Tierwohl

Ich wollt‘ ich wär (k)ein Huhn – Engagement zur Öko-Geflügelzucht

„Ich wollt‘ ich wär ein Huhn, ich hätt‘ nicht viel zu tun, ich legte jeden Tag ein Ei und Sonntag auch mal zwei“ heißt es in einem alten Filmschlager aus den 30er Jahren.

Doch heutzutage möchte man eigentlich kein mehr Huhn sein. Die moderne Legehenne legt nämlich in der Tat fast jeden Tag ein Ei. 300 Stück sind es jährlich; von Natur aus legt ein Huhn nur ein Fünftel davon – die Hochleistungszucht macht es möglich. Doch ihre negativen Begleiterscheinungen sind gravierend: Die Legehybride leiden unter Erkrankungen des Skelettapparates, Erschöpfung, Knochenbrüchigkeit und gesteigerter Aggressivität. Da die männlichen Nachkommen nicht zur Fleischmast taugen, werden jährlich Millionen männlicher Eintagsküken getötet.
Den Masthähnchen ergeht es nicht besser. Sie werden auf schnelle Gewichtszunahme und ein enormes Brustmuskelwachstum hin gezüchtet. In der Folge können sich die Tiere am Ende der nur ca. einmonatigen Mastzeit kaum noch auf den Beinen halten.

Tierzucht auf dem Prüfstand

Die Praktiken der modernen Tierzucht – die einseitige Fokussierung auf Leistung und Profit – werden bereits seit längerem kritisiert. Die Schweisfurth Stiftung setzt sich deshalb gemeinsam mit der Renate Benthlin-Stiftung für Nutztierschutz und der Ökologischen Tierzucht gGmbH für eine Tierzucht ein, bei der das Tierwohl wieder eine zentrale Stellung einnimmt. Dazu luden sie im September 2015 zum ersten Runden Tisch Ökologische Hühnerzucht in die GLS Bank in Frankfurt a. Main. Erzeuger, Züchter, Händler und weitere Engagierte diskutierten intensiv die Potenziale und Herausforderungen der ökologischen Hühnerzucht und waren sich einig: „Nur gemeinsam kommen wir weiter“.

Gemeinsam für mehr Tierwohl

Dabei stellten sich ganz konkrete Fragen auch nach Haltung, Fütterung und Produktqualität. Und auch eine Ökotierzucht muss wirtschaftlich sein: Wie lässt sich das Mehr an Tierwohl finanzieren und kommunizieren? Es gibt heute zahlreiche Initiativen, die im Rahmen des Öko-Landbaus an Zweinutzungshühnern arbeiten. Sie benötigen jedoch dringend einer Koordination , damit sie gemeinsam für mehr Tierwohl wirken und ökonomisch tragfähig wirtschaften können. Bei den Landwirten und Züchtern gibt es außerdem Schulungs- und Veränderungsbedarf für das Management der alternativen Züchtungslinien.

Zweiter Runder Tisch

Im April 2016 fand der zweite Runde Tisch zur Öko-Hühnerzucht statt. Fast fünfzig Teilnehmer*innen diskutierten im Rahmen eines Praktikerworkshops ihre Erfahrungen und die Herausforderungen und Potenziale der Zweinutzungszucht. „Die Vielfalt der Betriebe braucht entsprechende Vielfalt in der Zucht: Gesucht wird deshalb nicht eine einzelne Zweinutzungshuhn-Rasse, sondern eine Bandbreite gesunder Tiere auch aus Kreuzungen für die unterschiedlichen betrieblichen Ansprüche“, erläuterte für die Renate Benthlin-Stiftung die Tierärztin Dr. Anita Idel.

Die Pressemeldung zum ersten Runden Tisch (PDF) können Sie hier lesen.

Sie möchten gerne Eier von Zweinutzungshühnern kaufen und so aktiv Hühnerleid und Kükentöten vermeiden?
Hier finden Sie Informationen und Bezugsmöglichkeiten:

 

Headerfoto: © Andreas Schoelzel; Dr. Anita Idel mit Vorwerkhühnern

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