Afrika
So RIESIGE Hörner wie meine Mutter möchte ich auch mal gerne tragen. Ich fühle mich bestens beschützt von meiner stattlichen Mama!
Afrika kommt vom Herrnbauer.
Mehr Infos zum Herrnbauer hier.
Eva
Ich bin den ganzen Tag bei meiner Mutter die sehr viel Milch hat, ich kann nicht alles trinken. Ich hüpfe vergnügt im Stall umher und bin ein richtiges Energiebündel. Meine Mutter Evi schaut mir geduldig zu.
Eva kommt vom Horthof.
Werden Sie Blühbotschafter:in. Insekten retten UND die Welt verschönern? Geht.
Blühbotschafter:innen sind Menschen, die sich für eine blühende Landschaft und blütenbesuchende Insekten einsetzen. Das zentrale Ziel des Lehrgangs ist es, selbst Projekte zum Schutz der Insekten und der biologischen Vielfalt im persönlichen Umfeld anzustoßen, umzusetzen und langfristig zu begleiten. Dies kann beispielsweise in der Schule, im eigenen Garten, in der Kommune, in der Kirchengemeinde oder auf dem Firmengelände geschehen.
Ob ein Insektenbeet im Schulgarten, ein Brachestreifen auf dem Feld, die Umgestaltung des eigenen Gartens, die Schaffung von Nistmöglichkeiten für Wildbienen, der Verzicht auf Pestizide in der Kommune oder die Pflanzung von insekten- und vogelfreundlichen Hecken auf Kirchengrund – es gibt zahlreiche Beispiele für Aktionen, die ehrenamtliche Blühbotschafter:innen anstoßen können.
Der fünftägige Lehrgang vom 12. April bis 19. Juli 2025 beinhaltet ein praktisches Projekt und wird mit einem Zertifikat abgeschlossen. Der Blühbotschafter:innen-Lehrgang ist ein Kooperationsprojekt des ZUK und der Schweisfurth Stiftung.
Werden Sie Blühbotschafter:in und tragen dazu bei, dass eine Biodiversitäts-Wende stattfindet. Teilnehmen können alle Interessierten über 18 Jahre, die selbst aktiv werden wollen, um den Artenschwund zu stoppen.
Zur kostenpflichtigen Anmeldung geht’s hier. Kontakt: Zentrum für Umwelt und Kultur; Sekretariat Bildung 08857/88759, bildung@zuk-bb.de
Hier finden Sie das Programm mit den Themen, Terminen und weiteren Informationen.
Weitere Informationen zum Lehrgang finden Sie auf der Projektseite.
Malo
Malo wächst ganz schnell weil er die gute Milch direkt am Euter bekommt.
Malo kommt vom Hairerhof
Mehr Infos zum Hairerhof hier.
Programm Kälberpatenschaft
Lasst das Kalb bei seiner Mutter: Jetzt Kälberpatenschaft übernehmen!
In Deutschland werden Kuh und Kalb in der Regel kurz nach der Geburt getrennt – auch in der Bio-Landwirtschaft. Ab einem Alter von vier Wochen werden dann die meisten männlichen Bio-Kälber verkauft und in konventionelle Mastbetriebe gebracht. Als Kälberpatin oder -pate ermöglichen Sie Kälbern und Kühen gemeinsame Zeit – und männlichen Kälbern ein Leben auf dem Biohof.
Wieso männliche Kälber auf Bio-Höfen keine Zukunft haben
Stellen Sie sich vor, Sie sind auf einem Bauernhof. Ein Kalb wird geboren: Liebevoll leckt die Kuh es ab. Das eigene Kind ist das Wichtigste auf der Welt. Und für das Kalb ist die Mutter ein Teil von ihm.
Doch das landwirtschaftliche System in Deutschland verhindert eine natürliche Mutter-Kalb Beziehung – aus ökonomischen Gründen. Meistens werden beide direkt nach der Geburt getrennt. Auch in der Bio-Landwirtschaft. Und was viele nicht wissen: Da die Nachfrage nach Bio-Fleisch viel geringer ist als die nach Bio-Milchprodukten, benötigen die Bio-Höfe deutlich weniger männliche Kälber als weibliche. Deswegen haben männliche Kälber dort meist keine Zukunft und werden im Alter ab vier Wochen verkauft – und zwar in die konventionelle Mast. Das bedeutet oft lange Tiertransporte, systematische Behandlungen mit Antibiotika und ein Leben auf Spaltenböden ohne Auslauf ins Freie.
Mit einer Kälberpatenschaft geben Sie Kuh und Kalb gemeinsame Lebenszeit
Kälber aus unserem Patenschaftsprogramm bleiben mindestens drei Monate lang bei einem Muttertier. Außerdem werden männliche Kälber danach nicht in die konventionelle Mast abgegeben, sondern bleiben auf einem Bio-Hof. Auf unserer Seite Kälberpatenschaft können Sie alle Kälber sehen, die aktuell Patinnen und Paten brauchen. Suchen Sie sich Ihr Patenkalb aus und entscheiden Sie sich für Ihren Spendenbetrag. Für ein Kalb benötigen wir 250 Euro. Sobald der Betrag zusammengekommen ist, nehmen wir das Kalb in das Programm Kälberpatenschaft auf. Und so läuft die Patenschaft ab:
=> So werden Sie Pate oder Patin
- Lernen Sie hier die Patenkälber kennen
- Entscheiden Sie sich für Ihr Kalb
- oder wählen Sie Ihren Spendenbetrag (auch weniger oder mehr als 250 Euro sind möglich)
=> Langfristig den Markt verändern
Hartnäckig hält sich die Erzählung, dass das Leid der Kälber und Mütter für die Wirtschaftlichkeit des Hofs unvermeidlich ist. Einige Betriebe beweisen schon jetzt das Gegenteil. Mit dem Programm Kälberpatenschaft wollen wir mit Ihrer Unterstützung Höfen die kuhgebundene Kälberaufzucht ermöglichen und damit der Politik Fördermöglichkeiten für mehr Tierwohl aufzeigen.
=> Ihre Patenschaft stärkt Bio-Höfe
Gerne lassen die Bio-Landwirt:innen, mit denen wir kooperieren, ihre Kälber länger als üblich bei der Mutter aufwachsen. Das ist gut für die Tiere und macht so auch den Landwirt:innen mehr Freude bei der Arbeit. Um das finanziell zu ermöglichen, unterstützen wir sie mit dem Programm Kälberpatenschaft. So fördern wir eine Landwirtschaft, die die Bedürfnisse von Mensch und Tier wahrnimmt und respektiert.
Kälber-Patenschaftsprogramm – wird umgeleitet
Lasst das Kalb bei seiner Mutter: Jetzt Kälberpatenschaft übernehmen!
