(c) Lebensfeld Jaksch

100 Mitmach-Regionen

Wenn viele sich zusammentun, können sie Großes erreichen und eine ungeheure Kraft für mehr Nachhaltigkeit entfalten. Diese Kraft und Energie will die Schweisfurth Stiftung, gemeinsam mit wirundjetzt e.V., der Be the Change-Stiftung und den Pioneers of Change, in 100 Mitmach-Regionen im deutschsprachigen Raum wecken. Jede:r kann seine Region zu einer Mitmach-Region machen: Bereits bestehende Initiativen und Vereine, engagierte Einzelpersonen, Menschen aus der öffentlichen Regionalentwicklung, oder dem Klimaschutzmanagement, Unternehmen, kommunalpolitisch Verantwortliche und viele mehr.

Globale Herausforderungen brauchen lokale Lösungen!

Ziel des Projekts „100 Mitmach-Regionen“ ist, dass Menschen vor Ort die ökologische und soziale Transformation ihrer Regionen voranbringen. Zentrales Element dafür ist die Organisation einer Mitmach-Konferenz. Dort kommen alle Interessierten zusammen, um gemeinsam Lösungen und Aktionen zu finden, Projekte und Ideen in den unterschiedlichsten Bereichen zu entwickeln, sich auszutauschen und neue Netzwerke zu knüpfen.

Auf dem Weg zu einer solchen Mitmachkonferenz und bei der Umsetzung der erarbeiteten Maßnahmen werden die 100 Regionen von unserem Expertenteam unterstützt. Es gibt ein Online-Begleitprogramm, einen erprobten Werkzeugkasten und viele gute Best-Practise-Beispiele, auf die vor Ort zurückgegriffen werden kann. Alle Mitmach-Regionen werden sichtbar gemacht, miteinander vernetzt und inspirieren sich gegenseitig.

Einfaches Konzept, große Wirkung

Bei einer Mitmach-Konferenz kommen für einen oder mehrere Tage Menschen aus Zivilgesellschaft, Politik, Verwaltung und Wirtschaft zusammen, um darüber zu diskutieren wie sie konkret zur nachhaltigen Gestaltung der Region beitragen können. Es wird eine Landkarte erarbeitet, welche Initiativen es schon gibt, welche es vielleicht noch braucht und wie diese unterstützt werden können. Im Zentrum steht dabei das Mitmachen: Nach kurzen Impulsvorträgen werden gemeinsam konkrete Ideen und Umsetzungskonzepte erarbeitet. Ziel ist es, dass die Teilnehmer:innen miteinander in den Dialog treten, sich vernetzen und dadurch Veränderungen anstoßen und neue Kooperationen in die Wege leiten.

 

Regionale Lebensmittel für das Wurzener Land

Ein zentraler Knackpunkt für die regionale Lebensmittelversorgung auf dem Land beziehungsweise von kleinen Gemeinden sind funktionierende logistische Lösungen im kleinen Maßstab. Von mobilen Dorfläden bis hin zu Lebensmittel-Transporten mit öffentlichen Verkehrsmitteln – es existieren bereits viele gute Ideen, wie Lebensmittel aus der Region an die Verbraucher:innen in der Region gebracht werden können. Im Projekt KORB erarbeiten wir mit Menschen und Betrieben im Leipziger Umland passgenaue Konzepte.

Vier Gemeinden mit klarem Ziel

Bennewitz, Thallwitz, Lossatal und Wurzen: Diese vier Gemeinden östlich von Leipzig sind fleißig dabei, ihren Einwohner:innen eine regionale Lebensmittelversorgung bereitzustellen. Denn: In ihrem Wurzener Land gibt es viele Produzent:innen regionaler Lebensmittel und die Nachfrage nach diesen Produkten ist in den vergangenen Jahren, insbesondere auch im Zuge der Corona-Pandemie, stetig gestiegen. Bislang waren die vorhandenen Erzeugnisse aber nur vereinzelt erhalten. Erklärtes Ziel der vier Gemeinden ist es jedoch, allen den Zugang zu regionalen Produkten zu ermöglichen.

Gemeinschaftliches Erarbeiten der Lösungen

Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es vor allem logistische Lösungen, die den Bedarf der Konsument:innen mit den Anforderungen und Möglichkeiten der Produzent:innen der Region in Einklang bringen. Seit Mai 2021 unterstützen wir nun die vier Gemeinden im Rahmen des Projekts „KORB – Kooperatives Regionalbündnis Wurzener Land“ dabei, ein entsprechendes Logistiksystem zu entwickeln. In einer ersten Konzept-Entwicklungsphase stand vor allem die umfassende Beteiligung aller relevanten Akteur:innen im Vordergrund. Dabei ging es neben der Vernetzung, Information und Inspiration der Menschen in der Region darum, Bedarfe und Bedürfnisse aufzunehmen und in eine angepasste Lösung zu überführen. In Dialogforen konnten die Teilnehmer:innen – darunter Unternehmer:innen, Verwaltungsangestellte oder Verbraucher:innen aus der Region – vielfältige, bereits funktionierende Varianten der Versorgung mit regionalen Lebensmitteln aus anderen Gemeinden kennenlernen und ihre mögliche Umsetzbarkeit im Wurzener Land diskutieren. Im Anschluss entwickelten Schlüsselakteure wie Landwirt:innen oder Vertreter:innen der Logistikbranche in einer Stammtischserie die erarbeiteten Ansätze weiter.

Fertiges Logistikkonzept wird ab 2022 umgesetzt

Aus den Ergebnissen dieses partizipativen Prozesses erarbeitet derzeit das KORB-Projektteam das finale Logistikkonzept für die regionale Lebensmittelversorgung des Wurzener Landes. Bis Ende Februar 2022 soll dieses fertig sein. Danach wird es bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung eingereicht und soll nach positiver Bewertung spätestens Ende 2022 in die Umsetzung gehen. Derzeit hat unter anderem die Zusammenstellung eines effektiven Projektverbunds für die Umsetzungsphase Priorität. Arian Gülker, Projektmanager bei der Schweisfurth Stiftung: „Wir dürfen natürlich noch nicht alles verraten. Aber ich kann sagen, dass von den Beteiligten wunderbare, kreative Lösungen entwickelt wurden. So wird der ÖPNV in Zusammenarbeit mit ansässigen Unternehmen eine zentrale Rolle beim Transport regionaler Güter spielen. Zudem knüpft das Projekt an die beginnende Arbeit der Bio-Regio-Modellregion Leipzig-Westsachsen und der neuen sächsischen Agrarmarketingagentur an. Es ist toll zu sehen, wie regionale Unternehmen und die Bevölkerung hier zusammengearbeitet und wertvolle Ergebnisse erzielt haben. Das Wurzener Land kann mit diesem Konzept nun seinerseits zu einem Vorbild für viele weitere Regionen in Deutschland werden!“

1.700-mal Schotenklump bitte!

Wie ein Eintopfklassiker das Klima, unser Trinkwasser und die Artenvielfalt schützen kann.

(c) WERTvoll

„Wir brauchen mehr Eintopf!“ – schallt es in die Küche eines städtischen Altenpflegeheims in Leipzig. Draußen an den Tischen beugen sich Seniorinnen und Senioren genüsslich über ihre Teller. Es gibt „Schotenklump“ – einen deftigen regionalen Eintopfklassiker aus Erbsen, Kohlrabi und Rippchen. Das Besondere: Die Zutaten des Eintopfs stammen aus dem Leipziger Umland und wurden zum großen Teil in Bioqualität hergestellt. Das Aktionsessen „Schotenklump“ unseres Projekts WERTvoll zeigt, dass ökologisch angebaute, regional produzierte Waren in der Gemeinschaftsverpflegung ein Gewinn für Mensch und Natur sind. Doch für eine großflächige Umsetzung fehlt noch die Logistik.

Anfang Juli kamen 1.700 Senior:innen und Kinder in Leipzig in den Genuss eines echten Eintopfklassikers: dem „Schotenklump“. Alle städtischen Altenpflegeheime und etliche Kitas wurden mit dem deftigen Erbseneintopf versorgt, dessen Zutaten in der Region um Leipzig produziert wurden. Die Bio-Erbsen des Schotenklumps stammen vom Wassergut Canitz, der Bio-Kohlrabi von Hundert Morgen Land, und die Rippchen vom Schicketanzhof – alles Betriebe im direkten Umland der Stadt. Serviert wurde das Gericht nach einem Rezept der Großmutter des Slow-Food-Kochs Thomas Marbach. Begeistert von Großmutters Eintopf waren nicht nur die Senior:innen und Kinder, sondern auch die Küchenchefs der beteiligten Kantinen und Caterer, die die besondere Qualität der Zutaten hervorhoben. Initiiert hatte das Aktionsgericht unser Projekt WERTvoll anlässlich der Erbsenernte in der Region – mit einem klarem Ziel vor Augen.

(c) WERTvollGutes Trinkwasser durch regionale Küche

„Wir wollten zeigen, dass die Region um Leipzig alles für ein gutes, gesundes Essen in der Stadt bereithält. Und dass wir mit unserer Art des Konsums in der Stadt Gutes für gesunde Böden, sauberes Wasser und den Klimaschutz tun können“, so Arian Gülker, Leiter des Projekt WERTvoll in der Schweisfurth Stiftung. Das Projekt hat zum Ziel, eine fruchtbare Stadt-Land-Partnerschaft zwischen Leipzig und seinem Umland aufzubauen und die regionale Wertschöpfung in Sachen Lebensmittelversorgung zu erhöhen. Ein wichtiger Hebel dafür ist, dass Kantinen und Caterer – also die sogenannte Gemeinschaftsversorgung – stärker auf regional und biologisch erzeugte Lebensmittel zurückgreifen und so Erzeuger:innen davon relevante Mengen absetzen können. Werden mehr Lebensmittel – wie die Erbsen für den Schotenklump – direkt im Umland ökologisch angebaut, hilft das Dreifach: Der Ökolandbau stärkt den Aufbau von Humus in den Böden. Dadurch wird das Trinkwasser für die Stadt ganz natürlich besser gefiltert und die Kosten für die Aufbereitung sinken. Zweitens sind humusreiche Böden gute CO2-Speicher – so leisten die Zutaten im Eintopf substanzielle Beiträge für den Klimaschutz. Und Drittens hilft die extensive Weidehaltung für die Schweinerippchen der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft.

