolg der unterstützen Betriebe einzusetzen. Wenn die finanzierten Betriebe mittelfristig profitabel sind, ist die Regionalwert AG als Eigenkapital-Investor am Gewinn beteiligt. Die Aktionäre entscheiden dann auf der Hauptversammlung, ob sie die Gewinne reinvestieren oder als Dividende ausschütten.

Zum Weiterlesen:

  • Max Deml/Holger Blisse: Grünes Geld. Das Handbuch für ethisch-ökologische Geldanlagen, 2012/2013, Hampp Verlag
  • Mechthild Upgang: Gewinn mit Sinn: Wie Sie Ihr Geld sicher anlegen – mit gutem Gewissen, 2009, oekom verlag
  • Klaus Gabriel/Markus Schlagnitweit: Das gute Geld, 2009, Tyrolia
  • Anno Fricke: Grüne Geldanlage – Verantwortungsvoll investieren, Stiftung Warentest, 2010 Verlag?

 

Staatliches Tierwohllabel: Ja, aber…!

Die Grüne Woche in Berlin ist seit 1926 ein Ereignis, an dem das Trendbarometer ausschlägt. Im Fokus der internationalen Ausstellung stehen Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau, die Veranstaltung selbst bezeichnet sich als „das Davos des Agrarbusiness“. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt stellte dort vergangene Woche den Stand der Arbeit für das geplante staatliche Tierwohllabel „Mehr Tierwohl“ vor. Die Schweisfurth Stiftung begrüßt den bereits lang angekündigten Vorstoß. Das Label alleine ist aber nicht die Lösung aller Probleme mit den landwirtschaftlich genutzten Tieren.

Die Pläne des Ministers

(Immerhin:) Zur graphischen Ausgestaltung des Tierwohl-Siegels konnte bereits ein Konsens gebildet werden. Das sechseckige Label erinnert an das Biosiegel, der schwarz-rot-goldene Streifen unterstreicht, dass es sich um ein staatliches Anliegen handelt. Inhaltlich gibt es jedoch noch keine konkreten Ergebnisse. Nur so viel: es soll zwei Stufen geben, in der höheren sind strengere Haltungsbedingungen zu erfüllen, der Kriterienkatalog steht noch nicht fest und die Einführung des Labels ist für 2018 geplant. Die NGO Foodwatch übt scharfe Kritik an der Freiwilligkeit des Labels: „Die Bundesregierung verabschiedet sich mit diesem Ansatz offiziell von dem Ziel, Tierschutz für alle, nicht nur für einige Nutztiere durchzusetzen“. Denn das erwartete Marktpotential des Siegels liegt laut Beratern des Ministers bei etwa 20 %. Für die anderen 80 % der Nutztiere ändert sich nichts, ihre Haltungsstandards würden von der Regierung mit der Einführung des Labels nicht nur toleriert sondern gar legitimiert.

Was es wirklich braucht

Prof. Franz-Theo Gottwald, Vorstand der Schweisfurth Stiftung und Beirat beim Deutschen Tierschutzbund für deren Tierschutzlabel, ist überzeugt: „Die Etablierung eines staatlichen Labels ist nicht genug, um die von den Bürgern gewünschten und erforderlichen Verbesserungen in der Nutztierhaltung zu erreichen. Vielmehr müssen klare Richtlinien für alle gesetzlich verankert werden.“ Möglich wäre das mit einer nationalen Strategie für zukunftsfähige, artgerechte Stallsysteme, die den Landwirten Planungssicherheit bietet. Für die kostenintensive Umrüstung bedarf es darüber hinaus ausreichender Fördermittel seitens des Staates und der EU. Der Deutsche Tierschutzbund hat bereits umfassende wissenschaftliche Grundlagenarbeit geleistet und mit dem Tierschutzlabel Erfahrungen gesammelt, von denen die Entwickler des staatlichen Tierwohllabels profitieren können. Die Erfahrung zeigt: Eine deutliche, positive Veränderung kann nur erzielt werden, wenn die Label-Stufen deutlich über dem gesetzlichen Niveau liegen und für alle verbindlich gelten. Die bisherigen föderale Insellösungen wären damit unnötig. Darüber hinaus ist eine transparente Kennzeichnung mit klaren Kriterien für die jeweiligen Tierwohlstandards notwendig, um das Vertrauen der Konsumenten zu gewinnen. Beispiele wären: die Verpflichtung, schmerzhafte Amputationen an den Tieren zu unterlassen oder die Züchtung gesunder, stabiler Rassen, anstelle von kranken Hochleistungstieren. „Wenn wir eine nationale Nutztierstrategie entwickeln wollen, dann müssen alle gleichmäßig mitziehen: Die Kommunen im Baurecht, die Länder und insbesondere der Bund bei den Förderkriterien sowie bei Gesetz und Vollzug des Gesetzes. Ein staatliches Label ist ein wichtiger Schritt, aber eben nur ein Schritt“, bilanziert Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.

