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Das Wandernde Netzwerk zu Besuch bei der Bäckerei Eßrich

Wie kann eine regionale und ökologische Lebensmittelversorgung konkret aussehen? Die familiengeführte Bäckerei Eßrich in Leipzig Liebertwolkwitz zeigt, wie das geht. Sie verarbeitet ausschließlich Getreide aus der näheren Region, das ohne chemisch-synthetische Dünge- und Spritzmittel angebaut wurde.

Kontakte knüpfen, Synergien nutzen und Aktivitäten in der Region stärken: Das ist das Ziel des Wandernden Netzwerks unseres Projekts WERTvoll in Leipzig und Umgebung. Menschen aus der Land- und Lebensmittelwirtschaft können gemeinsam unterschiedlichse Produktions- und Verarbeitungsbetriebe der Region besuchen, hinter die Kulissen schauen und sich dann „am lebenden Objekt“ über Herausforderungen und Lösungen einer regionalen Lebensmittelversorgung austauschen.

Pestizidfreies und regionales Getreide

Im September nahm eine Gruppe von zehn Menschen die Möglichkeit wahr, die Backstube und die hauseigene Getreidemühle der Bäckerei Eßrich in Liebertwolkwitz südwestlich von Leipzig zu besuchen. Die Bäckerei stellt bereits seit 1963 Brote, Brötchen und Konditoreiwaren her. In den letzten Jahren kam eine hauseigene Mühle dazu, die dafür sorgt, dass das verwendete Vollkornmehl – unter anderem von Emmer und Einkorn – so frisch wie möglich ist und alle wertvollen Inhaltsstoffe des Getreides es ins Brot schaffen. Das Besondere: Verarbeitet wird ausschließlich Getreide aus der näheren Region, das ohne Einsatz chemisch-synthetischer Dünge- und Spritzmittel erzeugt wurde, unter anderem auch von Biobetrieben. Mit ihrem Konzept trägt die Bäckerei Eßrich so aktiv zum Wasser- und Artenschutz bei.

Überproduktion? Nein Danke!

Die beiden Brüder Tom und Hans-Peter Eßrich, die das Familienunternehmen in der dritten Generation gemeinsam leiten, haben sich die Kompetenzen aufgeteilt: Während Tom als Bäckermeister für das Brot verantwortlich ist, kümmert sich Hans-Peter um die Konditoreiwaren

und wird noch in diesem Jahr seinen Konditormeister in der Tasche haben. Die beiden sind stolz auf ihr junges Team, das Arbeitsklima und die Qualität ihrer Rohstoffe und Produkte. Dabei achten sie konsequent auf den geringstmöglichen Einsatz von Zusatzstoffen, setzen auf regionale Alternativen, indem sie etwa Sojaschrot durch Lupinenschrot ersetzen und versuchen, aktiv Überproduktion zu vermeiden. Vor kurzem konnten sie ihre fünfte Bäckerei-Filiale in Leipzig eröffnen. Neben den vielen Erfolgen stehen sie jedoch, wie viele andere Handwerksbetriebe auch, vor den großen Herausforderungen, die die aktuell schnell steigenden Energiepreise mit sich bringen. Doch sind sie überzeugt davon, gemeinsam mit ihrem Team und ihrer treuen Kundschaft Lösungen zu finden.

Austausch und Vernetzung stärkt nachhaltige Lebensmittelversorgung

Neben einer Führung durch die Backstube und den Mühlenraum erhielten die Teilnehmenden auch die Möglichkeit, unterschiedliche Brote zu verkosten. Eine Besonderheit ist das Walnussbrot, das in Zusammenarbeit mit vielen kleinen Walnussproduzent:innen realisiert wird. Außerdem durften sich die Anwesenden von der handwerklichen Arbeit, den langen Teigführungszeiten und der Sauerteigproduktion überzeugen – ein ganz besonderes Erlebnis für all diejenigen, die sich täglich mit der Verarbeitung von Lebensmitteln beschäftigen, wie etwa den Kantinen-Chef von Porsche in Leipzig.

Das Wandernde Netzwerk wandert weiter

Das Wanderne Netzwerk-Treffen in Liebertwolkwitz fand erstmalig in Zusammenarbeit mit der neuen Bio-Regio-Modellregion Leipzig

Westsachsen statt. Sie ist eine von drei vom Land Sachsen geförderten Regionen, in denen sich Akteur:innen aus den Bereichen Land- und Ernährungswirtschaft sowie Regionalentwicklung zusammenfinden, um individuelle Konzepte zur regionalen und ökologischen Wertschöpfung umzusetzen und zu verstetigen. Die gute Nachricht ist: Die Bio-Regio-Modellregion Leipzig wird die Aktivitäten des Projekts WERTvoll, das Ende 2023 ausläuft, weiterführen. Das  Wandernde Netzwerk wird sich also auch nach 2023 weiter an spannenden Orten der Leipziger Land- und Lebensmittelwirtschaft treffen können.