Lieferbeziehungen ausbaufähig

Das Aktionsgericht Schotenklump war für das Projektteam von WERTvoll ein perfektes Experiment, um herauszufinden, was es braucht, um regionale Bioprodukte in der Gemeinschaftsverpflegung attraktiver zu machen. Wie sich zeigte, ist die größte Herausforderung, die unterschiedlichen Zutaten der verschiedenen Erzeuger in die Küchen zu bekommen. Denn eine Logistik für regionale Produkte existiert in der Region kaum. „Das Problem ist, das noch keine festen Verbindungen zwischen Erzeuger:innen auf dem Land und den Küchen in der Stadt bestehen. Um regional erzeugte Gerichte regelmäßig und auch für mehr Interessierte anbieten zu können, müssen die Lieferbeziehungen gestärkt werden“, so Gülker.

Erste Erfolge!

Gut, dass die Schweisfurth Stiftung zusammen mit den Partnern vor Ort zu diesem Thema Anfang September eine Zukunftswerkstatt organisierte. Ob Landwirt:innen, Caterer, Fridays for Future Aktivist:innen oder Verwaltungsbeamte aus Stadt und Land – sie alle arbeiteten in der Werkstatt unter anderem daran, die Lieferbeziehungen und die Netzwerke untereinander zu stärken. Ein schönes Ergebnis des Treffens: Ein Landwirt, eine Mühle und ein Bäcker haben sich gefunden und wollen gemeinsam ein regionales Bio-Brot erzeugen. Und: Sogar die Kantine von Porsche hat verstärktes Interesse an regional und ökologisch erzeugten Lebensmitteln bekundet. Na, wenn das kein Fortschritt ist!

Mehr Informationen zum Projekt WERTvoll in der Schweisfurth Stiftung sind hier zu finden.

Stadt und Land: So fern und doch so nah!

Hektisches Treiben auf der einen Seite, ruhiges Idyll auf der anderen? So unterschiedlich Stadt und Land auch scheinen mögen, sie stehen in enger Beziehung zueinander, sind aufeinander angewiesen. Letzteres gilt insbesondere wenn es um die Themen Wasser-, Klima- und Artenschutz geht. Die Zusammenhänge zwischen Stadt und Land sind jedoch häufig nicht offensichtlich erkennbar und werden daher oftmals unterschätzt. Ein Grund für das Team des Projektes WERTvoll, das die Schweisfurth Stiftung 2018 zusammen mit der Stadt Leipzig, dem Wurzener Land, der Hochschule Trier, dem Institut für Nachhaltige Landbewirtschaftung sowie dem Wassergut Canitz ins Leben gerufen hat, hinter die Kulissen zu schauen und die auf den ersten Blick nicht erkennbaren Verbindungen zwischen Stadt und Land im Rahmen einer Kurzfilmreihe sichtbar zu machen.

Es kann nur gemeinsam gehen

„Stadt und Land werden häufig als getrennt voneinander wahrgenommen. Doch wenn es um die nachhaltige Entwicklung einer Region geht, braucht es eine enge Stadt-Land-Beziehung. Mit den Kurzfilmen zeigen wir, wie Akteur:innen von Stadt und Land im Hinblick auf Wasser-, Klima-, und Artenschutz zusammenarbeiten, die zunächst einmal als voneinander unabhängig gesehen werden. Wir machen deutlich, dass Stadt und Land gerade bei diesen Themen aufeinander angewiesen sind und machen diese komplexen Zusammenhänge anhand beispielhafter Stadt-Land-Paare greifbar und verständlich“, erklärt Arian Gülker, Projektmanager der Schweisfurth Stiftung.

So dreht sich der erste Kurzfilm um Landwirt Robert Hörig aus Thallwitz im Wurzener Land und Herrn Heiko Schulze, Mitarbeiter der Qualitätskontrolle der Wasserwerke in Leipzig. Was die beiden miteinander verbindet? Auf den ersten Blick nicht viel. Doch bei genauerem Hinsehen wird deutlich: Sowohl Herr Hörig als auch Herr Schulze leisten mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag für eine hohe Qualität und Reinheit des Wassers – wie genau, und was Trinkwasserschutz und Landwirtschaft miteinander zu tun haben, erfahren Sie hier:

Der zweite WERTvoll Kurzfilm handelt von neuen Wegen der Kooperation im regionalen Handel. Die Gemüsekooperative KoLa Leipzig, die vor den Toren der Stadt Bio-Gemüse für ihre Mitglieder anbaut, hat mit der Konsumgenossenschaft Leipzig einen Partner gefunden, der mit seinen Märkten die Infrastruktur für eine Abholung der Gemüsekisten liefert. Vor Ort können die Abholenden im Markt ihren Bedarf an weiteren Waren decken. Dort wird auch überschüssiges Gemüse von KoLa Leipzig regulär verkauft. So profitieren beide Seiten von dieser Kooperation. Weitere Eindrücke der Partnerschaft finden Sie im Video.

Nicht nur Landwirt:innen und Wasserversorger sind in ihrer Arbeit aufeinander angewiesen. Lernen Sie noch mehr Stadt-Land-Paare kennen. Von der Veröffentlichung neuer WERTvoll Short Stories erfahren Sie auf der Projektseite WERTvoll.

Erfolgsrezept Kooperation: Durch gute Zusammenarbeit Veränderungen vorantreiben

Ob solidarische Landwirtschaft, Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften oder landwirtschaftliche Hof- und Vermarktungsgemeinschaften – bei all diesen Organisationsformen gilt die Devise Kooperation statt Konkurrenz führt zum Erfolg. Doch die Erfahrung in der Praxis zeigt: In jedem Gemeinschaftsprojekt stecken diverse organisatorische und zwischenmenschliche Herausforderungen. Die nach dem Open Source-Prinzip konzipierte Online-Plattform www.wir-kooperieren.org gibt Verantwortlichen Hilfestellung und nützliche Werkzeuge an die Hand, um genau diese Herausforderungen erfolgreich zu meistern und den Gemeinschaftsprozess zielführend zu navigieren. In einer interaktiven Online-Schulung haben nun die Projektverantwortlichen Stephan Illi und Thomas Schmid, die beide als freie Berater für Kooperationen tätig sind, und Dr. Niels Kohlschütter, Vorstand der Schweisfurth Stiftung, die Weiterentwicklung der Plattform, insbesondere durch Bewegtbild-Elemente, vorgestellt.

(c) Xäls

Die Gründer:innen von Xäls nutzen die Online-Plattform www.wir-kooperieren.org für den Aufbau ihrer Genossenschaft.

Ziel der Schulung war es, den Teilnehmer:innen den Umgang mit der Plattform nahezubringen und die einzelnen Instrumente direkt erlebbar zu machen. In kurzen Sessions wurden deshalb die eigenen Erfahrungen mit Gemeinschaftsprozessen anhand unterschiedlicher Fragestellungen beleuchtet und diskutiert. Ein wichtiges Ergebnis dabei: Vertrauen ist ein wesentliches Element für die Gemeinschaftsbildung. Doch wie lässt sich Vertrauen nachhaltig aufbauen? „Auch zu dieser wichtigen Frage finden Interessierte nützliche Tipps und Methoden auf www.wir-kooperieren.org. Dort werden alle essentiellen Phasen von Gemeinschaftsprozessen thematisiert – von der Diagnose „wo stehen wir“ bis hin zur Verteilung konkreter Aufgaben. Damit haben wir ein hilfreiches Tool-Kit geschaffen, das frei zugänglich und direkt in der Praxis anwendbar ist“, kommentiert Kohlschütter. „Die Schulung motiviert mich, unseren eingeschlafenen Prozess beim Aufbau einer Erzeugergemeinschaft von Gemüsebaubetrieben wiederzubeleben. Ich konnte Wege und Instrumente kennenlernen, die uns dabei helfen, unsere aktuellen Hürden zu überwinden“, resümiert Teilnehmer Tim Fetzer.

Gemeinsam für Lebensmittel aus der Region – ein Erfahrungsbericht

Stephan Illi, Projektleiter von wir-kooperieren.org und Berater für Kooperationen und Organisationsentwicklung, begleitet und unterstützt seit vielen Jahren Gemeinschaftsprozesse, insbesondere den Aufbau von Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaften (EVG). Im Gespräch mit der Schweisfurth Stiftung berichtet er von seinen Erfahrungen.

Sie haben sich in den letzten Jahren viel mit der Gründung und dem Aufbau von Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften beschäftigt. Warum?

Weil ich in ihnen großes Potenzial für eine regionale, nachhaltige Lebensmittelversorgung sehe. In diesem Konzept werden Erzeuger:innen und Verbraucher:innen, aber auch Stadt und Land neu zusammen gedacht. Das Schlüsselwort ist hier „direkt“. Erzeuger:innen und Verbraucher:innen haben eine unmittelbare Beziehung und davon profitieren alle: Die Erzeuger:innen durch feste Abnahmen und die Verbraucher:innen durch Transparenz bezüglich Herkunft, Herstellung und Preise. So unterscheiden sich EVGs deutlich von klassischen Supermärkten, da sie weder in der Anonymität noch der Intransparenz verloren gehen; und auch von kleinen Strukturen wie Solidarischen Landwirtschaften, die häufig nur wenige Haushalte mit regionalen Lebensmitteln versorgen. Damit schließen EVGs eine wichtige Lücke und können ein wesentliches Element sein, um die Ernährungssouveränität einer Region voranzubringen.