Global Ecological Integrity Group – Tagungsbericht Integrität und Allgemeinwohl

Die Global Ecological Integrity Group (GEIG) ist ein internationales Netzwerk. Mehr als 250 Wissenschaftler*Innen und unabhängige Forscher*Innen befassen sich mit Fragen der ökologischen und sozialen Integrität. Aus Sicht verschiedener Disziplinen wie Ökologie, Biologie, Philosophie, Epidemiologie, Public Health, ökologische Ökonomie und internationalem Recht, sowie Agrar-und Politikwissenschaften wird einmal jährlich in einer Tagungswoche an aktuellen Fragen der globalen Entwicklung des Allgemeinwohls gearbeitet.

Die internationale GEIG-Konferenz 2016 fand im April in München an der Hochschule für Philosophie statt. „The Common Good: The Role of Integrity in Support of Life and Human Security“, lautete das Konferenzthema. Mehrere Referenten*Innen gingen ein auf die päpstliche Enzyklika Laudato Si und die aus ihr folgenden Verantwortungszuweisungen an Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.

Andreas Gösele, Dozent für Sozialethik zeigte z.B. auf, was ganzheitliche Ökologie in dieser Enzyklika bedeutet und welche Veränderungsimpulse für die Umgestaltung der Wirtschaft weltweit (Wirtschaft tötet! so Papst Franziskus an anderer Stelle) abgeleitet werden können. Er führte aus, dass die Enzyklika eine herausragende  philosophische und theologische Unterfütterung der Global Development Goals sei, auf die die Weltgemeinschaft sich im vergangenen Jahr verständigt habe.

Mit seinen Ausführungen knüpfte er auch an den richtungsweisenden Eröffnungsvortrag des internationalen Umweltrechtlers Peter Sand an, der aufzeigte, dass aus der Sorge für die weltweiten Allmenden ein neues Rollenmodell für das menschliche Verhalten in Produktion und Konsum folgen müsse. Mehr denn je sei ein Wandel erforderlich hin zu einem vor- und fürsorgenden Verhalten seitens der Menschheit. Und dies sei zwingend auch auf der Ebene von Verfassungen und anderweitig rechtlich zu verankern.

Das Rollenmodell für dieses Verhalten könne mit Konzepten des „Caretakership, Stewardship, Protectorship oder Trusteeship“ inhaltlich ausgefüllt werden, je nach kulturgeschichtlichem Hintergrund. Nach Sand geht es verstärkt um den Auf- und Ausbau von weltweit anerkannten Institutionen, die für Zurechenbarkeit von Folgen wirtschaftlicher, technischer oder sozialer Eingriffe rechtlich bindend Sorge tragen können.

In der Diskussion zu diesen Beiträgen entstand auch die Überlegung, die aktiven Religionsgemeinschaften weltweit verstärkt in allgemeinwohlrelevante Aktivitäten, wie Klima-, Gewässer – und Bodenschutz einzubeziehen. Da sie alle eine eigene Legislative und Jurisdiktion haben, könnte genau an diesen Rechtsverhältnissen angesetzt werden. Zum Beispiel könnte das bestehende Kirchenrecht der römisch-katholischen Kirche auf die Umsetzung ökologischer und sozialer Entwicklungen in modernen Gesellschaften hin kritisch beleuchtet und gegebenenfalls weiterentwickelt werden.