In Deutschland werden Kuh und Kalb in der Regel kurz nach der Geburt getrennt – auch in der Bio-Landwirtschaft. Ab einem Alter von vier Wochen werden dann die meisten männlichen Bio-Kälber verkauft und in konventionelle Mastbetriebe gebracht. Als Kälberpatin oder -pate ermöglichen Sie Kälbern und Kühen gemeinsame Zeit – und männlichen Kälbern ein Leben auf dem Biohof.
Wieso männliche Kälber auf Bio-Höfen keine Zukunft haben
Stellen Sie sich vor, Sie sind auf einem Bauernhof. Ein Kalb wird geboren: Liebevoll leckt die Kuh es ab. Das eigene Kind ist das Wichtigste auf der Welt. Und für das Kalb ist die Mutter ein Teil von ihm.
Doch das landwirtschaftliche System in Deutschland verhindert eine natürliche Mutter-Kalb Beziehung – aus ökonomischen Gründen. Meistens werden beide direkt nach der Geburt getrennt. Auch in der Bio-Landwirtschaft. Und was viele nicht wissen: Da die Nachfrage nach Bio-Fleisch viel geringer ist als die nach Bio-Milchprodukten, benötigen die Bio-Höfe deutlich weniger männliche Kälber als weibliche. Deswegen haben männliche Kälber dort meist keine Zukunft und werden im Alter ab vier Wochen verkauft – und zwar in die konventionelle Mast. Das bedeutet oft lange Tiertransporte, systematische Behandlungen mit Antibiotika und ein Leben auf Spaltenböden ohne Auslauf ins Freie.
Mit einer Kälberpatenschaft geben Sie Kuh und Kalb gemeinsame Lebenszeit
Kälber aus unserem Patenschaftsprogramm bleiben mindestens drei Monate lang bei einem Muttertier. Außerdem werden männliche Kälber danach nicht in die konventionelle Mast abgegeben, sondern bleiben auf einem Biohof. Auf unserer Kälberpatenplattform können Sie alle Kälber sehen, die aktuell Patinnen und Paten brauchen. Suchen Sie sich Ihr Patenkalb aus und entscheiden Sie sich für Ihren Spendenbetrag. Für ein Kalb benötigen wir 250 Euro. Sobald der Betrag zusammengekommen ist, nehmen wir das Kalb in das Patenprogramm auf. Und so läuft die Patenschaft ab:
=> So werden Sie Pate oder Patin
- Lernen Sie hier die Patenkälber kennen
- Entscheiden Sie sich für Ihr Kalb
- oder wählen Sie Ihren Spendenbetrag (auch weniger als 250 Euro sind möglich)
=> Langfristig den Markt verändern
Hartnäckig hält sich die Erzählung, dass das Leid der Kälber und Mütter für die Wirtschaftlichkeit des Hofs unvermeidlich ist. Einige Betriebe beweisen schon jetzt das Gegenteil. Mit dem Programm Kälberpaten wollen wir mit Ihrer Unterstützung Höfen die kuhgebundene Kälberaufzucht ermöglichen und damit der Politik Fördermöglichkeiten für mehr Tierwohl aufzeigen.
=> Ihre Patenschaft stärkt Bio-Höfe
Gerne lassen die Bio-Landwirt:innen, mit denen wir kooperieren, ihre Kälber länger als üblich bei der Mutter aufwachsen. Das ist gut für die Tiere und macht so auch den Landwirt:innen mehr Freude bei der Arbeit. Um das finanziell zu ermöglichen, unterstützen wir sie mit dem Kälber-Patenschaftsprogramm. So fördern wir eine Landwirtschaft, die die Bedürfnisse von Mensch und Tier wahrnimmt und respektiert
Frodo
Frodo ist von Finchen der Brave. Er springt im neuen Kälberstall umher.
Frodo kommt vom Hairerhof
Mehr Infos zum Hairerhof hier.
Filu
Filu kommt vom Hairerhof
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Lenny
Ein Farbenspiel der Natur. Ich bin braun-weiß, meine Mutter ist schwarz-weiß. Die Gene meines Vaters waren – von außen betrachtet – wohl stärker. Bin ich froh, dass ich einfach gesund bin. Egal, welche Farbe mein Fellkleid hat.
Lenny kommt vom Herrnbauer.
Mehr Infos zum Herrnbauer hier.
Juna
Ich wachse gut und trinken die gute Milch meiner lieben Mutter Julia, habe sehr gut zugenommen und springe lustig im Stall um die Wette. Meistens ist meine Schwester Jana schneller.
Juna kommt vom Horthof.
Jana
Ich trinke die gute Milch meiner lieben Mutter Julia, habe sehr gut zugenommen und springe lustig im Stall um die Wette. Meistens bin ich die Schnellste.
Jana kommt vom Horthof.
Mona
Erstgeborenes Kalb unserer jungen Mutter Mona. Zusammen meistern Sie ihr Leben. Superschön anzuschauen, wie die Natur die Urinstinkte pflegt und hegt.
Mona kommt vom Herrnbauer.
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Horthof
Horthof
Der Horthof wird von der Familie Sappl seit 1979 als Biolandbetrieb mit Michkühen und Nachzucht bewirtschaftet. Die Bäuerin Inge Sappl kümmert sich nicht nur um die Kühe und Kälber, sondern engagiert sich seit 2005 auch als Kräuterpädagogin und ganzheitliche Ernährungsberaterin.
Foto: (c) Horthof
Herrnbauer
Herrnbauernhof
Der Herrnbauernhof ist seit 1567 bzw. gut 15 Generationen im Familienbesitz. Mit einer entschleunigten Wirtschaftsweise, die man vielleicht als „langsam“ bezeichnen könnte, lässt es sich auf dem Hof für die Familie Bichlmair mit 4 Kindern sehr gut leben. Sie ernten durch Hingabe in ihre täglichen Arbeiten einen reichen Schatz an innerer Zufriedenheit und Sicherheit.
Familie Bichlmair kümmert sich um rund 21 Milchkühe. Diese sind Tag und Nacht auf der Weide und gehen nur für die Melkzeit in den Stall zum Arbeiten (außer in den Wintermonaten). Die Kälber werden mindestens 3 Monate Mutter- oder Ammengebunden aufgezogen.
Der Herrnbauernhof ist ein reiner Grünlandbetrieb und wird seit 2015 biologisch bewirtschaftet. Auf den Flächen haben viele Wildkräuter ihr zu Hause wiedergefunden, welche von der Familie zum Verfeinern von Öl und Salz verwendet werden. Daraus entsteht zum Beispiel das hauseigene Kräutersalz, welches neben einigen weiteren Erzeugnissen im eigenen Hofladen zum Verkauf angeboten wird.
(c) Herrnbauernhof
Hairerhof
Der Hairerhof ist ein Demeter-Betrieb im Landkreis Miesbach.
Marina und Albert Stürzer halten dort 35 Milchkühe. Es wird Heumilch für die Bio-Heumilchbauern aus Bayern produziert.