Sie haben an unterschiedlichen Projekten mitgewirkt – wo liegen Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen?

Stephan Illi, (c) Stephan Illi

Ein sehr besonderes Projekt durfte ich in der Neckar-Alb Region begleiten. Die regionale Bio-Lebensmittelvermarktung mit Anbau, Verarbeitung und Handel hat in der Region noch eine vergleichsweise gute Struktur, steht aber durch den konventionellen Lebensmitteleinzelhandel und Bio-Supermarktketten erheblich unter Druck. Drei Ehepaare, zwei Naturkosthändler und ein Biohof, haben eine gemeinsame Vision: eine Zusammenarbeit zwischen Erzeuger:innen, Lebensmittel-Handwerker:innen, Handel und Verbraucher:innen. Alle an einem Tisch, für eine gemeinsame und zukunftsfähige Lebensmittelwirtschaft in der Region Neckar-Alb. Zu diesem Zweck gründeten sie im August 2019 eine Genossenschaft: Xäls eG – Ökologische Genossenschaft Necker-Alb. Die Herausforderung bei diesem Projekt: Wie können sehr viele Verbraucher:innen eingebunden werden? Die Antwort: Information und Mitverantwortung. Aus dem neu entstandenen Wissen entwächst Engagement und der Wille, mitzugestalten. So wird das Konzept auch finanziell von Vielen mitgetragen. In der Region Necker-Alb beginnt ein Wandel stattzufinden und die Genossenschaft wächst und kann sich neben den überregionalen Biomarkt-Strukturen behaupten – ein Beispiel dafür, wie EVGs Veränderungen vorantreiben.

Kulturland-Genossenschaft: Gemeinsames Engagement für den Bodenerhalt

Die Kulturland-Genossenschaft versteht den Boden als fundamentale Lebensgrundlage, die es zu schützen und nachhaltig zu nutzen gilt. In der Erde verbirgt sich eine beeindruckende Diversität, die Grundlage unserer Ernährung und ein wichtiger Speicher für Wasser und Kohlenstoff ist. Angesichts der wachsenden Herausforderungen durch Landgrabbing und intensive Landwirtschaft hat die Kulturland-Genossenschaft es sich zur Aufgabe gemacht, landwirtschaftliche Flächen zu sichern und für eine ökologische Bewirtschaftung zugänglich zu machen.

Neue Allmende – für die Zukunft

Damit der Boden, seine Fruchtbarkeit und die Ökosysteme rund herum nicht als Geldanlageobjekte mit entsprechender Rendite gesehen werden, sondern auch für künftige Generationen verantwortungsvoll gepflegt und bewirtschaftet werden, wurde 2014 die Kulturland eG gegründet. Die Genossenschaft setzt sich für eine neue Form der Allmende ein, in der Grund und Boden als Gemeinschaftseigentum angesehen und bäuerlich, ökologisch und sozial bewirtschaftet werden. Mit der Unterstützung ihrer Genossen erwirbt sie Ackerland, Wiesen, Weiden, Hecken und Biotope. Mittlerweile umfasst die Fläche über 600 Hektar und mehr als vierzig Höfe zählen zu den aktuell unterstützten Projekten, darunter u.a. der Hof Gasswies, der sich für eine kuhgebundene Kälberaufzucht einsetzt und der Luzernenhof.


Innovative Wege der Hofübergabe: Die Kulturland-Genossenschaft als Brückenbauer

Die Kulturland-Genossenschaft setzt sich aktiv für außerfamiliäre Hofübergaben ein, um den Fortbestand ökologischer Landwirtschaft zu sichern. Sie bietet eine Plattform, die es ermöglicht, Höfe an engagierte Neubauern zu übergeben, die zwar die Vision einer nachhaltigen Landbewirtschaftung teilen, aber oft nicht das nötige Kapital für einen Hofkauf besitzen. Durch den Erwerb und die Bereitstellung von Höfen im Gemeinschaftseigentum unterstützt die Genossenschaft nicht nur den Erhalt wertvoller landwirtschaftlicher Praktiken, sondern fördert auch die Entwicklung lebendiger ländlicher Gemeinschaften. Diese innovative Herangehensweise an die Hofübergabe zeigt das Engagement der Kulturland-Genossenschaft, zukunftsfähige Lösungen für die Landwirtschaft zu entwickeln und zu unterstützen.

Einsatz für nachhaltige Bodenpolitik und starke Netzwerkarbeit

Die Kulturland-Genossenschaft betreibt neben ihrer Unterstützung für ökologische Landwirtschaft auch intensive politische und Netzwerkarbeit. In Partnerschaft mit der Schweisfurth Stiftung, dem „Netzwerk Flächensicherung“ und „Landwirtschaft ist Gemeingut“ und dem „Netzwerk solidarische Landwirtschaft„, engagiert sich die Genossenschaft für gerechte Bodenpolitik und den Schutz landwirtschaftlicher Flächen vor Spekulation. Ein markantes Beispiel ihrer Arbeit ist die Fachtagung „Bauern ohne Boden?“ im Januar 2022 oder der „Bodenfachtag“ im Januar 2024 bei der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin, die auf die Problematik des Bodenmarktes aufmerksam machten und Lösungsansätze für den Zugang zu Land diskutierten. Diese Aktivitäten unterstreichen das Engagement der Kulturland-Genossenschaft, politische Rahmenbedingungen zugunsten gemeinwohlorientierter Landnutzung zu beeinflussen und eine nachhaltige Zukunft für die Landwirtschaft zu fördern.


Jeder Beitrag zählt

Die Kulturland-Genossenschaft lädt alle Interessierten ein, sich für den Erhalt und die nachhaltige Bewirtschaftung von Boden einzusetzen. „Wir glauben, an kaum einer anderen Stelle kann Geld so wirksam werden, um eine ökologische und regional eingebundene Landwirtschaft zu fördern wie bei der Kulturland-Genossenschaft“, so die Vorstände Stephan Illi und Titus Bahner. Durch die Zeichnung von Genossenschaftsanteilen oder direkte Unterstützung ihrer Projekte kann jeder und jede zur Sicherung einer wertvollen Kulturlandschaft beitragen.

Wenn Bauern, Ladner und Kunden über zukunftsfähige Landwirtschaft diskutieren…

…kommen viele Fragen auf den Frühstückstisch!

Ein Gastbeitrag von Anne Schweisfurth, Kuratoriumsvorsitzende der Schweisfurth Stiftung.

Vor Beginn des Bohlsener Mühlenfestes im Juni 2018 hatten geladene Gäste vier Stunden Zeit, sich darüber auszutauschen, welche Ideen und Fragen für sie persönlich hinter dem großen Begriff „enkeltaugliche“* oder „zukunftsfähige Landwirtschaft“ stecken. Bei dem Frühstücks-Workshop saßen 40 Menschen an schön gedeckten Tischen in der Remise, lernten sich erst einmal kennen und formulierten ihre Fragen zum Thema. Nach dem anschließenden Ranking der Themen und Fragen wurde in fünf wechselnden Tischgruppen angeregt diskutiert. Hier ein Auszug aus drei Debatten:

Wie muss sich Land und Landwirtschaft entwickeln, damit junge Menschen bleiben wollen? Sind große (Bio-)Betriebe per se schlecht?

Mühlenfest 2018 der Bohlsener Mühle, Fotograf: Thorsten Scherz (beide Fotos)

Diese beiden Fragen bewegten vor allem die Bäuerinnen und Bauern. Alle waren sofort bei der Sache und versuchten eine Einschätzung: Junge Menschen seien in der Regel sehr technik- und medienaffin, für sie habe Digitalisierung und Technisierung eine hohe Attraktivität, das bringe Arbeitserleichterung und mehr Freiheit, wie z.B. durch Melk-Roboter und die digital gesteuerte Feldarbeit. KritikerInnen warnen, dass hier die Gefahr liegt, Daten und Fachwissen zu monopolisieren und dass sich Bauern und Bäuerinnen von Wartungs- und Herstellerfirmen abhängig machen.**

 

Mir fällt dazu das Beispiel von Ceril ein, einem Jungbauern in Graubünden in der Schweiz, der nach seiner Ausbildung seinen Betrieb auf in-vitro-Fertilisation und Embryotransfer umstellte, viel investierte und von den neuen technischen Möglichkeiten überzeugt war. Auch die hohen Gewinnberechnungen lockten! Er wollte im Dorf bleiben, er wollte seinen Betrieb weiter entwickeln! Wir haben endlos diskutiert. 18 Jahre später treffen wir uns wieder und er ist Biobauer, hat eine Kükenaufzucht auf 1.200 qm Fläche und hegt und pflegt dort die kleinen Tiere. „Jetzt mache ich etwas sinnvolles“, war seine Antwort. „Das andere hat ja nicht geklappt.“ Sinn ist eben auch ein Wert.

Naturverbundenheit

Ist Naturverbundenheit ein Grund, als junger Mensch auf dem Land zu bleiben, dort hin zu ziehen, und was bedeutet das genau? Gerne in der Natur zu sein, die Natur zu beobachten, viel Wissen über die Natur zu sammeln? Einig waren wir uns darüber, dass viele Menschen weit weg sind von einem tieferen Naturverständnis oder -empfinden. Ein Schulbauernhofbesuch reicht dabei nicht aus, um Natur grundlegender zu begreifen. Das wäre jedoch unseres Erachtens Voraussetzung dafür, die Natur für die nachfolgenden Generationen zu erhalten. Kann vielleicht ein ökologisches Jahr mit handwerklichen Tätigkeiten für alle zu einer Lösung beitragen?