In vielen Tagungsbeiträgen wurde auf die Dimension der Weiterentwicklung von nationalen Verfassungen oder internationalen Regimes, wie z.B. Handelsabkommen eingegangen. Die Vorschläge bezogen sich auf kosmozentrische Grundlegungen bzw. Erweiterungen von Verfassungen, ferner auf die Integration von Vor-, aber auch Nachsorgeprinzipien und reichten bis zu Anregungen für eindeutige Verfassungsartikel, die gesellschaftliche Entwicklungen weltweit auf ein regeneratives Wirtschaften und eine gemeinwohlorientierte Wirtschaft ausrichten könnten.

Die Teilnehmer*Innen der Tagung waren sich darin einig, dass es ein neues weltbürgerliches Erwachen brauche. So wurde u.a. auf die enorme Bedeutung der Earth-Charta verwiesen, die eine der Lebendigkeit verpflichtete kosmopolitane, also weltbürgerliche Agenda für mehr Integrität in Institutionen und Organisationen formuliert hat (www.earthcharta.org).

Wie kann eine globale, rechtlich verbindliche Gestaltung (Global Governance) von Allgemeinwohl betreffenden Themen vorangebracht werden? Wie wird sich das Pariser Klimaabkommen realpolitisch auswirken? Wie werden die Sustainable Development Goals gut umgesetzt werden können? Diese Fragen beherrschten die Debatten zwischen den mehr als 30 Vorträgen. Viele Bezüge zu den planetarischen Grenzen bzw. zu einem Leben in einem für die Menschheit sicheren und widerstandsfähigen Handlungsraum (Safe Operating Space) wurden von den Konferenzteilnehmern*Innen eingebracht. Immer wieder wurde dabei die besondere Rolle eines auch moralisch integren Verhaltens des Einzelnen betont, um ökologische und soziale Integrität verwirklichen zu können und zum Allgemeinwohl beizutragen.

Im Anschluss an einen entsprechenden Vortrag des Stiftungsvorstands und Gastgebers der diesjährigen Tagung, Franz-Theo Gottwald, wurde die breite Streuung von Vorschlägen zum Erreichen integren, individuellen Verhaltens unter den Diskussionspartnern*Innen feststellbar. Hierzu gehörten zum Beispiel die politische Setzung und Hinterlegung von Anreizsystemen für ein Verhalten, das unter Gesichtspunkten der Zukunftsgerechtigkeit vorzuziehen sei, also von Gesetzen und Verordnungen. Auch eine verstärkte interkulturelle Kommunikation von religiösen und ethischen Prinzipien wurde genannt. Wichtig war den Teilnehmern*Innen zudem, die Forschung zu intensivieren, wie in unterschiedlichen Kulturen die Brücke zwischen angestrebtem nachhaltigen Verhalten und realer Lebensführung bzw. realem alltäglichem Konsum geschlagen werden können, also wie das sogenannte Consumer Citizen Gap zu schließen sei.

Die Beiträge zur Tagung werden im kommenden Jahr bei Springer Press veröffentlicht.

Die nächste internationale GEIG-Konferenz wird im Sommer 2017 in Kanada stattfinden.

Leben als Lego-Baukasten? Ein Wort zur Synthetischen Biologie

Forscher erschaffen künstliche DNA. Das klingt wie in einem ScienceFiction-Film, ist im Wissenschaftsalltag aber längst Realität. Die neue Spielwiese der Gentechnologie nennt sich Synthetische Biologie. Sie ermöglicht es, Gene beliebig zu manipulieren, bestehendes Leben zu „optimieren“ und neue Lebewesen zu schaffen. Genau diese schier unbegrenzten Möglichkeiten machen die Synthetische Biologie für viele so interessant.

Künstliches Leben? Längst machbar.
Das Erbgut besteht naturgemäß aus vier Basen: Adenin, Guanin, Cytosin und Thymin. Paarweise verbunden bilden diese Basen die DNA-Moleküle. Mit der Synthetisierung komplett neuer Basen wird Leben erschaffen, das in der Natur überhaupt nicht vorgesehen ist. 2014 etwa meldeten kalifornische Forscher die Ausstattung eines Bakteriums mit einem zusätzlichen Basenpaar. Neben den vier üblichen DNA-Bausteinen wurde das Alphabet des Lebens einfach um zwei weitere Basen erweitert: d5SCIS and dNaM. Die Forscher sprechen von einem halbsynthetischen Lebewesen.[1] Bei der Deutschen Forschergemeinschaft DFG ist man euphorisiert über die unendlichen Möglichkeiten der Synthetischen Biologie: Biologische Systeme (Lebewesen!) sollen „nicht nur künstlich generiert bzw. nachgebaut, sondern kreativ gestaltet und mit Komponenten ausgestattet werden, die in der Natur in dieser Form bisher nicht vorkommen“[2].