Sie haben zwar keinen Hofladen, aber bieten Hofführungen und Mitmachangebote für Schulklassen, Kindergartenkinder, Familien und Erwachsene gleichermaßen. Außerdem viermal im Jahr Verkaufsaktionen für gutes Bio-Rindfleisch.
Mehr Infos auf der Homepage: www.hairerhof.de
Foto: (c) Daniel Delang/ Öko-Modellregion Miesbacher Oberland
Scheck
Willensstark! Eigenwillig? Eigensinnig? Mit der Zeit ist Scheck zutraulich geworden. Viele Streicheleinheiten, tiefe, ruhige Worte braucht er auf dieser Welt. Dann bekommt er das.
Scheck kommt vom Herrnbauer.
Mehr Infos zum Herrnbauer hier.
Zilvana
Klitzeklein und wunderbar fein; Die täglichen Gänge zur Mahlzeit an der Kuh ein Vergnügen. Große Lebensgeister erwachen zu dieser Zeit. Endlich ist es soweit.
Zilvana kommt vom Herrnbauer.
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Afro
Aufrecht und stramm; hübsch schokoladenhellbraun, will sie sich die neuen Dinge anschauen. Schon mehrmals unentdeckt, fetzte sie durch unsern ganzen Stall. War überall!
Afro kommt vom Herrnbauer.
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Vermittelt: Josi
Josi ist am 4. Februar als zweites von Zwillingen zur Welt gekommen. Sie freut sich, daß ihre Mutter Jana sie liebevoll ableckt und damit ihr Fell massiert.
Josi kommt vom Horthof.
Vermittelt: Jenni
Jenni ist am 4. Februar kurz vor ihrer Schwester als Zwilling auf die Welt gekommen und wechselt sich halbstündlich beim Trinken mit ihrer Zwillingsschwester ab. Ihre Mutter heißt Jana.
Jenni kommt vom Horthof.
Vermittelt: Uschi
Uschi ist ein sehr schönes kräftiges Kalb und liegt ganz brav neben der Mutter und trink genüsslich.
Uschi kommt vom Horthof.
Vermittelt: Schelm
Schelm sitzt ihr nicht nur im Nacken, sondern so heißt sie auch!
Winzig klein und frech. Die große Mutter ist manchmal überrascht, wo sie schon wieder am Weg ist und die Welt entdeckt.
Schelm kommt vom Herrnbauer.
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Vermittelt: Lilli
Lilli ist am 3. Februar als das erste Kalb der Kuh Lisa zur Welt gekommen. Sie bückst immer aus und möchte als Erste trinken.
Lilli kommt vom Horthof.
Vermittelt: Zirbl
Das Kalb Zirbl ist wie ein Wirbl(sturm). Nach den Mahlzeiten fetzt es gerne wild im Kreis, bis es satt und müde seinen Schlaf antritt. Ganz leise hört man es wachsen. Sie ist am 27.01.2025 geboren.
Zirbl kommt vom Herrnbauer.
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Vermittelt: Filu
Filu ist ein kleiner Pirat. Er ist am 23.01.2025. Seine Mutter heißt Frau Kapitän, weil sie auf der linken Seite ein Horn hat, das wie eine Kapitänsmütze anliegt. Filu ist ihr zweites Kalb.
Filu kommt vom Hairerhof
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Vermittelt: Carlo
Carlo hat goldbraunes Fell und ist am 07.01.2025 auf dem Hairerhof geboren. Seine Mutter Caroline hat sehr schöne Hörner. Carlo ist ihr erstes Kalb.
Carlo kommt vom Hairerhof
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Dr. Anita Idel erhält EuroNatur-Preis für Verdienste um artgerechte und naturnahe Landwirtschaft
Der deutschen Tierärztin, Agrarexpertin, Mediatorin und Autorin Dr. Anita Idel ist Anfang Oktober für ihr großes Engagement für die artgerechte Landwirtschaft der EuroNatur-Preis verliehen worden. Die Schweisfurth Stiftung gratuliert Anita Idel herzlich zu ihrer Auszeichnung
Bekannt geworden ist Anita Idel über ihr jahrzehntelanges Engagement gegen die Agro-Gentechnik hinaus durch ihr mehrfach ausgezeichnetes Buch „Die Kuh ist kein Klima-Killer“ (10. Auflage 2024), das in der Reihe „Agrarkultur im 21. Jahrhundert“ der Schweisfurth Stiftung erschienen ist. Laudator Prof. Hubert Weiger ist überzeugt: Anita Idel „hat mit ihrem Buch und ihrer Vortragstätigkeit entscheidend dazu beigetragen, dass die klimabezogenen Kampagnen gegen die Weidetierhaltung insgesamt Zug um Zug als durchsichtige Versuche der Ablenkung von den eigentlichen Verursachern der Klimakrise erkannt wurden und dass die Grünlandlebensräume auch vom Naturschutz heute anders beurteilt werden als noch vor wenigen Jahrzehnten.“
„Mit der Auszeichnung möchten wir Anita Idels bemerkenswerten Einsatz für den Schutz der gesamten Mitwelt einschließlich der Böden würdigen“, begründete EuroNatur-Präsident Thomas Potthast die Wahl der diesjährigen EuroNatur-Preisträgerin. „Dr. Idel hat sich seit Jahren in vorbildlicher Weise und mit einem ungewöhnlich hohen persönlichen Einsatz für eine tierwohlgerechte und naturverträgliche Landwirtschaft eingesetzt“, so Potthast weiter.
Die Stiftung EuroNatur hat zum Ziel, Europas wilde Tiere zu schützen, ihre Lebensräume zu bewahren und den Menschen vor Ort eine naturverträgliche wirtschaftliche Perspektive zu bieten. Mit dem EuroNatur-Preis werden herausragende Leistungen für den Naturschutz gewürdigt.
Die Schweisfurth Stiftung hat Dr. Anita Idel 1993 mit dem Schweisfurth-Forschungspreis ausgezeichnet und fördert ihre vielfältige Arbeit seit Jahren. Wir danken Anita für ihre Leistung und gratulieren herzlich zum EuroNatur-Preis.
Hintergrundinformationen
EuroNatur-Preis: Der EuroNatur-Preis ist undotiert. Mit ihm werden herausragende Leistungen für den Naturschutz gewürdigt. Ausgezeichnet wurden bislang u.a. der Autor Jonathan Franzen, die „mutigen Frauen von Kruščica“ und die Gemeinde Mals in Südtirol. Der EuroNatur-Preis 2024 wurde am Donnerstag, 10. Oktober 2024 um 17 Uhr auf der Bodenseeinsel Mainau verliehen.
