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Bewerbungs- und Nominierungsstart: Wolfgang Staab-Naturschutzpreis 2025

Engagierte Flussschützer:innen aufgepasst: 2025 vergibt die Schweisfurth Stiftung zum 10. Mal den mit 20.000 Euro dotierten Wolfgang Staab-Naturschutzpreis. Er richtet sich an Umweltschützer:innen, die sich im besonderen Maße für den Fluss- und Auenschutz einsetzen.

Der Wolfgang Staab-Naturschutzfonds der Schweisfurth Stiftung ruft Interessierte auf, sich bis zum 15. März 2025 für einen der bedeutendsten Naturschutzpreise Deutschlands zu bewerben oder Nominierungen für diesen einzureichen. Der mit 20.000 Euro dotierte Wolfgang Staab-Naturschutzpreis wird jährlich an Personen vergeben, die besondere Leistungen zugunsten einer nachhaltigen Entwicklung der Fluss- und Auenlandschaften erbracht hat. 2023 wurde der österreichische Biologe Georg Frank für sein Engagement ausgezeichnet.

Der Wolfgang Staab-Naturschutzpreis ist benannt nach Wolfgang Staab (1938-2004), der sich an der Spitze des BUND-Landesverbandes Rheinland-Pfalz einen Namen machte. „Wer etwas tut, hat Recht. Wer nichts tut, hat Unrecht“ war ein Leitspruch des kämpferischen Umweltschützers, der 2004 bei einem Autounfall ums Leben kam. Dr. Dorette Staab stiftete den Preis, der 2015 zum ersten Mal vergeben wurde.

Flüsse und ihre Auen zählen zu den aktuell am stärksten bedrohten Lebensräumen. Gleichzeitig gelten sie als die vielfältigsten und artenreichsten Lebensräume Mitteleuropas. Für die Rückhaltung von Hochwasser und als Puffer bei Trockenheit, für die Selbstreinigung der Flüsse, für die Anreicherung und Reinigung des Grundwassers sowie als Biokorridore in der Landschaft spielen sie eine herausragende Rolle. Heiße und trockene Sommer, wie sie vermehrt auftreten, setzen der Gewässerökologie stark zu. Genauso wie die Verbauung, Kanalisierung, der Abbau von Kiesen und Sanden sowie der Bau immer neuer Wasserkraftwerke. Mit dem Wolfgang Staab-Naturschutzpreis soll auf diese Probleme aufmerksam gemacht und der Schutz von Flüssen und Auen gefördert werden.

Bewerbungen bzw. Nominierungen können bis zum 15. März 2025 per E-Mail bei Nora Klopp oder per Post an die Schweisfurth Stiftung, Rupprechtstr. 25, 80636 München eingereicht werden. Hier finden Sie das Nominierungsformular sowie das Bewerbungsformular.

Wie Urban Gardening die Städte verändert. Eine Tagung

Als eine der „hoffnungsvollsten sozial-ökologischen Bewegungen“ bezeichnet unsere Gastautorin Dr. Christa Müller die urbanen Gemeinschaftsgärten, die seit der Jahrtausendwende überall in Deutschland entstehen. Zum Thema „Die Stadt ist unser Garten – Wie die urbane Gartenbewegung unsere Städte verändert“ fand vom 24.-26. Mai 2024 eine spannende Kooperationstagung der anstiftung mit der Schweisfurth Stiftung und der Selbach-Umwelt-Stiftung in der Evangelischen Akademie Tutzing am Starnberger See statt. Dr. Christa Müller, Kuratorin der Schweisfurth Stiftung und Vorstand der anstiftung, hat die wichtigsten Ergebnisse der Veranstaltung zusammengefasst.

Sind die urbanen Gemeinschaftsgärten von „queeren Störenfrieden“ zu ökologischen Leistungsträgern geworden? Den Eindruck könnte man gewinnen, führt man sich die Fülle der Aufgaben vor Augen, die Gärten im Kontext des sozial-ökologischen Krisenmodus der Städte mittlerweile übernehmen müssen, wenn sie städtische Förderung und Flächen bekommen wollen.

Die auf mittlerweile fast 1000 Projekte angewachsene neue urbane Gartenbewegung stand am letzten Mai-Wochenende am Starnberger See im Fokus der Tagung Die Stadt ist unser Garten. Wie die urbane Gartenbewegung unsere Städte verändert.

(c) anstiftung

Sophia Kipp (li.), Humboldt-Universität zu Berlin und Dr . Christa Müller, anstiftung

Im Einführungsvortrag beleuchteten wir drei Soziologinnen – Andrea Baier, Christa Müller, Karin Werner – die nunmehr zwei Dekaden dauernde Geschichte der Bewegung. Uns lag dabei vor allem daran, die tieferen Bedeutungsebenen der Projekte freizulegen: Gärten als Orte der terrestrischen Moderne, Gärten als Ernährungsorte, Gärten als Lernorte, Gärten als Ökosysteme; aber eben auch Gärten als politische Orte und Gärten im System politischer Governance.

„Leider haben nicht alle Stadtverwaltungen einen Toni“, bedauerte eine Teilnehmerin. Die Rede war von Toni Karge, dem Urban-Gardening-Beauftragten des Berliner Senats, der die Bewegung durch jahrelanges Engagement im Gemeinschaftsgarten himmelbeet von innen kennt. Aber selbst wenn es eine Ansprechperson in der Stadtverwaltung gibt, die die Bedarfe und Logiken der Projekte barrierefrei versteht, bleibt, so der Stadtplaner, der kontinuierlich erzeugte „Druck“ von den Projekten unverzichtbar, um weiterhin Flächen für urbanes Gärtnern für die sozial-ökologische Wende in den Städten zu sichern.

Die Ernährungswende braucht auch Lebensmittel aus der Stadt und der Region

(c) anstiftung

Toni Karge, der Urban-Gardening-Beauftragte des Berliner Senats

Toni Karge war nicht der einzige Vortragende, der bewusst eine hybride Rolle einnimmt und seine Perspektive in die jeweiligen Segmente der Wissenschaft, der Kultur oder der Politik zu übersetzen weiß. Auch Elke Krasny, Professorin an der Wiener Akademie der bildenden Künste, versteht sich als Kuratorin, Wissenschaftlerin, Feministin und Care-Aktivistin zugleich – und entwickelte in ihrem Vortrag „Caring Urbanism: Von Gärten der Sorge auf einem erschöpften Planeten“ eine spezifische Methodik des „Denkens-mit-Gartenarbeit“. Ähnliches gilt für Harald Lemke, Philosoph, Stadtaktivist und – laut seiner Selbstbeschreibung – Freizeit-Terraner. Er stellte dar, wie sehr sich Gastrosophie und Gartenaktivismus gegenseitig brauchen und bedingen, um die Welt zu einem schöneren und gerechten Ort für alle zu machen.

Gastrosophie meint die Philosophie des Essens und Einladens. Gute Lebensmittel aus der Region oder gar dem unmittelbaren städtischen Umfeld sind dafür eine zentrale Voraussetzung. Sie stehen im engen Zusammenhang mit der Ernährungswende. Das Thema Essbare Stadt im internationalen Vergleich bespielten Ina Säumel und Sophia Kipp von der Humboldt-Universität zu Berlin mit Fallbeispielen aus Singapore, Berlin, Quito und Havanna.

Überforderung der urbanen Gartenbewegung mit Migrationssozialarbeit

Die großen Erfolge, die die urbane Gartenbewegung unübersehbar aufweist, und die sich nicht zuletzt in wirkmächtigen Anschlüssen an Diskurse, Wissenschaftspraxen, Forschungspartnerschaften oder den Eingang in Förderprogrammatiken ausdrücken, haben unausweichlich auch ihre Schattenseiten. Alexander Follmann, Wissenschaftler von der Universität Bonn und Aktivist beim Gemeinschaftsgartennetzwerk um NeuLand Köln, das sich äußerst gelungen in Stadtentwicklungsprozesse einmischen konnte, zeigte eben auch die inneren und äußeren Widersprüche der sozial-ökologischen Transformation durch Urban Gardening am Beispiel von Ernährungsrat, Essbare Stadt und Gemeinschaftsgärten in Köln auf.

Widersprüche, Herausforderungen und bisweilen auch Überforderungen thematisierten auch die parallel laufenden Praxisworkshops sowie die abschließende Podiumsdiskussion am Sonntagmorgen. Nun kamen nach drei Tagen konstruktiver und von gegenseitiger Wertschätzung geprägter Debatte auch Kontroversen zum Vorschein: Diskutiert wurden die zum Teil großen Lasten, die den Gärten in den Großstädten zunehmend aufgebürdet werden, wie zum Beispiel der Umgang mit traumatisierten Menschen, der Umgang mit Drogenabhängigen (ohne professionelle Unterstützung) für unerfahrene Engagierte aus der Zivilgesellschaft. Eva Kirschenmann berichtete in ihrem Workshop „Stadtumgestaltung von unten“ aus Bremen, dass Gemeinschaftsgärten bisweilen schlicht überfordert sind, Probleme zu lösen, die an anderen Stellen entstehen und für die die Gesellschaft insgesamt Verantwortung zu übernehmen hat. Und die Frankfurter GemüseheldInnen problematisierten den Versuch der Stadt, sie in ihrem Engagement für mehr Grünräume zusätzlich in die Pflicht zu nehmen, Aufgaben aus dem Bereich der Migrationssozialarbeit zu übernehmen, zumal sie über keine entsprechende Expertise in diesem Bereich verfügen.

Dabei steht die Solidarität mit Geflüchteten in der Gartenbewegung grundsätzlich nicht in Frage, im Gegenteil: Ein großer Teil des bundesweiten Netzwerks Urbane Gärten, das Anuscheh Amir-Khalili und Gudrun Walesch von der anstiftung vorstellten, besteht explizit aus Interkulturellen/Transkulturellen Gärten, die ein großes Potenzial für die postmigrantische Gesellschaft darstellen – und aus ihr erwachsen.

Skandalisierung von Umwelt-Ungerechtigkeit ist notwendig

Und schließlich zeigt nicht zuletzt auch die Notwendigkeit des Abbaus von Umwelt-Ungerechtigkeit, die Kerstin Stelmacher anhand des sozial-räumlichen Zusammenspiels von Luftverschmutzung, fehlendem Naturzugang und sozialer Unterschichtung anhand von Kartenmaterial visualisierte, wieviel noch zu tun bleibt – und ohne die Skandalisierung dieser Zustände durch eine engagierte Zivilgesellschaft tut sich deutlich zu wenig. Dafür wiederum ist Wissen vonnöten – und auch dieses wird, wie Marco Clausen betonte, in urbanen Gemeinschaftsgärten als kollektive Lern- und Bildungsräume generiert und weitergegeben.

Wir haben auf der Tagung eine der hoffnungsvollsten sozial-ökologischen Bewegungen beleuchtet – aus der Perspektive verschiedener Wissenschaftszweige wie der Soziologie, der Philosophie, der Wirtschaftswissenschaften, der Kritischen Geographie oder der Kunst- und Kulturwissenschaften – aber eben auch aus der von praktisch inspirierten Ansätzen und Praxisräumen wie dem „Achtsamen Gärtnern“ (mit Daniel Dermitzel), der Permakultur, der Urbanistik, der Kompostologie.

Kompostierung als Workshop-Methode

(c) anstiftung

collagenCollage-Workshop des QueerEcologiesCollective

Und am Ende wurde dann tatsächlich alles wieder kompostiert: Im Collage-Workshop des QueerEcologiesCollective (Ella von der Haide und Manuel Wagner) zerschnipselten die Tagungsteilnehmer:innen lustvoll Headlines, Fotos, Berichte und Thesen zur Bewegung und setzten sie neu zusammen. Es könnte eben auch alles anders sein.

Was bleibt, ist danke zu sagen. Für das exzellente bio-veggie Essen vom Küchen-Team der Evangelischen Akademie Tutzing, für das Engagement aller, die da waren, für die Kooperationen, für die sternenklare Nacht und den freien Blick auf die Berge.

Wer tiefer eintauchen will in die einzelnen Inhalte, kann dies in unserem zur Tagung erschienenen Buch tun, wer einfach nur die Präsentationen anschauen will oder sich über eine Fotoauswahl einen Eindruck von der Stimmung an diesem wunderbaren Ort verschaffen möchte, kann auch dies gerne tun:

Copyright Fotos: anstiftung

Flussschutz ohne Grenzen

Der österreichische Biologe Georg Frank erhält den Wolfgang Staab-Naturschutzpreis 2023

Die Schweisfurth Stiftung hat Georg Frank, Generalsekretär des transnationalen Donauschutzvereins DANUBEPARKS, mit dem diesjährigen mit 20.000 Euro dotierten Wolfgang Staab-Naturschutzpreis ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand im Rahmen der Fachtagung Bundesprogramm Blaues Band Deutschland an Main und Neckar in Mannheim statt, die vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) ausgerichtet wurde.

Im Verein DANUBEPARKS sind Donauschutzgebiete aus fast allen Donauländern zusammengeschlossen, darunter Rumänien, Moldawien, Bulgarien, Serbien, Kroatien, Ungarn, die Slowakei, Österreich und Deutschland. Der Einsatz von Georg Frank für den Aufbau des Vereins hat wesentlich dazu beigetragen, dass die grenzübergreifende Zusammenarbeit für den Naturschutz an der Donau deutlich gestärkt wurde.

Sabine Riewenherm, Präsidentin des BfN, das in der Jury zur Vergabe des Wolfgang Staab-Naturschutzpreises vertreten ist: „Die Donau ist eine Modellregion für transnationale Bemühungen des Naturschutzes in Europa. Für etwa 83 Millionen Menschen ist die Donau Lebensgrundlage, Garantie für Trinkwasser, für frische Luft und wertvoller Erholungsraum. Ihre Fluss- und Auenlandschaften beheimaten mehr als 2.000 Gefäßpflanzen und über 5.000 Tierarten. Georg Frank hat es mit seiner Kompetenz und seinem Engagement geschafft, den Schutz dieses einzigartigen Naturraums über Ländergrenzen hinweg aufzubauen und erfolgreich zu machen. Er hat diesen Preis mehr als verdient!“

Carl Manzano, ehemaliger Direktor des Nationalparks Donau-Auen und Laudator: „Die Naturschätze der Donau stehen zunehmend unter Druck. Zersiedelung, Verkehrsprojekte, Energiegewinnung sowie intensive Landnutzung belasten die Artenvielfalt des Flusses. Das Vernetzen von Schutzgebieten entlang des gesamten Flussverlaufs ist essentiell, um die biologische Vielfalt zu erhalten bzw. wieder aufzubauen. Georg Frank ist es zu verdanken, dass Europa bei dieser Aufgabe einen großen Schritt voran gegangen ist.“

Georg Frank, 48-jähriger Biologe aus Österreich und Gewinner des Wolfgang Staab-Naturschutzpreises 2023: „Die Gründung, der Aufbau und die Etablierung von DANUBEPARKS ist eine meiner größten beruflichen Errungenschaften. Alle meine Projektideen sind getragen von der Vision, den Verein weiter in seiner Vorbildrolle für länderübergreifenden Naturschutz und als Modell für die Donau, für Europa und alle großen Flüsse zu stärken. Ich bin sehr dankbar für die Auszeichnung dieser Arbeit durch die Schweisfurth Stiftung. Das Preisgeld werde ich für den Aufbau weiterer Naturschutzmaßnahmen an diesem wunderbaren Fluss verwenden.“

Hintergrund – Georg Frank und der Verein DANUBEPARKS

Georg Frank wurde 1974 in Scheibbs im österreichischen Alpenvorland geboren. Er schloss 2002 sein Biologiestudium (Zoologie) an der Universität Wien ab und arbeitete seitdem in verschiedenen Donau-Projekten. Im Jahr 2007 übernahm er die Initiative zum Aufbau des Vereins DANUBEPARKS, um die donauweite und grenzübergreifende Naturschutzarbeit an Europas zweitgrößtem und zweitlängstem Fluss zu stärken. 2014 wurde DANUBEPARKS gegründet, seitdem leitet Georg Frank den gemeinnützigen Verein als Generalsekretär.

Im Mittelpunkt der Arbeit des Vereins steht die Umsetzung von konkreten Naturschutzmaßnahmen entlang der Donau in Rumänien, Moldawien, Bulgarien, Serbien, Kroatien, Ungarn, die Slowakei, Österreich und Deutschland. Durch das Engagement von Georg Frank konnten bis heute mehr als 30 Millionen Euro für konkrete donauweite Naturschutzinitiativen eingesetzt werden. Das LIFE WILDisland-Projekt des Vereins gehört zu den größten Naturschutz-Projekten Europas. Zahlreiche Inseln und über 48 Kilometer Gewässer wurden renaturiert, 1.440 Hektar an Lebensräumen verbessert.

Die EU-Kommission hat DANUBEPARKS als bestes europäisches Naturschutz-Netzwerk mit dem Natura 2000 Award sowie als ersten Preisträger mit dem Living Danube Award geehrt.

Foto: Dr. Niels Kohlschütter (Schweisfurth Stiftung), Dr. Ina Quick (BfN), Dr. Dorette Staab (Stifterin Wolfgang Staab-Naturschutzpreis), Georg Frank (Preisträger 2023), Carl Manzano (Carl Manzano, Ehrenpräsident Danubeparks);Prof. Dr. Emil Dister (Juror, ehm. KIT-Aueninstitut), Copyright: Daniel Weisser

Verantwortung übernehmen – Für unsere Erde und unser Ernährungssystem

Am 15. Februar wurde erneut der Forschungspreis BioThesis auf der Biofach 2023 verliehen. Mit der BioThesis zeichnen wir jedes Jahr herausragende Bachelor- und Masterarbeiten aus, die sich mit den Herausforderungen der Bio-Lebensmittelbbranche und einem nachhaltigen Umbau der Ernährungswirtschaft beschäftigen. In Zeiten des Wandels geht es dabei auch um die Transformation überlebter Systeme, sowie eine gute internationale Zusammenarbeit. Die Preisträger*innen nehmen diese Verantwortung an und arbeiten daran, unsere Welt fair, nachhaltig und lebensbejahend zu gestalten.

Es reicht nicht, nur in Europa nachhaltig und ökologisch zu wirtschaften. Unser Augenmerk muss auch auf dem internationalen Raum liegen und dort Hilfe zur Selbsthilfe anbieten, wo sie gewünscht und gebraucht ist. Ein Ansatz dafür ist das Projekt „Organic markets for development“ welches von der IFOAM unterstützt wird. Mit ihrer Bachelorarbeit „Communication for development: The case of promoting organic farming in northern Ghana“ als Teil dieses Projektes konnte Pinja Pöytäniemi von der Hochschule Rhein-Waal unsere Jury überzeugen. Sie wird für ihre herausragende Leistung mit der BioThesis 2023 in der Kategorie – Beste Bachelorarbeit – ausgezeichnet. Auch über ihre Bachelorarbeit hinaus ist Pinja Pöytäniemi bereit, Verantwortung zu übernehmen um die Welt zum Positiven zu verändern.

„Meine Mission ist es, unsere Lebensmittelproduktion in ein regeneratives System umzuwandeln. Im Grunde genommen wissen wir bereits, wie wir Nachhaltigkeit erreichen können. Meine Frage ist: Wie bringen wir die Menschen zur Zusammenarbeit? Daher möchte ich Wege erforschen,die Eigenverantwortung der Menschen an der Basis und partizipative Methoden zu fördern.“ – Pinja Pöytäniemi

Einen anderen, ebenso bemerkenswerten Ansatz hat unser Gewinner in der Kategorie – Beste Masterarbeit – Johann Verhoeven von der Westfälische Wilhelms-Universität Münster gewählt. In seiner Arbeit: „Kirchliche Landverpachtung im Dilemma – Zum sozialethischen Umgang mit landwirtschaftlichen Flächen kirchlicher Träger im Bistum Münster“ analysiert er, vor welchen Hürden die Kirche steht. Wie kann eine ganzheitliche sozialökologische Transformation kirchlicher Verpachtung umgesetzt werden? Herr Verhoeven geht dabei auf die enge Verknüpfung der Landwirtschaft mit den universellen Werten ein. Dazu gehören eine sichere Lebensmittelversorgung, und ein bewohnbarer Planet für alle Menschen.

Dabei gilt es auch, die Interessen von Landwirtinnen und Landwirten, der Gesellschaft, zukünftiger Generationen und der Natur in die christlich-sozialethische Reflexion mit einzubeziehen. Um Wege und Lösungen für diese wichtigen Fragen zu finden, arbeitet unser Preisträger zurzeit an seiner Promotion.

BioThesis – der Forschungspreis der Bio-Lebensmittelwirtschaft wird von der LebensbaumStiftung, der BIOFACH, der Schweisfurth Stiftung, dem Bündnis für enkeltaugliche
Landwirtschaft und der Bioland-Stiftung getragen und von zahlreichen Mitgliedsfirmen der Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller (AöL) unterstützt.

 

Dieser Text ist die Pressemitteilung zur Vergabe des Forschungspreises Bio-Lebensmittelwirtschaft von Guilia Vogel.

Herausragender Einsatz für den Schutz der Donau

Der serbische Ökologe Laszlo Galambos erhält den Wolfgang Staab-Naturschutzpreis 2022 der Schweisfurth Stiftung

Dank seiner Expertise und seines Engagements wurden in Serbien erstmals Maßnahmen zur Renaturierung von Auen und zum Schutz gefährdeter Fischarten an Donau, Save und Theiß vorgeschlagen und umgesetzt: Laszlo Galambos aus Novi Sad gilt als eine der zentralen Figuren des Auenschutzes in der Provinz Vojvodina im Norden Serbiens. Für seinen herausragenden Einsatz für naturnahe Flüsse wurde Galambos nun mit dem Wolfgang Staab-Naturschutzpreis der Schweisfurth Stiftung ausgezeichnet. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert und einer der höchstdotierten Naturschutzauszeichnungen Deutschlands.

Sabine Riewenherm, Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz, das in der Jury zur Vergabe des Wolfgang Staab-Naturschutzpreises vertreten ist: „Der Hitzesommer hat gezeigt, wie sehr wir auf Wasser in unseren Flüssen und in unserer Landschaft angewiesen sind. Angesichts zunehmender Temperaturen muss alles darangesetzt werden, Wasser in unseren Böden zu halten. Auen und Feuchtgebiete sind natürliche Wasserspeicher und müssen dringend geschützt und wiederhergestellt werden. Laszlo Galambos hat den Naturschutz an Flüssen in Serbien vorbildlich gestärkt.“

Donau, Save und Theis fließen in der Provinz Vojvodina noch viel naturbelassener als die großen Flüsse Deutschlands. Historische Überschwemmungsgebiete, Sümpfe und Auwälder sowie seltene Fischarten wie Wildkarpfen und Hundsfisch sind dort noch zu finden. Doch die Flusslandschaft ist durch Wasserbaumaßnahmen, Verschmutzung, Zerstörung und die Überfischung stark bedroht, gleichzeitig haben Umwelt- und Naturschutz in Serbien bislang noch keine hohe Bedeutung.

Der Ökologe Laszlo Galambos (39 Jahre) verschaffte sich jedoch aufgrund seines Fachwissens in Fischkunde und in der Ökologie von Binnengewässern hohes Ansehen in den für das Wasserstraßen-Management zuständigen serbischen Behörden. Dank seiner Expertise und seines auch ehrenamtlichen Engagements in entsprechenden Stakeholder-Foren wurden erstmals Ausgleichsmaßnahmen für den Naturschutz an serbischen Flüssen umgesetzt. So wurde nahe der Stadt Novi Sad ein sechs Kilometer langer alter Seitenarm der Donau ausgebaggert und wiederhergestellt. Galambos leistete zudem wesentliche Beiträge zu europäischen Projekten zum Auenschutz an der Donau, zum Schutz des Donaustöre sowie zur künftigen Einrichtung des Natura2000-Netzwerks der EU in Serbien.

Laszlo Galambos, Gewinner des Wolfgang Staab-Naturschutzpreises 2022: „Es gibt keine Alternative zu gesunden Flüssen, sie sind überlebenswichtig für uns Menschen. Die Fischerei, die Forstwirtschaft, die Schifffahrt und die Landwirtschaft – sie alle hängen von ihnen ab. Gerade in Zeiten der Klimakrise braucht es gezielte Maßnahmen, um Flüsse in ihren natürlichen Zustand zu bringen. In Serbien ist die Arbeit als Naturschützer nicht so einfach. Der Preis gibt mir Mut und Motivation, mich weiter mit vollem Engagement für gesunde Flüsse, Auen und Feuchtgebiete einzusetzen.“

Über Laszlo Galambos

Laszlo Galambos wurde 1983 in Novi Stad geboren und verbrachte in seiner Kindheit viel Zeit in der Natur und an der Donau. Er schloss 2007 sein Master-Studium der Ökologie an der Universität Novi Stad ab und arbeitet seitdem am Naturschutzinstitut der Provinz Vojvodina. Der Schutz der Flüsse ist, wie er selber sagt, seine Herzensangelegenheit.

Galambos ist weit über seine institutionell bedingten Aufgaben hinaus aktiv. Sein Fachwissen in der Fischkunde (Ichthyologie) und in der Süßwasserökologie ist international anerkannt. In seiner Region Vojvodina gilt er als der Fachmann und Schlüsselperson für den Fischschutz, für Fragen des Fischereimanagements und der aquatischen Biodiversität. Seine Aktivitäten zielen darauf ab, neue Erkenntnisse über den Schutz, den Erhalt und die nachhaltige Entwicklung von Flüssen und Auen zu sammeln und anschließend konkrete Maßnahmen umzusetzen, die dazu beitragen, die Flüsse in Zukunft in gutem Zustand zu erhalten.

Mehr über den Wolfgang Staab-Naturschutzpreis hier.