Weitreichende Anwendungsmöglichkeiten
Synthetische Biologie ist eine relativ junge Wissenschaft. Angesiedelt zwischen Ingenieurstechnik, Chemie und Biotechnologie, erstrecken sich ihre möglichen Anwendungsgebiete von der Medizin und Diagnostik über die Energiegewinnung bis hin zur chemischen Produktion. Auch in Landwirtschaft und Tierhaltung bieten sich Anwendungsfelder. Auf die Spitze getrieben: Das „genoptimierte“ blinde, federlose Huhn wäre die Lösung für das unschöne tierschutzrelevante Problem des Federpickens. Dass die Ursachen für diese Verhaltensstörung eben gerade in der Zucht und in den unzureichenden Haltungsbedingungen liegt – wen kümmert es? Es wäre nicht das erste maßgeschneiderte Tier – längst können Labore Mäuse und andere Nager bestellen, die nach Kundenwunsch gewissermaßen genetisch „designt“ werden.

Was darf der Fortschritt?
Wie keine andere Technologie wirft die Synthetische Biologie die Frage auf, ob und wie weit der Mensch als Schöpfer in die Natur eingreifen darf. Wer sich in dieser Diskussion kritisch äußert, wird gern als fortschrittsfeindlich abgekanzelt. Was dabei vergessen wird: Fortschritt ist sinnvoll und gut, wenn er Sinnvolles und Gutes hervorbringt. Und – das ist der wesentliche Aspekt bei allen biotechnologischen Anwendungen – wenn seine Folgen kontrollierbar sind. Das bedeutet auch, dass sie sich der politischen Willensbildung unterwerfen.

Es bleibt: Das Risiko
Im Fall der Synthetischen Biologie gibt es trotz weitreichender Forschungs- und Anwendungsmöglichkeiten keine angemessenen gesetzlichen Regelungen. Dabei sind die Folgen dieser Technologie unabsehbar. Wie verhält sich etwa künstliche DNA im Organismus? Was passiert im Zusammenspiel mit anderen Lebewesen? Wie beeinflusst künstlich erzeugtes Leben die Umwelt? Fragen, die bisher niemand beantworten kann.

Eine Technik mit hohem Missbrauchspotenzial
Besonders brisant: Die Methoden der Synthetischen Biologie sind inzwischen theoretisch jedem zugänglich. Das notwendige Werkzeug kann man problemlos im Internet bestellen. Weil so jeder zum Hobby-Bioingenieur werden kann, birgt die Synthetische Biologie ein riesiges Missbrauchspotenzial. Hier entstehen neuartige Risiken, die weder angemessen beforscht noch seitens der zuständigen Stellen gebührend berücksichtig werden. Das ist tragisch – denn die Konsequenzen werden alle Menschen tragen müssen. Auch die Zivilgesellschaft, die nicht gefragt wurde, ob sie solch weitreichende Technologien überhaupt möchte.

 

Zum Weiterlesen:
Die kritische Analyse von Dr. Christoph Then (TestBiotech e.V.) und Sylvia Hamberger: Synthetische Biologie und künstliches Leben Teil 1 & Teil 2.
Das Dossier „Mit Bioökonomie die Welt ernähren?“ von Franz-Theo Gottwald und Joachim Budde.

Quellen
[1] Malyshev, Denis A.; Dhami, Kirandeep; Lavergne, Thomas; Chen, Tingjian; Dai, Nan; Foster, Jeremy M.; Corrêa, Ivan R.; Romesberg, Floyd E. (2014): A semi-synthetic organism with an expanded genetic alphabet. In: Nature DOI: 10.1038/nature13314
[2] http://dfg.de/dfg_magazin/forschungspolitik_standpunkte_perspektiven/synthetische_biologie/index.html, aufgerufen am 9.12.2015

 

Die Kommerzialisierung allen Lebens hat Folgen

Mit der Technik von morgen die Probleme von heute lösen – eine verlockende Vision. Auch in der Landwirtschaft versprechen neue Technologien scheinbar das Ende aller Hungersnöte. Franz-Theo Gottwald, Vorstand der Schweisfurth Stiftung, warnt dagegen vor der sogenannten Bioökonomie.