EuroNatur – Anwalt für eine bessere Naturschutzpolitik: Die Arbeit von EuroNatur ist seit Gründung der Stiftung europäisch ausgerichtet. Um unsere Flüsse und Wälder, Wildtiere und Vögel in Europa zu schützen, ermutigen wir die Entscheidungsträger in Brüssel, durch politische Maßnahmen aktiv zu werden. Auch deshalb haben wir uns 2021 dafür entschieden, eine Dependance in Belgiens Hauptstadt zu eröffnen.
Foto: v.l.n.r. Dr. Anita Idel, umrahmt von EuroNatur-Präsident Prof. Dr. Thomas Potthast und Vizepräsidentin Dr. Anna-Katharina Wöbse
Copyright: Gerald Jarausch
Die Leistung und das Potential von Grünland und Weidetieren
Die Schweisfurth Stiftung informiert Landwirt:innen, Politik und Verwaltung über die Bedeutung von Weidelang für das Klima, die Bodenbildung und die Artenvielfalt.
Grünland macht 75 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen weltweit aus. Es ist ein bedeutender Kohlenstoffspeicher und Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten. Grünland ist jedoch unter anderem durch Landnutzungswandel akut bedroht. Auch in Deutschland wurden seit den 1960er Jahren ungefähr 30 Prozent des Grünlands umgebrochen. Und obwohl die Zahl der Rinder in Deutschland gleichzeitig relativ stabil geblieben ist, verschwinden sie zunehmend von verbleibendem Grünland in die Ställe – mit fatalen Folgen für Agrobiodiversität, Klimaschutz und Tierwohl.
Die Zusammenhänge zwischen Grünland, Beweidung, Klima, Bodenbildung und Nutzungsformen sind sehr komplex. Für Landwirt:innen mit Tierhaltung, landwirtschaftliche Berater:innen und Entscheidungsträger:innen aus Politik und Verwaltung fehlt es an leicht zugänglichem Wissen, um die Potenziale nachhaltiger Grünlandbeweidung besser in ihrer Praxis und ihren Entscheidungen zu berücksichtigen.
Projektziel & Maßnahmen
Als Schweisfurth Stiftung möchten wir mit unserem neuen Projekt „Leistungen und Potentiale von Grünland und Weidetieren“ dazu beitragen, diese Lücke zu schließen, indem wir:
- die multifunktionalen Leistungen von Grünland und Weidetieren für unterschiedliche Zielgruppen leicht verständlich aufbereiten und über eine Webseite zugänglich machen,
- gemeinsam mit Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis das komplexe Thema fundiert und multiperspektivisch aufbereiten,
- die Relevanz der nachhaltigen Beweidung von Grünland mit Rindern für Klimaschutz, Agrobiodiversität, Tierwohl und Bodenbildung über Öffentlichkeitsarbeit auf die Agenda setzen – durch gezielte Angebote wie Praxisdialoge, Symposien und Hofbesichtigungen.
Hintergrund
Eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen besteht aktuell darin, unser Ernährungssystem so zu gestalten, dass es sich im Rahmen der planetaren Grenzen bewegt. Beweidetes Grünland spielt dabei eine herausragende Rolle.
Denn Rinder und Grasland haben sich über Millionen Jahre hinweg in einer engen Koevolution entwickelt. Grasflächen bieten Rindern Futter, während die Tiere durch ihren Verbiss, Dung und Tritt die Artenvielfalt und Gesundheit des Grünlands fördern. Weidetiere sind damit ein Schlüsselfaktor zur Begrenzung des anhaltenden massiven Biodiversitätsverlusts und der Stabilisierung von Ökosystemen. Rinder können für Menschen nicht verdauliches Gras in Fleisch und Milch umwandeln und damit lokal zur Ernährungssouveränität beitragen. Gras speichert große Mengen an Kohlenstoff über seine Wurzeln unterirdisch im Boden. In den Böden unter Grasland befinden sich weltweit sogar etwa 50 Prozent mehr Kohlenstoff als unter Waldböden. Damit kommt Grünland auch eine wichtige Rolle mit Blick auf den Klimaschutz zu.
Vermittelt: Alfonso
Alfonso hat helles Fell und einen schönen Kopf. Er ist am 15.12.2024 auf dem Hairerhof geboren. Seine Mutter heißt Alina und hat schon 5 Kälber geboren.
Alfonso kommt vom Hairerhof
Mehr Infos zum Hairerhof hier.
Vermittelt: Bobby
Bobby ist am 13.12.2024 auf dem Hairerhof geboren. Die Mutter heißt Brigitte und eine junge freche Kuh mit schönen Hörnern. Es ist ihr erstes Kalb!
Bobby kommt vom Hairerhof
Mehr Infos zum Hairerhof hier.
Vermittelt: Hannelore
Das Kalb Hannelore wurde am 12.12.2024 geboren. Die Mutter heißt Hanni und ist eine gute, zuverlässige Milchkuh. Sie hat schon 4 Kälber geboren.
Hannelore kommt vom Hairerhof
Mehr Infos zum Hairerhof hier.
Vermittelt: Charly
Charly ist am 03.12.2024 auf dem Hairerhof geboren. Seine Mutter heißt Frauke und ist eine junge Ammenkuh. Sie säugt momentan zwei Kälber. Eines davon ist ihr erstes Kalb.
Charly kommt vom Hairerhof
Mehr Infos zum Hairerhof hier.
Vermittelt: Antonio
Das Kalb Antonio ist am 02.12.2024 geboren. Die Mutter heißt Aronia und wegen ihrer Schönheit ist sie ein gefragtes Fotomodell. Sie hat schon 7 Kälber geboren.
Antonio kommt vom Hairerhof
Mehr Infos zum Hairerhof hier.
Vermittelt: Fridoline
Das Kalb Fridoline ist am 29.10.2024 auf dem Hairerhof geboren und bleibt da auch. Die Mutter heißt Franzi und ist eine freche Milchkuh. Sie hat schon 5 Kälber geboren.
Fridoline kommt vom Hairerhof
Mehr Infos zum Hairerhof hier.
Gemeinschaftsspende – zusammen eine Patenschaft übernehmen
Ein Patenkalb benötigt 250 Euro, aber auch kleinere oder größere Beträge helfen!
Kleinere Spenden werden von uns gesammelt und sobald 250 Euro eingegangen sind, organisieren und übernehmen wir die Patenschaft für ein Kalb. Andersherum können hier auch größere Beträge gespendet werden, von denen wir Patenschaften für weitere Kälber stellvertretend für Sie übernehmen.
Von den 250 Euro gehen 225 Euro an die Landwirt:innen um die erhöhten Kosten für Fütterung, Stall und Betreuung zu finanzieren. 25 Euro verwenden wir für die Organisation des Programms Kälberpatenschaft.
Vermittelt: Kleine Dorthe
Das Kalb kleine Dorthe hat die gleiche braune Träne, wie Ihre Mutter. Sie liebt es, NUR auf der rechten Seite das Euter leer zu saufen. Eigensinnig. Eigenwillig.
Kleine Dorthe kommt vom Herrnbauer.
Mehr Infos zum Herrnbauer hier.