Auf dem Foto v.l.n.r. Prof. Dr. Emil Dister (ehem. KIT-Aueninstitut), Nenad Sekulic (Institut für Naturschutz, Serbien), Laszlo Galambos (Naturschutzinstitut der Provinz Vojvodina), Niels Kohlschütter (Schweisfurth Stiftung)

Anmeldung zur Verleihung des Wolfgang Staab-Naturschutzpreises 2023

Datum: 21. September 2023

Uhrzeit: 18 Uhr

Ort: BuGa Mannheim, Seerestaurant Luisenpark, Gartenschauweg 24, 68165 Mannheim

Das Programm finden Sie hier.

 

    Einverständniserklärungen:

    Foto-, Film und Tonaufnahmen von Gästen und Mitwirkenden der Veranstaltung können für die Zwecke der Schweisfurth Stiftung verwendet werden. Mit Ihrer Anmeldung und Teilnahme erklären Sie sich hiermit einverstanden.

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    Herausragende Bachelor- und Masterarbeiten mit Forschungspreis gekürt

    Pressemitteilung zur Verleihung des Forschungspreises Bio-Lebensmittelwirtschaft am 27.07.2022 in Nürnberg:


    „Herausragende Arbeiten“ entlang der Lebensmittelwertschöpfungskette – Forschungspreis BioThesis auf der Biofach 2022 verliehen

    Die Bio-Branche setzt sich für eine ganzheitliche Ernährung, Gesundheit und Fairness ein. Dabei geht es nicht nur darum, gute Lebensmittel zu produzieren, sondern auch, entlang der gesamten Lieferkette fair und nachhaltig – im Einklang mit der Natur zu wirtschaften. Dies bezieht sich auf Boden, Pflanze Tier, und Mensch. Um diesen Zielen täglich näher zu kommen, bedarf es Forschung und Innovation. Mit der BioThesis zeichnen wir darum jedes Jahr herausragende Bachelor- und Masterarbeiten aus, die sich mit den Herausforderungen der Bio-Lebensmittelbbranche und einem nachhaltigen Umbau der Ernährungswirtschaft beschäftigen.

    Ein großes Thema ist seit einiger Zeit die Fragestellung der „wahre Preis“ unserer Lebensmittel. Internalisierung von Umwelt- und Sozialleistungen führen zu höheren Preisen. Die Unternehmen die diese Leistungen externalisieren, das heißt der Gesellschaft oder kommenden Generationen aufbürden, haben im jetzigen System den besten Preis. Ganz im Sinne dieser aktuellen Fragestellung hat sich Alexander Greiner von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde mit dem wahren Preis unserer Milch beschäftigt. Er geht das Thema in einer ganzheitlichen Betrachtungsweise an und berücksichtigt dabei auch die wesensgemäße Haltung der Milchkühe – also die Frage des Tierwohls. Herr Greiner hat anhand eines Praxisbeispiels ein sehr komplexes Themenfeld bearbeitet und dabei wertvolle Erkenntnisse für den gesellschaftlichen Diskurs geliefert. Für seine Arbeit erhält er den zweiten Platz in der Kategorie „Beste Bachelorarbeit“.

    Den ersten Platz erreicht Georg Saathoff von der Universität Kassel. Seine Bachelorarbeit handelt von einem Trennversuch von Weizen-Erbsen-Mischkulturen zur Nutzbarmachung für Speisezwecke. Erbsen und Weizen bilden eine intelligente Mischkultur zum gegenseitigen Nutzen und zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit. Wenn wir resiliente Strukturen und gesündere Böden schaffen wollen, sind Forschungen zu Mischkulturen und deren späteren Verwendungsmöglichkeiten essentiell. Praxisorientierte Arbeiten in Kooperation mit Lebensmittelverarbeitern wie die von Herrn Saathoff leisten einen großen Beitrag für mehr Akzeptanz und Mut, sich mit neueren Anbaumethoden auseinander zu setzen und diese praktisch umzusetzen.

    Neben diesen beiden herausragenden Bachelorarbeiten, prämierte die Jury dieses Jahr auch wieder zwei Masterarbeiten. Sind die Kund*innen bereit mehr für Bio und regionale Lebensmittel zu zahlen? Und wenn ja, was motiviert sie zu ihrer Kaufentscheidung? Dieser Frage ist Johanna Lieb von der Technischen Universität München in ihrer Masterarbeit nachgegangen. „In meiner Masterarbeit wollte ich die Wahrnehmung und das Verständnis von verschiedenen Lebensmittelkennzeichnungen erforschen, um einen Beitrag zur Erleichterung von Kaufentscheidungen für Konsument*innen zu leisten,“ so Johanna Lieb. Frau Liebs Forschung leistet einen wichtigen Beitrag, in Zukunft noch mehr Kund*innen für Bio-Lebensmittel zu gewinnen. Für ihre Leistung wird sie mit dem zweiten Platz in der Kategorie „Beste Masterarbeit“ ausgezeichnet.

    Gewinner in der Kategorie „Beste Masterarbeit“ ist in diesem Jahr Moritz Hentschl von der Universität Augsburg mit seiner Arbeit über die „Quantifizierung der Emissionen aus Landnutzungsänderungen durch den deutschen Verbrauch von tierischen Lebensmitteln“. Er erarbeitete ein Verfahren, das die Landnutzungsänderungen Regenwaldabholzung und Moor-Trockenlegung für tierische Lebensmittel aus konventioneller Produktion inklusive der benötigten Futtermittel in Treibhausgas-Äquivalenten bemisst und durch Kostenfaktoren in volkswirtschaftlich relevante Folgeschäden transformiert. Herrn Hentschls Erkenntnisse sind wegweisend für die weitere Gestaltung von (Preis-) Politik, Nachhaltigkeitslabels und zukunftsorientiertem Handeln.

    Copyright: NürnbergMesse

    Bis zum 1. April bewerben oder nominieren: Ausschreibung zum Wolfgang Staab-Naturschutzpreis 2022 läuft

    Engagierte Flussschützer:innen aufgepasst: Im Herbst 2022 vergibt die Schweisfurth Stiftung zum achten Mal den mit 20.000 Euro dotierten Wolfgang Staab-Naturschutzpreis. Er richtet sich an Umweltschützer:innen, die sich im besonderen Maße für den Fluss- und Auenschutz einsetzen.

    Der Wolfgang Staab-Naturschutzfonds der Schweisfurth Stiftung ruft Interessierte auf, sich bis zum 1. April für einen der bedeutendsten Naturschutzpreise Deutschlands zu bewerben oder Nominierungen für diesen einzureichen. Der mit 20.000 Euro dotierte Wolfgang Staab-Naturschutzpreis wird jährlich an Personen vergeben, die besondere Leistungen zugunsten einer nachhaltigen Entwicklung der Fluss- und Auenlandschaften erbracht hat. Im vergangenen Jahr wurde die slowenische Flussschützerin Andreja Slameršek für ihr Engagement ausgezeichnet. Die Verkündung des oder der diesjährigen Preisträger:in findet diesen Herbst voraussichtlich in Bonn statt.

    Der Wolfgang Staab-Naturschutzpreis ist benannt nach Wolfgang Staab (1938-2004), der sich an der Spitze des BUND-Landesverbandes Rheinland-Pfalz einen Namen machte. „Wer etwas tut, hat Recht. Wer nichts tut, hat Unrecht“ war ein Leitspruch des kämpferischen Umweltschützers, der 2004 bei einem Autounfall ums Leben kam. Dr. Dorette Staab stiftete den Preis, der 2015 zum ersten Mal vergeben wurde.

    Flüsse und ihre Auen zählen zu den aktuell am stärksten bedrohten Lebensräumen. Gleichzeitig gelten sie als die vielfältigsten und artenreichsten Lebensräume Mitteleuropas. Für die Rückhaltung von Hochwasser und als Puffer bei Trockenheit, für die Selbstreinigung der Flüsse, für die Anreicherung und Reinigung des Grundwassers sowie als Biokorridore in der Landschaft spielen sie eine herausragende Rolle. Heiße und trockene Sommer, wie sie vermehrt auftreten, setzen der Gewässerökologie stark zu. Genauso wie die Verbauung, Kanalisierung, der Abbau von Kiesen und Sanden sowie der Bau immer neuer Wasserkraftwerke. Mit dem Wolfgang Staab-Naturschutzpreis soll auf diese Probleme aufmerksam gemacht und der Schutz von Flüssen und Auen gefördert werden.

    Bewerbungen bzw. Nominierungen können bis zum 1. April 2022 per E-Mail bei Nora Klopp oder per Post an die Schweisfurth Stiftung, Rupprechtstr. 25, 80636 München eingereicht werden. Hier finden Sie das Nominierungsformular sowie das Bewerbungsformular.

    Unermüdliche Kämpferin für den Erhalt frei fließender Flüsse ausgezeichnet

    Dass die zwei großen Flüsse Sloweniens, die Mur und die Save, noch weitgehend ungehindert durch ihre Flussbetten fließen können, ist maßgeblich der Naturschützerin Andreja Slameršek zu verdanken. Ihr gelang es mit der Unterstützung von Nichtregierungsorganisationen, mehrere geplante Wasserkraft-Projekte zu stoppen, die die einzigartigen, ökologisch wertvollen Auenlandschaften der beiden Flüsse zerstört hätten. Für ihren herausragenden Einsatz für die Natur von europäischem Wert wurde heute die Biologin Slameršek mit dem Wolfgang Staab-Naturschutzpreis 2021 ausgezeichnet. Dieser Preis wird jährlich verliehen und ist mit 20.000 Euro dotiert – finanziert aus Mitteln des Wolfgang Staab-Naturschutzfonds der Schweisfurth Stiftung.

    „Ohne den unermüdlichen, fachlich versierten Einsatz von Andreja Slameršek wären die geplanten Kraftwerke an Mur und Save wohl bereits genehmigt. Andreja ist eine Kämpfernatur, die wesentlich dazu beiträgt, wertvolle Flusslandschaften zu erhalten. Sie ist ein wichtiges Vorbild für alle, die sich für die Natur einsetzen und zwar trotz zum Teil heftiger Angriffe aus Behörden- und Regierungskreisen. Wir brauchen mehr solche ‚Davids‘  wie Andreja im Kampf gegen die Goliaths“, sagte Laudator Ulrich Eichelmann, Geschäftsführer von RiverWatch, bei der Preisverleihung in München.

    Insgesamt acht Wasserkraftwerke sollten nach Plänen der Energiewirtschaft in Slowenien an der Mur entstehen und den Fluss auf mehr als 50 Kilometern aufstauen. Die Save wiederum soll in weiten Teilen in ein Band aus Stauseen verwandelt werden. Andreja Slameršek, Präsidentin der Slovenian Native Fish Society (DPRS), schrieb und koordinierte zum großen Teil ehrenamtlich die Eingaben und Klagen mehrerer Naturschutzorganisationen in allen relevanten Genehmigungsprozessen zum Bau der Wasserkraftwerke. Sie vernetzte Anwohner und verschiedene Gruppen aus Politik und Kultur, organisierte runde Tische, Filmabende, Ausstellungen und Medienaktionen.

    Mit Erfolg: Seit 2019 ist die energetische Nutzung der Mur im nationalen Energie- und Klimaplan Sloweniens ausgeschlossen. Ebenfalls 2019 stoppte der slowenische Verwaltungsgerichtshof den Bau des geplanten Wasserkraftwerks Mokrice an der Save aufgrund formaler und inhaltlicher Mängel, im Sommer dieses Jahres bestätigte der Oberste Gerichtshof diese Entscheidung. Die Save und ihre einzigartige Fischfauna sind vorerst geschützt.

    Gesunde Auen sind wie Lebensadern unserer Landschaft. Sie beherbergen eine faszinierende Artenvielfalt, sind natürliche Hochwasserspeicher und nehmen klimaschädliche Treibhausgase auf. Durch wasserbauliche Eingriffe wie Flussbegradigungen, Eindeichungen und Uferbefestigungen, durch den Bau von Wasserkraftwerken und die Erweiterung von Siedlungs- und Industrieflächen sind Flussauen jedoch inzwischen der am stärksten gefährdete Lebensraum Europas.

    „Andreja Slameršek ist es gelungen, die hohe Bedeutung des Schutzes von Flüssen einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln und das Thema erfolgreich auf die politische Agenda zu setzen. Mit der Verleihung des Wolfgang Staab-Naturschutzpreises 2021 möchten wir sie in ihrer wichtigen Arbeit unterstützen und ihren herausragenden Einsatz würdigen“, begründet die Jury, bestehend aus Dr. Dorette Staab (Stifterin), Prof. Dr. Emil Dister (ehem. Karlsruher Institut für Technologie/Aueninstitut), Andreas Krug (Bundesamt für Naturschutz) und Dr. Niels Kohlschütter (Schweisfurth Stiftung), ihre Entscheidung.

    Mur und Save – zwei bedeutende Flüsse für Slowenien und Europa

    Die Mur in Slowenien ist Teil einer europäisch bedeutenden Flusslandschaft – dem „Amazonas Europas“– der die Flusssysteme von Mur, Drau und Donau umfasst und sich über Österreich, Slowenien, Kroatien, Ungarn und Serbien erstreckt. Die slowenische Mur und ihre Auen beherbergen die größten Auenwälder Sloweniens sowie eine ungewöhnliche Fischartenvielfalt mit über 60 Arten. Außerdem leben in dem Gebiet verschiedene bedrohte Tierarten, darunter Eisvogel, Schwarzstorch, Seeadler, Biber, Fischotter und viele mehr. Die slowenischen Mur-Auen sind als Natura 2000-Gebiet geschützt und wurden 2019 als Biosphärenpark von der UNESCO anerkannt.

    Die Save ist Sloweniens größter Fluss. Sie ist teilweise als Natura 2000 Gebiet geschützt und vor allem aufgrund ihrer Fischfauna von großer ökologischer Bedeutung. Berühmt ist die Save für ihre Huchenbestände. Der Huchen ist mit den Forellen verwandt und kann bis zu 1,5 Meter lang werden. Ehemals weit verbreitet, gilt dieser „Tiger der Flüsse“ vor allem wegen des Wasserkraftausbaus heute als global bedroht.

    Über Andreja Slameršek

    Andreja Slameršek wurde 1980 in Ptuj im Nordosten Sloweniens geboren. Sie studierte Chemie und Biologie und arbeitete nach ihrem Studium im Slowenischen Institut für Naturschutz. Von  2016 bis 2020 war sie Geschäftsführerin der von ihr gegründeten Nature Conservation Consulting und ist seit 2015 ehrenamtliche Präsidentin der Slovenian Native Fish Society (DPRS).

    Über den Wolfgang Staab-Naturschutzpreis

    Der Wolfgang Staab-Naturschutzpreis wird aus Mitteln des Wolfgang Staab-Naturschutzfonds der Schweisfurth Stiftung gefördert. Um den natürlichen Zustand der Flüsse und Auen zu bewahren und wiederherzustellen, wird der mit 20.000 Euro dotierte Preis jährlich für besondere Leistungen zugunsten einer nachhaltigen Entwicklung der Fluss- und Auenlandschaften vergeben. Für die Verleihung des Preises in 2022 können ab sofort und bis Ende Februar Bewerbungen bzw. Nominierungen eingereicht werden.

    Wolfgang Staab (1938-2004) machte sich als leidenschaftlicher Umweltschützer in Rheinland-Pfalz einen Namen. Als Vorsitzender des Landesverbandes Rheinland-Pfalz des BUND wirkte er viele Jahre sehr erfolgreich; später war er als Schatzmeister im BUND-Bundesverband tätig. 2014 richtete Frau Dr. Dorette Staab den Wolfgang Staab-Naturschutzfonds innerhalb der Schweisfurth Stiftung ein.

    Biofach 2021: Impulse setzen, Wandel gestalten

    „Shaping Transformation. Stronger. Together“ – das war das diesjährige Motto der Weltleitmesse Biofach, die in diesem Jahr statt im Nürnberger Messezentrum digital stattfand. Für einen Wandel, hin zu einer zukunftsfähigen Land-und Lebensmittelwirtschaft, engagiert sich die Schweisfurth Stiftung seit ihrer Gründung. Selbstverständlich also, dass sie als Impulsgeberin und Gestalterin einer öko-sozialen Agrarkultur mit einer Vielzahl an Projekten und Themen vertreten war – ein Rückblick: (c) BioThesis/Biofach

    „Auch in diesem Jahr hat die Biofach gezeigt, dass es viele innovative und vielversprechende Handlungsansätze für die vielfältigen gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen unserer Zeit gibt. Besonders begeistert hat mich Konstantin Schwemmlein, einer der diesjährigen Gewinner des Forschungspreises BioThesis“, resümiert Dr. Niels Kohlschütter, Vorstand der Schweisfurth Stiftung. Die Auszeichnung wird seit 2014 jährlich von der Schweisfurth Stiftung gemeinsam mit der Lebensbaum Stiftung, der Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller sowie der Biofach für herausragende wissenschaftliche Abschlussarbeiten verliehen, die sich mit der Herstellung, Vermarktung oder Verarbeitung von Bio-Lebensmitteln auseinandersetzen. Konstantin Schwemmlein überzeugte die Jury mit seiner innovativen Idee die Blockchain Technologie[1] mit dem Biomarkt zu verbinden. Das Potenzial: Schaffung einer höheren Transparenz und Rückverfolgbarkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette sowie das Sichtbarmachen sämtlicher produktbezogener Herstellungs- und Transportbedingungen. „Konstantin nimmt sich in seiner Bachelorarbeit einer zentralen Herausforderung an: Wie lässt sich der ökologische und soziale Mehrwert eines Bio-Produktes für Verbraucher:innen erkennbar und erlebbar machen? Mit der Blockchain Technologie hat er hier einen spannenden Ansatz entwickelt“, kommentiert Kohlschütter. Alle Preisträger:innen und Informationen zu den ausgezeichneten Abschlussarbeiten finden Sie hier.

    Ökologische Agrarkultur voranbringen

    Dass die Schweisfurth Stiftung sich für eine zukunftsfähige Land- und Lebensmittelwirtschaft einsetzt, zeigt sich neben der Förderung des Forschungspreise BioThesis, an den zahlreichen weiteren Vorträgen:

    • Saro Ratter, Projektmanager der Schweisfurth Stiftung, stellte gemeinsam mit der Bruderkalb Initiative Hohenlohe, den Demeter Milchbauern Süd w.V. und De Öko Melkburen GmbH Kriterien für kuhgebundene Kälberaufzucht vor. Ausführliche Informationen können der Pressemitteilung entnommen werden.
    • Außerdem beteiligte sich Dr. Niels Kohlschütter an der Diskussion des Bündnis für eine engeltaugliche Landwirtschaft über die im September 2020 veröffentlichte Studie Pestizid-Belastung in der Luft und welche konkreten Handlungsschritte jetzt folgen müssen.
    • Und auch das Projekt WERTvoll war auf dem Kongress vertreten. Konkret ging es um die Frage, wie Stadt-Land-Partnerschaften durch neue nachhaltige Produkte gestärkt werden können.

    Vertreten mit dieser Themenvielfalt bestätigt die Schweisfurth Stiftung einmal mehr ihre Rolle als Impulsgeberin und Gestalterin einer zukunftsfähigen, ökologischen Agrarkultur.

    [1] Die Blockchain-Technologie ermöglicht es mithilfe einer dezentralen, von vielen genutzten Datenbank, Daten fälschungssicher zu übermitteln.

    Auf dem Foto v.l.n.r.: Dr. Niels Kohlschütter und Saro Ratter, beide Schweisfurth Stiftung

    Agrarbericht 2021: Das Ganze im Blick

    Alles hängt miteinander zusammen: Corona, Klima, Biodiversität. Klar ist deshalb: Um diese Krisen zu lösen, dürfen sie nicht isoliert voneinander betrachtet werden. Klar ist auch, dass eine tiefgreifende Transformation des Agrar- und Ernährungssystems dazu notwendig ist. Davon sind die Autor:innen des diesjährigen Kritischen Agrarberichts zum Schwerpunkt „Welt im Fieber – Klima & Wandel“ überzeugt. Wie der Wandel gelingen kann, welche innovativen Ansätze es bereits gibt und was es für eine erfolgreiche Umsetzung Bedarf wird darin ausführlich diskutiert, u.a. mit Beiträgen von Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald, Senior Advisor der Schweisfurth Stiftung, und Dr. Niels Kohlschütter, Vorstand der Schweisfurth Stiftung.

    Agrar- und Ernährungswende müssen zusammen gedacht werden

    Eine Agrarwende ist ohne die Transformation des Ernährungssystems nicht möglich. Davon ist Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald überzeugt. Für das Gelingen der Ernährungswende spielen die Verbraucher:innen eine wesentliche Rolle. Erste Anzeichen für ein Umdenken seitens der Konsument:innen sind da: „Der Markt für genießbare, nährstoffreiche, pflanzliche Alternativen zu Produkten tierischen Ursprungs wächst dynamisch. So setzte beispielsweise die Rügenwalder Mühle, einer der Pioniere und Trendtreiber für Fleisch- und Wurstwarenersatz in Deutschland, im ersten Halbjahr 2020 50 Prozent mehr davon ab als im Vorjahreszeitraum“, so Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald. Dies lässt sich insbesondere auf die Änderung der Essgewohnheiten von jungen Erwachsenen zurückführen, wie auch der von der Heinrich Böll Stiftung jüngst erschienene Fleischatlas resümiert: „Im Vergleich mit der Gesamtbevölkerung ernähren sich doppelt so viele 15- bis 29-Jährige vegetarisch oder vegan.“ Tierethische Gründe, Klimaschutz und Gesundheit sind die wesentlichen Treiber dieser Entwicklung. Die ausführliche ernährungsökologische Analyse von Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald über das Potenzial pflanzlicher Alternativen zu tierischen Produkten gibt es hier zum Nachlesen.

    Eine zukunftsfähige Landwirtschaft

    – geht nur ohne chemisch-synthetische Pestizide. Zu diesem Schluss kommen Dr. Niels Kohlschütter und Co-Autorin Johanna Bär, Geschäftsführerin des Bündnisses für enkeltaugliche Landwirtschaft, in ihrem Beitrag „Vom Winde verweht – Studie belegt Pestizidbelastung der Luft in Deutschland“. Das alarmierende Ergebnis der Studie: An drei Viertel aller Untersuchungsstandorte konnten mindestens fünf und bis über 30 Pestizide nachgewiesen werden – sowohl in der Stadt, auf dem Land und sogar in Naturschutzgebieten. Ein Beleg für den massiven Pestizideinsatz in der Landwirtschaft mit weitreichenden Konsequenzen für Umwelt und Gesundheit. „Wir fordern deshalb, dass die EU-Kommission bis 2035 alle chemisch-synthetischen Pestizide verbietet und dabei mit denen beginnt, die für unsere Gesundheit und Umwelt am gefährlichsten sind“, erklärt Dr. Niels Kohlschütter., „Hier setzen wir auf die Anpassung der EU-Verordnung zur Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe an die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse.“ Alle Hintergründe zur Studie können hier Nachgelesen werden.

    Über den kritischen Agrarbericht

    „Der kritische Agrarbericht“ wird seit 1993 alljährlich vom AgrarBündnis e.V. herausgegeben, einem Zusammenschluss von derzeit 25 Verbänden der bäuerlichen und ökologischen Landwirtschaft, des Umwelt- und Naturschutzes, des Tierschutzes, der Entwicklungszusammenarbeit sowie der Kirchen. „Der kritische Agrarbericht“ dokumentiert die ganze thematische Breite der agrarpolitischen Debatte eines Jahres vor dem Hintergrund der europäischen und weltweiten Entwicklung.

    Wolfgang Staab-Naturschutzpreis 2021: Jetzt bewerben oder Nominierung einreichen!

    Engagierte Flussschützer:innen aufgepasst: 2021 vergibt die Münchner Schweisfurth Stiftung zum siebten Mal den mit 20.000 Euro dotierten Wolfgang Staab-Naturschutzpreis an Privatpersonen, die sich im besonderen Maße für den Fluss- und Auenschutz einsetzen. Zugelassen sind sowohl eigene Bewerbungen als auch Nominierungen.

    Bewerbungen bzw. Nominierungen können bis zum 1. März 2022 per E-Mail an Nora Klopp oder per Post an Schweisfurth Stiftung, Rupprechtstr. 25, 80636 München eingereicht werden. Hier finden Sie das Nominierungsformular sowie das Bewerbungsformular.

    Der/die Preisträger:in wird von der vierköpfigen Jury bestehend aus Dr. Dorette Staab, Stifterin des Preises,  Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald, Senior Advisor der Schweisfurth Stiftung, Prof. Dr. Emil Dister, langjährigem Leiter des KIT-Aueninstituts in Rastatt und Andreas Krug, Abteilungsleiter im Bundesamt für Naturschutz, ausgewählt.

    Über den Wolfgang Staab-Naturschutzpreis

    Seit 2015 vergibt die Schweisfurth Stiftung gemeinsam mit dem Wolfgang Staab-Naturschutzfonds den renommierten Wolfgang Staab-Naturschutzpreis an Einzelpersonen aus Wissenschaft und Umweltschutz, die sich im besonderen Maße für den Fluss- und Auenschutz engagieren und damit Ökosysteme von überregionaler Bedeutung retten. Lernen Sie hier die Preisträger:innen der vergangenen Jahre bis 2019 kennen.

    Flüsse und ihre Auen zählen zu den aktuell am stärksten bedrohten Lebensräumen. Gleichzeitig gelten sie als die vielfältigsten und artenreichsten Lebensräume Mitteleuropas. Darüber hinaus spielen sie für die Rückhaltung von Hochwasser und als Puffer bei Trockenheit, für die Selbstreinigung der Flüsse, für die Anreicherung und Reinigung des Grundwassers sowie als Biokorridore in der Landschaft eine herausragende Rolle. Kurz: Auenlandschaften mit ihren Flüssen bilden eine untrennbare, ökologische Einheit. Heiße und trockene Sommer, wie sie vermehrt auftreten, setzen der Gewässerökologie stark zu. Genauso wie die Verbauung, Kanalisierung, der Abbau von Kiesen und Sanden sowie der Bau immer neuer Wasserkraftwerke. Mit dem Wolfgang Staab-Naturschutzpreis soll genau auf diese Probleme aufmerksam gemacht und der Schutz von Flüssen und Auen gefördert werden.