Ein unkalkulierbares Risiko
„Wir haben schon das Elend der Atomtechnik erleben müssen, partiell das Elend der grünen Gentechnik – und jetzt fangen wir an, die Grundbausteine des Lebens neu zu kombinieren“ resümiert Gottwald im Interview mit dem oya Magazin. Der Einsatz solcher neuen, „nicht rückholbaren“ Biotechnologien wie der synthetischen Biologie sei mit einem nicht kalkulierbaren Risiko verbunden, so der Agrarexperte. Ein Risiko, das aus seiner Sicht zudem unnötig ist:

„Es wird argumentiert, dass diese Entwicklung nötig sei, um 10 Milliarden Menschen zu ernähren, aber das ist auch durch sanfte Alternativen, die für mehr Menschen mehr Zugänge zu Nahrung ermöglichen und weniger Kosten verursachen, erreichbar.“

Eine Aufgabe für die Politik – und jeden einzelnen
Um diesen sanften Methoden den Vorzug vor einer Vermarktung alles Lebendigen zu geben, sieht der Vorstand der Schweisfurth Stiftung Politik und Gesellschaft in der Pflicht: „Meines Erachtens ist ein politischer Rahmen gefragt und zugleich eine Begleitung von Menschen in andere Wahrnehmungs- und Empfindungsmuster, die sie aus der Einstellung herausführen, Natur beherrschen zu wollen.“

Zum vollständigen Interview im oya Magazin

Züchten mit Zukunft

Die moderne Tierzucht findet heute weniger im Stall statt als im Reagenzglas. Rinder, Schweine, Puten und Hühner sind genormt, perfekt auf die Ansprüche der Menschen angepasst. Aber was ist eigentlich mit den Ansprüchen der Tiere?

Immer mehr, immer schneller − Mensch und Tier können dem Druck des industriellen Agrarsystems kaum noch standhalten.

Folgenreicher Fokus auf Ertrag

Das moderne Industrieschwein hat einen besonders hohen Anteil an magerem Fleisch, braucht weniger Futter und wächst trotzdem schneller als die bäuerlichen Rassen vor einigen Jahrzehnten. Legehennen legen statt den naturgemäßen 50 Eiern an die 300 Eier pro Jahr. Milchkühe geben jährlich unvorstellbare 16.000 Liter Milch − werden aber bereits nach drei bis vier Jahren geschlachtet, weil die Milchleistung nachlässt.
Die Hochleistungszucht bleibt nicht ohne Folgen: Die Tiere leiden unter unerwünschten Nebenwirkungen, sind anfälliger für Stress und bestimmte Krankheiten. Als Konsequenz steigen die Tierarztkosten, werden häufiger Medikamente wie Antibiotika verschrieben. Es geht um Produktionszeit statt um Lebenszeit.

Gut, dass es erfolgreiche Alternativen gibt.

Dass es auch anders geht, zeigt der Tierzuchtfonds. Diese gemeinsame Initiative der Schweisfurth Stiftung, des Deutschen Tierschutzbundes und der Zukunftsstiftung Landwirtschaft hat sich der artgemäßen Zucht der in der Landwirtschaft gehaltenen Tiere verschrieben. Das bedeutet: Statt Tiere einTier Zuch Fonds Logoseitig auf Hochleistung zu selektieren, wird bei den Projekten des Tierzuchtfonds vor allen Dingen auf Gesundheit, Widerstandsfähigkeit, Langlebigkeit und den Erhalt bedrohter Nutztierrassen geachtet. Denn die bäuerliche Zucht hat in den vergangenen Jahrhunderten eine große Vielfalt an Tierrassen hervorgebracht. Sie sind eben gerade nicht genormt, sondern unterscheiden sich im Hinblick auf ihre Statur, ihre Ansprüche, ihre Eignung. So entstanden Rinderrassen, die bestens mit feuchtem Klima, felsigen Hängen oder moorigen Böden auskommen; Hühner, die sowohl Eier legen als auch Fleisch ansetzen; Schweine, die besonders gute Muttereigenschaften haben oder solche, die den Großteil des Jahres problemlos im Freien leben können.