Landwirte helfen Landwirten
Schweisfurth Stiftung startet Mentor:innenprogramm für die kuhgebundene Kälberhaltung
Kälber sind die einzigen Säugetiere in der Nutztierhaltung, die in der Regel nur sehr kurz oder gar nicht an der Mutter saugen dürfen. Stattdessen werden die Kälber isoliert in Kälber-Iglus aufgezogen. Eine kuhgebundenen Kälberaufzucht hingegen führt zu einer gesunden Entwicklung der Kälber, reduziert Routinearbeiten und die Versorgung von kranken Kälbern und erhöht die Freude bei der Arbeit mit den Tieren. Kein Wunder also, dass immer mehr Milchbauern Interesse daran zeigen, die kuhgebundene Kälberaufzucht als Alternative zur herkömmlichen Aufzucht auszuprobieren.
Unsicherheit bei Landwirt:innen
Die Umstellung von Milchviehbetrieben auf die kuhgebundene Kälberaufzucht bringt jedoch viele Herausforderungen mit sich. Die Fragen von umstellungswilligen Betrieben sind vielfältig: Wie können die Stallgebäude der neuen Aufzuchtart angepasst werden? Wie werden die Kälber möglichst stressfreies abgesetzt und von ihren Müttern getrennt? Wie ist damit umzugehen, dass die Kühe Milch für ihre Kälber zurückhalten? Pionierbetriebe haben für viele dieser Herausforderungen bereits eigene Lösungen entwickelt. Dieses Erfahrungswissen können sie an die umstellungswilligen Betriebe weitergeben.
Betriebsbesuche und Beratungsgespräche
Um die kuhgebundene Aufzucht zum Wohl von Tieren und Landwirt:innen zu verbreiten, hat die Schweisfurth Stiftung nun ein Mentor:innen-Programm für Neueinsteiger ins Leben gerufen. Erfahrene Praktiker unterstützen ihre Berufskolleg:innen durch gegenseitige Betriebsbesuche und Beratungsgespräche von der Planung bis zur Umsetzung der kuhgebundenen Kälberhaltung. Die Stiftung vermittelt die Landwirt:innen, sie bildet die Mentor:innen weiter aus und ermöglicht ihnen Dank Spenden eine finanzielle Entschädigung. Dabei kooperiert sie mit der Interessengemeinschaft kuhgebundene Kälberaufzucht e.V., die das Programm nach einer Aufbauphase eigenständig weiterführen wird.
Der praktische Austausch zwischen den Betrieben beginnt im Februar 2024. Bereits zehn Mentor:innen und sechs Betriebe, die Unterstützung suchen, haben sich bei der Schweisfurth Stiftung angemeldet. Die Anmeldephase für das Projekt läuft noch. Das heißt: Jetzt noch schnell anmelden, so dass wir im neuen Jahr mit runden zehn „Matchings“ starten können.
Ein aktueller Artikel zum Thema mit dem Titel Milch und Fleisch zusammen denken vor Saro Ratter (Projektmanager, Schweisfurth Stiftung) und Niels Kohlschütter (Vorstand, Schweisfurth Stiftung) ist in der ersten Ausgabe der Ökologie & Landbau 01/2024 zu lesen.
Tierschutz-Kochmütze sucht Pioniere – bewerben und nominieren bis 28. April 2023
Ausschreibung „Tierschutz auf dem Teller“® 2023
Wir lassen den Tierschutz nicht unter den Tisch fallen. Ob im Restaurant, in Bildungseinrichtungen, Kantinen oder anderen Küchen – Tierschutz gehört auch hier auf den Teller. Darum vergibt die Schweisfurth Stiftung mit seinem Projekt Tierschutz auf dem Teller® jedes Jahr die Tierschutz-Kochmütze an Köchinnen oder Köche, die neben dem leiblichen Wohl der Gäste auch das Wohlergehen der Tiere großschreiben.
Vom Schnitzel auf dem Teller über den Milchschaum des Cappuccinos bis hin zu Wurst, Käse und Ei –Zuhause entscheidet jeder selbst, was auf den Teller kommt. In einer wieder zunehmend mobilen Gesellschaft sind wir auch wieder mehr auf die Außer-Haus-Verpflegung angewiesen. Nach einer Zeit des vermehrten Kochens zu Hause stellen sich immer mehr Menschen die Fragen: „Was esse ich da gerade? Woher kommen die Zutaten auf meinem Teller?“
Bei tierischen Produkten ist die artgerechte Haltung wichtig. Zum Beispiel, dass das Schwein Stroh zum Wühlen hat und das Huhn Sand für ein Bad.
Wir wissen: Profi-Köchinnen und Profi-Köche können viel mehr, als nur Speisen zubereiten. Denn Kochen ist Passion, Kunst, Herausforderung und Verantwortung zugleich.
Die Schweisfurth Stiftung zeichnet daher seit über 10 Jahren Außer-Haus-Verpflegungsbetriebe aus, die sich für artgerechte Tierhaltung stark machen, indem sie u.a.
- langfristige Partnerschaften mit regionalen Lieferanten pflegen,
- das Thema Tierwohl an ihre Kunden kommunizieren,
- eine Verwertung aller Teile des Tieres anstreben,
- vegetarische & vegane Alternativen anbieten und
- einen Großteil aller Erzeugnisse tierischer Herkunft aus zertifiziert ökologischer bzw. nach den Richtlinien des NEULAND-Markenzeichens zertifizierter Herstellung beziehen. Details zu den Anforderungen sind hier zu finden.
Die von uns ausgezeichneten Betriebe tragen als Botschafter den Tierschutz auf dem Teller in die kulinarische Welt hinaus. Der Gast profitiert davon in jeder Hinsicht: höchste Qualität, bunte Vielfalt, bester Geschmack.
Möchten Sie Ihr Lieblingsrestaurant, Ihre Kantine oder die Schule Ihrer Kinder nominieren?
Möchten Sie sich als Betrieb mit Ihrem Team bewerben?
Wir nehmen Ihre Bewerbungen & Nominierungen bis zum 28. April 2023 entgegen.
Die Tierschutz-Kochmützen und Auszeichnungen für das Jahr 2021 werden wir im Herbst vergeben.
Weitere Informationen:
Saro Gerd Ratter, Projektmanager – Tierwohl
Rupprechtstr. 25, D-80636 München
Tel.: +49 (89) 17 95 95 -11
Fax: +49 (89) 17 95 95 -19
E-Mail an Saro Gerd Ratter
Website: https://schweisfurth-stiftung.de/tierwohl/tierschutz-auf-dem-teller
Anmeldung zum Praxisdialog kuhgebundene Kälberaufzucht
Nächste Termine:
- 6. April 2023, 09:30-16:00 Uhr //Scheuring // Zum Programm.
Teilnahmegebühr pro Termin (inklusiv Verpflegung und Getränke)
- 45,- Euro, bitte den Betrag passend bar vor Ort zahlen.