Großbetriebe

Immer größere Höfe was Fläche und Umsatz angeht?! Bauernsterben?! Keine Nachfolge?! Das sind die landwirtschaftlichen Realitäten, innerhalb derer die Bäuerinnen und Bauern handeln müssen. Realität und Zukunft!
Welche Entscheidungen aber sind zukunftsfähig? Wo ist die Messlatte?
Ein großer Betrieb kann sich arbeitssparende Technik viel eher leisten – und damit für junge Menschen attraktiv sein. Ist das zukunftsfähig?
Der Erhalt des Bodens ist eine der Grundlagen für die zukünftige Landwirtschaft: Ein großer Betrieb mit Viehhaltung kann mit anderen kooperieren und überschüssigen Hofdünger z.B. gegen Kleegras tauschen – und dabei noch die CO2-Emissionen verringern!*** Ist das zukunftsfähig?

Ich stelle mir vor: Eine Region mit wenigen großen Betrieben, allein auf weiter Flur. Ist das attraktiv für junge Menschen? Brauchen wir nicht Vielfalt? Artenvielfalt, vielfältige Hofformen, vielfältige Möglichkeiten zu arbeiten, sich zu begegnen, sich zu unterhalten?
Ist das zukunftsfähig?

Die Antworten, was enkeltauglich bzw. zukunftsfähig ist, sind nicht einfach, sind auch nicht einheitlich. Naturverständnis, miteinander sprechen und eine solidarische Haltung untereinander sind Wegweiser, mutig die Zukunft auf dem Land zu denken!

 

Die Schweisfurth Stiftung setzt sich für eine ökologische Landwende ein. Im Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft engagieren sie sich mit namhaften Bio-Herstellern und Bio-Händlern gegen Ackergifte, damit auch zukünftige Generationen unbelastete Lebensmittel ohne Glyphosat & Co. genießen können.

 

* Johannes Heimrath vom Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft erläutert, den Begriff habe er von Harald Welzer (vgl. ders.: Transformationsdesign – Wege in eine zukunftsfähige Moderne, München 2014)
** Vgl. Kritischer Agrarbericht 2018; Stig Tanzmann und Bernd Voß: Digitalisierung der Landwirtschaft.
*** FiBL Klimaschutz auf Biobetrieben, S. 15.

Teamwork statt Höfesterben – neue Wege für die Landwirtschaft

Zum ersten Fachtag Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) hat das SoLaWi Netzwerk am 24. Januar nach Berlin eingeladen. Der Zuspruch war überwältigend: Über 160 Menschen haben sich angemeldet, der Saal in der Heinrich Böll Stiftung war voll, die Atmosphäre konzentriert und die Debatten lebhaft. Die Schweisfurth Stiftung war einer der Förderer des Fachtags.

Gemeinsam säen, gemeinsam ernten

„Die SoLaWi Landwirtschaft hat für mich Zukunft. Während immer mehr Bauern ihre Landwirtschaft aufgeben, wächst das SoLaWi Netzwerk beständig an“, erklärt Mathias von Mirbach vom Kattendorfer Hof, einer der ersten SoLaWi Landwirte in Deutschland. „Was mir früher gefehlt hat war ein Gegenüber, mit dem ich mich austauschen und gemeinsam Verantwortung übernehmen kann. Dieses Gegenüber habe ich im Rahmen der SoLaWi mit seinen Mitgliedern gefunden. Außerdem ist die Finanzierung viel nachhaltiger – wir bauen auf eine engagierte und verlässliche Community.“ Gemeinsam werden die Produktionskosten gedeckt und die Ernte geteilt. Auf dem Kattendorfer Hof kommen einmal im Jahr die Mitglieder zusammen. Die Kosten des landwirtschaftlichen Betriebs werden offen gelegt und in sogenannten „Bieterrunden“ gibt jeder solange verdeckt an, wie viel er oder sie geben will und kann, bis die Kosten gedeckt sind. Im Gegenzug erhält jeder nicht nur Anteile der Ernte, sondern auch das Zugehörigkeitsgefühl zu einer Gemeinschaft und übernimmt Verantwortung für eine enkeltaugliche Lebensmittelproduktion in seiner Region. Das ist solidarische Landwirtschaft.

Multi-Stakeholder Einbindung

Mit dem ersten SoLaWi Fachtag hat das Netzwerk ein weiteres Gegenüber gefunden – den Dialog mit Politik, Forschung und Gesellschaft. Wie wichtig dieser Austausch ist, wurde im Impulsdialog zwischen Stephanie Wild vom SoLaWi Netzwerk und Dr. Niels Kohlschütter von der Schweisfurth Stiftung deutlich. An Hand der Studie „Wie essen wir 2030?“ zeigten die beiden auf, dass eine vielfältige und regionale Landwirtschaft fördernde politische Rahmenbedingungen braucht. Zum Beispiel, dass Junglandwirten der Zugang zu landwirtschaftlichen Flächen erleichtert wird und diese nicht an den meistbietenden Großinvestor vergeben werden. Prof. Franz-Theo Gottwald betonte zudem, dass Landwirte für einen erfolgreichen Einstieg Unterstützung benötigen, z.B. in Form von Beratung zu Organisationsform oder Prozessmanagement. Um das zu leisten, braucht die Politik wiederum Beispiele aus der Praxis, die alternative Wirtschaftsformen glaubwürdig vorleben und sich aktiv am politischen Diskurs beteiligen.

Die Agrarexperten von SPD (Rainer Spiering, MdB), den Grünen (Friedrich Ostendorff, MdB) und der Linken (Dr. Kirsten Tackmann MdB) zeigten sich vom Niveau der Beiträge und den Ideen aus der Zivilgesellschaft beeindruckt. Besonders ein Vorschlag von Judith Hitchman, Präsidentin URGENCI (CSA international), neue Zielindikatoren in der Agrarpolitik festzusetzen (z.B.: Wie viele Menschen können von einem Hektar Fläche ernährt werden) wurde intensiv diskutiert. Es bleibt zu hoffen, dass viele Modelle und Vorschläge aus der Zivilgesellschaft für eine nachhaltige Agrarpolitik von der nächsten Regierung aufgegriffen und unterstützt werden.

 

Headerfoto: ©Solidarische Landwirtschaft/Schweisfurth Stiftung

Für eine enkeltaugliche Region Bodensee-Oberschwaben

Ein Gastbeitrag von Dieter Koschek zum von der Schweisfurth Stiftung organisierten Erfolgs-Workshops der Mitmach-Konferenz der Region Bodensee-Oberschwaben

45 MacherInnen aus der Region Bodensee-Oberschwaben kamen sechs Monate nach der ersten Mitmach-Konferenz zur nachhaltigen Gestaltung der Region, organisiert von der Schweisfurth Stiftung und dem wirundjetzt e.V., in Ravensburg für ein Austauschtreffen zusammen – ein großer Erfolg!

Ziel des „Erfolgs Workshops“ war es, die Vernetzung der Aktiven dauerhaft zu stärken. Rund 20 Initiativen von Biberach bis Konstanz waren vertreten und konnten konkrete Umsetzungserfolge präsentieren:

  • Der erste Humus-Stammtisch zu Fragen rund um Humusaufbau, hat auf Initiative von Wolfgang Abler (CarboCert) im September in der Region stattgefunden.
  • Die Gründungsinitiative Regionalwert AG Bodensee-Oberschwaben hat den Vorvertrag mit der Regionalwert AG Freiburg abgeschlossen.
  • Die Kooperation zwischen den bestehenden und in Gründung befindlichen Solidarischen Landwirtschaften konnte durch ein Beratungsangebot von David Steyer (Gärtner der Solawi Ravensburg) verdichtet werden.

Veerle Buytaert vom Klimaschutzmanagement des Gemeindeverbandes Mittleres Schussental nutzte das Treffen, um die Arbeit der mittlerweile sieben KlimaschutzmanagerInnen der Region vorzustellen, z.B. ein Film mit Tipps zum energieeffizienten Heizen und Lüften oder Rad-und Wandertouren zu vorbildlichen Klimainitiativen und Betrieben.

Danach stand das Mitmachen und Austauschen an sechs Thementischen im Zentrum:

  1. Der BUND Ravensburg initiiert den „Schussental-Blog“ und suchte beim Workshop nach MitdenkerInnen und MitmacherInnen. Der Blog soll täglich eine wichtige Nachricht aus der Region, die sonst zu kurz kommt oder gar untergeht, online stellen.
  2. In 2018 soll ein Austauschtreffen der regionalen Solidarischen Landwirtschaften stattfinden. Seit der Konferenz im Mai wurden mindestens vier neue Solawi-Initiativen bekannt, die von den Erfahrungen der bestehenden Gruppen profitieren können.
  3. Ein Tisch stand im Zeichen der Kooperation in der Landwirtschaft. Themen waren der Humusaufbau, Kooperation zwischen Verbrauchern und Erzeugern sowie die Verbindung von regionalen und Bio-Initiativen. Dabei wurde an eine Vermarktungsperspektive gedacht, die Waren mit diesem Prädikat an die Läden der Region verteilen. Der Landkreis Ravensburg mit seinen 370 Bio-Landwirten zur hat einen Antrag zur „Bio-Modell-Region“ in Baden-Württemberg gestellt. Ähnliche Öko-Modellregionen gibt es bereits in Hessen und Bayern.
  4. Ein weiteres Anliegen war es, die Kommunikation zwischen Politik und Initiativen zu stärken. Aktionen wie Baumpaten, Beteiligungen an Weihnachtmärkten, einer engen Zusammenarbeit mit Schulen und der Beteiligung bei größeren Veranstaltungen wurden mit dem anwesenden Kreisrat diskutiert.
  5. Am Tisch mit dem Titel „Formate 2018“ wurde über konkrete Ideen für das kommende Jahr gesprochen. Die Vorschläge reichen von einer weiteren selbstorganisierten Mitmach-Konferenz bis hin zur Wiederbelebung der ehemaligen Bio-Messe Ravensburg. In diesem Rahmen wurde auch die Regionalwert AG vorgestellt. Nach dem Beispiel der Freiburger AG soll Kapital zur Unterstützung der Ökolandwirtschaft in der Region gesammelt werden. Die Ziele: Kleine und große Höfe stärken, die Umstellung auf Bio-Anbau unterstützen und gute, regionale Lebensmittel verantwortlich erzeugen.
  6. Der letzte Thementisch erarbeitete ein Modell des idealen Dorfes mit Möglichkeiten für erfolgreiche Gemeinschaftsentwicklung. Viele der Ideen spiegelten sich in den Tätigkeiten der anwesenden Initiativen wider.