Mehr zum Projekt WERTvoll

Das Projekt WERTvoll will in der Modellregion Leipzig und Wurzener Land (Stadt Wurzen, Gemeinden Bennewitz, Thallwitz und Lossatal) bis Ende 2023 eine WERTvolle Stadt-Land-Partnerschaft gestalten. Dabei soll eine kooperative und sich positiv verstärkende Landnutzungsstrategie für die Region erarbeitet werden, bei der jede Bürgerin und jeder Bürger einen Beitrag im Alltag leisten kann. Dazu zählen Maßnahmen wie den Bio-Anbau ausweiten, den Wasserschutz gewährleisten und Ökosystemleistungen wie Biodiversität oder die Renaturierung eines Gewässerabschnitts fördern.

Wanderndes Netzwerk startet in der Region Leipzig

Neue Kontakte knüpfen, Synergien nutzen und Aktivitäten in der Region stärken – diese Ziele verfolgt das neue Wandernde Netzwerk für Menschen aus der Land- und Lebensmittelwirtschaft. In Leipzig und Umgebung geht es im Rahmen des Projektes WERTvoll in diesem Jahr an den Start. Getragen wird das Netzwerk von Akteur:innen vor Ort.

Was ist ein Wanderndes Netzwerk?

Das Wandernde Netzwerk umfasst den Gedanken eines klassischen Netzwerks, bei dem der Austausch unter verschiedenen Akteuren gefördert wird, und will gleichzeitig darüber hinausgehend regelmäßige Veranstaltungen an wechselnden Treffpunkten anbieten. Jeder Netzwerk-Termin soll an einem anderen Ort stattfinden – bevorzugt in den Betrieben der verschiedenen Netzwerk-Akteure. Die Gastgeber können ihre Firmen vorstellen und die Gruppe erhält die Chance, hinter die Kulissen verschiedenster Unternehmen zu blicken, lernt Neues in der Region kennen und kann unmittelbar mit den Beteiligten ins Gespräch kommen. Persönliche und wirtschaftliche Kontakte können vor Ort geknüpft und gepflegt werden.

Neue Wertschöpfungsketten und alte Bekanntschaften

Die Idee dazu entstand im vergangenen Jahr, als sich im Rahmen des Projektes WERTvoll Menschen aus der Land- und Lebensmittelwirtschaft digital bei einer Suche-Biete-Börse trafen. Ziel war es, die Entstehung neuer regionaler Wertschöpfungsketten zu unterstützen. Die Teilnehmer:innen kamen aus verschiedenen Branchen, unter anderem aus Handel, Landwirtschaft und Vermarktung sowie aus dem Projekt selbst. Im Format eines „Speed-Dating“ hatten immer zwei Teilnehmer:innen in wechselnden Gesprächen einige Minuten Zeit, sich und ihre Produkte vorzustellen bzw. Bedarfe an den anderen zu adressieren. Im Idealfall konnten sich so zwei Partner:innen finden, die in Zukunft miteinander eine regionale Handelsbeziehung mit einem Mehrwert für Artenvielfalt, Wasser- und Klimaschutz aufbauen wollen.

Als mindestens genauso bereichernd wie das Sprechen über Produkte wurde die Möglichkeit empfunden, neue Menschen kennenzulernen, sich auszutauschen und im Gespräch mit bereits bekannten Teilnehmer*innen bleiben zu können. Im Rahmen von WERTvoll fanden und finden bereits viele Vernetzungsveranstaltungen statt. Durch das Wandernde Netzwerk sollen diese nun in Zukunft verstärkt bei Betrieben vor Ort zu Gast sein.

Nachhaltige Stadt-Land-Partnerschaft in Leipzig und Umgebung

Das Projekt WERTvoll will in der Modellregion Leipzig und Wurzener Land (Stadt Wurzen, Gemeinden Bennewitz, Thallwitz und Lossatal) bis Ende 2023 eine WERTvolle Stadt-Land-Partnerschaft gestalten. Dabei soll eine kooperative und sich positiv verstärkende Landnutzungsstrategie für die Region erarbeitet werden, bei der jede Bürgerin und jeder Bürger einen Beitrag im Alltag leisten kann. Dazu zählen Maßnahmen wie den Bio-Anbau ausweiten, den Wasserschutz gewährleisten und Ökosystemleistungen wie Biodiversität oder die Renaturierung eines Gewässerabschnitts fördern.

Gastgeber:innen gesucht

Das Projekt WERTvoll sucht in Leipzig und dem Wurzener Land noch nach interessierten Gastgeber:innen aus der Land- und Lebensmittelwirtschaft, die das Wandernde Netzwerk zu sich einladen möchten. Wenn Sie geeignete Orte in der Region Leipzig kennen oder sich selbst vorstellen können, das Wandernde Netzwerk zu Gast zu haben, melden Sie sich bei Arian Gülker.