Die Veranstaltung richtet sich an interessierte Landwirt:innen mit Milchkuh- oder Rinderhaltung. Eingeladen sind ebenso Akteure aus Verarbeitung, Handel und Wissenschaft. Die Veranstaltung dient dem Erfahrungsaustauch und der Wissensvermittlung zur Öko-Rindermast und der kuhgebundenen Kälberaufzucht. Am Nachmittag findet eine Führung auf einem Praxisbetrieb mit kuhgebundener Aufzucht statt.
Die Zahl der Teilnehmenden ist begrenzt. Die Teilnahme erfolgt auf eigene Verantwortung.
Anmeldung
Organisation und Ansprechpartner für weitere Informationen:
Saro G. Ratter (Projektmanager Tierwohl)
Schweisfurth Stiftung
Rupprechtstr. 25, 80636 München
Mobil: 0151 72 22 41 76, Tel.: 089 – 17 95 95 -11, Fax: 089 – 17 95 95 -19
E-Mail an Saro G. Ratter
Tierschutz-Kochmütze verliehen
Das Restaurant Broeding in München, das Weissenstein in Kassel und das Betriebsrestaurant der Versicherungskammer Bayern: Sie alle zeichnen sich durch ihren besonderen Einsatz fürs Tierwohl aus. Dafür haben wir sie mit der diesjährigen Tierschutz-Kochmütze ausgezeichnet.
Genießen mit gutem Gewissen: Gleich drei Betriebe in Deutschland können sich 2022 mit der Tierschutz-Kochmütze schmücken. Die Auszeichnung verliehen wir an das Weissenstein, das erste Bio-Restaurant Kassels, an das Betriebsrestaurant Casino der Versicherungskammer Bayern und das Restaurant Broeding. Alle drei setzen erfolgreich auf bio-zertifizierte, möglichst regionale Zutaten sowie auf tierische Produkte aus besonders artgerechter Tierhaltung. Die im Rahmen der Initiative „Tierschutz auf dem Teller“ jährlich vergebene Auszeichnung richtet sich an Restaurants, Caterer oder Kantinen, die sich herausragend für das Tierwohl und eine hohe ökologische Qualität ihrer Speisen einsetzen.
„Nose to Tail“-Verarbeitung im Betriebsrestaurant
Hubert Bittl ist Küchenleiter in der Versicherungskammer Bayern. Er führte dort kontinuierlich Bio-Produkte ein und ließ das Casino 2004 bio-zertifizieren. Er bereitet mit seinem Team täglich bis zu 800 Mittagessen zu. Besonders am Herzen liegt ihm die Gesundheit und der Genuss seiner Gäste und bietet deshalb u. a. frisch gepresste Säfte und eine vielfältige Speisenauswahl aus hochwertigen ökologischen Lebensmitteln an. Bayerische Bio-Bauern kümmern sich um Rinder, Schweine und Hühner, die sie im Ganzen anliefern und die seine Köche nach dem Prinzip „nose to tail“ komplett verarbeiten. „Hubert Bittl zeigt, dass eine gesunde und nachhaltige Verpflegung auch aus der Großküche möglich ist und sie richtig lecker sein kann“, so Jurymitglied Georg Schweisfurth.
Slow Food Restaurant Broeding mit Lebensmitteln aus der Region
Auch die Lebensmittel, die im 1990 in München eröffneten Restaurant Broeding auf den Teller kommen, haben Bio-Qualität. Der Küchenchef Manuel Reheis ist Mitglied der Slow Food Chef Alliance und bezieht seine Lebensmittel nahezu ausschließlich direkt von Produzent:innen und Erzeuger:innen aus dem Umland. Er gibt Fortbildungen für die Ganztierverwertung für
Fachkollegen und an Berufsschulen. „Sowohl beim Einkauf der Zutaten als auch bei der Verarbeitung wird im Broeding auf Nachhaltigkeit geachtet. Dies macht das Broeding zu einem herausragenden Beispiel, das zeigt, wie ein verantwortungsvoller Umgang mit Lebensmitteln auch in Restaurants möglich ist“, sagt Konrad Geiger, Präsident von Euro-Toques Deutschland und Jurymitglied.
Ganz nah an den Erzeugern: Kasseler Restaurant Weissenstein
Beim Team des Weissensteins stehen Qualität, Regionalität sowie ökologische Erzeugnisse genauso wie Tierwohl und Handwerk ganz oben auf der Agenda. Küchenchef René Müller, der das Weissenstein 2016 als erstes bio-zertifiziertes Restaurant in Kassel eröffnete, legt Wert auf die Kooperation mit Erzeugern und direkte Absprachen zu Aufzucht, Schlachtung und Verwertung der Tiere. Er unterstützt ein Projekt zur Weidehaltung von Schweinen, kooperiert mit einer Bio-Metzgerei und ist zudem ins Catering für Kitas, Krippen und Kindergruppen sowie für Feste und Veranstaltungen eingestiegen. Dieses Jahr konnten auch die Kunstliebhaber auf der documenta das Bio-Essen vom Weissenstein genießen.
Wir gratulieren allen drei Preisträgern aus ganzem Herzen und bedanken uns für ihr vorbildliches Engagement für mehr Tierwohl und Nachhaltigkeit in der Außer-Haus-Verpflegung!
Mehr zur Initiative Tierschutz auf dem Teller hier.
Faire Wiesn
Das Oktoberfest muss Vorreiter für eine Ernährungswende in München werden. Genuss, Gaudi und Nachhaltigkeit gehören zusammen!
Das Oktoberfest ist das größte Volksfest der Welt. Mehr als sechs Millionen Gäste verspeisen dort jährlich etwa 500.000 Hähnchen, die zum größten Teil aus konventionellen Mastanlagen stammen. Die Initiative #fairewiesn fordert mehr Nachhaltigkeit auf der Wiesn und bei allen anderen Großveranstaltungen in München. Gemeinsam mit 30 Projektpartner:innen setzen wir uns dafür ein, dass die Feste nur noch biologische, regionale und saisonale Lebensmittel verwenden und so Leuchtturmprojekte zum Nachahmen werden. Um die Öffentlichkeit zu sensibilisieren, machten wir bei der Aktion „Hendlsauerei – the Dark Side of the Wiesn“ im Mai 2022 an drei Tagen auf dem Marienplatz auf die Folgen der Massentierhaltung für Mensch, Tier und Umwelt aufmerksam.
Kein Klimaschutz ohne Ernährungswende
Auch der Münchner Stadtrat sieht Notwendigkeit zum Handeln: Er beschloss, dass die bayerische Hauptstadt bis 2035 klimaneutral sein soll. Dies kann jedoch nur gelingen, wenn auch eine Ernährungswende stattfindet. Deshalb hat die Initiative #fairewiesn einen Forderungskatalog an den Stadtrat weitergereicht, in dem wir ihn u. a. dazu aufrufen, Fleisch aus industrieller Intensivtierhaltung abzuschaffen und Anreize für vegetarische und vegane Speisen einzuführen. Der kurze Film Gemeinsam für eine #fairewiesn stellt die Initiative vor.