    Wolfgang Staab – Namensgeber und Vorbild

    Wolfgang Staab (1938-2004) machte sich als leidenschaftlicher Umweltschützer in Rheinland-Pfalz einen Namen. Nach seinem Tod richtete seine Witwe Dr. Dorette Staab den Wolfgang Staab-Naturschutzfonds ein, um den Schutz der Fluss- und Auenlandschaften in Deutschland zu verbessern. Denn Flusslandschaften sind heute die am stärksten bedrohten Lebensräume überhaupt

    Hier finden Sie weiterführende Informationen.

    Weiterführende Informationen zur Auszeichnung, dem Bewerbungs- bzw. Nominierungsverfahren erhalten Sie zudem bei:

    Schweisfurth Stiftung
    Nora Klopp
    Rupprechtstr. 25
    80636 München

    E-Mail: nklopp@schweisfurth-stiftung.de
    Tel.: (+49) 089 179595 15

    Herausragendes Engagement für die frei fließende Donau

    Die Donau zwischen Straubing und Vilshofen ist unter Naturfreunden als wahres ökologisches Juwel bekannt. Zahlreiche, häufig nur noch selten vorkommende Tier-und Pflanzenarten sind dort in der Fluss- und Auenlandschaft zu Hause. Dass dies auch heute noch der Fall ist, ist maßgeblich Georg Kestels langjährigem und unermüdlichen Einsatz zu verdanken: Mit zahlreichen Fachstellungnahmen und Gutachten trug er viel dazu bei, die Kanalisierung der Donau mit weiteren Staustufen und den Durchstich der Mühlhamer Schleife abzuwenden. Sein herausragendes Engagement wurde nun von der Münchner Schweisfurth Stiftung mit dem mit 20.000 Euro dotierten Wolfgang Staab-Naturschutzpreis ausgezeichnet.

    Die jahrzehntelange und erbitterte Auseinandersetzung von UmweltschützerInnen und AnwohnerInnen mit den Staubefürwortern in der Politik hat sich gelohnt: Im Februar 2013 beschloss die bayerische Staatsregierung die Pläne für den massiven Ausbau der Donau zwischen Straubing und Vilshofen aufzugeben und stattdessen einen sanften, umweltverträglicheren Ausbau durchzuführen. Diese Entscheidung war und ist bedeutend für den Gewässer-und Auenschutz in ganz Deutschland. Der breite und im Lauf der Jahre stetig wachsende Widerstand von Naturschutzverbänden, allen voran des BUND Naturschutz, verschiedener Bürgerinitiativen und der AnwohnerInnen hat die Politik zum Umdenken gebracht –ein wichtiger Erfolg, um Flüsse und ihre Auen, die aktuell am stärksten bedrohten Lebensräume überhaupt, zu schützen. „Über die Auszeichnung mit dem Wolfgang Staab-Naturschutzpreis freue ich mich sehr, denn damit wird stellvertretend auch das jahrzehntelange Engagement vieler Menschen in der Region für ihren Fluss wertgeschätzt“, kommentiert Georg Kestel, der sich sowohl beruflich als auch ehrenamtlich für die frei fließende Donau einsetzt.

    Mit Herzblut und Sachverstand für den Umweltschutz

    „Die von Kestel angefertigten Stellungnahmen und sonstigen Diskussions-oder Medienbeiträge mit stets hoher, fachlich kaum angreifbarer Qualität haben einen entscheidenden Anteil daran, dass die Position und die Argumente der Verbände und Initiativen in der politischen Auseinandersetzung und in der Öffentlichkeit überzeugten. Sein herausragendes Engagement, die ökologische und gesellschaftliche Bedeutung der Fluss-und Auenlandschaft fachlich aufzubereiten und zu kommunizieren, hat die Jury begeistert. Wir hoffen, dass dieses Beispiel weitere Engagierte in ganz Deutschland motiviert, sich für den Umweltschutz einzusetzen und dabei Durchhaltevermögen und Ausdauer zu zeigen“, erklärt Dr. Niels Kohlschütter, Vorstand der Schweisfurth Stiftung, die Jury-Entscheidung. Prof. Dr. Hubert Weiger, Ehrenvorsitzender des BUND Naturschutz in Bayern e.V., freut sich, dass „Georg Kestel, der sich als langjähriger Vorsitzender der BUND NaturschutzKreisgruppe Deggendorf mit an erster Stelle für die Erhaltung der frei fließenden Donau eingesetzt hat, einen so bedeutenden Preis erhält. Damit wird das herausragende Engagement Kestels, des BUND Naturschutz sowie aller Aktiver für den Donauschutz auch überregional anerkannt. Georg Kestel hat mit großer Fachkompetenz die alternativen flussbaulichen Maßnahmen gegenüber dem Stau des Flusses mit durchgesetzt.“

    Flüsse und ihre Auen – wichtige Ökosysteme

    Flüsse und ihre Auen zählen zu den artenreichsten Ökosystemen in Mitteleuropa und spielen eine zentrale Rolle für den Biotopverbund. Darüber hinaus zeichnen sie sich durch eine Reihe für Mensch und Natur essentielle Ökosystemdienstleistungen aus: Sie fungieren als nachhaltiger Hochwasserschutz, sind wichtig für die Selbstreinigung der Gewässer sowie für den Rückhalt von Treibhausgasen. Diese Funktionen zu erhalten und wo möglich wiederherzustellen, ist eine große Zukunftsherausforderung. Denn Flusslandschaften sind heute die am stärksten bedrohten Lebensräume überhaupt. Mit dem Wolfgang Staab-Naturschutzpreis ehrt und unterstützt die Schweisfurth Stiftung engagierte Privatpersonen, die sich aktiv für den Schutz der Auen vor Ort einsetzen und damit Ökosysteme von überregionaler Bedeutung retten. Mehr über den Preis und seinen Namensgeber erfahren Sie hier.

    Auf dem Foto v.l.n.r.: Prof. Dr. Hubert Weiger, Ehrenvorsitzender des BUND Naturschutz in Bayern e.V., Preisträger Georg Kestel und Dr. Niels Kohlschütter, Vorstand der Schweisfurth Stiftung.

    Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald erhält B.A.U.M. Umwelt- und Nachhaltigkeitspreis

    Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald, von 1987 bis 2020 Vorstand der Schweisfurth Stiftung, wird am 25. September 2020 mit dem renommierten B.A.U.M. Umwelt- und Nachhaltigkeitspreis  in der Kategorie „Wissenschaft“ ausgezeichnet. Damit wird das herausragende Engagement des Hochschullehrers für Agrar- und Umwelt-Ethik sowie  Politik- und Unternehmensberaters gewürdigt:  für seine Forschung und Lehre zum Leitbild der öko-sozialen Agrarkultur und dessen Umsetzung in der Praxis sowie für seinen konsequenten Einsatz für den ganzheitlichen Mitweltschutz.

    Pionier der öko-sozialen Agrarkultur

    „Mit viel Herzblut und Sachverstand fördert Franz-Theo Gottwald den Dialog und die Entwicklung einer enkeltauglichen Landwirtschaft und setzt so wichtige Impulse für eine dringend erforderliche Agrarwende. Genau dieses Engagement würdigen wir mit dem B.A.U.M. Umwelt- und Nachhaltigkeitspreis“, kommentiert Laudatorin Prof. Dr. Anja Grothe.

    „Ich freue mich sehr über diese besondere Auszeichnung. Gerade auch weil hiermit über 30 Jahre dranbleiben, Kritiker überzeugen, Weggefährten unterstützen wertgeschätzt werden. Natürlich wäre all die wissenschaftliche Arbeit verbunden mit Erprobung in der Praxis nicht möglich gewesen, wenn Karl Ludwig Schweisfurth nicht bereits Ende der 70iger Jahren überzeugt gewesen wäre, dass es dringend Alternativen zur konventionellen Land- und Lebensmittelwirtschaft braucht. Die Auszeichnung gilt auch der von ihm gegründeten Schweisfurth Stiftung“, bedankt sich Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald.

    Mehr über das vielfältige Engagement von Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald erfahren Sie hier und in diesem Video (Film 13).

    Über die Auszeichnung

    Mit dem B.A.U.M. Umwelt- und Nachhaltigkeitspreis werden seit 1993 Persönlichkeiten ausgezeichnet, die sich im Sinne eines ganzheitlichen Ansatzes durch langjähriges herausragendes Engagement und beispielhafte Initiative um Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung verdient gemacht haben. Der Umweltpreis zählt zu den wichtigsten Nachhaltigkeitsauszeichnungen in Deutschland.

    Auftrag an die Forschung: Gesunde Böden – Die Stiftung als Brückenbauerin

    Die Mission lautet: gesunde Böden schaffen in Europa. Konkret bedeutet dies, Lösungen zu entwickeln, um die Bodengesundheit und damit auch alle wichtigen Bodenfunktionen wiederherzustellen und darüber hinaus das Bewusstsein der Gesellschaft für die Wichtigkeit eines gesunden Bodens zu stärken. Den Auftrag hierzu, und zu vier weiteren Missionen ,  hat die EU im Rahmen des Forschungsrahmenprogramms „Horizon Europe“ gegeben. Die Vorgabe von und Orientierung an diesen Missionen gibt der Forschung eine klare Ausrichtung, gleichzeitig können Bottom-up Ansätze wie bspw. das Lernen von Praxisbeispielen, integriert werden. Durch diesen innovativen Ansatz wird eine zweckgebundene, zielgerichtete Forschung sichergestellt. Dr. Niels Kohlschütter, Vorstand der Schweisfurth Stiftung, ist Mitglied im Expertenbeirat des „Mission Board Soil, Health and Food“, der diesem bei der Ausarbeitung von Vorschlägen unterstützt.

    Die Stiftung als Brückenbauerin

    „Die Schweisfurth Stiftung versteht sich als Vermittlerin zwischen verschiedenen Akteuren wie Landwirten, Verarbeitern, Wandel-Pionieren usw. Mit den Erfahrungen und unserem Netzwerk können wir insbesondere den Bottom-up Prozess unterstützen. Denn zum einen sind wir gut vernetzt mit Aktiven und Meinungsmultiplikatoren und können „Horizon Europe“ bei ihnen bekannt machen und zum anderen können wir die Impulse der Praktiker in das Mission Board tragen“, erklärt Dr. Niels Kohlschütter seinen Beitrag im Expertenbeirat. Zudem verfügt die Schweisfurth Stiftung über einen großen Erfahrungsschatz bzgl. der Gestaltung praxisnaher, wissenschaftlicher Partizipationsprozesse und kann hier ihre Expertise mit dem Mission Board teilen, bspw. aus dem aktuellen Projekt der Mitmach-Konferenzen.

    Missionen für Europa: Das EU-Projekt „Horizon Europe“

    „Horizon Europe“ ist das Rahmenprogramm der EU für Forschung und Entwicklung. Das übergeordnete Ziel ist es, ein innovationsorientiertes Wachstum zu fördern, welches gleichzeitig auf eine nachhaltige und sozial gerechte Entwicklung Europas einzahlt. Zentrales Element dabei: die Orientierung des Forschungsprogramms an unterschiedlichen Missionen. Darin wird das Potenzial gesehen, alle Mittel effizient zu bündeln und Forschung und Entwicklung gezielt auf die Lösung drängender, gesellschaftlicher Herausforderungen zu konzentrieren. Insgesamt wurden fünf Bereiche definiert für welche „Mission Boards“ spezifische Aufträge formulieren und ausarbeiten. Jedes „Mission Board“ wird dabei von einer Beratergruppe unterstützt. Dr. Niels Kohlschütter ist beratendes Mitglied der Arbeitsgruppe zu der Mission „Soil, Health and Food“. Ausführliche Informationen zu dem Projekt und den einzelnen Missionen finden Sie hier.

     

    Tierwohl in der Schweinehaltung – was heißt das überhaupt?

    Schweine in Deutschland haben ein sehr kurzes und meist auch kein sehr schönes Leben. Wie können Verbesserungen in den Bereichen Zucht, Haltung, Transport und Schlachtung für mehr Tierwohl in der Schweinehaltung sorgen? Welche Verantwortung hat der Mensch gegenüber den Tieren, die er großzieht und konsumiert? Diesen Fragen gehen Nora Klopp, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Schweisfurth Stiftung und Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald, Vorstandsvorsitzender der Schweisfurth Stiftung, in dem Artikel „Schwein gehabt? Tier- und konsumethische Aspekte des Umgangs mit Schweinen“ nach. Erschienen ist der Beitrag in dem Sammelband „Fleisch. Vom Wohlstandssymbol zur Gefahr für die Zukunft“, herausgegeben von Prof. Dr. Jana Rückert-John und Dr. Melanie Kröger. Lesen Sie hier eine kurze Zusammenfassung des Beitrags:

    Woher kommt mein Essen?

    Diese Frage stellen sich immer mehr VerbraucherInnen. Doch eine schnelle Antwort darauf gibt es meist nicht, denn die Produktionskette einzelner Lebensmittel nachzuvollziehen ist zeitintensiv und oftmals aufgrund intransparenter, komplexer Lieferketten unmöglich. Doch genau dies ist notwendig, damit sich der/die KonsumentIn im Supermarkt entscheiden kann – für tierische Produkte aus artgerechter Haltung. Es tragen z.B. die Haltung nach Bio-Richtlinien, auf Stroh oder im Freien dazu bei, dass die Tiere, die wir essen, ein Leben frei von Hunger und Durst, Unbehagen, Schmerzen, Krankheiten sowie Angst und Leiden haben. Aber auch die Freiheit zum Ausleben tierspezifischer Verhaltensweisen sind essentiell. Ein Tierwohl-Label, welches den VerbraucherInnen als Orientierung im Supermarkt dient, sollte all diese Faktoren berücksichtigen.

    Derzeit gibt es eine Reihe unterschiedlicher Herkunftszeichen und Siegel: So haben einige große Supermarktketten eigene Labels eingeführt und 2019 auch das Bundeskabinett. Das staatliche Tierwohlkennzeichen – vorerst nur für das Schwein – ist jedoch nicht verpflichtend auf allen Produkten anzugeben, so dass es nur bedingt seine Wirkung entfalten kann. Aktuell steht der/die VerbraucherIn einem unübersichtlichen Label-Dschungel gegenüber. Nur ein bundesweit einheitliches und verpflichtendes Label würde hier eine Verbesserung bringen.

    Weniger wird mehr

    Damit zunehmend mehr Schweine ein besseres Leben haben, ist ein Umdenken sowohl auf Verbraucher- als auch auf Erzeugerseite notwendig: Denn die tiergerechte Haltung ist mit einem deutlichen finanziellen Mehraufwand für LandwirtInnen verbunden. Das bedeutet, dass auch die KonsumentInnen bereit sein müssen höhere Kosten für mehr Tierwohl mitzutragen und ihren Einkauf nach dem Prinzip „Weniger wird mehr“ ausrichten – weniger Fleisch, dafür aus guter Haltung und zu fairen Preisen für Mensch und Tier.

    Fleisch. Wohlstand oder Gefahr für die Zukunft?

    Welche Rolle Fleisch in unserer Gesellschaft im Wandel der Zeit einnimmt und einnehmen kann, diskutieren WissenschaftlerInnen auf rechtlicher, ökonomischer, ethischer, historischer und kultursoziologischer Perspektive ausführlich im Band „Fleisch“ der Reihe Ernährung & Gesellschaft, erschienen bei Nomos.

    Engagiert für eine zukunftsfähige Land- und Lebensmittelwirtschaft: Die Stiftung auf der Biofach

    Die Biofach, Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel, ist seit über 30 Jahren der Treffpunkt der internationalen Bio-Branche. Selbstverständlich also, dass die Schweisfurth Stiftung, als Brückenbauer zwischen Wissenschaft und Praxis, hier anwesend ist. Auch in diesem Jahr wirkte sie als Impulsgeber im Rahmen des Biofach Kongresses aktiv mit. Lesen Sie hier ausführlich über das Engagement der Schweisfurth Stiftung auf der Biofach 2020.

    Kuhgebundene Kälberaufzucht: Pioniere zeigen, dass es geht!

    Die Kälber wieder bei den Müttern lassen – dafür plädierten die ReferentInnen bei der Veranstaltung „Kuhgebundene Kälberaufzucht: Milch und Fleisch aus besonders tierfreundlicher Haltung“ auf der BIOFACH. Doch wie funktioniert eine kuhgebundene Kälberaufzucht? Und was passiert eigentlich mit den Bullenkälbern? Diese und weitere Fragen wurden von Saro G. Ratter, Projektmanager der Schweisfurth Stiftung, Rolf Holzapfel, Geschäftsführer der Demeter Heumilch Bauern Süd und Beate Reisacher, Projektmanagerin Öko-Modellregion Oberallgäu Kempten diskutiert. Den ausführlichen Nachbericht finden Sie hier. 

    Eine Frage der Haltung: Zweinutzungshuhn oder Früh-Erkennung im Ei?

    Schluss mit dem Kükenschreddern! Da waren sich die Diskutanten auf der Biofach Veranstaltung des Tierzuchtfonds einig. Doch wie kommen wir aus dem Kükendilemma? Sind das Zweinutzungshuhn und/oder die Früherkennung im Ei eine praxistaugliche, tierethisch vertretbare Alternative? Diesen Fragen gingen Werner Hockenberg, Geflügelzüchter und Mitinitiator der Bruderhahninitative , Inga Günther, Geschäftsführerin der Ökologischen Tierzucht gGmbH , Annika Bromberg vom Tierzuchtfonds, Kristin Höller, Referentin bei der SELEGGT GmbH und Prof. Dr. Franz -Theo Gottwald, Vorstandsvorsitzender der Schweisfurth Stiftung, auf den Grund. Die spannende Diskussion gibt es hier.

    Junge ForscherInnen im Fokus: Herausragende Arbeiten ausgezeichnet

    Innovativ, fundiert und wegweisend – so lassen sich die Bachelor- und Masterarbeiten beschreiben, die auf der Biofach mit dem Forschungspreis Bio-Lebensmittelwirtschaft  ausgezeichnet wurden. Der Preis wird seit 2014 jährlich von der Schweisfurth Stiftung gemeinsam mit der Lebensbaum Stiftung, der Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller sowie der Biofach verliehen. Mit der Auszeichnung werden herausragende wissenschaftliche Abschlussarbeiten gewürdigt, die sich mit der Herstellung, Vermarktung oder Verarbeitung von Bio-Lebensmitteln auseinandersetzen. Lesen Sie hier.

    Junge ForscherInnen im Fokus: Herausragende Arbeiten ausgezeichnet

    Forschungspreis Bio-Lebensmittelwirtschaft

    Innovativ, fundiert und wegweisend – so lassen sich die Bachelor- und Masterarbeiten beschreiben, die auf der Biofach mit dem Forschungspreis Bio-Lebensmittelwirtschaft  ausgezeichnet wurden. Der Preis wird seit 2014 jährlich von der Schweisfurth Stiftung gemeinsam mit der Lebensbaum Stiftung, der Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller sowie der Biofach verliehen. Mit der Auszeichnung werden herausragende wissenschaftliche Abschlussarbeiten gewürdigt, die sich mit der Herstellung, Vermarktung oder Verarbeitung von Bio-Lebensmitteln auseinandersetzen.

    „Die prämierten Arbeiten zeigen einmal mehr, wie wichtig Forschung für die Praxis ist. Nur durch solch innovativen Ansätze in der Wissenschaft kommt die Bio-Branche weiter voran“, kommentiert Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald, Vorstandsvorsitzender der Schweisfurth Stiftung und Jurymitglied des Forschungspreises Bio-Lebensmittel. Insbesondere die thematische Vielfalt und die zukunftsweisenden Ergebnisse begeisterten die Jury: Annemarie Ohlwärter untersuchte das Superfood Weiße Lupinen; Marlon Rommel ging der Frage nach, wie unsere Lebensmittelsysteme nachhaltig gestaltet werden können; Kaja Gutzen beschäftigte sich in ihrer Arbeit mit ökologischer Sortenprüfung; Stefan Peil bereitete in seiner Abschlussarbeit den Weg für eine erfolgreiche Bekämpfung der Esca-Krankheit bei Rebholz und Sophie Löbbering adaptierte die Prinzipien der solidarischen Landwirtschaft auf Bäckereien.

    Lesen Sie hier  mehr über die ausgezeichneten Bachelor- und Masterarbeiten.

    Weiterentwicklung des Konzeptes

    Ziel des Forschungspreises Bio-Lebensmittelwirtschaft ist es, junge Menschen mit innovativen Ideen für die Themen der Bio-Lebensmittelwirtschaft zu begeistern und Nachwuchskräfte zu gewinnen. Dies soll nun weiterausgebaut werden, indem ein Netzwerk zwischen Unternehmen, Hochschulen und Studierenden aufgebaut wird. Geplant ist hierfür eine Plattform, auf der sich Studierende und Unternehmen finden können, um gemeinsam Themen für Abschlussarbeiten zu entwickeln. Im Zuge dessen wurde auch ein neuer, griffigerer Name für den Forschungspreis Bio-Lebensmittelwirtschaft entwickelt: Ab jetzt heißt der Preis nun „BioThesis“.

    Mehr Informationen dazu gibt es hier.

    Landwirtschaft quo vadis?

    Es ist beschlossene Sache: das Klimapaket der Bundesregierung (Verabschiedung im Bundeskabinett am 09. Oktober 2019). Ob die darin vorgesehenen Maßnahmen ausreichen, um die notwendige Transformation herbeizuführen? Was den Sektor Landwirtschaft betrifft jedenfalls nicht – das machen die VertreterInnen der Kommission für Landwirtschaft des Umweltbundesamtes beim Pressegespräch, zu dem die Münchner Schweisfurth Stiftung am 09. Oktober 2019 geladen hatte, deutlich. Für die Kommission steht fest: Nur mit einer fundamentalen Neuausrichtung unseres Agrarsystems kann eine tatsächliche Agrarwende hin zu einer zukunftsfähigen, enkeltauglichen Landwirtschaft realisiert werden.

    Agrarwandel – eine Gemeinschaftsaufgabe

    VertreterInnen der Kommission für Landwirtschaft und Gastgeber Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald, Vorstandsvorsitzender der Schweisfurth Stiftung diskutieren mit Journalisten und Meinungsmultiplikatoren, wie eine zukunftsfähige Landwirtschaft aussehen könnte.

    Konkret analysierte die Kommission für Landwirtschaft fünf Brennpunkt-Bereiche: Nährstoffüberschüsse, Ernährungssystem, internationaler Agrarhandel, Entwicklung des ländlichen Raums und Digitalisierung – und stellte entsprechende Forderungen an die Politik auf, deren Umsetzungen essentiell für die Etablierung eines zukunftsfähigen Agrarsystems sind. „Wir haben kein Erkenntnisproblem, wir haben ein Umsetzungsproblem. Wir wissen, was für eine echte Agrarwende notwendig ist. Jetzt ist Zeit zu Handeln.“, kommentiert Prof. Dr. Alois Heißenhuber, Leiter der Kommission für Landwirtschaft. Die VertreterInnen der Kommission machten aber auch deutlich, dass neben Politik und den einzelnen Landwirtschaftsbetrieben auch Verbraucher und der Lebensmitteleinzelhandel Verantwortung übernehmen müssen. Denn zusätzlich zu einer effizienten und umweltschonenden Erzeugung ist vor allem der Lebensstil – also die Frage, wieviel und wie gegessen wird – maßgeblich. „Eine Agrarwende ist nur mit einer Ernährungswende möglich. Dabei spielen die Verbraucher eine wesentliche Rolle, denn der Kassenbon kommt einem Stimmzettel gleich: Bei jedem Einkauf können sie wählen zwischen einem „Weiter so“ oder der notwendigen Transformation.“, ist Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald, Vorstandsvorsitzender der Schweisfurth Stiftung, überzeugt. Die Landwirtschaft der Zukunft muss standortgerecht, klimaangepasst und nachhaltig sein – diese bis spätestens 2050 zu realisieren, ist eine Herausforderung für die gesamte Gesellschaft.
    Wie ein zukunftsfähiges Agrarsystem aussehen könnte und welche Forderungen die Kommission der Landwirtschaft an die Politik stellt, lesen Sie hier.

     

    Bildunterschrift Headerbild:

    Die Kommission für Landwirtschaft des Umweltbundesamtes stellte ihr Positionspapier „Landwirtschaft quo vadis“ in der Münchner Schweisfurth Stiftung vor. V.l.n.r.: Prof. Dr. Alois Heißenhuber, Dr. Annette Freibauer, Heino von Mayer (hinten) und Prof. Dr. Hubert Wiggering zusammen mit Gastgeber Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald, Vorstandsvorsitzender der Schweisfurth Stiftung.

    Ausgezeichnet: Jonathan Rauhuts Engagement für den deutsch-polnischen Naturschutz

    Sein unermüdlicher Einsatz für den Schutz der Fluss- und Auenlandschaften im Zwischenoderland im Westen Polen und im Osten Deutschlands überzeugte die Jury. Jonathan Rauhut wurde deshalb im

    Wolfgang-Staab-Preisverleihung: Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald (links) mit Jonathan Rauhut

    Rahmen der internationalen Fachtagung zum Thema Auenentwicklung des Bundesamtes für Naturschutz am 18. September 2019 mit dem hochdotierten Wolfgang Staab-Naturschutzpreis  ausgezeichnet. Dieser wird einmal jährlich von der Schweisfurth Stiftung in Kooperation mit dem Wolfgang Staab-Naturschutzfonds verliehen.