Das Vernetzungstreffen hat den Informationsaustausch zwischen und die Vorstellung von alten und neuen Initiativen ermöglicht. Der persönliche Kontakt zwischen den Initiatoren und Aktiven stellt einen hilfreichen Resonanzboden für den Erfolg der Wandelinitiativen in der Region Bodensee-Oberschwaben bis hin zur großen Transformation dar.

„Es war schön zu sehen, dass viele der regionalen Akteure ihre Beziehungen festigen konnten. Das gab uns das Gefühl: wow, wir gemeinsam bewegen etwas in der Region und wir haben der Welt etwas zu sagen“, so Mitorganisator Simon Neitzel von wirundjetzt e.V. im Nachgang der Veranstaltung.

Dies wurde auch durch die Unterstützer des Erfolgs-Workshops deutlich. Neben der Stadt Ravensburg, den KlimaschutzmanagerInnen, der Schweisfurth Stiftung und der Regionalen Netzstelle Nachhaltigkeitsstrategie (RENN.süd) unterstützte auch der vegane Caterer v2o die Veranstaltung.


 

Ein Nachbericht von Dieter Koschek (wirundjetzt e.V.). Den gesamten Beitrag finden Sie auf der Homepage von wirundjetzt e.V.

Globale Herausforderungen – lokale Lösungen

Die Urban Food Governance Tagung

Die Lebensmittelversorgung kehrt in die Stadt zurück – in Form von Stadtgärten, SoLaWi (Solidarische Landwirtschaft), Vertical Farming, essbaren Städten, Food Trucks – so die These der DNEE Tagung. Anlass dafür ist unter anderem die gestiegene Neugierde der (Groß)StädterInnen auf die Ursprünge der Ernährung. Hinzu kommt: Essen ist längst kein Privatvergnügen mehr, vielmehr beschäftigen sich Politik, Wissenschaft, Stadtplaner, Bürger und neuerdings auch Ernährungsräte mit Urban Food Governance.

Multidisziplinäre Perspektiven

Im Rahmen der vom Netzwerk Ernährungskultur (EssKult.net), dem Deutschen Netzwerk Ernährungsethik (DNEE) und der Schweisfurth Stiftung organisierten Tagung „Ernährung kehrt in die Stadt zurück – Innovative Ansätze urbaner Food Governance“ diskutierten über 40 WissenschaftlerInnen aller Altersgruppen die aktuellen Entwicklungen. In fünf Blöcken der zweitägigen Veranstaltung an der Hochschule Fulda wurden aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven die Rolle von Ernährungsräten, Migration und Ernährung sowie städtische Initiativen und Akteuren im urbanen Raum thematisiert.

Raum für Experimente: das Food Lab Stadt

Selbstermächtigung und Eigeninitiative treiben die Pioniere der verschiedenen Projekte und Start-Ups an. Aktuell entsteht eine vielfältige Landschaft lokaler und urbaner Initiativen und Alternativen. Die Ziele reichen von Armutsbekämpfung über Klimaschutz und Gesundheit bis zu nachhaltiger Raumplanung und Bildung. Es gilt, die Fremdbestimmung sowie Entfremdung von der Lebensmittelproduktion zugunsten der Ernährungssouveränität zu überwinden. Philip Stierand (Speiseräume) spricht von einer Ernährungsbewegung, die nicht mehr die Sicherung der Kalorien zum Ziel hat, sondern vielmehr das Food Lab Stadt als Handlungs- und Experimentierraum für Alternativen zur Hightech-Produktion erobert.

Die Gratwanderung zwischen Nische und Mainstream

Doch die Stadt hat ihre Grenzen. Auf engem Raum konkurrieren soziale, ökologische und ökonomische Akteure um Flächen, Einfluss und Finanzierung. Ella von der Haide (Universität Kassel) wagte einen kritischen Blick auf die Bewegung und ihre Trittbrettfahrer: Kommerzialisierung, Green Washing und Gentrifizierung unterminieren die ursprünglichen Intentionen der Initiativen mit sozialen und ökologischen Wurzeln. Andererseits wird die Bewegung so von der Nische in den Mainstream transportiert. Alexander Schwinghammer (Bauhaus Universität Weimar)  beleuchtet in diesem Kontext die Ecopreneurs, die Sky-, Rooftop- sowie Hightech Vertical Farming und damit die wirtschaftlichen Produktionsprozesse in die Städte zurückholen.

Weggabelung oder Koexistenz?

Die Sustainble Development Goals (SDGs) lassen Wege zur Nahrungsmittelproduktion offen. Es existieren jedoch mindestens zwei Pfade, so Franz-Theo Gottwald: Einer, der im Sinne der Bioökonomie ausschließlich auf Hightech und Biomasse setzt, sowie einen weiteren, der die Koexistenz lokaler, naturnaher und vielfältiger, oft auch handwerklicher Strukturen zulässt. Welcher Pfad in die Zukunft weist, darüber wird gestritten. Jana Rückert-John, Vorsitzende des Netzwerks Ernährungskultur, betonte das gesellschaftliche Spannungsfeld im Alltag: während einige Akteure einen Wandel anstreben, gilt es auch diejenigen mitzunehmen, die Veränderungen mit Vorbehalten und Angst gegenüberstehen.

Die hohe Anzahl der Besucher und die vielen hochkarätigen Beiträge zeigen, das Thema Urbane Food Governance ist brandaktuell. Lars Winterberg (Universität Regensburg, Universität des Saarlandes) fasste die Konferenz treffend zusammen: Es besteht weiterhin großer Forschungsbedarf rund um die städtische Lebensmittelversorgung – und es braucht Offenheit für vielschichtige Konzepte der Landwirtschaft im urbanen Raum.

Tipps zum Weiterlesen:
Westra, Laura; Gray, Janice; Gottwald, Franz-Theo (2017): The Role of Integrity in the Governance of the Commons. Governance, Ecology, Law, Ethics. Springer, Schweiz 2017.

Wir kooperieren „für eine Agrarkultur, die diesen Namen wieder verdient“

Die Schweisfurth Stiftung im Interview mit Stephan Illi über die Entwicklungen im Ökolandbau, Transparenz und Kooperation als Schlüssel für die Zukunft, die Projekte wir-kooperieren und Kulturland Genossenschaft sowie Wünsche an die nächste Bundesregierung.

 

Herr Illi, Sie arbeiten seit 1993 mit landwirtschaftlichen Betrieben an der Umstellung und Weiterentwicklung hin zu einem ökologisch und sozial verantwortlichen Landbau. Wie schätzen Sie die aktuelle Situation im Öko-Landbau ein? Befinden wir uns auf dem richtigen Weg?

Stephan Illi: Aus meiner Sicht ist ja ein Weg immer dann richtig, wenn man schaut wo er hinführt, daraus lernt und dann neu bewertet, ob das die richtige Richtung ist. Der Ökolandbau ist die nachhaltigste Form der Landbewirtschaftung. Die Entwicklung ist aber die gleiche wie im konventionellen Landbau: die meisten Betriebe wachsen, spezialisieren sich, bauen Vielfalt ab und kleinere hören auf. Da im Hintergrund dieselben Marktmechanismen wirken, also z.B. Preisdruck aus internationalen Märkten, Intransparenz über die Herkunft der Waren und extreme Konkurrenz über den gesamten Wertschöpfungskreis, ist das ja irgendwie auch logisch.

Wo liegen die größten Hürden auf dem Weg zu einer nachhaltigen Landwirtschaft?

SI: Eine große Hürde ist für mich die Intransparenz: Viele Verbraucher wissen fast nichts mehr über Landwirtschaft und lassen sich durch die schönen Bildchen der Werbung beeindrucken. Konsumenten wieder näher an die landwirtschaftliche Erzeugung heranzuführen sehe ich als eine sehr große Aufgabe von Menschen, die wirklich etwas verändern wollen. Außerdem müssen wir Kooperationsmodelle entwickeln, statt ewig an Konkurrenz zu denken. Wenn wir nicht lernen, auf allen Ebenen besser zusammenzuarbeiten, zum Wohl von Mensch und Natur, geht aus meiner Sicht die oben genannte Entwicklung einfach so weiter.

Die Schweisfurth Stiftung unterstützt seit 2014 das Projekt wir-kooperieren bei dem Sie Betriebsgemeinschaften beraten und Strategien für eine erfolgreiche Zusammenarbeit entwickeln. Wie läuft das Projekt?

SI: wir-kooperieren ist ein spannendes Projekt, weil es eine gute Grundlage für Zusammenarbeit schafft. Es ist auf die Zusammenarbeit in Betriebsgemeinschaften auf Höfen ausgerichtet, aber auch auf alle anderen Arten der Kooperation übertragbar. Besonders schön ist, dass es von Höfen gut aufgegriffen wird, und auch einige Öko-Berater damit arbeiten.

Transparenz, Verständnis und Vertrauen aufbauen, das sind drei Schlagworte aus ihrem „Werkzeugkasten“ für eine harmonische Zusammenarbeit. Wie erreichen Sie das mit Ihren Projektpartnern?

SI: Als wichtig sehe ich das Bemühen, ehrlich und gemeinsam an den genannten Punkten zu arbeiten. Transparenz herzustellen braucht einerseits technische Voraussetzungen, also z.B. für alle zugängliche Daten und Dateien und andererseits methodische Voraussetzungen: Die Gemeinschaften sollten sich regelmäßig treffen und es dabei schaffen, auch über Unangenehmeres zu reden. Wir müssen lernen uns als Menschen mit Bedürfnissen, großen Potentialen und eben auch Schwächen wahrzunehmen. Wenn diese beiden Dinge gelingen, entsteht unserer Erfahrung nach Vertrauen.