Fotogalerie Verleihungen 2021
Fotos der Preisverleihung 2021
Datum, Ort etc.
- v.l.n.r.: Jens Witt vom Caterer Wackelpeter & Sebastian Junge vom Restaurant Wolfs Junge
Spenden für die Kuhgebundende Kälberaufzucht
Nur eine kuhgebundene Kälberhaltung ist mit den ethischen Grundsätzen der ökologischen Agrarkultur vereinbar. Deshalb setzt sich die Schweisfurth Stiftung aktiv für die Ausbreitung der kuhgebundenen Kälberhaltung ein. Im Rahmen des Projekts „Kuhgebundene Kälberaufzucht“ werden konkrete Lösungen zur Förderung dieser Haltungsform sowie deren Umsetzung in der Praxis erarbeitet. Mehr zum Projekt hier.
Spenden für den Blühbotschafter:innen-Lehrgang
Jede:r Einzelne kann zum Schutz blütenbestäubender Insekten beitragen! Wie das konkret funktioniert, können Interessierte im Blühbotschafter:innen-Lehrgang der Schweisfurth Stiftung lernen. Zentrales Ziel des Lehrgangs ist es, die Teilnehmenden dazu zu befähigen, selbst Projekte zum Schutz der Insekten bzw. zum Arterhalt in ihrem persönlichen Umfeld wie z.B. in der Schule, der Kommune oder auf dem Firmengelände anzustoßen, umzusetzen und langfristig zu begleiten. Mehr zum Projekt hier.
Kuhgebundene Kälberaufzucht – die Versorgung der Kälber den Profis überlassen!
Dieser Beitrag von Saro Ratter (Projektmanager der Schweisfurth Stiftung) ist im Original in „Der Almbauer“ im Mai 2022 erschienen.
Milchviehkälber werden heutzutage in der Regel kurz nach der Kalbung von der Kuh getrennt und die meisten Kälber möglichst früh verkauft. Mit dieser gängigen Praxis ist ein Ausleben von artgerechtem Verhalten wie Saugen am Euter und Ablecken des Kalbes durch die Kuh nicht möglich. Diese Aufzuchtmethode ist mit tierethischen Problemen verbunden und entspricht nicht den Erwartungen der Verbraucherschaft. Die wachsende Sensibilität der Konsumenten für Fragen des Tierwohls verstärkt die Suche von Praktikern und Wissenschaftlern nach möglichen Alternativen zur gängigen Eimertränke von Milchviehkälbern. Immer mehr Milchviehbetriebe stoßen bei ihrer Suche auf die kuhgebundene Aufzucht und vertrauen auf die Mütter- oder Ammenkühe als die wahren „Profis“ in der Kälberversorgung.
Hintergrund
Die Spezialisierung der Milchproduktion in der konventionellen und ökologischen Landwirtschaft ist mit der Erzeugung ‚überschüssiger‘ Kälber verbunden. Im Alter von nur zwei bis fünf Wochen
verlassen die Kälber die regionale (Bio-) Wertschöpfungskette und werden nach Norddeutschland oder ins Ausland transportiert und dort gemästet. Die so im Übermaß erzeugten Kälber erfahren weder einen ethischen Wert noch einen ökonomischen Nutzen für die Milchviehhalter. Lösungsansätze sind beispielsweise verschiedene Formen der kuhgebundenen Kälberaufzucht, die von innovativen Milchbauern in den letzten Jahren entwickelt wurden. Die kuhgebundene Aufzucht von Milchviehkälbern bedeutet, dass die Kälber von der eigenen Mutter oder einer Ammenkuh gesäugt werden und täglich Kontakt mit erwachsenen Kühen haben. Studien zeigen, dass sich dies positiv auf Gesundheit, Entwicklung und Sozialverhalten der Kälber auswirkt. Inzwischen betreiben in Deutschland geschätzt 300 Betriebe eine kuhgebundene Kälberaufzucht mit über 10 000 Muttertieren. Die Vielfalt der entwickelten Lösungen ist dabei riesig und jeder Betrieb ist herausgefordert, die für ihn passenden Elemente auszuwählen und an seine Bedürfnisse anzupassen. Die Hauptunterschiede betreffen die Frage, ob die Kälber nur an ihren Müttern (= muttergebunden) oder von Ammen (= ammengebunden) gesäugt werden. In letzterem Fall können die Kälber sogar während der kuhgebundenen Aufzucht auf einen anderen Betrieb wechseln. Wesentliche Unterschiede gibt es auch bei den Kontaktzeiten von Kalb und Kuh. Das variiert von ständigem Beisammensein bis zu zweimal täglich 20 Minuten vor oder nach den Melkzeiten. Durch die Verkürzung der Kontaktzeiten kann auch die vom Kalb aufgenommene Milchmenge reduziert werden, die je nach Tier in drei Monaten bis zu 1.200 Liter betragen kann. Damit stellt die vom Kalb konsumierte Milch den größten Kostenfaktor dieser Aufzuchtform dar. In den ersten Wochen wird jedoch eine unbegrenzte Milchfütterung der Kälber empfohlen, da damit in der Regel gute Tageszunahmen, robuste Gesundheit und hohe Lebensleistungen von Milchkühen und Masttieren erreicht werden. Man kann diese Tränkemilch als lohnende Investition betrachten.
Vorteile
Die praktizierenden Bäuerinnen und Bauern nennen folgende Vorteile der kuhgebundenen Aufzucht:
- Größere Arbeitszufriedenheit – („Es macht wieder mehr Spaß, mit den Tieren zu arbeiten“)
- Gute (oder bessere) Kälbergesundheit
- Weniger Arbeit mit Tränken, Spülen und der Versorgung kranker Kälber (dafür mehr Arbeit mit Tierbeobachtung und Lösungen finden)
- Die Erfüllung von Kundenerwartungen
- Energie-Einsparung (Klimaschutz), weil keine Tränkemilch zubereitet werden muss.
Trotz dieser Vorteile ist die Methode nicht nur mit Chancen, sondern auch mit Herausforderungen auf vielen Ebenen verbunden. Da wären zunächst der erhöhte Platzbedarf und der Arbeitsaufwand zu nennen, wenn die Kälber länger auf dem Hof bleiben. Benötigt wird in den meisten Fällen auch ein zusätzlicher Begegnungsbereich für Kalb und Kuh, da dieser in den meisten Ställen nicht eingeplant wurde. Die Milchinhaltsstoffe können zudem beim zusätzlichen Melken negativ beeinflusst werden und auch das Zurückhalten von Milch im Melkstand kann eine Herausforderung darstellen. Um ein stressarmes Absetzen der Kälber zu ermöglichen, sind geeignete Verfahren anzuwenden. So kann der Trennungsschmerz reduziert und lautstarkes Klagen der Muttertiere und ihrer Kälber minimiert werden. Aber die derzeit größte Herausforderung für die meisten Betriebe dürfte der kostendeckende Absatz der Kälber sein. Um die artgerechte Milchviehhaltung voranzubringen, entwickelt die Schweisfurth Stiftung praxistaugliche Lösungen entlang der Wertschöpfungskette von Milch und Fleisch in ihrem Tierwohlprojekt Kuhgebundene Kälberaufzucht.