    Naturschutz jenseits nationaler Grenzen

    In der Vergangenheit war das Zwischenoderland mehrfach umkämpft, immer wieder gab es Pläne zu dessen Eindeichung – Anlass für den Umweltwissenschaftler Jonathan Rauhut eine Vielzahl an Verbänden und Fachleuten aus Polen und Deutschland auf die Wichtigkeit des Zwischenoderlands aufmerksam zu machen. Gemeinsam mit dieser Allianz konnte der diesjährige Preisträger die naturschutzfachlich äußerst kritische Eindeichung des Zwischenoderlands verhindern – ein bedeutender Erfolg für Hochwasserschutz in Polen, Deutschland und Europa. Ausführliche Informationen über den Preisträger und sein Wirken können der Pressemitteilung PM Preisverleihung WSN 2019 entnommen werden.

    Flüsse und ihre Auen – wichtige Ökosysteme

    Flüsse und ihre Auen zählen zu den artenreichsten Ökosystemen in Mitteleuropa und spielen eine zentrale Rolle für den Biotopverbund. Darüber hinaus zeichnen sie sich durch eine Reihe für Mensch und Natur essentielle Ökosystemdienstleistungen aus: Sie fungieren als nachhaltiger Hochwasserschutz, sind wichtig für die Selbstreinigung der Gewässer sowie für den Rückhalt von Treibhausgasen. Diese Funktionen zu erhalten und wo möglich wiederherzustellen, ist eine große Zukunftsherausforderung. Denn Flusslandschaften sind heute die am stärksten bedrohten Lebensräume überhaupt. Mit dem Wolfgang Staab-Naturschutzpreis ehrt und unterstützt die Schweisfurth Stiftung engagierte Privatpersonen, die sich aktiv für den Schutz der Auen vor Ort einsetzen und damit Ökosysteme von überregionaler Bedeutung retten. Mehr über den Preis und seinen Namensgeber erfahren Sie hier. 

    Staatliches Tierwohlkennzeichen – Schwein gehabt?

    „Ein Schwein, das in seinem Leben nie galoppiert ist, nie in der Erde gewühlt hat – das weiß vielleicht gar nicht, dass es ein Schwein ist“ so denkt Karl Ludwig Schweisfurth, Gründer der Schweisfurth Stiftung sowie der Herrmannsdorfer Landwerkstätten über Tierwohl und artgerechte Tierhaltung. Themen, die bis heute eine zentrale Rolle in der Arbeit der Münchner Stiftung einnehmen. Als Impulsgeber und Berater begleitet die Schweisfurth Stiftung die aktuellen Debatten rund um das Thema Tierwohl in Politik, Wissenschaft und Wirtschaft. Gegenwärtig sorgt die Einführung eines staatlichen Tierwohlkennzeichens für Diskussion: Kann damit ein tatsächlicher agrar- und tierethischen Fortschritt erzielt werden oder handelt es sich lediglich um ein weiteres Lebensmittel-Siegel im Label-Dschungel? Prof. Franz-Theo Gottwald, Vorstand der Schweisfurth Stiftung und Tierethiker schätzt das Potenzial des staatlichen Tierwohlkennzeichens wie folgt ein:

    Ein agrar- und tierethischer Fortschritt?

    Ziel des staatlichen Tierwohlkennzeichens ist es, den Tieren von der Geburt bis zu ihrem Tod mehr Schutz und bessere Haltungsbedingungen zu garantieren. Gleichzeitig ermöglicht es dem Verbraucher schneller und einfacher zu erkennen, bei welchen Produkten höhere als die gesetzlichen Mindeststandards eingehalten wurden. Hierzu wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ein dreistufiges Kennzeichnungssystem – zunächst nur für die Verbesserung der Schweinehaltung in Deutschland, weitere Nutztiere sollen folgen – entwickelt, das auf 13 Kriterien (siehe Grafik) basiert. Alle drei Stufen bieten ein Mehr an Tierwohl und werden dementsprechend gekennzeichnet. Eine Teilnahme ist jedoch freiwillig.

    Mehr Platz im Stall, weniger Stress bei Schlachtung und Transport, Verbesserungen im Bereich Futter und Beschäftigung – das staatliche Tierwohlkennzeichen adressiert damit alle wesentlichen Lebensstationen der Schweine und spart auch nicht die kritischen Praktiken des Schwanzkupierens und der Ferkelkastration aus. Werden die derzeitigen gesetzlichen Vorgaben zur Schweinehaltung als Maßstab herangezogen, dann sind die Entwicklungsmöglichkeiten, die das staatliche Tierwohlkennzeichen für Schweine anbietet, ein agrar- und tierethischer Fortschritt.

    Zu spät dran!

    Allerdings haben sich am Markt längst verschiedene Systeme zur Kennzeichnung von besonders tierwohlgerechtem Fleisch etabliert. So können Kunden schon heute am Biosiegel erkennen, dass das Fleisch bzw. die Wurst aus artgerechter, gesundheitsfördernder Tierhaltung kommt. Ein tatsächlicher Fortschritt wäre an dieser Stelle die Einführung europaweiter einheitlicher politischer Vorgaben für mehr Tierwohl mit verbindlichem Charakter. Möglicherweise könnte hier ein Tierschutz-TÜV für Haltungssysteme helfen, wie er in anderen Ländern, wie beispielsweise der Schweiz, erfolgreich arbeitet. Die Etablierung eines staatlichen Labels ist nicht genug, um die von den Bürgern gewünschten und erforderlichen Verbesserungen in der Nutztierhaltung zu erreichen. Vielmehr müssen klare Richtlinien für alle gesetzlich verankert werden. Es ist ein Schritt in Richtung mehr Tierwohl, bleibt es jedoch bei der Freiwilligkeit der Kennzeichnung, wird das staatliche Tierwohlkennzeichen wohl kaum zu deutlichen, flächendeckenden Verbesserungen in Sachen Tierwohl führen.

    NachwuchsforscherInnen setzen Impulse für Bio-Branche

    Von Bio-Karpfen bis Consumer Beliefs – so groß war die Bandbreite der Themen der Bachelor- und Masterarbeiten, die mit dem Forschungspreis Bio-Lebensmittelwirtschaft auf der Biofach 2019 ausgezeichnet wurden. Der Preis wird seit 2014 jährlich von der Schweisfurth Stiftung gemeinsam mit der Lebensbaum-Stiftung, der Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller sowie der Biofach vergeben. Mit der Auszeichnung werden herausragende wissenschaftliche Leistungen rund um das Thema Bio-Lebensmittel gewürdigt.

    Innovation und Wissenschaft – essentiell für die Bio-Branche

    Forschung liefert einen wichtigen Beitrag für die Zukunftsfähigkeit der Bio-Branche. Dabei bedarf es innovativer Ansätze, um den ökologischen Sektor kontinuierlich voranzubringen. Der Forschungspreis fördert aktiv Wissenschaft und Forschung im Bereich Bio-Lebensmittelwirtschaft, indem dieser Studierende für die Themen der Bio-Branche begeistert. „Die prämierten Arbeiten zeichnen sich, neben der hohen wissenschaftlichen Qualität, durch einen starken Praxisbezug aus. Diese enge Verknüpfung zwischen Wissenschaft und Praxis ist von entscheidender Bedeutung, um die Brücke zwischen theoretischen Erkenntnissen und praktischer Umsetzung zu schlagen.“, kommentiert Prof. Franz-Theo Gottwald, Vorstand der Schweisfurth Stiftung und Juror.

    Die ausgezeichneten Forschungsarbeiten –  ein Überblick

    Im Rahmen der Biofach 2019 erhielten die PreisträgerInnen den mit 2.000 € dotierten Forschungspreis. Zudem hatten sie die Möglichkeit ihre Ergebnisse dem Fachpublikum zu präsentieren, das sie mit der Vielfalt an Themen und überraschenden Erkenntnissen beeindruckten:

    • Mehl im Bio-Speiseeis: Laura Entringer von der Hochschule Trier verfasste ihre Bachelorarbeit in Kooperation mit einer kleinen Molkerei mit dem Ziel, im Speiseeis den konventionellen Stabilisator Pektin durch eine biologische Alternative zu ersetzen. Die  Lösung: Johannisbrotkernmehl.
    • Verbesserung der Vermarktungsstrategie für Bio-Karpfen: In ihrer Bachelorarbeit analysierte Katharina Schwab von der Hochschule Triesdorf die Prozesskette der Erzeugung und Vermarktung von Bio-Karpfen und arbeitete konkrete Handlungsempfehlungen für die zukünftige größere Verbreitung heraus.
    • Revolution in der Nitratforschung: Johanna Hoppe von der Universität Kassel verglich in ihrer Masterarbeit Studien zur Nitratauswaschung bei konventioneller und ökologischer Bewirtschaftung. Sie kam zu einem überraschenden Ergebnis: Anders als bisher angenommen, gelangt durch ökologische Bewirtschaftung zehn bis 52 Prozent weniger Nitrat in unser Grundwasser.
    • SDGs angewandt: Mit dem Ziel, die UN Ziele für eine nachhaltige Entwicklung in der Praxis umzusetzen, unterstützte Banu Sengül von der Technischen Universität Hamburg im Rahmen ihrer Masterarbeit einen landwirtschaftlichen Betrieb bei der Umstellung auf Ökolandbau.
    • Consumer Beliefs und Bio-Lebensmittel: Jenny Kleeblatt von der Technischen Universität München analysierte über tausend Onlinekommentare im Hinblick auf die Authentizität von Bio-Lebensmitteln und kam zu dem Ergebnis, dass diese nicht nur von den Faktoren Gesundheit und Label abhängt, sondern auch von den Aspekten Herkunftsland und Einkaufsstätte.

    Die Ergebnisse dieser wissenschaftlichen Arbeiten zeigen einmal mehr, wie wichtig Forschung für die Praxis ist.

    Ernährungssouveränität versus Ernährungssicherung?

    Im November 2018 sprach Prof.  Dr. Franz-Theo Gottwald, Vorstand der Schweisfurth Stiftung, auf der
    3. International Conference On Agricultural Engineering and Food Security. In seinem Vortrag zeigte er auf, wie Ernährungssouveranität und Ernährungssicherheit miteinander in Einklang gebracht werden können.

    Bauernrechte stärken

    Der Begriff Ernährungssouveränität hat seine Wurzeln in der Vereinigung Via Campesina, einer Gruppe von Bäuerinnen und Bauern sowie Landarbeiterinnen und Landarbeitern, die sich unter anderem für unabhängige Landwirtschaft und die Rechte von Bauern, Landfrauen und der Jugend einsetzt. Mittlerweile unterstützt eine Vielzahl von NGOs und Bauerngewerkschaften dieses Konzept, das eine nachhaltige Lebensmittelversorgung für eine wachsende Bevölkerung sicherstellen soll. Ziel der Ernährungssicherung ist, dass global alle Menschen dauerhaften wirtschaftlichen und körperlichen Zugang zu sicheren und nahrhaften Lebensmitteln haben. Die Ernährungssouveränität baut darauf auf: Neben der sicheren Verfügbarkeit postuliert sie eine freie Auswahl von Lebensmitteln entsprechend des kulturellen Hintergrunds sowie die Rücksichtnahme auf individuell bevorzugte Ernährungsgewohnheiten.

    Lokale Märkte – lokale Kunden

    Um globale Ernährungssouveränität zu gewährleisten, müssten sich laut Prof. Gottwald die legalen Voraussetzungen jedoch deutlich von der heutigen politischen Praxis unterscheiden. Lokale Märkte und der Waren- und Güteraustausch zwischen ErzeugerInnen und KonsumentInnen könnten die Preise senken und die Souveränität der Einzelnen erhöhen. Außerdem müssten ausgewählte Grundnahrungsmittel subventioniert werden, sodass eine gesunde und nährstoffreiche Ernährung für alle Menschen ermöglicht wird.

    Überwindung eines agrarpolitischen Konflikts

    Stehen globales Wirtschaftswachstum und die Möglichkeit, Ernährungs- und Landwirtschaftsstil selbst zu definieren und zu wählen, im Widerspruch? Der „entweder … oder“-Ansatz sei obsolet, so Prof. Gottwald, vielmehr ginge es um ein grundsätzlich inklusives Denken: Die Produktion muss bei wachsender Weltbevölkerung zunehmen, dabei sollte aber auch Ernährungssouveränität garantiert werden. Grüne Revolution und ökologische Intensivierung schließen sich nicht aus, sondern sollten Hand in Hand gehen.

    Offene ethische Fragen

    Bedingung für eine solche Entwicklung ist die legale und ethisch verantwortungsvolle Ausrichtung zukünftiger Marktstrukturen. Dies gilt insbesondere mit Blick auf Technik, Patente, Boden und Verbraucherrechte. Darüber hinaus spielen Tierwohl sowie der Schutz von Umwelt- und Ökosystemen eine wichtige Rolle. Die globalen Macht-Asymmetrien müssen verschoben und durch solche ersetzt werden, die Ernährungssouveränität garantieren, sodass sie den Kampf gegen den Hunger unterstützen.

     

    Weitere Informationen zum Thema finden Sie im aktuellen Jahrbuch Ökologie: „Leitkultur Ökologie? Was war, was ist, was kommt?“

    Nachhaltiger Auenschutz – vom Fisch bis zum Weiderind

    Am Freitag, 26. Oktober 2018, wurde in der Düsseldorfer Grey Schule der mit 20.000 Euro dotierte Wolfgang Staab-Naturschutzpreis für besondere Leistungen zugunsten einer nachhaltigen Entwicklung in Fluss- und Auenlandschaften verliehen. Als Biokorridore, Hochwasser- und Dürreschutz und bei der Anreicherung und Reinigung des Grundwassers spielen Auen eine herausragende Rolle für Mensch und Umwelt.

    Naturschutz jenseits von Disziplinen gedacht

    Von der Renaturierung des Flusses Lippe und seiner Auen über Fischökologie und Ornithologie bis hin zu naturnaher Beweidung durch Rinder und Pferde reicht das beachtliche Arbeits- und Forschungsspektrum der diesjährigen Preisträgerin Dr. Margret Bunzel-Drüke. Mit ihrem multidisziplinären Ansatz überzeugte sie die dreiköpfige Jury, bestehend aus der Stifterin des Preises, Dr. Dorette Staab, Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald (Vorstand der Schweisfurth Stiftung) und Prof. Dr. Emil Dister (Aueninstitut am Karlsruher Institut für Technologie). Die Naturschützerin engagiert sich seit über 30 Jahren im Verein Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz (ABU) im Kreis Soest als Projektleiterin und Wissenschaftlerin. Ihre Forschungsinteressen haben sich im Lauf der Jahre entwickelt, sagt die Flussexpertin: „Man kommt vom Hölzchen auf’s Stöckchen, vom Eisvogel auf die Fische, von den Fischen auf die Fließgewässer, von dort auf natürliche Dynamik und dadurch auf den Einfluss der großen Weidetiere – alles hängt irgendwie zusammen.“

    Bunzel-Drüke ist Buchautorin, arbeitet aktuell eine Analyse zum Fischbestand der Lippe unter Federführung des Landesfischereiverbands und ist in einem Renaturierungs-Projekt der Lippe aktiv. Ihre Motivation und Kreativität scheint unerschöpflich – wenn die Pragmatikerin doch mal auf einem Weg nicht vorankommt, dann findet sie rasch eine neue Lösung.

    Anerkennung von höchster Stelle

    Dr. Heinrich Bottermann, Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW, würdigte Dr. Margret Bunzel-Drüke in seiner Laudatio für ihr vielseitiges Engagement: „Das Denken in biologischen Kreisläufen zum Beispiel von den Quappen bis hin zu den Fischen“ zeichnet die Preisträgerin besonders aus. Ihr Einsatz für die neue Nutzung von Überschwemmungsgebiete durch Weiderinder und Pferde führt zur Freihaltung von Flächen und der Zunahme von Biodiversität.“

    „Privatpersonen, die Impulse geben, kritische Fragen stellen und die Rolle des Natur-und Umweltschutzes im gesamtökologischen Kontext immer wieder neu denken und thematisieren sind wesentlich für die nachhaltige Entwicklung von Fluss- und Auenlandschaften“, davon ist Prof. Franz-Theo Gottwald überzeugt.

    Der Wolfgang Staab-Naturschutzpreis würdigt Verdienste um Fluss- und Auenschutz

    Seit 2015 vergibt die Schweisfurth Stiftung den mit 20.000 Euro dotierten Preis in Kooperation mit dem Wolfgang Staab-Naturschutzfonds an Personen, die sich besonders für den Fluss- und Auenschutz engagieren. Wolfgang Staab (1938-2004) machte sich als leidenschaftlicher Umweltschützer in Rheinland-Pfalz einen Namen. Als Vorsitzender des Landesverbandes Rheinland-Pfalz des BUND wirkte er viele Jahre sehr erfolgreich; später war er als Schatzmeister im BUND-Bundesverband tätig. Seine Witwe Dr. Dorette Staab richtete 2014 den Wolfgang Staab-Naturschutzfonds innerhalb der Schweisfurth Stiftung ein.

    Mit der Verleihung des Wolfgang Staab-Preises 2019 startet zugleich auch die Bewerbungsfrist für die Preisvergabe 2019. Nominierungen bzw. Bewerbungen können bis zum 1. Dezember 2018 eingereicht werden. Hier finden Sie weiterführende Informationen und das aktuelle Faltblatt zu den Preisträger:innen.

    Copyright der Fotos: Kristina Malis

    Headerfoto (Copyright: Kristina Malis), v.l.n.r.: Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald (Vorstand der Schweisfurth Stiftung) und Prof. Dr. Emil Dister (Aueninstitut am Karlsruher Institut für Technologie) mit der Preisträgerin Dr. Margret Bunzel-Drüke, der Stifterin Dr. Dorette Staab und Dr. Heinrich Bottermann (Staatssekretär Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW).

    Wolfgang Staab-Naturschutzpreis 2019: Jetzt bewerben!

    Flussbegleitende Auenlandschaften zählen zu den vielfältigsten und artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. Darüber hinaus spielen sie bei der Rückhaltung von Hochwasser und der Abpufferung von Trockenheit, bei der Selbstreinigung der Flüsse, bei der Anreicherung und Reinigung des Grundwassers sowie als Biokorridore in der Landschaft eine herausragende Rolle; sie bilden mit den Flüssen eine untrennbare, ökologische Einheit. Heiße und trockene Sommer, wie sie vermehrt auftreten, setzen der Gewässerökologie stark zu. Die Wasserpegel sinken, der Sauerstoff reduziert sich, die Wassertemperatur steigt und es bilden sich vermehrt Algen. Die Folge: Flussbetten, wie beispielsweise das der Schwarzen Elster in Brandenburg, trocknen streckenweise aus und Fische sowie andere Wasserbewohner sterben.

    Um auf diese und andere Probleme wie der Verbauung, Kanalisierung, dem Abbau von Kiesen und Sanden sowie den Bau immer neuer Wasserkraftwerke aufmerksam zu machen und den Schutz von Flüssen und Auen zu fördern, vergibt die Schweisfurth Stiftung mit dem Wolfgang Staab-Naturschutzfonds bereits zum vierten Mal den Wolfgang Staab-Naturschutzpreis für besondere Leistungen zugunsten einer nachhaltigen Entwicklung in Fluss- und Auenlandschaften.

    Leben für den Naturschutz

    Der Preis ist benannt nach Wolfgang Staab (1938-2004). In Worms am Rhein geboren und aufgewachsen machte er sich an der Spitze des BUND-Landesverbandes Rheinland-Pfalz einen Namen als außergewöhnlich engagierter und erfolgreicher Anwalt der Natur. Er kam 2004 bei einem Autounfall ums Leben. Seine Witwe Dr. Dorette Staab ist Stifterin des Preises und ist neben Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald, Vorstand der Schweisfurth Stiftung, und Prof. Dr. Emil Dister, langjähriger Leiter des Aueninstituts in Rastatt, Mitglied der dreiköpfigen Jury.

    Hier finden Sie weiterführende Informationen und das aktuelle Faltblatt zu den PreisträgerInnen von 2015-2018.

    Sie sind Flussschützer? Oder kennen jemanden aus Wissenschaft oder Umweltschutzarbeit, der sich in herausragender Weise für den Schutz von Fluss- & Auenlandschaften engagiert? Dann kontaktieren Sie uns mit Ihrer Bewerbung oder Nominierung!

    Schweisfurth Stiftung
    z. Hd. Johanna Bär
    Rupprechtstr. 25
    D-80636 München

    Telefon: +49 / 89 / 179595-15
    Fax: +49 / 89 / 179595-19

    jbaer@schweisfurth-stiftung.de
    www.schweisfurth-stiftung.de

    Ernährungssouveränität und High-Tech Agrarwirtschaft – ein Widerspruch?

    Vertical Farming – über den Trend, der den Anbau von Gemüse in die Stadt zurückholt, haben wir im Kritischen Agrarbericht 2018 bereits berichtet. Nun lud Ende Februar das Vertical Farming Institut zur Skyberries Konferenz nach Wien. Zwei Tage reichten sich dort renommierte Referenten wie Dickson Despommier (Mikrobiologe & Pionier des Vertical Farmings), Saskia Sassen (Soziologin & Wirtschaftswissenschaftlerin) und Isabel Monitor (Gründerin von Farmers Cut) das Mikrofon mit visionären, technischen und kritischen Beiträgen rund um Vertical Farming.

    Wurzeln ohne Boden

    Die Landwirtschaft kommt wieder verstärkt dorthin, wo immer mehr Menschen leben und versorgt werden wollen. Bekannter als Vertical Farms sind bereits urbane Gärten, solidarisch organisierte landwirtschaftliche Betriebe, Hochbeete in Kindergärten und Schulen sowie essbare Städte: Hier wird für und mit den Städtern sichtbar vermehrt gepflanzt und geackert. Doch der Erde, dem Boden, in dem Würmer kriechen und Pflanzen ihre Wurzeln schlagen, könnte bald der Rang abgelaufen werden. Denn neben den organischen Formen des Anbaus rücken anorganische Varianten in den Fokus. Forschung und Investitionen, ob zu Aquaponik, Hydroponik oder Aeoroponik, wird an vielen Instituten vorangetrieben.

    High-Tech ist kostenintensiv

    Kann Ernährungssouveränität, also die Möglichkeit, den Landwirtschafts- und Ernährungsstil selbst zu definieren und selbst zu wählen, was wo angebaut und verzehrt wird, bei diesen Formen der Lebensmittelproduktion erhalten werden? Um dieser Frage nachzugehen, ist es hilfreich zwischen Low- und High-Tech-Varianten des Vertical Farming zu unterscheiden. Während im Low-Tech-Bereich, z.B. in Hochbeeten, Erde genutzt wird, ist dies bei den High-Tech Varianten wie Aqua- und Hydroponik nicht der Fall. Technik und Equipment – von LED-Lampen über Nährlösung, Dünger, passendem Saatgut bis hin zu Pflanzvorrichtungen – sind in der Anschaffung und im Betrieb kostspielig und damit nicht allen zugänglich. Hinzu kommen die entsprechenden isolierbaren Räumlichkeiten bzw. Gebäude, Bunker oder Dächer. Die Souveränität ist also bei High-Tech-Varianten in Gefahr.

    Lebensmittel aus Stadt und Land

    Um die Lebensmittelpreise für alle tragbar zu halten, sind die Low-Tech-Varianten weiterhin relevant und unterstützenswert. Sie ermöglichen bezahlbare Lebensmittelpreise und den eigenen Anbau, in der Stadt und auf dem Land. Damit tragen sie zu einer Vielfalt im Lebensmittelangebot und zur Ernährungssouveränität im Sinne von Auswahl bei.

    Bei Ackerfrüchten wie Kartoffeln, Getreide und Karotten kann Vertical Farming mit organischem Anbau nicht konkurrieren. Die Fruchtvielfalt ist in der vertikalen Landwirtschaft beschränkt und würde die Auswahl von Lebensmitteln derzeit stark reduzieren. Doch auch hier schreitet die Technologie voran: Mittlerweile lassen sich Salate und Kräuter, aber auch einige Gemüse und Obstsorten in der neuen Generation der Gewächshäuser ertragreich kultivieren.

    Um Ernährungssouveränität zu gewährleisten, ist für uns Diversität gefragt – sowohl was Anbausysteme betrifft, als auch die angebauten Früchte. Dazu gehört nicht nur die Forschung nach bodenlosen Anbausystemen wie Hydrokulturen, sondern ebenso die Instandhaltung und Regeneration der Böden, die genutzt oder bereits zerstört wurden.

    Jungforscherinnen vor den Vorhang – Analysen und Empfehlungen für die Bio-Lebensmittelwirtschaft

    Vier herausragende Forschungsleistungen zur Bio-Lebensmittelwirtschaft wurden am 15. Februar 2018 auf der Biofach in Nürnberg geehrt. Den jungen Forscherinnen gelang es in ihren Abschlussarbeiten sehr diverse, spannende Zukunftsfragen aufzuwerfen. Allen gemein ist die Suche nach Alternativen zur industriellen Landwirtschaft. Die ganzheitliche Betrachtung der komplexen Herausforderung, die Einbeziehung von ökonomischen, ökologischen, sozialen und kulturellen Faktoren sowie die interdisziplinäre Herangehensweise an die Problemstellungen, zeichnen die hohe Qualität der Forschungsarbeiten aus.

    „Wir freuen uns sehr, dass wir als Stiftung, den Preis bereits zum 5. Mal unterstützen und begleiten dürfen. Die Einreichungen zeigen das große Interesse, die Begeisterung und das Engagement der jungen WissenschaftlerInnen und ihrer akademischen BegleiterInnen eine nachhaltige Zukunft zu gestalten“, so Franz-Theo Gottwald, Vorstand der Schweisfurth Stiftung und Mitglied der Jury des Forschungspreises.

    Der in diesem Jahr mit 10.000 Euro dotierte Preis wurde dieses Jahr in den Kategorien Bachelor und Masterarbeit verliehen. Seit der ersten Verleihung vor fünf Jahren wurden 88 Arbeiten eingereicht.

