100 %-Bio Gesetz in Sikkim als Vorbild für Staaten weltweit
Der Umstieg auf nachhaltige Ernährungssysteme ist eine der drängendsten Herausforderungen der globalen Gemeinschaft. Denn enkeltaugliche Agrarökologie ist der Schlüssel für Armutsbekämpfung, für die Minimierung des Klimawandels und den Erhalt von Biodiversität. Mit der Verleihung der Future Policy Awards 2018 unterstützt die Hamburger Stiftung World Future Council den globalen Wandel zu einer nachhaltigen Lebensmittelproduktion. Der indische Bundesstaat Sikkim wurde am 15. Oktober 2018 als Gold-Preisträger ausgezeichnet.
Die Stiftung World Future Council (WFC) stellt die Interessen zukünftiger Generationen ins Zentrum von Politikgestaltung. Sie setzt sich für gesetzliche Rahmenbedingungen ein, die heutigen wie zukünftigen Generationen das Leben in einer gerechten und ökologisch intakten Welt ermöglichen. Die Schweisfurth Stiftung unterstützt den World Future Council als Netzwerkpartner. Dieses Jahr war unser Vorstand Prof. Franz-Theo Gottwald bei der Preisverleihung der Future Policy Awards in Rom dabei und diskutierte am Podium mit renommierten Agrarökologen aus aller Welt.
„Es hat sich gezeigt, dass in der gesamten Himalaya-Region das politische Interesse an organischem Landbau sehr groß ist“, so Prof. Gottwald, Vorstand der Schweisfurth Stiftung. Er ist überzeugt:„Sikkim wird Schule machen!“
Vorbildwirkung für nachhaltige Landwirtschaft
Der „Polit-Oscar“, der Future Policy Award (FPA), zeichnet Gesetze aus, die bessere Lebensbedingungen für heutige und zukünftige Generationen fördern. Mit der Identifikation und weltweiten Verbreitung der Best-Practice Beispiele, schafft der WFC eine Vorbildwirkung für andere und regt zum Nachahmen an. 2018 wurde der Preis wird in Kooperation mit der UNO-Ernährungsorganisation (FAO) und IFOAM – Organics International verliehen. Im Vorfeld wurden mehr als 20.000 Expertinnen und Experten zur Nominierung von vorbildlichen Lösungen aufgerufen. Insgesamt wurden 51 Gesetze aus 25 Ländern für den Preis nominiert; unter den Nominierungen befand sich kein Gesetz aus Deutschland.
Der indische Bundesstaat Sikkim, der diesjährige Gold-Preisträger, ist der erste 100%-Ökolandbau-Staat der Welt. Sikkims Ansatz geht jedoch weit über bloße Öko-Produktion hinaus und hat Land und Menschen nachhaltig verändert: Von der Umstellung auf 100% Bio hat das Land nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich und sozial enorm profitiert: Verbrauch und Wachstum, Gesundheit, Bildung, ländliche Entwicklung und nachhaltiger Tourismus spielen in dem Gesetz eine zentrale Rolle. Bemerkenswert ist das schrittweise Verbot von chemischen Düngemitteln und Pestiziden. Dieses wird mit Förderungen und Anreizen begleitet, um so nachhaltige Alternativen zu schaffen. Das Sikkim-Modell ist vorbildlich für die Stärkung von Agrarökologie in Regionen und Staaten weltweit.
Eine Dokumentation über den Bundesstaat Sikkim und seine 100%-Bio-Politik finden Sie in der ZDF Mediathek.
Die Silber-Preisträger 2018 sind:
- Brasilien, Nationale Politik für Agrarökologie und Ökolandbau (PNAPO, 2012): In den ersten vier Jahren investierte PNAPO rund 364 Millionen Euro in agrarökologische Maßnahmen. Unter anderem wurden etwa 5.300 Gemeinden dabei unterstützt, mindestens 30% ihres Schulessenbudgets für den Einkauf von biologischen und agrarökologischen Produkten von Familienbetrieben aufzuwenden.
- Dänemark, Nationaler Bio-Aktionsplan: Zusammenarbeiten für mehr Bio (2011-2020, aktualisiert 2015): Durch den Aktionsplan hat Dänemark heute den höchsten Marktanteil für ökologische Lebensmittel in der Welt und die höchsten jährlichen Pro-Kopf-Ausgaben für Bio-Lebensmittel. 80% der Däninnen und Dänen kaufen Biolebensmittel.
- Ecuador, Quitos partizipatives städtisches Landwirtschaftsprogramm (AGRUPAR, 2002): Zu den beeindruckenden Ergebnissen von AGRUPAR gehören u.a. mehr als 3.600 Stadtgärten, die insgesamt 32 Hektar umfassen, die mehr als 21.000 Menschen – 84% davon Frauen – die in der ökologischen Produktion geschult wurden und die jährliche Produktion von mehr als 870.000 kg Bio-Lebensmittel für die Stadt Quito.