Sind Netzwerkpartnerschaften erfolgreicher als „Einzelkämpfer“?

SI: Ganz sicher nicht grundsätzlich, denn wenn viel gestritten wird, kostet das unendlich viel Kraft. Aber das Potential von gemeinschaftlich verantworteten Betrieben und Netzwerkpartnerschaften ist größer, einfach weil man sich gegenseitig stärken, beraten und unterstützen kann und, wenn das gelingt, nachhaltigere Entscheidungen trifft. Und das Zusammenarbeiten kann man zu einem guten Stück auch lernen – das ist ja die Idee hinter wir-kooperieren. Das bewusste sich Einlassen auf die Zusammenarbeit ist ein großes und sehr schönes Lernfeld, das man überall anwenden kann – sogar in der Beziehung zu seinem Lebenspartner und den Kindern.

Mit einem anderen Projekt Kulturland Genossenschaft organisieren sie Gemeinschaftseigentum an Grund und Boden für die bäuerlich geführte ökologische Landwirtschaft. Privatpersonen können z.B. für den Gegenwert von 5.000€ Genossenschaftsanteile kaufen und erwerben damit 2.000 m² Land, das wiederum von einem der neuen Höfe im Programm bewirtschaftet wird. Die Mitgliederzahl konnte im letzten Jahr verdoppelt werden, die Einlagen verdreifacht. Was ist Ihre Vision für dieses Projekt?

SI: Das Schöne an dem Projekt, bei dem die Schweisfurth Stiftung auch beteiligt ist,  besteht aus meiner Sicht darin, dass ein besserer Umgang mit den explodierenden Pacht- und Bodenpreisen möglich ist, wenn sich Konsumenten und Biobauern stärker vernetzen. Bürger mit etwas Geld auf dem Konto investieren einen Teil davon in die Landsicherung für Höfe, deren Arbeit sie unterstützenswert finden. Das ist ab 500 € möglich und nach oben unbegrenzt. Dabei kann das entstehen, was ich bereits vorhin angedeutet habe: Beziehung und eine Art Partnerschaft von Bürgern mit Landwirten. Je regionaler es stattfindet, umso besser. Modelle wie dieses sollten noch sehr stark verbreitet werden: Sie dienen den Bauern und den Bürgern, denn sie sichern das Land für Höfe und sind dabei eine durchaus sichere Geldanlage.
Die gemeinsame Sicherung von Land für regional eingebundene Biobauern ist eine der wichtigen Voraussetzungen, um eine neue Agrarkultur zu ermöglichen, die diesen Namen wieder verdient.

Die Bundestagswahl liegt gerade hinter uns, welches Gesetz wünschen Sie sich von der nächsten Bundesregierung?

SI: Ich könnte da ein ganzes Bündel von Gesetzen vorschlagen, bleibe aber mal beim Thema Transparenz. Wenn wir bei allem was wir einkaufen wüssten, wo und wie es entstanden ist, könnte sich nach und nach etwas verändern. Über das Internet wäre das doch leicht möglich, man müsste eben die passenden Methoden entwickeln. Ebenso dürften keine irreführenden Angaben und unzutreffenden Bilder gemacht werden. Und weiter gedacht: Wir Bürger müssten in alle notwendigen staatlichen Informationen, abgesehen von persönlichen Daten, einblicken können. Ist es nicht absolut verrückt, wenn die europäische Zulassungsbehörde zustimmt, dass Glyphosat [Anmerkung der Redaktion: Derzeit ist der Film Roundup, der Prozess online abrufbar] aufgrund geheim gehaltener, firmeneigener Untersuchungsergebnisse von Monsanto zugelassen werden kann? Wir öffnen damit Lobbyismus und Bestechlichkeit Tür und Tor und schaffen die totale Intransparenz! Ich denke, wenn man das Thema Transparenz durch entsprechende Gesetzgebung ernsthaft angeht und zudem mehr Volksabstimmungen in Bund und EU erlaubt, entsteht mehr Mündigkeit der Bürger und die Politikverdrossenheit geht zurück.
Ergebnis dieses Vorgehens wären mit hoher Wahrscheinlichkeit bessere, regionalere und vor allem nachhaltigere Produkte. Und ein wichtiger Schritt in Richtung Sicherung einer gutenLandwirtschaft sowie nachhaltigen Ernährungskultur, welche immer mehr Konsumenten wollen. Also alles Themen, für die sich auch die Schweisfurth Stiftung mit großer Kraft einsetzt.

Vielen Dank, Herr Illi!

 

Stephan Illi
ist Berater für Kooperationen und Organisationsentwicklung sowie Projektleiter von wir-kooperieren.org. Der studierte Agraringenieur war sieben Jahre lang geschäftsführender Vorstand im Demeter Bundesverband in Darmstadt. Zuvor war er 13 Jahre als Geschäftsführer der Demeter Milchbauerngemeinschaft und Demeter Erzeugerberater in Bayern mit dem Schwerpunkt Umstellungsberatung tätig. Er lebt in Prien am Chiemsee.

Simsseer Weidefleisch eG – eine bäuerlich-handwerkliche Erzeuger- und Verbrauchergemeinschaft

Die Simsseer Weidefleisch eG ist hat sich zum Ziel gesetzt, aus eigenen artgerecht gehaltenen Tieren und denen von Kooperationsbauern Fleisch, Schinken und Würste zu erzeugen und bis auf den Teller des Verbrauchers selbst zu vermarkten. Anfang 2017 wurde der Betrieb fertiggestellt.

 

Karl Ludwig Schweisfurth, Ehrenvorsitzender des Kuratoriums, Metzgermeister, Unternehmer & Autor, Gründer der Schweisfurth Stiftung & der Herrmannsdorfer Landwerkstätten, Begründer der Symbiotischen Landwirtschaft

Herr Schweisfurth, sie kennen ihre Mitgründer Maria und Rudolf Finsterwalder (Unternehmer und Architekten) sowie Jürgen Körber über verschiedenste Projekte der Herrmannsdorfer Landwerkstätten bereits länger. Wie kamen sie gemeinsam auf die Idee der Gründung einer Genossenschaft auf dem Gelände der Landmühle in Stephanskirchen?

Karl Ludwig Schweisfurth: Ich habe zusammen mit Rudolf verschiedene sogenannte „Schlachtfesthäuser“ für Partner geplant, die Unternehmen ähnlich wie Herrmannsdorfer (Link: https://www.herrmannsdorfer.de/) aufgebaut haben. Vor etwa drei Jahren entschied Rudolf, selbst so etwas zu machen, vor allem, weil inzwischen die Idee einer Genossenschaft geboren war und das Landwirtschaftsministerium bereit war, so ein Projekt zu unterstützen: als ein Modell der „Entwicklung der ländlichen Räume“.

Die genossenschaftliche Organisation der Lebens-Mittel-Erzeugung liegt global im Trend. Auch die Anzahl von solidarischen Landwirtschafts-Betrieben (SoLaWis) nimmt weiterhin zu – in Deutschland kann man heute mindestens 145 von ihnen zählen. Viele bauen Gemüse an, teilweise in Kombination mit der Herstellung tierischer Produkte. Welche Vorteile und welche Risiken bringt die Organisation als Genossenschaft für die Erzeugung von tierischen Lebens-Mitteln mit sich?

KLS: Wir machen etwas anderes. Bauern und der Metzger tun sich zusammen, um gemeinsam etwas zu machen, was der Einzelne alleine nicht kann. Und der Charme der Genossenschaft ist es, dass wir die Bürger der Region einladen, als Genosse oder Darlehensgeber mitzumachen, und ein Unternehmen auf die Beine zu stellen, dass von alleine nicht entstehen würde, das aber wie jedes Unternehmen auch scheitern kann.

Der Vertrieb der Lebens-Mittel findet über den eigenen Laden und das Wirtshaus Salettl statt. Transparenz wird groß geschrieben. Die Erzeuger-Gemeinschaft kauft Tiere zu, die dann in der Landmühle geschlachtet und in der Warmfleischmetzgerei verarbeitet werden. Wie kommen die Kooperationen zustande und welche Anforderungen werden an die Bauern in Bezug auf eine artgerechte Tierhaltung gestellt?

KLS: Es wird der Bogen gespannt von der Weide bis auf den Teller. Das bedeutet de facto die Befreiung vom Druck des Systems.
Durch Berichte in den Medien, durch Mund zu Mund und durch Informationsveranstaltungen.

Mit wie vielen Kooperationsbauern arbeitet die Simsseer Weidefleisch eG zusammen?

KLS: Zurzeit drei, mit wachsendem Interesse.

Das Konzept der symbiotischen Weidehaltung ist für die Simsseer Weidefleisch eG Vorbild. Was macht diese Art der Haltung aus? Wo liegen die Herausforderungen?

KLS: Grundbedingung ist die Mitgliedschaft in einem ökologischen Anbauverband. Die Simsseer Weidefleisch eG ist Bio-zertifiziert. Alle Bauern halten ihre Tiere nach den Grundsätzen der symbiotischen Weidehaltung. Das ist die wohl beste Haltungsweise für das Wohlbefinden der Tiere, besonders für Schweine und Hühner. Sie schützen sich und sie nützen sich.

Als Mitglied der Genossenschaft kann ich innerhalb der demokratischen Strukturen mitwirken. Worüber kann ich als Verbraucher abstimmen?

KLS: Die Simsseer Weidefleisch eG betreibt den Geschäftsbetrieb. Daneben gibt es die Simsseer Verbraucher eG, in der das Geld der Bürger angelegt ist. Zwei Vorstände und drei Aufsichtsräte vertreten die Interessen bei der Simsseer Weidefleisch eG.