    Hier finden Sie einen kurzen Einblick in die vier ausgezeichneten Abschlussarbeiten:

    Monetarisierung der Folgen von reaktivem Stickstoff im Agrarsektor
    Amelie Michalke legt mit ihrer Bachelorarbeit die Folgekosten offen, die wir alle durch die Düngung von landwirtschaftlicher Nutzfläche tragen. Stickstoffüberschüsse generieren zeitversetzt Kosten, die nicht dem Verursacher des Stickstoffproblems zugeschrieben werden, sondern anderweitig getragen werden müssen. „Die externen Effekte von konventionell hergestellten Lebensmitteln sind um ein Vielfaches größer als die von Lebensmitteln ökologischen Ursprungs“, so Michalke. Bei vegetarischen Bio-Produkten müsste etwa ein Preisaufschlag von 1% eingepreist werden, um die negativen Effekte des Stickstoffeinsatzes zu berücksichtigen, bei tierischen konventionellen Lebensmitteln seien es ca. 10%. „Ziel sollte es sein, die Konsumenten mit wahren Preisen im Supermarkt zu nachhaltigem Konsum zu lenken“, resümierte die Studentin.

    How the Superfood Trend Changed Farmers’ Income in the Andean Region of Bolivia
    Mit dem Trend Superfoods hat sich Michaela Kuhn von der Technischen Universität München in ihrer Bachelorarbeit beschäftigt. Sie legt dar, dass die gesteigerte Nachfrage nach Quinoa in Hocheinkommensländern zwar zu einer Erhöhung der Einkommen bei den Kleinbauern in Bolivien führte, die Produktionsausdehnung teilweise aber auch auf Kosten der ökologischen Nachhaltigkeit und der Ernährungssicherung der Landwirte und ihrer Familien vor Ort gegangen ist.

    Ökologischer Landbau in der Berufsschule
    Dass der Ökolandbau in staatlichen Berufsschulen mehr gefördert werden müsste, damit befasste sich Julia Stark von der Universität Kassel in ihrer Masterarbeit. Wesentliches Fazit ihrer Arbeit ist, dass der Ökolandbau vor allem Bestandteil anderer Fächer ist und die vermittelten Inhalte für eine fachliche Vorbereitung auf eine Tätigkeit im Ökolandbau nicht ausreichen. Um dem entgegenzuwirken, zeigt Stark in Ihrer Arbeit die wichtigsten Maßnahmen und Handlungsempfehlungen auf, zum Beispiel die fachliche Fortbildung der Berufsschullehrer.

    Möglichkeiten und Grenzen einer Markteinführung des ei care Fleisches*
    Durch Literaturanalyse und Experteninterviews untersucht Magdalena Gutendorf von der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde die Möglichkeiten und Grenzen der Markteinführung des sogenannten „ei care Fleisches“ in die gehobene Berliner Gastronomie. Mit Empfehlungen zur Marktfähigkeit, liefert sie einen Beitrag zur Weiterentwicklung der ökologischen Geflügelzucht und stärkt damit die Glaubwürdigkeit der ökologischen Tierhaltung. Insbesondere den Wunsch der Gastronomen nach direktem Austausch mit den Erzeugern und einzigartigem Geschmack müssen Bio-Betriebe laut der Analyse in Berlin berücksichtigen.

    Der Forschungspreis schlägt eine Brücke zwischen jungen Nachwuchsfachkräften und engagierten Unternehmen der Bio-Branche. Dem Fazit von Petra Wolf von der Nürnbergmesse können wir uns nur anschließen: „Die Preisträgerinnen haben ein beeindruckendes wissenschaftliches Engagement an den Tag gelegt. Liebe Biobranche, holt Euch diese ausgezeichneten Fachkräfte.“

    * ei care folgt einem regionalen und ganzheitlichen Ansatz in der Hühnerhaltung. Dazu zählt die Verwertung des ganzen Tieres ebenso wie die Zucht des Zweinutzungshuhns.

     

    Zum Weiterlesen: www.forschungspreis-bio-lebensmittel.de

     

    Was ist gerecht? Die Dialektik sozialer, ökologischer und ökonomischer Perspektiven

    Treffpunkt für Philosophen und politische Denker: Das Symposium „Zur Dialektik von sozialer und ökologischer Gerechtigkeit“ anlässlich des 80. Geburtstags von Prof. Peter Cornelius Mayer-Tasch [1] versammelte am 16. Und 17. März 2018 bekannte Persönlichkeiten aus der politische Ökologie in der Schweisfurth Stiftung. Der Jubilar ist Professor im Ruhestand für Politikwissenschaft und Rechtstheorie an der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie Gründer und Mit-Leiter der Forschungsstelle für Politische Ökologie, die seit dem Jahr 1984 besteht. Die Vorträge, Podiumsgespräche und Diskussionen des Symposiums zur ökologischen und sozialen Gerechtigkeit wurden im Kontext von Politik & Gesellschaft zu Versöhnung & Frieden und von China bis Afrika geführt. Sie boten theoretische Einblicke in die Thematik, regten Kontroversen an und verknüpften die Inhalte mit spirituellen Ansätzen.

    Gratwanderung zwischen Emotion und Sachlichkeit

    Ökologische Themen betreffen uns alle, und sind damit für uns Menschen emotional aufgeladen: Abgase in der Stadt, Wasserqualität in Badeseen sowie die Sicherheit von Lebens-Mittel. „Eine Balance zwischen Emotionen und Sachlichkeit zu finden“, so die Referentin Prof. Gabriele Kokott-Weidenfeld, „ist somit bereits die erste Herausforderung in der Diskussion um soziale und ökologische Gerechtigkeit.“ Während in der zwischenmenschlichen Beziehung Empathie ein Erfolgsfaktor ist, hat sie gesamtgesellschaftlich ihre Grenzen. Jenseits der Ebene des Mitgefühls sind Regulierungen notwendig.

    Ökodiktatur oder Freiheit und Pluralität?

    Sogleich stellt sich dann die Frage, wer reguliert? Ist es das Umweltministerium, oder handelt es sich um eine Querschnittsaufgabe, ähnlich wie bei der Digitalisierung? Auf lokaler, nationaler oder globaler Ebene? Und wer setzt die Vorschriften durch?

    Kontroverse Diskussionen entfachten sich beim Symposium um die Umsetzung eines ökologisch vertretbaren Lebensstils. Denn dass sich etwas ändern muss, darüber waren sich wohl alle einig. Doch wie? Auf staatlicher Ebene testet China derzeit ein nationales Punkte- bzw. ein „Social Credit System“, in dem ein von der Regierung definiertes positives Verhalten belohnt, negatives hingegen bestraft wird. Könnte so ein System auch bei der Einhaltung ökologisch sinnvollen Verhaltens eine Option werden? Können solche autoritären bis totalitären Systeme dazu beitragen, dass wir Menschen die ökologischen Grenzen unseres Planeten mit Blick auf künftige Generationen achten? Wo blieben Freiheit und Pluralität, Demokratie und der Mensch als Vernunftwesen, der sein Lebensumfeld zusammen mit anderen gestaltet in einem solchen System?

    „Die unerschöpfliche Kraft des Einfachen“ [2]

    Auch wenn Umweltprobleme zum Teil exportiert werden, gemäß dem Motto „neben uns die Sintflut“, findet auch in Deutschland ein Wandel statt: Beispielsweise die Initiativen der Degrowth-Bewegung bzw. Postwachstumskonzepte, die auf einem starken Nachhaltigkeitskonzept basieren. Aktuell durchdenken beispielsweise Tim Jackson, Niko Paech, Stephan Lessenich, Hartmut Rosa uvm. von Suffizienz geprägte Gesellschaftskonzepte, in denen materielles Wachstum eine wesentlich geringere bis gar keine Rolle mehr spielen soll. In den Modellen nutzen „Prosumenten“ (als Gegenentwurf des Konsumenten) Ressourcen nachhaltig, eignen sich Know-How zu Reparaturen, Recycling sowie Konservierung an und gestalten ihr Umfeld (wieder) aktiv mit. Wird das Einfache wiederentdeckt? Die eine Antwort auf die genannten Herausforderungen konnte das Symposium nicht bieten – stattdessen jedoch jede Menge Anregungen und Denkanstöße zur weiteren Reflexion.

     

    [1] Mayer-Tasch ist als Referent, Publizist und Berater in der Ökologiebewegung tätig. Seine Forschungsschwerpunkte sind Politische Ökologie, Politische Rechtslehre und Politische Philosophie (mit Betonung der Kulturgeschichte und der Zivilisationsphilosophie).

    [2] Gottwald, Franz-Theo; Malunat, Bernd M.; Mayer-Tasch, Peter Cornelius (2016): Die unerschöpfliche Kraft des Einfachen, Wiesbaden: Springer.

     

    Headerfoto (v.l.n.r.): Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald, Prof. Dr. Peter Cornelius Mayer-Tasch, Karl Ludwig Schweisfurth

    „Gemüse aus dem Hochhaus?“

    Auszüge aus dem Beitrag der Schweisfurth Stiftung im Kritischen Agrarbericht 2018.

    Ein neuer Trend aus den Ballungszentren Asiens macht auch an den europäischen Stadtgrenzen keinen Halt: Vertical Farming (VF). Hochtechnologisierte Unternehmen bieten damit eine weitere Art der (peri)urbanen Nahrungsmittelproduktion. Global werden zunehmend Flächen in Städten für den Anbau von Kräutern und Gemüse erschlossen – was mit Urban Gardening Bewegungen begann, wird nun professionalisiert und industrialisiert.

    Was ist Vertical Farming?

    Unter dem Begriff Vertical Farming werden verschiedenste, vertikal aufgebaute Kreislaufanlagen zur Erzeugung von pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln zusammengefasst. Gemüse und Kräuter werden in hydroponischen Systemen zumeist erdlos bzw. anorganisch auf Steinwolle, Kokosfaser o.ä. mit einer Nährstofflösung versorgt. Bei der Aquaponik teilen sich Pflanzen und Fische das zirkulierende Wasser und nutzen die jeweiligen Abfallprodukte des anderen als Nährstoffe. Angebaut wird in zum Teil mehrstöckigen Gebäuden oder unterirdisch beispielsweise, in ehemaligen Bunkern. Die Kombination aus einer dosierbaren Nährstoffversorgung und Licht-Bestrahlung durch LED-Lampen bietet ideale Bedingungen für ein schnelles Wachstum der Pflanzen und Fische.

    Das neue Bio?

    Die Vorteile des VF scheinen offensichtlich: Die Transportwege zwischen Produzent und Verbraucher sind kurz. Durch den Etagenbau wird wenig Fläche verbraucht, durch die geschlossenen Anlagen wird Wasser eingespart. Düngemittel sind kaum notwendig. Doch was sagt der kritische Blick aus ethischer Perspektive? Inwieweit kann eine solche anorganische Lebensmittelproduktion zu einer nachhaltigen und umweltethisch vertretbaren Lebensmittelversorgung beitragen?

    Ein Zwischenfazit

    Anhand der Sustainable Development Goals (SDGs)  haben Nora Klopp und Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald in ihrem Artikel hydroponische und aquaponische Kreislaufanlagen unter die Lupe genommen. Wie naturnah muss oder naturfern darf der Anbau von Lebensmitteln sein, um noch als nachhaltig zu gelten? Einige Folgerungen und Forderungen der Schweisfurth Stiftung in Hinblick auf den VF Trend sind hier angeführt. Für ein abschließendes Urteil ist jedoch weitere Forschung notwendig.

    • „Die Regeneration und Pflege von Böden ist zwingend notwendig. Dies kann auch im Rahmen von ökologischem Landbau geschehen. Der Betrieb von [Kreislaufanlagen] kann nicht als Alternative bei weiter voranschreitender Bodenerosion gelten. Es gilt eine Konfliktverlagerung von Konkurrenz um fruchtbare Böden hin zu Nährsubstraten zu unterbinden.
    • Die Gesundheitsfolgen von Pflanzen aus anorganischem Anbau sind weitgehend ungeklärt. Vor einer Zulassung müssten langfristige Folgen für Mensch, Tier und Pflanzen erforscht werden.
    • Mit zunehmender Inbetriebnahme von VF-Systemen steigt das Risiko der Abnahme von Biodiversität von Saat- und Zuchtgut. Ein Erhalt der Biodiversität trotz voranschreitender Spezialisierung im Lebensmittelsektor muss garantiert werden.“
    • Vertical Farming darf nicht zu einem Reboundeffekt führen und die Flächenversiegelung verstärken. Wenn durch Vertical Farming ursprünglich landwirtschaftlich genutzte Fläche frei wird, muss die weitere Nutzung dieser Landflächen im Sinne einer nachhaltig ökologischen Entwicklung klar geregelt sein.
    • „Um Hydrokultur und Aquaponik als nachhaltig einstufen zu können, ist eine ganzheitliche Prüfung unter Berücksichtigung aller Faktoren (inklusive der externen Kosten) notwendig. Dazu gehören u. a. Energie, Wasser, Nährstoffe, Regeneration, Flächennutzung.“

     

    Lesen Sie hier den ganze Artikel „Gemüse aus dem Hochhaus?“ von Nora Klopp und Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald im Kritischen Agrarbericht 2018 nach. Der Kritische Agrarbericht 2018 wurde am 18. Januar 2018 mit dem Schwerpunkt „Globalisierung gestalten“ und Stellungnahmen zur aktuellen Agrarpolitik auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin vorgestellt. Seit 1993 wird er jährlich vom AgrarBündnis e.V. herausgegeben und dokumentiert die thematische Bandbreite der agrarpolitischen Debatte vor dem Hintergrund der europäischen und weltweiten Entwicklung. Hier finden Sie die aktuelle Pressemitteilung.

    Globale Herausforderungen – lokale Lösungen

    Die Urban Food Governance Tagung

    Die Lebensmittelversorgung kehrt in die Stadt zurück – in Form von Stadtgärten, SoLaWi (Solidarische Landwirtschaft), Vertical Farming, essbaren Städten, Food Trucks – so die These der DNEE Tagung. Anlass dafür ist unter anderem die gestiegene Neugierde der (Groß)StädterInnen auf die Ursprünge der Ernährung. Hinzu kommt: Essen ist längst kein Privatvergnügen mehr, vielmehr beschäftigen sich Politik, Wissenschaft, Stadtplaner, Bürger und neuerdings auch Ernährungsräte mit Urban Food Governance.

    Multidisziplinäre Perspektiven

    Im Rahmen der vom Netzwerk Ernährungskultur (EssKult.net), dem Deutschen Netzwerk Ernährungsethik (DNEE) und der Schweisfurth Stiftung organisierten Tagung „Ernährung kehrt in die Stadt zurück – Innovative Ansätze urbaner Food Governance“ diskutierten über 40 WissenschaftlerInnen aller Altersgruppen die aktuellen Entwicklungen. In fünf Blöcken der zweitägigen Veranstaltung an der Hochschule Fulda wurden aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven die Rolle von Ernährungsräten, Migration und Ernährung sowie städtische Initiativen und Akteuren im urbanen Raum thematisiert.

    Raum für Experimente: das Food Lab Stadt

    Selbstermächtigung und Eigeninitiative treiben die Pioniere der verschiedenen Projekte und Start-Ups an. Aktuell entsteht eine vielfältige Landschaft lokaler und urbaner Initiativen und Alternativen. Die Ziele reichen von Armutsbekämpfung über Klimaschutz und Gesundheit bis zu nachhaltiger Raumplanung und Bildung. Es gilt, die Fremdbestimmung sowie Entfremdung von der Lebensmittelproduktion zugunsten der Ernährungssouveränität zu überwinden. Philip Stierand (Speiseräume) spricht von einer Ernährungsbewegung, die nicht mehr die Sicherung der Kalorien zum Ziel hat, sondern vielmehr das Food Lab Stadt als Handlungs- und Experimentierraum für Alternativen zur Hightech-Produktion erobert.

    Die Gratwanderung zwischen Nische und Mainstream

    Doch die Stadt hat ihre Grenzen. Auf engem Raum konkurrieren soziale, ökologische und ökonomische Akteure um Flächen, Einfluss und Finanzierung. Ella von der Haide (Universität Kassel) wagte einen kritischen Blick auf die Bewegung und ihre Trittbrettfahrer: Kommerzialisierung, Green Washing und Gentrifizierung unterminieren die ursprünglichen Intentionen der Initiativen mit sozialen und ökologischen Wurzeln. Andererseits wird die Bewegung so von der Nische in den Mainstream transportiert. Alexander Schwinghammer (Bauhaus Universität Weimar)  beleuchtet in diesem Kontext die Ecopreneurs, die Sky-, Rooftop- sowie Hightech Vertical Farming und damit die wirtschaftlichen Produktionsprozesse in die Städte zurückholen.

    Weggabelung oder Koexistenz?

    Die Sustainble Development Goals (SDGs) lassen Wege zur Nahrungsmittelproduktion offen. Es existieren jedoch mindestens zwei Pfade, so Franz-Theo Gottwald: Einer, der im Sinne der Bioökonomie ausschließlich auf Hightech und Biomasse setzt, sowie einen weiteren, der die Koexistenz lokaler, naturnaher und vielfältiger, oft auch handwerklicher Strukturen zulässt. Welcher Pfad in die Zukunft weist, darüber wird gestritten. Jana Rückert-John, Vorsitzende des Netzwerks Ernährungskultur, betonte das gesellschaftliche Spannungsfeld im Alltag: während einige Akteure einen Wandel anstreben, gilt es auch diejenigen mitzunehmen, die Veränderungen mit Vorbehalten und Angst gegenüberstehen.

    Die hohe Anzahl der Besucher und die vielen hochkarätigen Beiträge zeigen, das Thema Urbane Food Governance ist brandaktuell. Lars Winterberg (Universität Regensburg, Universität des Saarlandes) fasste die Konferenz treffend zusammen: Es besteht weiterhin großer Forschungsbedarf rund um die städtische Lebensmittelversorgung – und es braucht Offenheit für vielschichtige Konzepte der Landwirtschaft im urbanen Raum.

    Tipps zum Weiterlesen:
    Westra, Laura; Gray, Janice; Gottwald, Franz-Theo (2017): The Role of Integrity in the Governance of the Commons. Governance, Ecology, Law, Ethics. Springer, Schweiz 2017.

    Wolfgang Staab-Naturschutzpreis 2018: Jetzt bewerben!

    Bis zum 1. Dezember 2017 können sich engagierte Umweltschützer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz für den mit 20.000 Euro dotierten Wolfgang Staab-Naturschutzpreis bewerben oder Vorschläge für potenzielle Preisträger einreichen.

    Flüsse: Lebensadern in Gefahr

    Flussbegleitende Auenlandschaften zählen zu den vielfältigsten und artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. Darüber hinaus spielen sie bei der Rückhaltung von Hochwasser, bei der Selbstreinigung der Flüsse, bei der Anreicherung und Reinigung des Grundwassers sowie als Biokorridore in der Landschaft eine herausragende Rolle; sie bilden mit den Flüssen eine untrennbare, ökologische Einheit. Doch aufgrund massiver Verbauung, Kanalisierung, Abbau von Kiesen und Sanden sowie durch den Bau immer neuer Wasserkraftwerke finden sich kaum noch naturnahe und weitgehend intakte Fluss- und Auenlandschaften. Um auf diese Probleme aufmerksam zu machen und den Schutz von Flüssen und Auen zu fördern, vergibt die Schweisfurth Stiftung mit dem Wolfgang Staab-Naturschutzfonds bereits zum dritten Mal den Wolfgang Staab-Naturschutzpreis für besondere Leistungen zugunsten einer nachhaltigen Entwicklung in Fluss- und Auenlandschaften.

    Leben für den Naturschutz

    Der Preis ist benannt nach Wolfgang Staab (1938-2004). In Worms am Rhein geboren und aufgewachsen machte er sich an der Spitze des BUND-Landesverbandes Rheinland-Pfalz einen Namen als außergewöhnlich engagierter und erfolgreicher Anwalt der Natur. Er kam 2004 bei einem Autounfall ums Leben. Seine Witwe Dr. Dorette Staab ist Stifterin des Preises und ist neben Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald, Vorstand der Schweisfurth Stiftung, und Prof. Dr. Emil Dister, langjähriger Leiter des Aueninstituts in Rastatt, Mitglied der dreiköpfigen Jury.

    Sind Sie Flussschützer? Oder kennen jemanden aus Wissenschaft oder Umweltschutzarbeit, der sich in herausragender Weise für den Schutz von Fluss- & Auenlandschaften engagiert? Dann kontaktieren Sie uns!

    Schweisfurth Stiftung
    z. Hd. Frau Nora Klopp
    Rupprechtstr. 25
    D-80636 München

    Fon.: 0049/ 89/ 179595-16
    Fax: 0049/ 89/ 179595-19

    nklopp@schweisfurth-stiftung.de
    www.schweisfurth-stiftung.de

     

    Mit Forschung und Musik im Einsatz für den Auenschutz

    Am Freitag, 13. Oktober 2017, wurde in Rastatt bei Karlsruhe der mit 20.000 Euro dotierte Wolfgang Staab-Naturschutzpreis für besondere Leistungen zugunsten einer nachhaltigen Entwicklung in Fluss- und Auenlandschaften verliehen. Preisträger sind in diesem Jahr die zwei Umweltaktivisten und Naturschützer Nikolaus Geiler und Wolfgang E. A. Stoiber.

    Naturschutz als Generationenprojekt

    Nikolaus Geiler überzeugte die dreiköpfige Jury, bestehend aus der Stifterin des Preises, Dr. Dorette Staab, Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald (Vorstand der Schweisfurth Stiftung) und Prof. Dr. Emil Dister (Aueninstitut am Karlsruher Institut für Technologie) mit seinem Engagement in Theorie und Praxis. Der Gewässer-Biologe ist Gründer der Aktion „Rettet den Rhein“ und ist damit maßgeblich daran beteiligt, dass heute wieder Lachse im Rhein schwimmen. Zusammen mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) erstellte er zahlreiche Studien zum naturnahen Hochwasserrückhalt sowie zur Auenrevitalisierung. Außerdem ist er Herausgeber des BBU-WASSER-RUNDBRIEFES und Sprecher des Arbeitskreises Wasser des Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU). Jenseits des Schreibtisches setzt sich der Preisträger unter anderem aktiv für die Pflanzen- und Tierwelt an der Dreisam in Freiburg ein. Dabei ist es ihm ein Anliegen, die junge Generation im Rahmen von Projekten mit Schulklassen an den Gewässerschutz heranzuführen. Bei der regionalen Arbeit verliert Geiler jedoch die globale Dimension nicht aus dem Blick. „Wir müssen uns auch in der Gewässerschutzpolitik viel mehr Gedanken darüber machen, welche Verantwortung wir gegenüber Entwicklungs- und Schwellenländer haben, wenn es um eine sozial und ökologisch akzeptable Produktion geht“.

    Dr. Brigitte Dahlbender, Vorstandsvorsitzende des Landesverbands Baden-Württemberg des BUND würdigte Nikolaus Geiler in ihrer Laudatio für sein zielorientiertes Engagement: „Er legt den Finger in die Wunde, bringt die Gegenseite, aber auch seine Verbündeten zum Nachdenken und zeigt Wege auf, die richtige Lösung umzusetzen.“

    Kulturprojekte für die Renaturierung der Weißen Elster

    Den zweiten Preisträger Wolfgang E. A. Stoiber beschrieb Dr. Nils Franke, Sprecher der Regionalgruppe Sachsen des Bundesverbands Beruflicher Naturschutz e. V., in seiner Laudatio als „energiegeladen, ideenreich, teilweise völlig unorthodox, strategisch höchst geschickt und ehrenamtlich arbeitend bis zum Anschlag“. Der ehemalige Metzgermeister hat sich dem Naturschutz des Leipziger Auwalds und der weißen Elster verschrieben. Er ist Mitgründer und Vorsitzender des Vereins Naturschutz und Kunst Leipziger Auwald (NuKLA e.V.), der sich als Schnittstelle zwischen „Natur, Kultur, Ökologie und Ökonomie“ sieht. Das Hauptziel ist die Renaturierung der Weißen Elster zwischen Zeitz und Halle/Merseburg. Mit dem AULA-PROJEKT2030 soll eine beispielhafte Verbindung von integriertem Hochwasserschutz, Naturschutz und sanftem Tourismus geschaffen werden. Neben 37 Konzerten, die der Verein bereits organisiert hat, finden regelmäßig Aktivitäten im NuKLA Bildungswerk statt. In Zusammenarbeit mit der Volkshochschule werden Umweltbildungskurse und Auwald-Exkursionen angeboten. Um den fachlichen Austausch zu unterstützen, fanden im Frühjahr 2017 erstmals das Auenökologiesymposium sowie die AULA-Citytagung statt.

    „Privatpersonen, die Impulse geben, kritische Fragen stellen und die Rolle des Natur-und Umweltschutzes in der Konkurrenz um Ressourcen und Flächen immer wieder thematisieren sind wesentlich für die nachhaltige Entwicklung von Fluss- und Auenlandschaften“, ist  Prof. Franz-Theo Gottwald überzeugt. Große Freude hatten Jury und Gastgeber Prof. Dr. Florian Wittmann, seit 2016 Leiter des Rastätter Aueninstituts, deshalb mit dem steigenden Interesse der jüngeren Generationen am Naturschutzpreis.

    Der Wolfgang Staab-Naturschutzpreis würdigt Verdienste um Fluss- und Auenschutz

    Seit 2015 vergibt die Schweisfurth Stiftung den mit 20.000 Euro dotierten Preis in Kooperation mit dem Wolfgang Staab-Naturschutzfonds an Personen, die sich besonders für den Fluss- und Auenschutz engagieren. Wolfgang Staab (1938-2004) machte sich als leidenschaftlicher Umweltschützer in Rheinland-Pfalz einen Namen. Als Vorsitzender des Landesverbandes Rheinland-Pfalz des BUND wirkte er viele Jahre sehr erfolgreich; später war er als Schatzmeister im BUND-Bundesverband tätig. Seine Witwe Dr. Dorette Staab richtete 2014 den Wolfgang Staab-Naturschutzfonds innerhalb der Schweisfurth Stiftung ein.