Vielfalt erhalten

Gerade im Kontext der fortschreitenden Klimaerwärmung spielt genetische Vielfalt eine besondere Rolle bei der Anpassung an die veränderten Umweltbedingungen. Deshalb arbeitet der Tierzuchtfonds daran, dass Tiere an lokale Gegebenheiten bestens angepasst sind. Die Projekte des Tierzuchtfonds bringen die Stiere wieder auf die Bauernhöfe, lassen männliche Geschwisterküken leben und sorgen dafür, dass die vielfältigen alten Haustierrassen überleben − um nur einige Beispiele zu nennen.

Schirmherrin der Initiative ist Spitzenköchin Sarah Wiener.

 

Kurz-gut

Projektname: Tierzuchtfonds
Startschuss: 2004
Status:
läuft
Wirkungskreis:
regional
Zielgruppe:
Verbraucher, Züchter, Landwirte, Tierschutzorganisationen
Maßnahme:
Trägerschaft
Ansprechpartner/in: Annika Bromberg und Oliver Willing, Zukunftsstiftung Landwirtschaft
Mehr unter: tierzuchtfonds.de

 

Alleskönner

Tiere sind vielseitige Lebewesen. Auch die meisten der landwirtschaftlich genutzten Tiere sind wahre Alleskönner − wenn man sie ließe.

Doch der Alltag der Nutztierhaltung sieht anders aus. Rinder wurden durch gezielte Selektion zu reinen Milch- und Fleischrassen; Legehennen können nichts außer Eierlegen, Masthähnchen legen in kürzester Zeit enorm an Gewicht zu. Diese enge Spezialisierung wird zunehmend zu einem Problem.

Ethische Tragödie

So werden die männlichen Nachkommen von Legehennen ebenso wie die männlichen Kälber der Milchrassen und auch die Böcke bei den Ziegen einfach entsorgt. Die Tötung männlicher Tiere, die weder zur Milch- oder Eierproduktion noch zur Mast taugen, ist Verschwendung und ethische Tragödie zugleich. Denn Rinder können viel mehr als Milch geben. Sie liefern auch Fleisch, Leder und Fette. Und sie können dabei vorwiegend von Gras und Heu leben − ohne Nahrungskonkurrenten zum Menschen zu sein. Die traditionell bäuerlichen Hühnerrassen können beides: Eier legen und Fleisch ansetzen. Deshalb spricht man vom Zweinutzungshuhn. Es erfreut sich im Gegensatz zum hochgezüchteten Industriehuhn auch bei Freilandhaltung bester Gesundheit.

Mission artgemäße Hühnerzucht

Die Schweisfurth Stiftung betreut das Projekt Zweinutzungstiere, das von der Renate Benthlin-Stiftung für Nutztierschutz gefördert wird. Hier wird mit Experten daran gearbeitet, eine artgemäße Hühnerzucht zu etablieren, die kein millionenfaches Töten männlicher Eintagsküken in der Eierproduktion zur Folge hat. Ebenso wird an alternativen Haltungsformen geforscht. Projektleiterin Dr. Anita Idel versammelt Experten rund um das Thema, etwa im Netzwerk artgemäße Hühnerzucht. So bekommen die Aktivitäten rund um eine tiergerechte Zucht und Haltung landwirtschaftlich genutzter Tiere eine größere Durchschlagskraft.

 

Kurz-gut

Projektname: Netzwerk artgemäße Hühnerzucht
Startschuss: 2012
Status:
läuft
Wirkungskreis:
regional
Zielgruppe:
Verbraucher, Züchter, Landwirte, Tierschutzorganisationen
Maßnahme:
Forschungsbegleitung, Koordination, Durchführung eines Runden Tisches zur Öko-Geflügelzucht, Pressearbeit
Leitung / Ansprechpartner/in: Dr. Anita Idel

Gewissens-Bisse oder Von der (antastbaren) Würde des Huhns

Mehr als 700 Millionen Hühner werden jedes Jahr in Deutschland geschlachtet. Die bloße Zahl allein reicht, um sich über unseren Umgang mit dem Mitgeschöpf Huhn einmal Gedanken zu machen. Doch auch die Haltung wirft Fragen auf: Federpicken, Kannibalismus, Kükentöten – das Huhn ist in der agrarindutriellen Realität nur Produktionsfaktor.