Findet Ihr Projekt Nachahmer? Wie entwickelt sich Ihrer Meinung nach die genossenschaftliche Produktion von tierischen und nicht-tierischen Lebens-Mitteln?

KLS: Das Projekt gibt es erst seit Anfang des Jahres. Es braucht Zeit und ein ganzheitliches Bewusstsein, das Besondere der Struktur, die einzigartige Geschmacksqualität sowie die ethischen Grundwerte zu verstehen.

Vielen Dank, Herr Schweisfurth!

 

 

Die Fragen stellte Nora Klopp, Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Schweisfurth Stiftung

Im Gespräch mit Bundesminister Schmidt: „Ländliche Räume als Zukunftswerkstätten“

„Jeder 9. Arbeitsplatz in Deutschland hängt direkt oder indirekt mit der Land- und Ernährungswirtschaft zusammen. 90% der Verbraucher*innen erwarten, dass die Landwirtschaft Tierschutz besonders achtet. 83% der Verbraucher*innen haben nur ein geringes oder gar kein Vertrauen in die Aussagen und Bilder bestehender Verpackungen.“ – Diese und viele weitere interessante Fakten finden sich im Grünbuch Ernährung, Landwirtschaft, Ländliche Räume des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Neben Fakten bietet es aber vor allem viel Diskussionsstoff zur Zukunftsstrategie der deutschen Landwirtschaft.
Das Grünbuch ist deshalb auch Grundlage des ersten Interviews in der aktuellen Ausgabe des Magazins für eine weltweite ökosoziale Marktwirtschaft Senate. Bundesminister Christian Schmidt spricht darin mit Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald (in seiner Funktion als Leiter der Ernährungskommission des Senats der Wirtschaft) und Dr. Christoph Brüssel, Vorstand des Senats der Wirtschaft, über seine Visionen zur Entwicklung der ländlichen Räume.

„Tue Gutes und rede darüber und mache dich nicht kleiner als du bist“

Neben den Themen Klimawandel, Digitalisierung in der Landwirtschaft und Agrarpolitik betonte der Minister vor allem die notwendige Aufwertung der Berufe in der Landwirtschaft. Die geringe Anerkennung und Wertschätzung für die Agrarwirtschaft und das Lebensmittelhandwerk, aber besonders seitens der städtischen Mitbürger ist aktuell eine große Herausforderung. Fachkräftemangel in der Branche ist das Resultat. Vielen jungen Menschen ist der Arbeitsalltag in der Land- und Ernährungswirtschaft nicht bekannt und die Tätigkeiten in der Landwirtschaft sowie der ländliche Raum wirken unattraktiv. Christian Schmidt will deshalb den ländlichen Raum nicht allein als Ort der landwirtschaftlichen Produktion denken, sondern vernetzter und umfassender, und damit auch die Attraktivität erhöhen. Durch eine moderne technische Kommunikationsinfrastruktur sollen vielschichtige Erwerbs- und Ausbildungsmöglichkeiten entstehen und eine kluge Nutzung der zur Verfügung stehenden Flächen erreicht werden. Das Programm Kerniges Dorf des BMEL fördert hierzu zukunftsfähige Ideen und Konzepte. Auch der ökologische Landbau ist für junge Landwirte oftmals attraktiver als die Arbeit in konventionellen Betrieben. Der Bundesminister setzt in der Zukunftsstrategie Ökologischer Landbau das Ziel „mittelfristig 20 Prozent der Flächen in Deutschland für den Ökolandbau zu nutzen“. Staatliche finanzielle Anreize sollen die Branche dabei unterstützen.

Wer trägt die Verantwortung?

Der Bundesminister betonte jedoch, dass alle Akteure im Staat ihre Verantwortung wahrnehmen müssen, um die Zukunftsfähigkeit der Landwirtschaft zu sichern.  Beim Bund sieht er unter anderem die Aufgabe, verbrauchernahe Informationen zu Lebensmitteln, Ernährung und Landwirtschaft bereit zu stellen. Die Bundesländer müssen ihre Verantwortung für die Aufsicht, für den Vollzug der Hygiene- und Tierwohlregelung ernst nehmen. Und schließlich ist der Austausch und die Offenheit aller Bürger*innen essentiell: „Ich erwarte von der Gesellschaft, dass sie einen kritischen aber offenen Dialog mit der Landwirtschaft führt“.
Das vollständige Interview kann online hier nachgelesen werden.

Bauernhof braucht Region – Region braucht Bauernhof

„Ist das ein Schaf oder ein Wollschwein?“ – so lautete die erste Frage der Kinder als wir mit dem Auto auf den Breitenwegerhof bei Freiburg im Breisgau fuhren. Die Antwort gab Betriebsleiterin Katharina Goetjes wenig später bei der Hofführung mit 25 bunt gemischten Teilnehm enden. Auf Initiative der Schweisfurth Stiftung und in Kooperation mit RegioWerk trafen sich am 4. April 2017 Menschen mit unterschiedlichen beruflichen und privaten Hintergründen aus und rund um Freiburg. Ziel war es, neue Möglichkeiten zu entdecken, die sowohl dem Hof helfen, als auch den Bedürfnissen der Menschen aus der Region gerecht werden. Sprich, die Beziehung zwischen Stadt und Land zu stärken.

Hof braucht Region

Der erste Teil der Werkstatt Stadt-Land-Tisch stand unter dem Blickwinkel „Hof braucht Region“. Während der Hofführung wurde direkt erlebbar, was die Menschen, die am Hof arbeiten leisten. Die Kälber auf dem Breitenwegerhof dürfen morgens und abends direkt am Euter der Mutter oder einer Amme trinken. So kommen sie in den Genuss von wichtigen sozialen Kontakten, die ein Eimer mit Milch als „Trinkstelle“ nicht bieten kann. Eindrucksvoll war der Vergleich verschiedener Hühnerrassen. Einerseits die Hybridhühner mit einer hohen Legeleistung, die jedoch nicht vermehrt werden können. Andererseits gleich nebenan das Zweinutzungshuhn der Rasse „Le Bleues“. Diese legen zwar weniger Eier, setzen dafür aber etwas mehr Fleisch an, sodass sie sich auch als Masthuhn eignen. Trotz der Zweinutzung müsste ein Ei der Rasse „Le Bleues“ nach aktuellen Berechnungen des Breitenwegerhofes das Doppelte kosten, um wirtschaftlich zu sein. Im Rahmen einer Seminararbeit an der Universität Freiburg ist eine ausführliche Datenerhebung und betriebswirtschaftliche Berechnung geplant.

Ausmisten, Käseschmieren und Treckerfahren

Eine Besonderheit der „Werkstatt Stadt – Land – Tisch“ in Südbaden war, dass vier Erfahrungsbotschafter im Vorfeld die Möglichkeit hatten, jeweils einen Tag auf dem Hof mitzuarbeiten – vom Ausmisten, Käseschmieren bis hin zum Treckerfahren. Ihre unmittelbaren Eindrücke vom Hofleben und dem Reichtum, der in der Beziehung zum Land liegt, waren wertvolle Beiträge, die den Workshop-Tag bereichert haben. „Mein romantisches Bild der Landwirtschaft wurde zerstört, aber gleichzeitig habe ich mich selten so glücklich und zufrieden gefühlt wie am Ende dieses Tages“, so einer der Botschafter.

Region braucht Hof

Im zweiten Teil der Werkstatt Stadt-Land-Tisch war die Kreativität der Teilnehmenden gefragt. Der Fokus lag auf den Fragen: Was wünscht sich die Region vom Hof? Wie können sich die Menschen der Region am Hof miteinbringen? Aus der Vorarbeit und der Hofführung haben sich folgende Themenfelder herauskristallisiert:

  • „Soziale Landwirtschaft“ (z.B. Arbeit mit Menschen mit Behinderungen oder Personen mit Burnout)
  • praktische „Mitmach-Aktionen“ auf dem Hof
  • Potentiale für „neue Geschäftsmodelle“ (z.B. Frozen Joghurt in Demeter Qualität)
  • „Region braucht Hof“ (Verbindung von Einkauf und Erlebnis, Ursprung der Lebensmittel aufzeigen)

Es geht weiter

Als wir abends vorbei an den Mangalitza Wollschweinen nach Hause fuhren, wurden die neu-entwickelten Ideen und Konzepte eifrig diskutiert. In Kleingruppen werden die gehobenen Möglichkeiten für Region und Hof konkretisiert. Anfang Mai geht es weiter. Interessierte sind herzlich willkommen und können sich bei werkstatt@regio-werk.de oder werkstatt@schweisfurth-stiftung.de melden.

Werkstatt Stadt-Land-Tisch

Der Name Stadt-Land-Tisch ist Programm: Es gilt Menschen aus der Stadt und vom Land an einen Tisch zu bringen, neue Perspektiven zu entdecken und gemeinsam konkrete Lösungsschritte für ökologische, soziale und kulturelle Herausforderungen zu finden. Die persönlichen Erfahrungen der Teilnehmenden aus der Praxis stehen im Vordergrund.

 

 

 

 

 

Nächste „Werkstatt Stadt-Land-Tisch: Mitmach-Konferenz Chiemgau“ am 18.11.2018 in Riedering:

„Wie versorgen wir uns in der Region nachhaltig?“ – zu dieser Frage veranstaltet die Münchner Schweisfurth Stiftung gemeinsam mit zahlreichen Nachhaltigkeitsakteuren aus dem Chiemgau am 18. November 2018 in Riedering die zweite Mitmach-Konferenz Deutschlands. Initiativen und Engagierte aus (Land-)Wirtschaft, Politik und Verwaltung, sowie alle interessierten BürgerInnen sind eingeladen, Projekte vorzustellen. Ziel ist die Vernetzung und Mitarbeit für eine zukunftsweisende, lebenswerte, enkeltaugliche und innovative Region Chiemgau.

