Authentizität im Ökolandbau – Bericht zur Öko-Junglandwirte-Tagung
Ein Gastbeitrag von Charlotte Schilling & Aila von Rohden (Öko-Junglandwirt*innen-Netzwerk)
Neugierig, ehrlich, entspannt, überrascht, kritisch, zurückhaltend, aufgeregt, spaßig und am Sonntagmorgen auch müde – die Teilnehmer*innen der 16. Öko-Junglandwirt*innen-Tagung fanden viele Worte, um die Stimmung in der Jugendherberge in Fulda zu beschreiben. Hier versammelten sich vom 11. bis 13. November 180 Teilnehmer*innen und 20 Referent*innen, um sich gemeinsam dem Tagungsthema “Authentizität im Ökolandbau” zu widmen.
Die Journalistin Tanja Busse eröffnete die Tagung am Freitagabend mit einem Vortrag zu der Vielzahl an derzeitigen Krisen, die gemeinsam angepackt werden müssen. An diesen Weckruf knüpften die Referent*innen aus Handel, Wissenschaft und landwirtschaftlicher Praxis mit ihren Vorträgen und Workshops am nächsten Tag an. Während sich am Samstag einige Junglandwirt*innen die Frage stellten, was sie selber eigentlich authentisch macht, setzten sich andere mit dem Wachstum des Bio-Großhandels auseinander. In etwas kleineren Gruppen fanden zudem Exkursionen statt: eine Exkursion zu einer Heutrocknung, die Einführung in die Futterbewertungsmethode Obsalim im Kuhstall vom Antoniushof (Fulda) und ebenso in Fulda die Besichtigung eines ambitionierten Biobetriebs mit Landwirtschaft, Verarbeitung und Gästehaus. Andere Teilnehmer*innen setzten sich vor Ort unter anderem mit der Jugendarbeit der Anbauverbände und einem Praktikerbericht über die handwerkliche Verarbeitung von Milch und Fleisch auseinander.
Für ausgelassene Stimmung beim Kulturabend sorgte Matthias Stührwoldt, Biolandwirt und Autor aus Schleswig-Holstein, der die Teilnehmer*innen nach dem eindrucksvollen Tag mit seinen Hofgeschichten zum Lachen brachte. Sonntagfrüh ging es in kleinen Seminargruppen um die eigene Gesundheit und Lebensmittelqualität, um Geschlechtergerechtigkeit in der Landwirtschaft, um das Entdecken und Hinterfragen von gängigen Stereotypen, um Gentechnik, soziale Landwirtschaft und ökologische Weiterbildungsmöglichkeiten. So manche Diskussion aus den Seminaren wurde auch noch in der Kaffeepause weitergeführt.
Im Abschlussvortrag “Welternährung ökologisch! Eine Utopie oder realistische Notwendigkeit?” schlug Adrian Müller (Schweizer Forschungsinstitut für biologischen Landbau, FiBL Schweiz) erfolgreich den Bogen zum Eröffnungsvortrag (von Tanja Busse) und zeichnete ein Bild, wie Landwirtschaft aussehen kann, um den zu Beginn genannten Krisen erfolgreich begegnen zu können: weitgehend ökologisch, mit Anpassung unserer Nutztierhaltung und der Reduktion von Lebensmittelverschwendung in unseren Breitengraden als zentralen Hebeln zur Sicherung der Welternährung.
“Bis nächstes Jahr” hieß es danach oft, während sich die Junglandwirt*innen nach dem Mittagessen voneinander verabschiedeten. “Die Beteiligung und die Begeisterung, die die Teilnehmer*innen dieses Jahr mitgebracht haben war wirklich klasse – sie haben uns wieder gezeigt, dass es ein großes Bedürfnis unter den Öko-Junglandwirt*innen gibt, sich zu vernetzen und auszutauschen. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen bei der nächsten Tagung” (Flavio Traxl, Öko-Junglandwirt*innen-Tagungsteam).