Bio-Anbau, Gewässerschutz und Ökosystemleistungen – für eine nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raums
Am 18. und 19. September trafen sich die Partner des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekts WERTvoll zur Auftaktveranstaltung im Wurzener Land bei Leipzig. Der Auftakt war geprägt durch Aufbruchstimmung und kreativen Kooperationsgeist.
Die Herausforderung
Stark wachsende Metropolen wie Leipzig benötigen für Wirtschaft, Verkehr und Wohnraum ständig mehr Landfläche. Sie wachsen also in der Regel auf Kosten der landwirtschaftlichen Nutzfläche des Umlands; bisherige Ökosystemleistungen werden durch Überbauung deshalb dem regionalen Naturkapital entzogen. Auch der Stoffwechsel der Metropolen greift über die Nachfrage von Lebensmitteln, Trinkwasser und Energie (Versorgungsleistungen) auf dieses Umland direkt oder indirekt zu. Die konkreten Auswirkungen des eigenen Handelns sind dabei für BürgerInnen nur schwer erkennbar.
Das Projekt
Im Projekt WERTvoll will das Wurzener Land (Stadt Wurzen, Gemeinden Bennewitz, Thallwitz und Lossatal) gemeinsam mit der Stadt Leipzig in den kommenden fünf Jahren eine WERTvolle Stadt-Land-Partnerschaft gestalten. Ziel ist eine kooperative und sich positiv verstärkende Landnutzungsstrategie für die Region zu erarbeiten, bei der Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie jede und jeder BürgerIn einen Beitrag zu einer nachhaltigen Region im Alltag leisten kann.
Dabei stellen sich die Beteiligten der Herausforderung, auf den Projektflächen folgende Ziele zu vereinen:
- Bio-Anbau ausweiten: Gesunde Nahrungsmittel für Leipzig und die Region.
- Wasserschutz gewährleisten: Neben „bio“ wird zusätzlich auf die Grund- bzw. Trinkwasserqualität für Leipzig und die Region geachtet.
- Ökosystemleistungen erweitern: Weitere Ökosystemleistungen wie Biodiversität oder die Renaturierung eines Gewässerabschnitts sollen gefördert werden.
Szenario-Modellierung für langfristigen Erfolg
Das ist nur machbar, wenn die Aktivitäten langfristig nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch tragfähig sind. Dazu sollen regionale Wertschöpfungsketten entwickelt und etabliert werden. Das Besondere dabei ist, dass die aktuelle Entwicklungssituation, sowie mögliche Szenarien auf Betriebsebene mit landwirtschaftlichen Berechnungsprogrammen modelliert werden. Diese konkreten Erkenntnisse fließen in den von der Schweisfurth Stiftung moderierten Teilhabeprozess ein. Gemeinsam mit den Landwirten, dem Handwerk und innovativen Marktplätzen in Leipzig können nachhaltige Wertschöpfungsketten entwickelt werden.
Ein potentieller Abnehmer ist die Stadt Leipzig, die sich zum Beispiel mit einem Stadtratsbeschluss für mehr Bio-Lebensmittel aus der Region in öffentlichen Einrichtungen einsetzt. Darüber hinaus sollen die Produkte auch allen BürgerInnen aus der Region zugänglich sein. Das stärkt das Bürgerbewusstsein über die Auswirkungen des eigenen Konsums und macht dies vor den Toren der Stadt erlebbar. „Diese Zusammenarbeit und der Austausch zwischen Stadt und Land sind Kernanliegen der Schweisfurth Stiftung. Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit mit den Beteiligten in den nächsten fünf Jahren und sind gespannt auf die innovativen Lösungen, die entstehen werden“, so Dr. Niels Kohlschütter, Geschäftsführer der Schweisfurth Stiftung.
Die Akteure
In dem Projekt arbeiten die Kommunen (Stadt Wurzen, Gemeinden Bennewitz, Thallwitz und Lossatal) eng mit dem Wassergut Canitz (Leipziger Wasserwerke), dem privaten Institut für Nachhaltige Landbewirtschaftung (INL), der Schweisfurth Stiftung sowie dem Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) der Hochschule Trier zusammen.
Das BMBF fördert das Projekt im Rahmen von „Stadt-Land-Plus“. Die Fördermaßnahme ergänzt die Leitinitiative „Zukunftsstadt“ um die Perspektive der Stadt-Land-Beziehungen. Der Fokus liegt auf einem verantwortungsvollen Umgang mit Land- und Flächenressourcen.
Mehr Informationen zu Stadt-Land-Plus der Leitinitiative Zukunftsstadt finden Sie hier.