Gewissens-Bisse

Wie weit liegen unser Essen und unsere Moral mittlwerweile auseinander? Ernährung ist das Schwerpunktthema der aktuellen Ausgabe der Umweltzeitung des Umweltzentrums Braunschweig e.V. Und gerade Beiträge zu Fleischkonsum, Veganismus und dem Respekt vor dem Lebendigen dürfen bei Fragen rund um Ethik und Nachhaltigkeit unseres Essens natürlich nicht fehlen.  In einem Gastbeitrag beleuchtet Isabel Boergen von der Schweisfurth Stiftung das Verhältnis von Mensch und Tier im Wandel der Zeit. „Von der (antastbaren) Würde des Huhns“ ist ein kleiner Streifzug durch die Tierethik und versucht die Frage zu beantworten: Was darf der Mensch – und warum?

Den Artikel können Sie als PDF herunterladen. Eine Übersicht über die anderen Beiträge finden Sie hier.

Zusammenarbeit mit Universitäten

Junge Menschen für eine nachhaltige Neugestaltung der Land- und Lebensmittelwirtschaft zu begeistern, ist eines der Anliegen der Schweisfurth Stiftung. An der Humboldt-Universität zu Berlin lehrt Stiftungsvorstand Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald alle zwei Jahre im Rahmen einer Vorlesungsreihe „Agrar-, Ernährungs- und Umweltethik“. Sein Ziel ist es dabei, Studentinnen und Studenten zu befähigen, selbstständig bioethische Problemstellungen zu identifizieren, zu analysieren und angemessene Lösungen zu entwickeln.

Auch am Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung (ZNU) an der Universität Witten-Herdecke bringt sich die Schweisfurth Stiftung regelmäßig mit Beiträgen bei der jährlich stattfindenden Zukunftskonferenz Food ein.

Deutsches Netzwerk für Ernährungsethik DNEE

Mit jeder Kaufentscheidung wird auch eine Wahl für oder gegen die Art und Weise der Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung getroffen. Bei Lebensmitteln gehören zu den entscheidenden Fragen unter anderem: Einsatz von Pestiziden und Antibiotika? Gentechnische Veränderungen im Erbgut? Erhaltung fruchtbarer Böden? Tierwohl? Transportwege? Wir in der Schweisfurth Stiftung sind überzeugt, dass es häufig keine Ja/Nein-Antworten gibt. Es ist unser Anliegen, gemeinsam mit anderen Institutionen Bewusstsein zu schaffen für die Komplexität und Verbundenheit der Zukunftsherausforderungen.

Ist Essen noch Privatsache?

Angesichts gravierender Auswirkungen, die Ernährungsverhalten haben kann, ist jede einzelne Konsumentscheidung auch moralisch relevant.
Ernährungsgerechtigkeit, Intensivtierhaltung, Klimawandel, Ressourcenknappheit, Welthunger − jede Mahlzeit in der globalisierten Welt ist mit Folgen für andere Menschen, Tiere und Umwelt verbunden. Um den vielfältigen ernährungsethischen Fragen nachzugehen, hat die Schweisfurth Stiftung das Deutsche Netzwerk für Ernährungsethik (DNEE) gegründet. DNEE ist eine Plattform zur Vernetzung von Akteuren, die sich mit der ethischen Dimension von Landwirtschaft und Ernährung beschäftigen.

dnee logo
Das Netzwerk fördert den Austausch, regt gesellschaftliche Diskussionen und politische Diskurse an und stellt Informationen rund um die Ethik der Ernährung bereit.

 

 

 

Kurz-gut

Projektname: Deutsches Netzwerk Ernährungsethik
Startschuss: 2008
Status:
läuft
Wirkungskreis:
global
Zielgruppe:
Wissenschaftler, Praktiker und Interessierte, die sich mit Foodethics beschäftigen
Maßnahme:
Trägerschaft
Leitung / Ansprechpartner/in: Nora Klopp, Schweisfurth Stiftung