    Mit der Verleihung des Wolfgang Staab-Preises 2017 beginnt zugleich die Bewerbungsfrist für die Preisvergabe 2018. Die Frist läuft bis zum 1. Dezember 2017. Weiterführende Informationen finden Sie hier.

    Header-Foto (v.l.n.r.): Wolfgang E. A. Stoiber, Dr. Nils Franke, Dr. Dorette Staab, Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald, Nikolaus Geiler, Dr. Brigitte Dahlbender, Prof. Dr. Emil Dister

    Einladung: Urban Food Governance im Wandel

    Das von der Schweisfurth Stiftung mit Partnern ins Leben gerufene Deutsche Netzwerk Ernährungsethik (DNEE) lädt gemeinsam mit dem Netzwerk Ernährungskultur (Esskult.net) zur Herbsttagung „Ernährung kehrt in die Stadt zurück – Innovative Ansätze urbaner Food Governance“ vom 10.-11. November 2017 an die Hochschule Fulda ein.

    Vorträge und Diskussion

    Mit Wissenschaftler*innen aus unterschiedlichen Fachdisziplinen, wie Soziologie, Ethnografie, Geografie, Politik-, Kultur-, oder Geschichtswissenschaften, werden die veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen im 21. Jahrhundert und die neuen Ansprüche der Konsument*innen in den westlichen Industrieländern diskutiert. Auf welche Probleme, gesellschaftlichen Herausforderungen und Bedarfe reagieren die Projekte und Initiativen einer urbanen Food Governance? Welche Rolle spielen hierbei Konzepte wie soziale Innovation, Postkapitalismus/Postwachstum oder gesellschaftliche Transformation? Inwieweit spielt hierbei die Integration Geflüchteter eine Rolle?

    Das vollständige Programm finden Sie hier.

    Das Projekt DNEE

    Um den vielfältigen ernährungsethischen Fragen nachzugehen, hat die Schweisfurth Stiftung 2010 das Deutsche Netzwerk für Ernährungsethik (DNEE) gegründet. DNEE ist eine Plattform zur Vernetzung von Akteuren, die sich mit der ethischen Dimension von Landwirtschaft und Ernährung beschäftigen. Aufgrund der interdisziplinären Ausrichtung der Ernährungsethik beschäftigt sich das Deutsche Netzwerk für Ernährungsethik fachübergreifend mit den Problemstellungen. Das Netzwerk fördert den Austausch, regt gesellschaftliche Diskussionen und politische Diskurse an und stellt Informationen rund um die Ethik der Ernährung bereit. Ziel ist es, Bewusstsein zu schaffen für die Komplexität und Verbundenheit der Zukunftsherausforderungen. Jede Mahlzeit in der globalisierten Welt ist mit Folgen für andere Menschen, Tiere sowie die Umwelt verbunden und übertritt damit die Grenze des Privaten.

    Anmeldung

    Sie können sich bis zum 15. Oktober 2017 per E-Mail (rueckert-john@esskult.net) anmelden.
    Die Tagungsgebühr beträgt regulär 50 EUR, für Mitglieder von Esskult.net und DNEE 30 EUR, für Studierende 20 EUR. Der Unkostenbeitrag umfasst die Pausenverpflegung und das Mittagessen am 11. November 2017.

    Call for Papers zur Tagung „Ernährung kehrt in die Stadt zurück – Innovative Ansätze urbaner Food Governance“

    Das Netzwerk Ernährungskultur (Esskult.net) & die Schweisfurth Stiftung/Deutsches Netzwerk Ernährungsethik (DNEE) laden Wissenschaftler/innen und Interessierte zur Tagung nach Fulda ein. Vom 9.-11. November 2017 stehen an der Hochschule Fulda urbane Ernährungssysteme und ihre Rolle in der kommunalen Nachhaltigkeits-Governance im Fokus. Ziel der Tagung ist es, neue Ansätze und Konzepte einer urbanen Food Governance zu beleuchten sowie ihre Potenziale und Grenzen auszuloten und zu diskutieren.

    Wer kann am Call for Papers teilnehmen?

    Eingeladen sind Wissenschaftler/innen unterschiedlicher Fachdisziplinen, wie Soziologie, Politikwissenschaften, Kulturwissenschaften, Ethnografie, Geschichtswissenschaften oder Geografie. Wir möchten vor allem Nachwuchswissenschaftler/innen auffordern, sich mit wissenschaftlich-theoretischen oder praxisorientierten-empirischen Beiträgen zu bewerben.

    Bis 15. Juni 2017 können Abstracts mit max. 2.500 Zeichen zu den folgenden Fragestellungen rund um das Thema urbane Food Governance eingereicht werden:

    • Auf welche Probleme, gesellschaftliche Herausforderungen und Bedarfe reagieren die Projekte und Initiativen einer urbanen Food Governance?
    • In welchem Verhältnis definieren sie sich zur etablierten kommunalen Politik und anderen Stakeholdern (z. B. Ernährungswirtschaft)?
    • Welche Ziele verfolgen sie und welche Lösungsansätze stellen sie vor?
    • Welche Rolle spielen hierbei Konzepte, wie soziale Innovationen, Postkapitalismus / Postwachstum oder gesellschaftliche Transformation?
    • Mit welchen Herausforderungen sind die Projekte und Initiativen konfrontiert?
    • Welche Akzeptanz und welchen Zuspruch finden sie in der Bevölkerung?
    • Mit welchen alternativen Wertvorstellungen sind sie verbunden?
    • Inwieweit spielt hierbei die Integration Geflüchteter eine Rolle?

    Genauere Informationen finden Sie im offiziellen Call for Papers.

    Urban Food Governance

    Veränderte Rahmenbedingungen im 21. Jahrhundert (wie globalisierter Handel von Lebens- und Futtermitteln, Urbanisierung oder Auswirkungen des Klimawandels) und neue Ansprüche der Konsument/innen in den westlichen Industrieländern (wie Nachhaltigkeit und Fairness) führen dazu, dass sich die städtische Lebensmittelversorgung grundlegend wandelt und die Ernährungspolitik in die Stadt „zurückkehrt“. Internationale Initiativen wie beispielsweise der Milan Urban Food Policy Pact appellieren an Kommunen und andere Stakeholder, die integrative Funktion des Themas Ernährung als Treiber für Stadtentwicklungsziele – wie Armutsbekämpfung, Klimaschutz, Gesundheit, Raumplanung und Bildung – zu nutzen, Projekte im Bereich der lokalen Lebensmittelproduktion zu fördern und urban-regionale Ernährungsstrategien zu entwickeln.

    Ernährung kehrt in die Stadt zurück – Innovative Ansätze urbaner Food Governance
    Termin: 9.-11. November 2017
    Ort: Hochschule Fulda
    Call for Papers: einzureichen bis spätestens 15. Juni 2017

    Geld anders anlegen – mitbestimmen und nachhaltige Projekte unterstützen

    Bankenkrise, Immobilienblase, Spekulationsgeschäfte mit Grundnahrungsmitteln – es gibt zahlreiche Gründe, warum konventionelle Geldinstitute in die Kritik geraten. Immer mehr Kunden verlieren das Vertrauen in die Handhabung ihrer Hausbank und suchen nach einer Alternative, die den eigenen ökologischen, sozialen und ethischen Ansprüchen gerecht wird. Damit kann niedrigschwellig gestaltend in das globale Wirtschaftssystem eingegriffen werden. Indem sie in nachhaltige Projekte investieren, können Anleger die Dynamik des Kapitalmarktes aktiv nutzen, um die Welt in ihrem Sinne zukunftsfähiger mit zu gestalten.

    Die Nachfrage nach ethischen Bankgeschäften hat zur Gründung von grünen Banken wie der GLS Bank, der Ethikbank, der Triodos Bank oder der Umweltbank geführt und auch dazu, dass immer mehr etablierte Banken Ethikfonds, nachhaltige Sparangebote oder Green-Bonds (Anleihen mit denen Investoren die Finanzierung von nachhaltigen Projekten unterstützen) anbieten.

    Die grünen Vorreiter

    Die oben genannten ethischen Banken haben sich dem Themenkomplex des nachhaltigen Wirtschaftens verschrieben. Sie unterstützen mit dem Geld der Anleger die Energiewende, ökologische Landwirtschaft, Bildungs- und Sozialprojekte und legen ihre Geschäfte transparent offen. Die GLS Bank führt beispielsweise eine eigene Zukunftsstiftung Landwirtschaft, die die Erhaltung und Weiterentwicklung biologischer Landwirtschaft und neue Qualitätsansätze fördert. Der Tierzuchtfonds ist eine gemeinsame Initiative des Deutschen Tierschutzbundes, der Schweisfurth Stiftung und der Zukunftsstiftung Landwirtschaft und fördert in diesem Rahmen eine artgemäße Tierzucht.

    Zudem schließen ethische Banken häufig Investitionen in Unternehmen aus, die in den Bereichen Rüstung, Atomkraft, fossile Energieträger sowie Gentechnik tätig sind oder Tierversuche, Kinderarbeit und sonstige Menschenrechtsverletzungen dulden.

    Erste Bemühungen der Großbanken

    Insbesondere im Bereich ethisch-ökologischer Investments sehen Institute zunehmend großes Wachstumspotenzial. 2016 lag der Weltmarktanteil von Green-Bonds bei 1,4 % und selbst bei diesen zeigt sich: Die perfekte Geldanlage gibt es nicht. Anleger müssen Prioritäten setzen und jene Produkte auswählen, die zumindest die für sie wichtigsten Kriterien erfüllen. Denn alle Banken definieren ethische, ökologische und soziale Investments unterschiedlich. Sogenannte nachhaltige Fonds picken sich außerdem häufig nur die, nach ökologischen oder sozialen Aspekten, besten Firmen einer Branche heraus – auch, wenn es sich um Unternehmen aus der Auto- oder Ölindustrie handelt.

    Unabhängige Testinstitute kommen so, je nachdem nach welchen Kriterien bewertet wird, zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen. Es lohnt sich daher den Kriterienkatalog und die Messmethode genau zu überprüfen und nicht nur auf die Endnote zu achten. Ein Beispiel: Die South Pole Group, eine Ausgründung der renommierten Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich, berechnete in einer aktuellen Studie den CO₂-Fußabdruck verschiedener Aktien und Aktienfonds und hat festgestellt, dass vier ethisch-ökologische Fonds nach diesem Kriterium schlechter abschneiden als andere konventionelle Fonds. In der Erklärung wird klar warum: In den ethisch-ökologischen Fonds waren einige Aktien von Solarzellen-Produzenten. Diese haben zunächst einen vergleichsweise großen CO₂-Fußabdruck, weil bei der Herstellung der Solarzellen viel Energie verbraucht wird. Auf Dauer helfen die produzierten Solarzellen aber bei der Senkung des CO2-Ausstoßes. Da die Bewertung nur eine Momentaufnahme ist, ist die Aussagekraft des CO₂-Fußabdrucks zur Gesamtbeurteilung begrenzt.

    Ein sehr umfangreiches und vielschichtiges Bewertungssystem bietet die oekom research AG. Unternehmen werden dabei branchenspezifisch nach etwa 100 Kriterien (aus einem Pool von 700 Kriterien) in den Bereichen Umwelt, Soziales und Kultur bewertet. Ein sehr gutes Rating erhalten nur Unternehmen, die in allen Bereichen sehr fortschrittlich sind und nicht weil sie derzeit im Vergleich mit anderen Unternehmen an der Spitze stehen.

    Regionales Öko-Investment

    Möglichkeiten für regionale ökologische Geldanlage abseits der traditionellen Bankenlandschaft bieten die Bürgeraktiengesellschaften Regionalwert AGs (zum Beispiel in Freiburg). Sie geben regelmäßig in Eigenemission Aktien aus. Das Geld der Investoren fließt beispielsweise als Eigenkapital in Höfe, die Investitionen brauchen oder keinen Nachfolger haben. Mit der Investition verpflichten sich die Partnerbetriebe – Erzeuger, Verarbeiter, Händler, Gastronomen – soziale und ökologische Standards einzuhalten. Und darauf, sich untereinander möglichst viel Erzeugnisse abzunehmen. Die lokale Investition bietet den Aktionären die Möglichkeit, einen persönlichen Bezug zu den Projekten aufzubauen.  Außerdem ist sie Anreiz, sich persönlich für den Erfolg der unterstützen Betriebe einzusetzen. Wenn die finanzierten Betriebe mittelfristig profitabel sind, ist die Regionalwert AG als Eigenkapital-Investor am Gewinn beteiligt. Die Aktionäre entscheiden dann auf der Hauptversammlung, ob sie die Gewinne reinvestieren oder als Dividende ausschütten.

    Zum Weiterlesen:

    • Max Deml/Holger Blisse: Grünes Geld. Das Handbuch für ethisch-ökologische Geldanlagen, 2012/2013, Hampp Verlag
    • Mechthild Upgang: Gewinn mit Sinn: Wie Sie Ihr Geld sicher anlegen – mit gutem Gewissen, 2009, oekom verlag
    • Klaus Gabriel/Markus Schlagnitweit: Das gute Geld, 2009, Tyrolia
    • Anno Fricke: Grüne Geldanlage – Verantwortungsvoll investieren, Stiftung Warentest, 2010 Verlag?

     

    Stürmische Zeiten in der Agrarpolitik

    Zu Jahresbeginn sorgte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks mit den „Bauernregeln“ für stürmische Zeiten in der Agrarpolitik. Regelrechte Shit-Storms überrollten das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB). Landwirte fühlten sich beleidigt, diffamiert und verunglimpft. Die Kampagne wurde daraufhin eingestellt und Frau Hendricks sah sich dazu veranlasst ein Statement auf facebook zu veröffentlichen. Seitdem wird demonstrativ der gesellschaftliche Dialog gesucht – auf nationaler und europäischer Ebene.

    Ruf nach Veränderung aus der Bevölkerung

    Auch wenn sich manche noch dagegen wehren, die Herausforderungen, die in den „Bauernregeln“ des BMUB thematisiert werden, müssen ernstgenommen werden. Der Wunsch nach verantwortungsvoller Tierhaltung und ökologischem Lebensmittelanbau ist in Deutschland in der Mitte der Gesellschaft angekommen: Eine aktuelle vom NABU beauftragte forsa-Umfrage aus dem Januar 2017 zeigt beispielsweise, dass sich Bürger eine andere Verteilung der landwirtschaftlichen Subventionen wünschen als bisher. 78% der Befragten sprechen sich für die Vergabe von Fördergeldern an Landwirte gemessen an ihrem gesellschaftlichen Beitrag aus, nicht an der Größe des Betriebs.
    Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und die Bundesumweltministerin setzen sich dafür ein, mit den EU-Zahlungen in Zukunft landwirtschaftliche Betriebe für die Erbringung gesellschaftlicher Leistungen zu unterstützen. Darüber hinaus fordert die AbL, auch die bereits heute zur Verfügung stehenden Gelder gezielt an landwirtschaftliche Betriebe zu zahlen, die ökologisch und sozial verantwortungsvoll wirtschaften. Der Bund Ökologischer Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) hat dafür einen eigenen BÖLW-Fachausschuss Wirtschaftspolitik gegründet, um jene politischen Strukturen aufzudecken, die mehr Nachhaltigkeit in der Lebensmittelproduktion verhindern.

    Die EU-Diskussion läuft an

    Auf europäischer Ebene steht die Agrarpolitik ebenfalls weit oben auf der Agenda. Im Rahmen der Reformvorbereitungen der gemeinsamen EU-Agrarpolitik lädt die EU-Kommission von Februar bis April 2017 EU-Bürgerinnen und Bürger zur Teilnahme an einer europaweiten Konsultation ein. Online können Landwirte, Verbände, NGOs und alle anderen Interessierten ihre Meinung zur Zukunft der Agrarpolitik kundtun. Die Ergebnisse der öffentlichen Anhörung werden im Internet veröffentlicht und im Juli 2017 auf einer Konferenz in Brüssel vorgestellt. Sie fließen zudem in die Mitteilung der Kommission ein, welche Schlussfolgerungen zur derzeitigen Leistung der Gemeinsamen Agrarpolitik sowie mögliche politische Optionen für die Zukunft enthalten wird. Die Schweisfurth Stiftung begrüßt die Öffnung der Diskussion rund um die Lebensmittelproduktion in der EU.

    Wie das Wetter um den Frühlingsanfang so hält es sich den Sommer lang

    Ob die „Bauernregeln“ von Ministerin Hendricks nun ein geeignetes Mittel waren oder nicht, sei dahingestellt. Die längst notwendige Diskussion rund um die Agrarwende hat die Kampagne jedoch ins Rollen gebracht – und sie wird sicherlich auch über den Sommer hinaus anhalten.

    Ausgezeichnete Forschung zur Bio-Lebensmittelwirtschaft

    Bio boomt. Ökologische Lebensmittel oder solche aus artgerechter Tierhaltung sind im Trend. Immer mehr KonsumentInnen achten auf eine nachhaltige Wertschöpfungskette und schätzen die neue Vielfalt bei der Lebensmittelauswahl. Um diese Entwicklung zu unterstützen und auszubauen, sind innovative Lösungsansätze in der Herstellung und der Vermarktung von Bio-Lebensmitteln gefragt. Wichtige Erkenntnisse und Empfehlungen bieten dabei Forschungsergebnisse zu Rechts- und Umweltfragen sowie Lebensmitteltechnologie. Drei herausragende Abschlussarbeiten von Jungwissenschaftlerinnen aus diesen Bereichen wurden heuer auf der Biofach 2017 ausgezeichnet.  Bereits zum vierten Mal wurde der mit insgesamt 8.000 Euro dotierte Forschungspreis Bio-Lebensmittelwirtschaft verliehen. Träger des Preises die Schweisfurth Stiftung sowie die Lebensbaum-Stiftung, AöL und die Biofach selbst.

    „Generation Zukunft“
    Welchen Einfluss haben ökologische und konventionelle Ernährungsweisen auf unser Klima? Wie lassen sich Interaktionsprobleme zwischen kleinbäuerlichen Betrieben und Abnehmern minimieren? Wie können Diskrepanzen zwischen Anspruch und Wirklichkeit in der Gemeinschaftsverpflegung reduziert werden? Diese und weitere Fragen behandelten die Bewerber in ihren Abschlussarbeiten. Auf der Biofach in Nürnberg wurden die Siegerinnen Michaela Haack (BA, Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde), Hanna Treu (MA, HU Berlin) und Irina Voß (MA, Leuphana Universität Lüneburg) feierlich am Stand von „Generation Zukunft“ ausgezeichnet. Neben Prof. Franz-Theo Gottwald haben die Jurymitglieder Prof. Angelika Ploeger, Albrecht von Schultzendorff und Maren Walter die Preisverleihung begleitet. Musikalisch wurde die Veranstaltung vom Jazz Duo Konstantin Herleinsberger und Felix Buchner untermalt.

    Kompetenz gepaart mit Überzeugung
    Dr. Niels Kohlschütter, seit Februar 2017 Geschäftsführer der Schweisfurth Stiftung, hat die Preisverleihung verfolgt und war von der Auswahl der Preisträger begeistert. Besonders beeindruckt hat ihn die Kompetenz des Nachwuchses: „Die bei der Verleihung gestellten Fragen wurden in einer Tiefe beantwortet, die insbesondere mit Blick auf die kurze Erstellungszeit der Abschlussarbeiten fasziniert. Die Preisträgerinnen zeigten eine erfolgsversprechende Kombination aus Kompetenz und Herzblut. Wir wünschen ihnen alles Gute für die Zukunft!“

    Ab sofort können bereits Arbeiten für den Forschungspreis 2018 eingereicht werden: www.forschungspreis-bio-lebensmittel.de

    Headerfoto: V.l.n.r.: Dr. Franz Ehrnsperger (Neumarkter Lammsbräu), Dr. Susanne Freifrau von Münchhausen (HNE Eberswalde), PD Heide Hoffmann (Humboldt Universität Berlin), Maren Walter (Vorstand der Lebensbaum-Stiftung), Michaela Haack (Preisträgerin), Dr. Dorli Harms (Leuphana Universität Lüneburg), Hanna Treu (Preisträgerin), Albrecht von Schultzendorff (Teutoburger Ölmühle GmbH), Prof. Dr. Dr. Angelika Ploeger (Fachgebietsleiterin Ökologische Lebensmittelqualität und Ernährungskultur Universität Kassel), Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald (Vorstand der Schweisfurth Stiftung), Dr. Alexander Beck (Geschäftsführender Vorstand, AöL), Dr. Jürgen Tölke (Geschäftsführer, Biofino GmbH), Petra Wolf (NürnbergMesse/Biofach)

    Bioökonomie – Fluch oder Segen?

    Hinter dem Begriff der Bioökonomie verbirgt sich die Idee der kommerziellen Nutzung des Lebens mit all seinen Facetten – von Tieren, über Pflanzen bis hin zu Mikroorganismen. Ziel ist es, einen Wandel weg von der Abhängigkeit von Erdöl, hin zu einer pflanzenbasierten, industriellen Welt zu bewerkstelligen. Doch kann Bioökonomie die neue Schnittmenge zwischen Ökologie und Ökonomie sein? Schützt sie die Natur oder (be)nutzt sie all ihre Ressourcen noch radikaler als je zuvor? Ist beides möglich? Der Bayerische Rundfunk hat im Rahmen des Sendeformats „Evangelische Perspektiven“  diese und andere Fragen rund um das „Zauberwort“ Bioökonomie mit Experten kontrovers diskutiert. „Wenn alles Leben zur Ware wird. Bioökonomie – Fluch oder Segen?“, so der Titel, der in der br-online.de Mediathek nachgehört oder nachgelesen werden kann.

    Antwort auf Welthunger, Klimawandel und Ressourcenknappheit oder risikoreiche Vermarktung der Natur?

    Unterstützung findet das Konzept seitens der aktuellen Bundesregierung im Rahmen des Programms „Nationale Forschungsstrategie Bioökonomie 2030“. Die Befürworter sind überzeugt, dass die Bioökonomie Antworten auf die Energiefrage, den Klimawandel und die Ressourcenknappheit, ebenso wie Welthunger und Krankheiten bieten kann – mit der Orientierung am Kreislaufprinzip und der effizienten Nutzung von Biomasse.
    Kritiker bemängeln hingegen, dass der Industrie sowie der Wirtschafts- und Innovationspolitik der Containerbegriff Bioökonomie zur Vermarktung dient. Der Diskurs um umstrittene Themen – wie beispielsweise Gentechnik gepaart mit IT-Technologie oder Wachstumsphilosophie – wird umgangen, stattdessen werden die Inhalte unter dem neuen, positiv anmutenden Begriff Bioökonomie zusammengefasst. Eine kritische Betrachtung des Konzepts lässt sich in dem bei Suhrkamp erschienen Buch „Irrweg Bioökonomie“ von Franz-Theo Gottwald und Anita Krätzer nachlesen. Neben Kritik an dem Konzept werden insbesondere mögliche Alternativen thematisiert. In der Studie des Instituts für Welternährung – World Food Institute e.V. (IWE) „Mit Bioökonomie die Welt ernähren?“ nennen Franz-Theo Gottwald und Joachim Budde potentielle Risiken, die die Bioökonomie mit sich bringt, beispielsweise die Großtechnik für kapitalstarke Unternehmen, denen Mittel- und Kleinbetriebe nichts entgegensetzen können. Ein zunehmendes Landgrabbing infolge von Konkurrenz um Landflächen zeichnet sich schon heute ab.

    Neu: Die Theologisch-ökologische Argumentation

    Zu dem zunächst assoziierten Thema Umweltschutz, lassen sich wenige bis keine Parallelen mit der Bioökonomie entdecken. Neben Ökologen ruft dies zunehmend auch Theologen auf den Plan. Denn in der, mit der Bioökonomie einhergehenden, Entfremdung von der Natur wird laut Franz-Theo Gottwald der „Eigenwert der Natur“ bzw. ihre Würde untergraben. Der Mensch nimmt sich aus dem Eingebundensein in der Gänze der Natur heraus und wird zum eigenmächtigen „Schöpfer dieses Planeten“ – zum Guten und zum Schlechten. Der bisher zugrundeliegende normative Rahmen gilt nicht länger, wenn Pflanzen und Tiere ihren Eigenwert durch das Design des Menschen verlieren.

    Bei der Sendung zu Gast im Studio waren:

    • Franz-Theo Gottwald, Theologe und Professor für Ernährungs- und Umweltethik an der Freien Universität Berlin
    • Markus Vogt, Professor für Christliche Sozialethik am Lehrstuhl für Theologie an der LMU München und Mitglied im Sachverständigenrat Bioökonomie Bayern
    • Stephan Schleissing, vom Institut „Technik, Theologie, Naturwissenschaften“ der LMU München
    • Christoph Then, Tierarzt und Biotechnologie-Kritiker
    • Anita Krätzer, Hamburger Unternehmensberaterin und Co-Autorin des Buches ‚Irrweg Bioökonomie‘
    • Pat Mooney, kanadischer Entwicklungshelfer, der für seine kritischen Analysen von wissenschaftlich-technologischen Innovationen mit dem alternativen Nobelpreis ausgezeichnet wurde

    Suffizienz: Genügsam gut leben

    „Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse – aber nicht für jedermanns Gier.“ Mit diesem berühmten Satz hat Mahatma Gandhi das Prinzip der Suffizienz beschrieben. Suffizient leben bedeutet also: Nur das konsumieren, was man wirklich für ein zufriedenes Leben braucht.
    Dieser Ansatz scheint auf den ersten Blick wenig ansprechend. Wer schränkt sich schon gerne freiwillig ein? Dabei kann der Verzicht auf Überflüssiges eine ganz neue Lebensqualität schaffen. Und: Suffizienz ist ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zur Nachhaltigkeit. Sie gehört  zu den erklärten Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen.