Mehr Informationen zur „Mitmach-Konferenz Chiemgau“ finden Sie unter diesem Link.

Re-Naturierung auf dem Teller

Das Landgut Tiefleiten bei Passau erhielt vergangenen Freitag, 9. Dezember 2016 die Urkunde Tierschutz auf dem Teller® für sein jahrelanges Engagement für bewussten Umgang mit Nahrungsmitteln und artgerechter Tierhaltung. Mit der Urkunde und einer Tierschutzkochmütze zeichnet die Schweisfurth Stiftung gemeinsam mit kirchlichen Projektpartnern seit zehn Jahren Küchen aus, die bei der Herkunft der Zutaten tierischen Ursprungs auf artgerechte Haltung, biologische und regionale Qualität und Nachhaltigkeit achten.
Wie der Gründer der Schweisfurth Stiftung, Karl Ludwig Schweisfurth, so zählt auch das Landgut Tiefleiten zu den Öko-Pionieren in Bayern. Seit 1994 setzt Hedwig Hemmerlein-Kohlmünzer in ihrer Küche auf ökologische Zutaten. Zu Beginn war diese Philosophie eher Hemmnis als Hilfe: „Den Gästen war die Nachhaltigkeit in den 90ern noch sehr suspekt. Öfter wurde ich gefragt, ob es bei uns denn überhaupt Fleisch und Kaffee gäbe, bei all den g‘sunden Sachen“, erzählt die Gastronomin lachend. Biologische Zutaten wurden daraufhin zwar weiter verwendet, aber die Herkunft nicht kommuniziert. Heute hat sich das Bewusstsein radikal verändert. Bio ist gesellschaftlich gewollt und das Landgut Tiefleiten wirbt bewusst mit den zahlreichen Auszeichnungen und Zertifikaten, die die nachhaltige Herkunft der Lebensmittel garantieren. „Wir versuchen in unserem Hotel eine Kultur zu etablieren, in der wieder mit der Natur und nicht gegen sie gelebt wird“, sagt Johanna Kohlmünzer, Tochter und Junior-Chefin im Landgut, „In unserer schnelllebigen Welt ist Essen oft nur eine Nebenbeschäftigung. Wenn wir uns aber bewusst machen, wie viel Arbeit in einer Mahlzeit steckt, können wir Essen neu wertschätzen und genießen.“

Drei Schwerpunkte: Bio – Regional – Saisonal

Auf dem Teller im Landgut Tiefleiten werden die Portionen „umgedreht“. Fleisch wird hier zur Beilage, saisonales Gemüse aus der Region macht 80 Prozent der Mahlzeit aus. Die tierischen Produkte bezieht Frau Hemmerlein-Kohlmünzer von Bio-Partnerbetrieben aus der Region, auf Seefisch verzichtet sie in ihrer Küche ganz. Neben modernen Kreationen wie gefüllte Paprika mit Süßkartoffel, gebratenem Feta mit Salbei auf Kräutersoße und Kapuzinerkresse werden auch traditionelle Eintöpfe und Wildgerichte serviert. Zusätzlich zu den leckeren Mahlzeiten bietet das Landgut auch Vorträge zur bewussten Ernährung und ein „Re-Naturierungserlebnis“ mit Kräuterwanderungen inmitten der ruhigen Landschaft im Bayerischen Wald.
„Im Landgut Tiefleiten wird Essen mit Liebe, Sorgfalt und Achtung zubereitet. Ernährung und Wohlbefinden sowie Qualität, Genuss und Tierschutz werden hier vereint. Hotels wie dieses sind Leuchttürme in Sachen Gastro-Tierschutz. Mit der Tierschutzkochmütze zeichnen wir das außergewöhnliche Nachhaltigkeitsengagement aus und tragen damit auch zur Bewusstseinsbildung bei den Gästen bei“, erklärt Prof. Franz-Theo Gottwald, Vorstand der Schweisfurth Stiftung. Die Auszeichnung Tierschutz auf dem Teller®, die von der Schweisfurth Stiftung gemeinsam mit der katholischen und evangelischen Kirche in Bayern ins Leben gerufen wurde, feiert 2016 ihr 10-jähriges Bestehen. Insgesamt 17 Restaurants, Hotels, Bildungseinrichtungen und Großküchen erhielten in den vergangenen Jahren die Auszeichnung für ihren Einsatz für artgerechte Haltung und biologische Herkunft.

Headerfoto: V.l.n.r.: Nora Klopp (Projektleitung Tierschutz auf dem Teller, Schweisfurth Stiftung), Hedwig Hemmerlein-Kohlmünzer (Inhaberin und Gastronomin, Landgut Tiefleiten) und Tochter Johanna

Wenn zwei sich streiten, freut sich: keiner.

Landwirtschaftliche Betriebsgemeinschaften erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Gerade junge Menschen auf dem Land schließen sich vermehrt zu gemeinschaftlich geführten Höfen zusammen. Dabei gibt es neben bürokratischen auch menschliche Hürden zu überwinden. Unterschiedliche Vorstellungen, Arbeitsweisen, Pläne und Werthaltungen treffen aufeinander – und nicht immer entwickeln sich daraus innovative Ideen, sondern es kommt zu handfesten Auseinandersetzungen. Konfrontation ist wichtig und gesund, doch was ist zu tun, wenn das soziale Miteinander nicht klappt und deshalb die gesamte Hofexistenz in Frage gestellt wird?

Zusammenarbeit kann man lernen!

Hier setzt das Projekt „Wir kooperieren“ an, das von der Schweisfurth Stiftung, der Software AG-Stiftung und von der Cocreatio Stiftung für Kooperation und kollektive Entwicklung gefördert wird. Es bietet Werkzeuge, die landwirtschaftliche Betriebsgemeinschaften besser auf ihre Aufgaben vorbereiten und den Prozess des Miteinanders begleiten. Denn: Kooperation kann man lernen.

Wegweiser für mehr Kooperation: In 12 Schritten zum Erfolg

Das Handwerkszeug für ein gutes Miteinander – Formulare, Anleitungen, Checklisten, Beispiele – ist auf der Homepage des Projektes zu finden. Die Werkzeuge sind direkt anwendbar und mit Praxisbeispielen versehen.
Die Werkzeuge sind in 12 Bereiche untergliedert:

•    Diagnose
•    Prozessvereinbarung und Überblick
•    Leitbild
•    Strategie und Ziele
•    Aufgaben und Zuständigkeiten
•    Fertigkeiten und Weiterbildung
•    Planung und Steuerung
•    Information und Vertrauen
•    Verträge und Vereinbarungen
•    Ressourcen
•    Begegnung und Teamentwicklung
•    Zukunftsfähigkeit

Seit Mitte August ist die Internetseite des Projektes online: Unter www.wir-kooperieren.org können sich Interessierte und Betroffene informieren und die Tools kostenlos herunterladen.

wir-kooperieren.org

Was brauchen wir für ein gutes Leben? Wie lassen sich Betriebsgemeinschaften nachhaltig entwickeln? Welche Kooperationsmöglichkeiten gibt es zwischen Stadt und Land und was braucht es für ein gutes Miteinander?

Tolle Idee − und dann?

Der zündenden Idee, einen Biohof gemeinsam zu bewirtschaften, folgt oft eine Phase harter Um- und Auseinandersetzung. Unterschiedliche Vorstellungen, Arbeitsweisen und Weltanschauungen prallen aufeinander. Damit aus solchen Prozessen eine erfolgreiche und fruchtbare Kooperation für möglichst alle Beteiligten wachsen kann, arbeiten wir gemeinsam mit der Software AG Stiftung und Projektleiter Stephan Illi an einer Studie zur „Förderung der Zusammenarbeit von biodynamischen Bauern als Impuls zur Diversifizierung des Ökolandbaus“.
Ziel ist es, gemeinsam herauszufinden, wie sich zwischenmenschliche Konflikte bei der Gründung oder Führung von Hofgemeinschaften in der Landwirtschaft lösen lassen. Kernstück des Projekts ist eine gezielte Beratung, mit deren Hilfe die Beteiligten Entwicklungsprozesse erfolgreich umsetzen können.

Einzigartiges Beratungsangebot

Da es bisher kaum Angebote gibt, die Zusammenarbeit systematisch und grundlegend zu erlernen, schließt dieses wegweisende Projekt eine große Lücke. „Auf der Webseite www.wir-kooperieren.org wird die zielgerichtete Beratung ergänzt durch praktisches Handwerkszeug zum Herunterladen“, so Projektleiter Stephan Illi. Das Angebot richtet sich an bestehende ebenso wie an in Gründung befindliche Hofgemeinschaften.

Solidarische Regionen

Wie groß der Wunsch nach Nähe zwischen Bauern und Konsumenten tatsächlich ist, zeigt das Projekt „Solidarische Regionen“. Zur Jahreswende 2014/2015 wurden über vier Monate hinweg Biokunden, Biobauern sowie Verarbeiter und Händler der Biobranche befragt: Wünschen Sie sich eine tiefergehende Beziehung über die Wertschöpfungskette hinweg? Und wenn ja, wie sieht dieses Interesse konkret aus?

Wer macht was und wie?

Die Auswertung zeigte deutlich, dass ein wachsender Anteil der Verbraucher gerne mehr über regionale Erzeuger und Hersteller wissen will. Auch die Gesichter und Geschichten hinter den Lebensmitteln kennenzulernen, ist den Konsumenten zunehmend ein Anliegen. Ebenso wurde großes Interesse an mehr Teilhabe festgestellt, etwa durch Mitfinanzierung von Betriebsinvestitionen. Einige der Befragten wollten gerne ganz konkret auf Höfen mitarbeiten.

Im Artikel Erfolgsrezept Kooperation: Durch gute Zusammenarbeit Veränderungen vorantreiben finden Sie aktuelle Informationen zum Projekt.

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