    Umdenken – und andere überzeugen

    Welche Gegenstände in meinem Besitz nutze ich regelmäßig, und welche sind überflüssig? Brauche ich wirklich ein eigenes Auto? Muss es immer das neueste Smartphone sein? Wer sich mit Suffizienz beschäftigt, wird zunächst sein eigenes Konsumverhalten kritisch hinterfragen. Ein wichtiger Schritt, aber ganzheitlich betrachtet nur ein erster Schritt. Damit sich der Gedanke der Suffizienz durchsetzt, braucht es übergreifende gesellschaftliche und politische Veränderungen. Wie einzelne zivilgesellschaftliche und politische Akteure hier aktiv werden können, welche Felder und Strategien sich anbieten, zeigt die digitale Landkarte Suffizienzpolitik von Angelika Zahrnt, BUND-Ehrenvorsitzende und Dominik Zahrnt, Gründer von (r)evolutionäre ideen.

    Ein digitales Planungstool für Suffizienzprojekte

    Die Landkarte Suffizienzpolitik ist ein webbasiertes Planungs-Werkzeug. Das Online-Tool hilft dabei, suffiziente Ansätze zu entwickeln und praktisch umzusetzen. Es führt Schritt für Schritt durch das komplexe Themenfeld Suffizienzpolitik. So unterstützt die Landkarte bei Kampagnen, Strategieprozessen oder Politikmaßnahmen. Auch Einsteigern in das Thema Suffizienz bietet die Landkarte einen wertvollen Überblick.
    Sie interessieren sich für das Thema Suffizienz? Hintergrundinfos zu Suffizienz und zur digitalen Landkarte bietet der Artikel „Sehen, gehen, teilen“ von Angelika und Dominik Zahrnt, erschienen in der Zeitschrift Ökologisches Wirtschaften, Ausgabe 03/2016.

    Wolfgang Staab-Naturschutzpreis 2017: Jetzt bewerben!

    Noch bis zum 1. November 2016 können sich engagierte Umweltschützer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz für den Wolfgang Staab-Naturschutzpreis bewerben oder Vorschläge einreichen.

    Flüsse: Lebensadern in Gefahr

    Flussbegleitende Auenlandschaften zählen zu den vielfältigsten und artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. Darüber hinaus spielen sie bei der Rückhaltung von Hochwasser, bei der Selbstreinigung der Flüsse, bei der Anreicherung und Reinigung des Grundwassers sowie als Biokorridore in der Landschaft eine herausragende Rolle; sie bilden mit den Flüssen eine untrennbare, ökologische Einheit. Doch aufgrund massiver Verbauung, Kanalisierung, Abbau von Kiesen und Sanden sowie durch den Bau immer neuer Wasserkraftwerke finden sich kaum noch naturnahe und weitgehend intakte Fluss- und Auenlandschaften. Um auf diese Probleme aufmerksam zu machen und den Schutz von Flüssen und Auen zu fördern, vergibt der Wolfgang Staab-Naturschutzfonds in Kooperation mit der Schweisfurth Stiftung jährlich den Wolfgang Staab-Naturschutzpreis für besondere Leistungen zugunsten einer nachhaltigen Entwicklung in Fluss- und Auenlandschaften.

    Leben für den Naturschutz

    Der Preis ist benannt nach Wolfgang Staab (1938-2004). In Worms am Rhein geboren und aufgewachsen machte er sich an der Spitze des BUND-Landesverbandes Rheinland-Pfalz einen Namen als ungewöhnlich engagierter und erfolgreicher Anwalt der Natur. Er kam 2004 bei einem Autounfall ums Leben. Seine Witwe Dr. Dorette Staab ist Stifterin des mit 20.000 Euro dotierten Preises und ist neben Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald (Vorstand der Schweisfurth Stiftung) und Prof. Dr. Emil Dister, langjähriger Leiter des WWF-Auen-Instituts in Rastatt, Mitglied der dreiköpfigen Jury.

    Sind Sie Flussschützer? Oder kennen jemanden aus Wissenschaft oder Umweltschutzarbeit, der sich in herausragender Weise für den Schutz von Flüssen engagiert? Dann kontaktieren Sie uns!

    Schweisfurth Stiftung
    z. Hd. Frau Carmen Grimbs
    Rupprechtstr. 25
    D-80636 München

    Fon.: 0049/ 89/ 179595-10
    Fax: 0049/ 89/ 179595-19
    info@schweisfurth-stiftung.de
    www.schweisfurth-stiftung.de

    Global Ecological Integrity Group – Tagungsbericht Integrität und Allgemeinwohl

    Die Global Ecological Integrity Group (GEIG) ist ein internationales Netzwerk. Mehr als 250 Wissenschaftler*Innen und unabhängige Forscher*Innen befassen sich mit Fragen der ökologischen und sozialen Integrität. Aus Sicht verschiedener Disziplinen wie Ökologie, Biologie, Philosophie, Epidemiologie, Public Health, ökologische Ökonomie und internationalem Recht, sowie Agrar-und Politikwissenschaften wird einmal jährlich in einer Tagungswoche an aktuellen Fragen der globalen Entwicklung des Allgemeinwohls gearbeitet.

    Die internationale GEIG-Konferenz 2016 fand im April in München an der Hochschule für Philosophie statt. „The Common Good: The Role of Integrity in Support of Life and Human Security“, lautete das Konferenzthema. Mehrere Referenten*Innen gingen ein auf die päpstliche Enzyklika Laudato Si und die aus ihr folgenden Verantwortungszuweisungen an Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.

    Andreas Gösele, Dozent für Sozialethik zeigte z.B. auf, was ganzheitliche Ökologie in dieser Enzyklika bedeutet und welche Veränderungsimpulse für die Umgestaltung der Wirtschaft weltweit (Wirtschaft tötet! so Papst Franziskus an anderer Stelle) abgeleitet werden können. Er führte aus, dass die Enzyklika eine herausragende  philosophische und theologische Unterfütterung der Global Development Goals sei, auf die die Weltgemeinschaft sich im vergangenen Jahr verständigt habe.

    Mit seinen Ausführungen knüpfte er auch an den richtungsweisenden Eröffnungsvortrag des internationalen Umweltrechtlers Peter Sand an, der aufzeigte, dass aus der Sorge für die weltweiten Allmenden ein neues Rollenmodell für das menschliche Verhalten in Produktion und Konsum folgen müsse. Mehr denn je sei ein Wandel erforderlich hin zu einem vor- und fürsorgenden Verhalten seitens der Menschheit. Und dies sei zwingend auch auf der Ebene von Verfassungen und anderweitig rechtlich zu verankern.

    Das Rollenmodell für dieses Verhalten könne mit Konzepten des „Caretakership, Stewardship, Protectorship oder Trusteeship“ inhaltlich ausgefüllt werden, je nach kulturgeschichtlichem Hintergrund. Nach Sand geht es verstärkt um den Auf- und Ausbau von weltweit anerkannten Institutionen, die für Zurechenbarkeit von Folgen wirtschaftlicher, technischer oder sozialer Eingriffe rechtlich bindend Sorge tragen können.

    In der Diskussion zu diesen Beiträgen entstand auch die Überlegung, die aktiven Religionsgemeinschaften weltweit verstärkt in allgemeinwohlrelevante Aktivitäten, wie Klima-, Gewässer – und Bodenschutz einzubeziehen. Da sie alle eine eigene Legislative und Jurisdiktion haben, könnte genau an diesen Rechtsverhältnissen angesetzt werden. Zum Beispiel könnte das bestehende Kirchenrecht der römisch-katholischen Kirche auf die Umsetzung ökologischer und sozialer Entwicklungen in modernen Gesellschaften hin kritisch beleuchtet und gegebenenfalls weiterentwickelt werden.

    In vielen Tagungsbeiträgen wurde auf die Dimension der Weiterentwicklung von nationalen Verfassungen oder internationalen Regimes, wie z.B. Handelsabkommen eingegangen. Die Vorschläge bezogen sich auf kosmozentrische Grundlegungen bzw. Erweiterungen von Verfassungen, ferner auf die Integration von Vor-, aber auch Nachsorgeprinzipien und reichten bis zu Anregungen für eindeutige Verfassungsartikel, die gesellschaftliche Entwicklungen weltweit auf ein regeneratives Wirtschaften und eine gemeinwohlorientierte Wirtschaft ausrichten könnten.

    Die Teilnehmer*Innen der Tagung waren sich darin einig, dass es ein neues weltbürgerliches Erwachen brauche. So wurde u.a. auf die enorme Bedeutung der Earth-Charta verwiesen, die eine der Lebendigkeit verpflichtete kosmopolitane, also weltbürgerliche Agenda für mehr Integrität in Institutionen und Organisationen formuliert hat (www.earthcharta.org).

    Wie kann eine globale, rechtlich verbindliche Gestaltung (Global Governance) von Allgemeinwohl betreffenden Themen vorangebracht werden? Wie wird sich das Pariser Klimaabkommen realpolitisch auswirken? Wie werden die Sustainable Development Goals gut umgesetzt werden können? Diese Fragen beherrschten die Debatten zwischen den mehr als 30 Vorträgen. Viele Bezüge zu den planetarischen Grenzen bzw. zu einem Leben in einem für die Menschheit sicheren und widerstandsfähigen Handlungsraum (Safe Operating Space) wurden von den Konferenzteilnehmern*Innen eingebracht. Immer wieder wurde dabei die besondere Rolle eines auch moralisch integren Verhaltens des Einzelnen betont, um ökologische und soziale Integrität verwirklichen zu können und zum Allgemeinwohl beizutragen.

    Im Anschluss an einen entsprechenden Vortrag des Stiftungsvorstands und Gastgebers der diesjährigen Tagung, Franz-Theo Gottwald, wurde die breite Streuung von Vorschlägen zum Erreichen integren, individuellen Verhaltens unter den Diskussionspartnern*Innen feststellbar. Hierzu gehörten zum Beispiel die politische Setzung und Hinterlegung von Anreizsystemen für ein Verhalten, das unter Gesichtspunkten der Zukunftsgerechtigkeit vorzuziehen sei, also von Gesetzen und Verordnungen. Auch eine verstärkte interkulturelle Kommunikation von religiösen und ethischen Prinzipien wurde genannt. Wichtig war den Teilnehmern*Innen zudem, die Forschung zu intensivieren, wie in unterschiedlichen Kulturen die Brücke zwischen angestrebtem nachhaltigen Verhalten und realer Lebensführung bzw. realem alltäglichem Konsum geschlagen werden können, also wie das sogenannte Consumer Citizen Gap zu schließen sei.

    Die Beiträge zur Tagung werden im kommenden Jahr bei Springer Press veröffentlicht.

    Die nächste internationale GEIG-Konferenz wird im Sommer 2017 in Kanada stattfinden.

    Das Leben an die Flüsse zurückbringen: Verleihung des Wolfgang Staab-Preises 2016

    Lang wurde der Rhein als reine Wasserstraße für den Schiffsverkehr gesehen, seine Ufer wurden verbaut und die Auen zerstört. Das wollte Flussexperte Klaus Markgraf-Maué nie hinnehmen. Seit 20 Jahren widmet sich der studierte Biologe und Geograf bei der NABU-Naturschutzstation Niederrhein der Renaturierung ursprünglicher Auenlandschaften. Für seine Arbeit erhielt der Flussexperte am 10. Juni 2016 den diesjährigen Wolfgang Staab-Naturschutzpreis bei einem Festakt in den Räumen der Schweisfurth Stiftung in München.

    Klaus Markgraf-Maue: Ein Pionier, der andere mitreißt
    „Dass man am Rhein, an der meistbefahrenen Wasserstraße Deutschlands, Renaturierungsprojekte durchführen kann, ist nicht selbstverständlich“, betonte NABU-Präsident Olaf Tschimpke in seiner Laudatio auf den Preisträger. Die wachsende Bereitschaft der zuständigen Behörden, solche Vorhaben des NABU zuzulassen und zu unterstützen, verdanke man Pionieren wie Markgraf-Maué. Tschimpke würdigte den Flussexperten als mitreißenden Motivator, der es immer verstanden habe, alle Beteiligten an einen Tisch zu bringen. Seine Arbeit und seine „nie verkniffene, immer positive Art“ hätten dazu geführt, dass die Fluss- und Auenschutzprojekte wachsende Anerkennung fänden.

    Der Rhein kann wieder mehr sein als eine Wasserstraße
    Die Rede des Preisträgers Klaus Markgraf-Maué wurde geprägt von einem Blick auf zukünftige Projekte und Ziele. Trotz der wichtigen Rolle des Rheins als Verkehrsweg sei es möglich, ihn auch als wertvollen Lebensraum für Mensch, Tier und Pflanzen zu erhalten und zu renaturieren. Gebremst werde dieser Prozess aber oft von bürokratischen Hürden, deren Abbau sich der Preisträger wünscht. „Viele lokale Projekte stoßen auf große Hindernisse in der Verwaltungsstruktur, die zu bewältigen uns viel Zeit und Geld kostet.“ Dass er sich von solchen Verzögerungen nicht entmutigen lässt, zeigt Markgraf-Maués erfolgreiche Arbeit in vielen Projekten, beispielsweise im Naturschutzgebiet Emmericher Ward am Niederrhein.

    Preis würdigt Verdienste um Fluss- und Auenschutz
    Seit 2015 vergibt die Schweisfurth-Stiftung den mit 20.000 Euro dotierten Preis in Kooperation mit dem Wolfgang Staab-Naturschutzfonds an Personen, die sich besonders für den Fluss- und Auenschutz engagieren. Wolfgang Staab (1938-2004) machte sich als leidenschaftlicher Umweltschützer in Rheinland-Pfalz einen Namen. Als Vorsitzender des Landesverbandes Rheinland-Pfalz des BUND wirkte er viele Jahre sehr erfolgreich; später war er als Schatzmeister im BUND-Bundesverband tätig. Seine Witwe Dr. Dorette Staab richtete 2014 den Wolfgang Staab-Naturschutzfonds innerhalb der Schweisfurth Stiftung ein.

    Mit der Verleihung des Wolfgang Staab-Preises 2016 beginnt zugleich die Bewerbungsfrist für die Preisvergabe 2017. Sie läuft bis zum 1. Oktober 2016. Weiterführende Information können Interessenten unter info@schweisfurth-stiftung.de anfordern bzw. Vorschläge einreichen.

    Mehr Informationen zum Thema Fluss- und Auenschutz finden Sie auf den Seiten der NABU Naturschutzstation Niederrhein und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung

    Headerfoto (v.l.n.r.): Prof. Emil Dister (WWF Aueninstitut Rastatt), NABU-Präsident Olaf Tschimpke, Preisträger Klaus Margraf-Maué, Prof. FRanz-Theo Gottwald, Vorstand der Schweisfurth Stiftung

    Leben als Lego-Baukasten? Ein Wort zur Synthetischen Biologie

    Forscher erschaffen künstliche DNA. Das klingt wie in einem ScienceFiction-Film, ist im Wissenschaftsalltag aber längst Realität. Die neue Spielwiese der Gentechnologie nennt sich Synthetische Biologie. Sie ermöglicht es, Gene beliebig zu manipulieren, bestehendes Leben zu „optimieren“ und neue Lebewesen zu schaffen. Genau diese schier unbegrenzten Möglichkeiten machen die Synthetische Biologie für viele so interessant.

    Künstliches Leben? Längst machbar.
    Das Erbgut besteht naturgemäß aus vier Basen: Adenin, Guanin, Cytosin und Thymin. Paarweise verbunden bilden diese Basen die DNA-Moleküle. Mit der Synthetisierung komplett neuer Basen wird Leben erschaffen, das in der Natur überhaupt nicht vorgesehen ist. 2014 etwa meldeten kalifornische Forscher die Ausstattung eines Bakteriums mit einem zusätzlichen Basenpaar. Neben den vier üblichen DNA-Bausteinen wurde das Alphabet des Lebens einfach um zwei weitere Basen erweitert: d5SCIS and dNaM. Die Forscher sprechen von einem halbsynthetischen Lebewesen.[1] Bei der Deutschen Forschergemeinschaft DFG ist man euphorisiert über die unendlichen Möglichkeiten der Synthetischen Biologie: Biologische Systeme (Lebewesen!) sollen „nicht nur künstlich generiert bzw. nachgebaut, sondern kreativ gestaltet und mit Komponenten ausgestattet werden, die in der Natur in dieser Form bisher nicht vorkommen“[2].

    Weitreichende Anwendungsmöglichkeiten
    Synthetische Biologie ist eine relativ junge Wissenschaft. Angesiedelt zwischen Ingenieurstechnik, Chemie und Biotechnologie, erstrecken sich ihre möglichen Anwendungsgebiete von der Medizin und Diagnostik über die Energiegewinnung bis hin zur chemischen Produktion. Auch in Landwirtschaft und Tierhaltung bieten sich Anwendungsfelder. Auf die Spitze getrieben: Das „genoptimierte“ blinde, federlose Huhn wäre die Lösung für das unschöne tierschutzrelevante Problem des Federpickens. Dass die Ursachen für diese Verhaltensstörung eben gerade in der Zucht und in den unzureichenden Haltungsbedingungen liegt – wen kümmert es? Es wäre nicht das erste maßgeschneiderte Tier – längst können Labore Mäuse und andere Nager bestellen, die nach Kundenwunsch gewissermaßen genetisch „designt“ werden.

    Was darf der Fortschritt?
    Wie keine andere Technologie wirft die Synthetische Biologie die Frage auf, ob und wie weit der Mensch als Schöpfer in die Natur eingreifen darf. Wer sich in dieser Diskussion kritisch äußert, wird gern als fortschrittsfeindlich abgekanzelt. Was dabei vergessen wird: Fortschritt ist sinnvoll und gut, wenn er Sinnvolles und Gutes hervorbringt. Und – das ist der wesentliche Aspekt bei allen biotechnologischen Anwendungen – wenn seine Folgen kontrollierbar sind. Das bedeutet auch, dass sie sich der politischen Willensbildung unterwerfen.

    Es bleibt: Das Risiko
    Im Fall der Synthetischen Biologie gibt es trotz weitreichender Forschungs- und Anwendungsmöglichkeiten keine angemessenen gesetzlichen Regelungen. Dabei sind die Folgen dieser Technologie unabsehbar. Wie verhält sich etwa künstliche DNA im Organismus? Was passiert im Zusammenspiel mit anderen Lebewesen? Wie beeinflusst künstlich erzeugtes Leben die Umwelt? Fragen, die bisher niemand beantworten kann.

    Eine Technik mit hohem Missbrauchspotenzial
    Besonders brisant: Die Methoden der Synthetischen Biologie sind inzwischen theoretisch jedem zugänglich. Das notwendige Werkzeug kann man problemlos im Internet bestellen. Weil so jeder zum Hobby-Bioingenieur werden kann, birgt die Synthetische Biologie ein riesiges Missbrauchspotenzial. Hier entstehen neuartige Risiken, die weder angemessen beforscht noch seitens der zuständigen Stellen gebührend berücksichtig werden. Das ist tragisch – denn die Konsequenzen werden alle Menschen tragen müssen. Auch die Zivilgesellschaft, die nicht gefragt wurde, ob sie solch weitreichende Technologien überhaupt möchte.

     

    Zum Weiterlesen:
    Die kritische Analyse von Dr. Christoph Then (TestBiotech e.V.) und Sylvia Hamberger: Synthetische Biologie und künstliches Leben Teil 1 & Teil 2.
    Das Dossier „Mit Bioökonomie die Welt ernähren?“ von Franz-Theo Gottwald und Joachim Budde.

    Quellen
    [1] Malyshev, Denis A.; Dhami, Kirandeep; Lavergne, Thomas; Chen, Tingjian; Dai, Nan; Foster, Jeremy M.; Corrêa, Ivan R.; Romesberg, Floyd E. (2014): A semi-synthetic organism with an expanded genetic alphabet. In: Nature DOI: 10.1038/nature13314
    [2] http://dfg.de/dfg_magazin/forschungspolitik_standpunkte_perspektiven/synthetische_biologie/index.html, aufgerufen am 9.12.2015

     

    Die Kommerzialisierung allen Lebens hat Folgen

    Mit der Technik von morgen die Probleme von heute lösen – eine verlockende Vision. Auch in der Landwirtschaft versprechen neue Technologien scheinbar das Ende aller Hungersnöte. Franz-Theo Gottwald, Vorstand der Schweisfurth Stiftung, warnt dagegen vor der sogenannten Bioökonomie.

    Ein unkalkulierbares Risiko
    „Wir haben schon das Elend der Atomtechnik erleben müssen, partiell das Elend der grünen Gentechnik – und jetzt fangen wir an, die Grundbausteine des Lebens neu zu kombinieren“ resümiert Gottwald im Interview mit dem oya Magazin. Der Einsatz solcher neuen, „nicht rückholbaren“ Biotechnologien wie der synthetischen Biologie sei mit einem nicht kalkulierbaren Risiko verbunden, so der Agrarexperte. Ein Risiko, das aus seiner Sicht zudem unnötig ist:

    „Es wird argumentiert, dass diese Entwicklung nötig sei, um 10 Milliarden Menschen zu ernähren, aber das ist auch durch sanfte Alternativen, die für mehr Menschen mehr Zugänge zu Nahrung ermöglichen und weniger Kosten verursachen, erreichbar.“

    Eine Aufgabe für die Politik – und jeden einzelnen
    Um diesen sanften Methoden den Vorzug vor einer Vermarktung alles Lebendigen zu geben, sieht der Vorstand der Schweisfurth Stiftung Politik und Gesellschaft in der Pflicht: „Meines Erachtens ist ein politischer Rahmen gefragt und zugleich eine Begleitung von Menschen in andere Wahrnehmungs- und Empfindungsmuster, die sie aus der Einstellung herausführen, Natur beherrschen zu wollen.“

    Zum vollständigen Interview im oya Magazin

    HighTech gegen den Hunger? Dossier zur Bioökonomie erschienen

    Die Frage, wie wir in Zukunft eine wachsende Weltbevölkerung gut ernähren können, stand im Mittelpunkt des Global Bioeconomy Summit, der vom 24. bis 26. November in Berlin stattfand. Die Verfechter der Bioökonomie sehen die Antwort in der Technologisierung der Landwirtschaft. Ertragssteigerungen, (gen-)technische Lösungen und mehr Effizienz sollen dafür sorgen, dass alle satt werden. Doch wie wirksam ist die Ökonomisierung des Biologischen tatsächlich im Kampf gegen Hunger und Armut? Wo liegen die Gefahren? Und: Welche sinnvollen Alternativen gibt es? Ein soeben erschienenes Dossier von Stiftungsvorstand Franz-Theo Gottwald und Wissenschaftsjournalist Joachim Budde im Auftrag des Instituts für Welternährung geht diesen Fragen auf den Grund.

    Statt mehr Nahrung: Mehr Probleme
    Die ernüchternde Bilanz von Gottwald und Budde: Bioökonomie leistet bislang keinen Beitrag zur nachhaltigen Sicherung der Welternährung. Vielmehr kommen die beiden Autoren zu dem Schluss, dass die bioökonomische High-Tech- und Investitionsstrategie den Kampf um Boden und biologische Ressourcen verschärft. Damit fördert der bioökonomische Ansatz Hunger, Armut und Flucht, anstatt diese Probleme zu lösen.

    Die Kommerzialisierung von Leben
    Problematisch sei außerdem die zunehmende Kommerzialisierung alles Lebendigen, so die Agrarexperten Gottwald und Budde. Saatgut, Tiere, Pflanzen − alles verkomme zur Ware. Beteiligungsansprüche von lokalen Gemeinschaften fielen dabei unter den Tisch, ebenso wie die Idee der Gemeingüter (Commons). Biotechnologische Verfahren wie Gentechnik oder synthetische Biologie sollen Leben optimieren, effizienter machen, an die (wirtschaftlichen) Interessen der Industrie anpassen. Aber: „Die Wunderwaffen der Bioökonomie können nach hinten losgehen“, warnt Franz-Theo Gottwald. Seien die biologischen Hochrisikotechnologien einmal im Einsatz, ließen sie sich nicht mehr stoppen, geschweige denn rückgängig machen. Profitieren würden von dieser Entwicklung nicht die Hungernden, sondern die Konzerne.

    Einen interessanten Beitrag von Dr. Alexandra Hildebrandt (Huffington Post) zu der Bioökonomiestudie können Sie hier online  lesen.

    Zum Weiterlesen: Franz-Theo Gottwald & Anita Krätzer: Irrweg Bioökonomie. Kritik an einem totalitären Ansatz. Suhrkamp 2014.

     

    Welternährungstag: Agenda zur Bekämpfung des Hungers

    Weltweit hungern nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) rund 800 Millionen Menschen; jeder dritte Mensch leidet an Unter- bzw. Fehlernährung. Andererseits werden jährlich nach Schätzungen der Vereinten Nationen (VN) circa ein Drittel aller Lebensmittel weggeworfen. Matthias Middendorf, Mitarbeiter der Schweisfurth Stiftung, macht sich anlässlich des Welternährungstages Gedanken über die Ursachen und die Folgen des Hungers.

    Mission Ernährung

    Die FAO wurde am 16. Oktober 1945 als erste internationale Organisation noch vor den VN gegründet und feiert heute ihr 70-jähriges Jubiläum. Ihr Ziel ist es, den Hunger weltweit zu bekämpfen und den Lebensstandard vor allem der Menschen in ländlichen Gebieten zu verbessern. Deshalb steht der diesjährige Welternährungstag unter dem Motto „Sozialer Schutz und Landwirtschaft – den Kreislauf von bäuerlicher Armut durchbrechen“. Unter der Teilnahme des UN-Generalsekretärs Ban Ki-Moo werden die offiziellen Feierlichkeiten auf dem Gelände der Expo 2015 in Mailand veranstaltet, denn die diesjährige Weltausstellung steht unter dem Leitspruch „Den Planeten ernähren, Energie für das Leben“. Seine Eindrücke und Gedanken zur Expo hat unser Vorstand Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald nach einem Besuch der Ausstellung im Juli zusammengefasst.

    Große Herausforderungen – kleine Erfolge?

    Seit nunmehr sieben Jahrzehnten bietet die FAO ein Forum für Landwirtschafts-, Fischerei- und Ernährungsfragen, berät nationale Regierungen in agrarpolitischen Fragen und erarbeitet Strategien zur Ernährungssicherung und Armutsbekämpfung. Eine Mammutaufgabe angesichts der riesigen Zahl an Hungernden. Zwar lassen sich Erfolge erkennen: In den vergangenen 25 Jahren konnte auch dank des Engagements der FAO die Zahl der Hungernden in der Welt von über einer Milliarde auf rund 800 Millionen gesenkt werden. Das eigentliche Ziel, die Anzahl auf 500 Millionen zu senken, wurde jedoch verfehlt. Aktuell steht die Sonderorganisation vor mehreren Herausforderungen: Patentstreitigkeiten, prekäre politische Verhältnisse, militärische Auseinandersetzungen und wachsende Ungleichheiten zwischen ländlich geprägten und industrialisierten Regionen verschärfen die Not vieler Menschen.

    Gründe für den Hunger

    Die Verringerung der Anzahl hungernder Menschen ist somit nur ein Teilerfolg. Denn die Gründe für den Welthunger sind vielfältig und vielschichtig: Politische Rahmenbedingungen, globale Verteilungsfragen, das fehlende oder verlorengegangene Wissen über regional angepasste Produktionsmethoden und unzureichende Infrastruktur in vielen Teilen der Welt.
    Der aktuelle Welthunger-Index stellt zudem einen engen Zusammenhang zwischen bewaffneten Konflikten und dem globalen Hunger dar. Die meisten Auseinandersetzungen und deren Folgewirkungen wie Flucht und Vertreibung sind die Ursache für Hungersnöte oder akuten Hunger. Aktuell sind über 172 Millionen Menschen von bewaffneten Konflikten betroffen, deren Auswirkungen zum Teil noch durch Naturkatastrophen oder die internationale Politik verschärft werden.

    Hunger nach Fleisch

    Zudem führt der globale Anstieg des Fleischkonsums dazu, dass beim Kampf um knappe Anbauflächen Futtermittel und Grundnahrungsmittel zunehmend in Konkurrenz zueinander treten. Das trifft die Menschen in ländlichen Gebieten besonders hart. Ihnen bleibt schlicht nicht genug Anbaufläche, um sich und ihre Familien zu ernähren. Um diese Ursachen langfristig zu bekämpfen, braucht es Investitionen in eine bäuerliche, lokal ausgerichtete Landwirtschaft. Diese Landwirtschaft ist umweltverträglich, sozial und zugleich wirtschaftlich rentabel. Sie bezieht die komplette Wertschöpfungskette mit ein — vom Acker bis zum Teller. Denn die ausreichende Versorgung der Menschen mit Nahrung ist eine Grundvoraussetzung für jede gesellschaftliche Entwicklung.

    Entwicklungsziele – Neuer Versuch

    Dieser Zusammenhang wurde auch Ende September in der Verabschiedung der Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung aufgegriffen. Die Neuausarbeitung der Sustainable Development Goals (SDGs) war notwendig, da die im Jahr 2000 verabschiedeten Millenniums-Entwicklungsziele (MDGs) auslaufen, obwohl längst nicht alle Ziele erreicht worden sind. Die neuen SDGs sind ambitionierter formuliert, da sie auf einem ganzheitlichen Ansatz beruhen. Sie gelten nicht nur für die Entwicklungsländer, sondern für alle Staaten und vereinen ökologische, wirtschaftliche und soziale Ziele. Das Ergebnis eines zweijährigen Konsultationsprozesses sind 17 Ziele und 169 Unterziele, die für eine nachhaltige Entwicklung stehen.

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    Die Ziele, beispielsweise die vollständige Überwindung von Hunger, bei gleichzeitiger Halbierung der Lebensmittelverluste, sollen bis 2030 erreicht werden. Die jeweiligen Länder können Schwerpunktthemen setzen — bindend sind diese Bestrebungen aber nicht. Die SDGs zeigen gebündelt den notwendigen Handlungs- und Veränderungsbedarf auf regionaler, nationaler und globaler Ebene. Deutschland möchte bereits 2016 im Rahmen der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie über den Umsetzungsstand der SDGs berichten. Die Umsetzung aller Ziele ist somit von Beginn an kritisch zu begleiten.

    Global denken, lokal essen
    Jeder kann durch seinen Lebensstil das Ausmaß des Hungers reduzieren. Wer auf importierte und transport- wie lagerintensive Lebensmittel verzichtet, und auf Siegel wie fairen Handel achtet, ernährt sich frischer und schont die Umwelt. Eine gute Einkaufshilfe ist zum Beispiel der Utopia Saisonkalender.

    Weiterlesen
    Peter Cornelius Mayer-Tasch (Hg.): Der Hunger der Welt. Ein fatales Politikum. Campus, Frankfurt a.M. 2011. In ihrem Beitrag „Wer wird die Welt ernähren? Nachhaltige Landwirtschaft als Chance“ zeigen Franz-Theo Gottwald und Isabel Boergen konkrete Lösungsansätze zur komplexen Thematik.

    Hinschauen
    Der soeben in Deutschland angelaufene Dokumentarfilm „Landraub“ zeigt die Konsequenzen von globalen Spekulationen um Ackerland. Dabei lässt der Film sowohl Bauern wie auch Investoren zu Wort kommen, statt einfach nur anzuprangern. Hier geht’s zum Trailer des Films.

    Headerfoto: Aus dem Film Landraub. „Äthiopien: Kleinbauern bei der Ernte“, © movienet

     

    Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel erschien anlässlich des Welternährungstages 2015.

    Engagement für Verbraucher

    Seit 2009 arbeitet die Verbraucherkommission Bayern als unabhängiges Expertengremium für eine stärkere Berücksichtigung von Verbraucherinteressen seitens der bayerischen Politik.

    Die Kommissionsmitglieder kommen aus den verschiedensten Branchen und bringen ihre Erfahrungen in der Verbraucherarbeit, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft aktiv in politische Prozesse ein. So begleitet die Kommission durch Stellungnahmen und Empfehlungen die verbraucherpolitische Arbeit der Staatsregierung, etwa bei Fragen zur besseren Kennzeichnung von Lebensmitteln, der Aufklärung von Verbrauchern oder dem besseren Schutz von privaten Daten im Internet.

    verbraucher_Logo

    Seit 2009 ist Stiftungsvorstand Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald Mitglied der Verbraucherkommission Bayern und seit 2014 ihr Vorsitzender.

    Unsere aktuelle Buchreihe zur Agrarkultur

    Praxisnah ist die von der Schweisfurth Stiftung herausgegebene Publikationsreihe „Agrarkultur im 21. Jahrhundert“, die im Metropolis-Verlag erscheint. In den einzelnen Bänden erklären die Autorinnen und Autoren anhand konkreter Problemstellungen, wie Menschen nachhaltig und gut auf und mit dem Planeten Erde leben können. Auch im 21. Jahrhundert lassen sich viele Potenziale für ökonomische, ökologische und kulturelle Entwicklungen im Leben auf und mit dem Lande finden. Ziel der Reihe ist es, möglichst viele Mitdenker und Mitmacher bei der Gestaltung nachhaltiger Lebensformen zu entwickeln.

    Bisher erschienen − Marburg, Metropolis Verlag:

    Schweisfurth Stiftung Metropolis Bücher Titel

    Anita Idel (7. Auflage, 2019): Die Kuh ist kein Klima-Killer!
    Wie die Agrarindustrie die Erde verwüstet und was wir dagegen tun können.

    Das Rind ist einerseits globaler Landschaftsgärtner, andererseits extrem energiereich gefüttertes Hochleistungstier. Dr. Anita Idel stellt die Frage nach dem richtigen System. Dieses Buch ist mehr als die Rehabilitierung der Kuh. Die Autorin dokumentiert den zerstörerischen Beitrag der intensiven Landwirtschaft zum Humusverlust und zum Klimawandel. Sie lässt Menschen zu Wort kommen, die durch Weidewirtschaft mit Kuh und Co. und dem Wissen des 21. Jahrhunderts die symbiotischen Potenziale des Boden-Pflanze-Tier-Komplexes wiederbeleben.

     

    Hubert Wiggering, Detmar Schallwich unter Mitwirkung von Roderich Thien (2019): Ein Krieg im Kornfeld
    Cyberkrieg und Digitalisierung – Feldroboter und Tablets, Cyborgs und Landwirte

    In diesem Buch wird eine teils turbulente, teils ausholend intensive Geschichte erzählt. Sie beginnt an zwei völlig unterschiedlichen Orten der Welt, wo die Menschen versuchen, von ihrer Arbeit auf dem Land und von dem zu leben, was dieses Land ihnen gibt. Auf den ersten Blick scheinen die so weit voneinander entfernt liegenden Welten kaum etwas gemeinsam zu haben. Doch die persönlichen Schicksale führen die Beteiligten zusammen.

     

    Hubert Wiggering (2017): Land, Landschaft, Landwirtschaft 2071
    Eine Geschichte zwischen Traum und Trugschluss, die gerne eine Fiktion wäre und doch von der Realität eingeholt wird

    2017 – 2071! Nicht nur ein Zahlendreher, sondern zwei Blickrichtungen, nach vorne und zurück. Land zum Wirtschaften, Landschaften, die wir gestalten. Unsere Verantwortung sinnvoll mit den Ressourcen umzugehen wird weiter steigen. „Weiter so“? Das kann nicht die Lösung sein. Wie vielschichtig aber die Überlegungen zur Landwirtschaft und zur zukünftigen Produktion von Nahrungsmitteln sind, wird in diesem Buch erzählerisch subtil aufgezeigt. Auch wenn wir uns oft selbst im Wege stehen, es gibt immer Lösungen. Wenn wir aus dem heutigen Tun lernen, müssen wir nicht immer wieder dieselben Fehler machen. Viele werden dafür in die Verantwortung genommen. Das gilt gleichermaßen für die Landwirte als Primärproduzenten, für die Veredlungsindustrie wie für uns alle als Konsumenten. Das gilt ebenso für die Wissenschaftler, die vielen Berater und die Politiker, die zukünftig einfach nur die richtigen Entscheidungen treffen müssen. Bereits heute lässt sich erahnen, wie schwierig dies auch im Jahre 2071 sein wird, wenn die Welt und auch die Landwirtschaft sich dramatisch verändert hat.

     

    Michael Beleites (2016): Land-Wende.
    Raus aus der Wettbewerbsfalle!

    Die Industrialisierung der Landwirtschaft wird weder von profitgierigen Landwirten, noch durch geizige VErbraucher bewirkt. Ihr Verursacher ist der Verdrängungswettbewerb, die Logik vom „Wachsen oder Weichen“ der Höfe. Michael Beleites untersucht die Wettbewerbslogik dort, wo sie herkommt – in der Biologie. Sein Befund: Nicht Kampf und Konkurrenz leiten die Naturprozesse, sondern Kooperation und ökologische Integration, die Umweltresonanz.

     

    Franz-Theo Gottwald, Isabel Boergen (Hg.) (2013): Essen & Moral.
    Beiträge zur Ethik der Ernährung

    Jeder Bissen ein Fall für das Gewissen? Die ausgewählten Beiträge schildern die mannigfaltigen ethischen Herausforderungen, denen sich jeder von uns täglich aufs Neue stellen muss − sei es als Produzent, Vermarkter oder Verbraucher. Details wie die Patentierung von Leben oder die Kennzeichnung gentechnikfreier Lebensmittel werden von den Autorinnen und Autoren dabei ebenso aufgegriffen wie grundsätzliche philosophische Fragen, die sich etwa beim Verzehr von Produkten tierischer Herkunft stellen.

     

    Karin Jürgens (2013): Milchbauern und ihre Wirtschaftsstile.
    Warum es mehr als einen Weg gibt, ein guter Milchbauer zu sein.

    Wie können Bauern die Zukunft ihrer landwirtschaftlichen Betriebe sichern?
    Die freiberufliche Agrarwissenschaftlerin Dr. Karin Jürgens beschreibt anhand der Biografien von Milchviehbetrieben und deren Wirtschaftsstilen Entwicklungsoptionen jenseits von Wachsen oder Weichen.

     

    Kristina Pezzei (2012): Verkaufen können wir selber!
    Wie sich Landmenschen ihren Laden zurück ins Dorf holen.

    Dieses Buch handelt von Menschen, deren Ideen und was sie daraus machten, um sich wieder Läden ins eigene Dorf zu holen. Es berichtet von Initiativen und Aktionen, die oft ohne finanzielle Unterstützung, dafür aber mit viel ehrenamtlichem Einsatz neue Wege ausprobieren. Die Journalistin und Geografin Kristina Pezzei hat Dorfläden in ganz Deutschland besucht. Sie zeigt, dass solche Projekte funktionieren und sogar als Vorbilder für ähnliche Vorhaben in Städten dienen können.

     

    Franz-Theo Gottwald (2. Auflage, 2012):Esst anders!
    Vom Ende der Skandale. Über inspirierte Bauern, innovative Handwerker und informierte Genießer.

    Wir brauchen eine ethische und politische Wende, die sich an Gerechtigkeit, Souveränität, der Würde des Lebens und an der Re-Regionalisierung orientiert. Sonst werden Lebensmittelskandale, Pandemien, Tierquälerei und Umweltverbrauch notwendige Folgen der städtischen Essgewohnheiten bleiben. Das Buch verdeutlicht, warum wir so leben, wie wir essen und warum wir jetzt anders essen müssen, damit auch künftige Generationen noch gut zu essen haben.

     

     

    Zusammenarbeit mit Universitäten

    Junge Menschen für eine nachhaltige Neugestaltung der Land- und Lebensmittelwirtschaft zu begeistern, ist eines der Anliegen der Schweisfurth Stiftung. An der Humboldt-Universität zu Berlin lehrt Stiftungsvorstand Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald alle zwei Jahre im Rahmen einer Vorlesungsreihe „Agrar-, Ernährungs- und Umweltethik“. Sein Ziel ist es dabei, Studentinnen und Studenten zu befähigen, selbstständig bioethische Problemstellungen zu identifizieren, zu analysieren und angemessene Lösungen zu entwickeln.

    Auch am Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung (ZNU) an der Universität Witten-Herdecke bringt sich die Schweisfurth Stiftung regelmäßig mit Beiträgen bei der jährlich stattfindenden Zukunftskonferenz Food ein.

    Wolfgang Staab-Naturschutzpreis: Flüsse schützen – Leben schützen

    Flüsse sind die Adern des Lebens. Sie versorgen ihre Umgebung mit Frischwasser und bieten einen vielfältigen Lebensraum für eine Fülle an Pflanzen und Tieren.

    Flüsse spielen eine tragende Rolle bei der Regulierung des Klimas. Dennoch werden sie immer noch unzureichend vor Eingriffen geschützt. Flusslandschaften sind heute die am stärksten bedrohten Lebensräume überhaupt. Besonders leiden die Lebensadern unter dem Bau fortwährend neuer Wasserkraftwerke, die wie Geschwüre wuchern und die Landschaften für immer komplett verändern, teilweise sogar unfruchtbar machen.

    Den Naturschatz bewahren

    Der Wolfgang Staab-Naturschutzpreis wird aus Mitteln des Wolfgang Staab-Naturschutzfonds der Schweisfurth Stiftung gefördert. Um den Naturschatz der Flüsse und Auen weltweit zu bewahren, wird der mit 20.000 Euro dotierte Preis jährlich für besondere Leistungen zugunsten einer nachhaltigen Entwicklung der Fluss- und Auenlandschaft vergeben.

    Der Preis ist benannt nach Wolfgang Staab (1938-2004), der sich an der Spitze des BUND-Landesverbandes Rheinland-Pfalz einen Namen machte. „Wer etwas tut, hat Recht. Wer nichts tut, hat Unrecht“ war ein Leitspruch des kämpferischen Umweltschützers, der 2004 bei einem Autounfall ums Leben kam. Dr. Dorette Staab stiftete den Preis, der 2015 zum ersten Mal vergeben wurde.

    Jury-Mitglieder sind Dr. Dorette Staab, Prof. Dr. Emil Dister (ehem. KIT-Aueninstituts in Rastatt), Dr. Niels Kohlschütter (Schweisfurth Stiftung) und Andreas Krug (Bundesamt für Naturschutz).

    BioThesis – Forschungspreis für innovative Forschung rund um Bio-Lebensmittel

    Dynamisch und innovativ: Die ökologische Lebensmittelbranche leistet entscheidende Beiträge zur Lösung von Nachhaltigkeitsproblemen in der Ernährungswirtschaft.

    Welchen Mehrpreis akzeptieren Verbraucher für ökologisch einwandfreie Lebensmittel? Wie bio sind Lebensmittel, wenn sie rundherum in Plastik verpackt sind? Oder tausende Kilometer zwischen Acker und Teller liegen? Es gibt zahlreiche Forschungsfragen aus dem Bereich green logistics, zur nachhaltigen Ausgestaltung von Produktionsprozessen oder zu sozialen Perspektiven, die ebenso drängend wie spannend sind.

    (c) BioThesisUm der Branche neue Impulse zu geben, sich fortwährend weiterzuentwickeln und dabei die eigenen Werte nicht aus den Augen zu verlieren, wurde der Forschungspreis Bio-Lebensmittelwirtschaft, heute BioThesis, ins Leben gerufen.

    Preis für innovative Forschung

    Junge Forscherinnen und Forscher können sich mit ihren Arbeiten bewerben. Der Wettbewerb prämiert die besten Forschungsarbeiten (Bachelor, Master und Dissertation) rund um Lösungen zu ökologischen Themen und Nachhaltigkeitsfragen. Er findet jährlich statt. Die Schweisfurth Stiftung gehört neben der Lebensbaum-Stiftung, der AÖL und der Biofach zu den Trägern des Preises. Dr. Niels Kohlschütter, Vorstand der Schweisfurth Stiftung ist Jurymitglied.

     

    Informationen zu den aktuellen Preisträgern finden Sie unter biothesis.org.

     

     

    Kurz-gut

    Projektname: Forschungspreis Bio-Lebensmittelwirtschaft
    Startschuss: 2013
    Status:
    läuft
    Wirkungskreis:
    regional
    Zielgruppe:
    Studenten, Universitäten, Unternehmen der Bio-Lebensmittelwirtschaft
    Maßnahme:
    Trägerschaft
    Ansprechpartner/in: Annette Weber oder Dr. Alexander Beck, Büro Lebensmittelkunde & Qualität
    Mehr unter: biothesis.org

     

    Deutsches Netzwerk für Ernährungsethik DNEE

    Mit jeder Kaufentscheidung wird auch eine Wahl für oder gegen die Art und Weise der Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung getroffen. Bei Lebensmitteln gehören zu den entscheidenden Fragen unter anderem: Einsatz von Pestiziden und Antibiotika? Gentechnische Veränderungen im Erbgut? Erhaltung fruchtbarer Böden? Tierwohl? Transportwege? Wir in der Schweisfurth Stiftung sind überzeugt, dass es häufig keine Ja/Nein-Antworten gibt. Es ist unser Anliegen, gemeinsam mit anderen Institutionen Bewusstsein zu schaffen für die Komplexität und Verbundenheit der Zukunftsherausforderungen.

    Ist Essen noch Privatsache?

    Angesichts gravierender Auswirkungen, die Ernährungsverhalten haben kann, ist jede einzelne Konsumentscheidung auch moralisch relevant.
    Ernährungsgerechtigkeit, Intensivtierhaltung, Klimawandel, Ressourcenknappheit, Welthunger − jede Mahlzeit in der globalisierten Welt ist mit Folgen für andere Menschen, Tiere und Umwelt verbunden. Um den vielfältigen ernährungsethischen Fragen nachzugehen, hat die Schweisfurth Stiftung das Deutsche Netzwerk für Ernährungsethik (DNEE) gegründet. DNEE ist eine Plattform zur Vernetzung von Akteuren, die sich mit der ethischen Dimension von Landwirtschaft und Ernährung beschäftigen.

    dnee logo
    Das Netzwerk fördert den Austausch, regt gesellschaftliche Diskussionen und politische Diskurse an und stellt Informationen rund um die Ethik der Ernährung bereit.

     

     

     

    Kurz-gut

    Projektname: Deutsches Netzwerk Ernährungsethik
    Startschuss: 2008
    Status:
    läuft
    Wirkungskreis:
    global
    Zielgruppe:
    Wissenschaftler, Praktiker und Interessierte, die sich mit Foodethics beschäftigen
    Maßnahme:
    Trägerschaft
    Leitung / Ansprechpartner/in: Nora Klopp, Schweisfurth Stiftung

    Ökologie & Ethik

    Moderne Ökologie braucht ethische Reflexion

    Gewohnheit und Orientierung an der Mehrheit sind zwei starke handlungsleitende Faktoren: Etwas, was seit geraumer Zeit Usus ist, wird gerne weiter so gemacht. Und so wie es die breite Masse macht, macht es der Einzelne auch. Wiederholung und Imitation stehen der Anforderung, das eigene Handeln immer wieder neu zu begründen, im Weg. Ökologisches Handeln jedoch erfordert ethische Reflexion. Es verlangt gute Gründe, warum man sich so und nicht anders verhält. Im Kontext der modernen Ökologie sieht die Schweisfurth Stiftung vier zentrale ethische Prinzipien: Verantwortung, Vorsorge, Gerechtigkeit und Biodiversität. Werden sie berücksichtigt, erhöht das die Lebendigkeit: eine Lebendigkeit, die jeder einzelne in sich und um sich herum wahrnehmen kann.

     

    Herausragendes Engagement: Ulrich Eichelmann erhält Naturschutzpreis

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    (von links nach rechts) Preisträger Ulrich Eichelmann, Dr. Dorette Staab, und Prof. Dr. Emil Dister (WWF-Aueninstitut)

    Ulrich Eichelmann, Umweltaktivist, Filmemacher und Geschäftsführer der international tätigen NGO RiverWatch, wurde am 24. Juni 2015 in Rastatt als erster Preisträger mit dem Wolfgang Staab-Naturschutzpreis ausgezeichnet.

    Eichelmann, geboren 1961 in Nordrhein-Westfalen, ist ein Kämpfer, der Dinge bewegen und Spuren hinterlassen will. Ein kreativer Stratege und unbequemer Zeitgenosse, der gerne und ausdauernd gegen den Strom schwimmt.

     

     

     

    Preisträger Ulrich Eichelmann mit Dr. Dorette Staab, Stifterin des Preises

    Preisträger Ulrich Eichelmann mit Dr. Dorette Staab, Stifterin des Preises


    Naturzerstörung unter dem Deckmantel des Klimaschutzes

    Der studierte Landespfleger arbeitete unter anderem 17 Jahre lang als Wasserexperte beim WWF Österreich. Er leitete die Kampagne Stop Ilisu gegen das Staudammprojekt Ilisu am Tigris in der Türkei. Für seinen Film „Climate Crimes − Umweltverbrechen im Namen des Klimaschutzes“ beschäftigten sich Eichelmann und sein Team mit dem rasanten Ausbau von Wasserkraft, Biogas und Biodiesel.

    Der Bau immer neuer Staudämme und Wasserkraftwerke sei momentan die größte Bedrohung für die Flüsse, so Eichelmann in seiner Dankesrede. Die zumindest abschnittsweise noch intakten Flusslandschaften auf dem Balkan etwa sollen dem Bau von 2.000 neuen Kraftwerken geopfert werden. Weltweit würden über 100 Milliarden Dollar jährlich in den Neubau von Wasserkraftwerken investiert. Das sei Naturzerstörung im Namen des Klimaschutzes.

     

     

     


    Bewerben oder Vorschläge einreichen

    Die Bewerbungsfrist für den Wolfgang Staab-Naturschutzpreis endet immer zum 1. Oktober des Vorjahres. Interessierte können sich bewerben oder Vorschläge einreichen unter info@schweisfurth-stiftung.de.

     

    Entwicklung ökologischer Agrarkultur

    Das Konzept der ökologischen Agrarkultur wurde Ende der 80iger Jahre im Kontext der ökologischen Landwirtschaft maßgeblich von der Schweisfurth Stiftung geprägt. Seither wird es als Sammelbegriff für die vielfältigen kulturellen, ökologischen und sozioökonomischen Ausprägungen bäuerlicher Landwirtschaft genutzt. Ökologische Agrarkultur beschreibt die Kulturaufgaben der Landwirtschaft und die vielgestaltigen positiven Wirkungen, die Landwirtschaft im Hinblick auf Umwelt, Klima, Biodiversität und Gesellschaft erbringen kann. Ökologische Agrarkultur ist damit ein alternativer, zukunftsweisender Weg zur eindimensional auf Ertragssteigerung ausgerichteten, industriellen Landwirtschaft.

    Die Schweisfurth Stiftung hat die Wahrung und Entwicklung von ökologischer Agrarkultur zu einem Bestandteil ihrer Statuten gemacht. In ihrem Leitbild „Wege zu einer nachhaltigen Agrar- und Ernährungskultur“ wird detailliert beschrieben, wie eine lebendige und zukunftsfähige Landwirtschaft zum Wohle von Mensch, Tier und Umwelt funktionieren kann.

    Das Leitbild können Sie hier (PDF) herunterladen.

    Video-Tipp: Franz-Theo Gottwald im Gespräch zu der spannenden Frage: Jeder Bissen ein Fall für’s Gewissen?