Kriterien festgelegt
Derzeit wird die kuhgebundene Kälberaufzucht nur von wenigen Betrieben praktiziert. Bislang gab es auch noch keine klare Definition, was genau darunter zu verstehen ist. Eine Initiative von Bio-Milchbetrieben entwickelte jedoch mit Unterstützung der Schweisfurth Stiftung Kriterien für die kuhgebundene Kälberaufzucht. Dies erfolgte in einem partizipativen Prozess von Landwirt:innen zusammen mit Fachberatung, Öko-Verbänden, Tierschutzorganisationen, Wissenschaft und Handel. Im Februar 2021 konnte die Initiative eine abgestimmte Version mit breiter Unterstützung der Öffentlichkeit vorstellen. Die Kriterien bauen auf den Anforderungen der Bio-Anbauverbände für die Kälberhaltung auf. Daher waren Kriterien wie zum Beispiel das Platzangebot und die Fütterung bereits geregelt und ihre Einhaltung wird in den Bio-Kontrollen geprüft. Verpflichtend sind zum Beispiel Tierwohlkontrollen mit tierbezogenen Parametern (entsprechend der AG-Tierwohl), die im Zuge der jährlichen Bio-Kontrolle durchgeführt werden und ein Wohlergehen von Kälbern und Kühen sicherstellen soll. Als weiteres Kriterium wurde ein Mindestzeitraum der kuhgebundenen Aufzucht von 90 Tagen ab der Geburt auf dem Geburtsbetrieb oder einem Ammenkuhbetrieb festgesetzt.
Weitere Kriterien
Um eine hohe Glaubwürdigkeit bei der Vermarktung der Produkte zu erreichen, wurde festgelegt, dass alle Kälber eines beteiligten Milchviehbetriebes nach diesen Kriterien aufgezogen werden müssen. Nur wenn ein Kalb aus gesundheitlichen Gründen (Kuh oder Kalb) nicht am Euter trinken kann, dürfen für den Bedarfszeitraum alternative Methoden zum Einsatz kommen. Um die
Zusammenarbeit mit Züchtern und Mästern weiterhin zu ermöglichen, gilt zudem die Ausnahmeregelung, dass bis zu 15 % der Kälber als Zucht- oder Masttiere bereits nach vier Wochen den Betrieb verlassen dürfen. Der übernehmende Betrieb muss sich jedoch dazu verpflichten, die Tiere bis zur Schlachtung oder zur Zuchtreife zu behalten. Die Kälber müssen von den eigenen Müttern (muttergebunden) oder von Ammenkühen (ammengebunden) gesäugt werden. Zur Ammenkuhhaltung können Kälber ab der dritten Lebenswoche in einen Ammenkuhbetrieb wechseln, der auch am Kontrollverfahren teilnimmt. Das Kalb muss mindestens zweimal täglich aus dem Euter einer Kuh trinken können und die Möglichkeit zu angemessenem Sozialkontakt haben. Im Stall müssen sich die Kälber in einen geschützten Bereich zurückziehen können. Um den Stress am Ende der Aufzucht zu reduzieren, darf das Abtränken und die Trennung von Kuh und Kalb nicht abrupt erfolgen. Diese müssen durch ein stufenweises Verfahren schonend für Kalb und Kuh durchgeführt werden. Für die Umstellungszeit gilt eine Übergangsregelung von bis zu 24 Monaten. In dieser Zeit dürfen max. 50 % aller auf dem Milchviehbetrieb geborenen Kälber nach vier Wochen kuhgebundener Aufzucht den Milchvieh- oder Ammenkuhbetrieb verlassen. Wichtig war der Initiative, dass die Anforderungen praxistauglich sind, die praktizierenden Betriebe die Kriterien selbst bestimmen und eine hohe Glaubwürdigkeit bei Verbrauchern und Verbraucherinnen erreicht wird. Eine Zertifizierung über die Einhaltung der Kriterien wird als freiwillige Zusatz-Zertifizierung für Verbands-Biobetriebe angeboten. Als Trägerstruktur wurde am 31.3.2021 die Interessengemeinschaft kuhgebundene Kälberaufzucht e.V. gegründet. Stimmberechtigte Vollmitglieder können landwirtschaftliche Betriebe werden, die in ihrer Rinderhaltung die Kriterien der Interessengemeinschaft umsetzen. Das sind derzeit ca. 100 Betriebe. Die IG-kuhgebundene Kälberaufzucht sieht die Möglichkeit durch die klaren und einfachen Regeln einen breit anerkannten Branchenstandard zu etablieren, der von der Kompetenz der Öko-Verbände profitiert und sich durch eine hohe Glaubwürdigkeit im Handel auszeichnet.Kriterien, Satzung und Anträge auf Mitgliedschaft sind hier verfügbar.
Copyright: Schweisfurth Stiftung/merhWERT Öko-Milch+Fleisch
Nachhaltige Schweinezucht und -haltung: Wie weiter?
Studie von Dr. Anita Idel belegt: Für unsere Auslauf- und Freilandhaltungen besteht kein größeres Risiko für Infektionen mit der Afrikanischen Schweinepest.
Maßnahmen gegen die Schweinepest gefährden die artgerechten Haltungsformen
Das nachhaltigste Zuchtziel im Sinne des Tierschutzes lautet Freilandtauglichkeit. Doch ausgerechnet diese ist durch Maßnahmen gegen die Afrikanische Schweinepest (ASP) bedroht. Seit dem erstmaligen Nachweis der ASP bei Wildschweinen in Deutschland 2020 wird für artgerechte Betriebe mit Auslauf- und Freilandhaltung in politischen Risiko-Bewertungen ein höheres Eintragsrisiko für die ASP postuliert. Die Forderungen nach genereller Stallpflicht sowie regionale Aufstallungsgebote nehmen zu. Damit droht ausgerechnet Betrieben mit artgerechter Tierhaltung das Aus.
Kein Ausbruch in standardisierten Freilandhaltungen nachgewiesen
Eine von der Schweisfurth Stiftung mit geförderte Studie von Anita Idel im Auftrag des Landes Brandenburg konnte 2021 die Aufstallungsgebote jedoch fachlich zurückweisen. So weist die Wissenschaft seit Ausbruch der ASP in Georgien 2007 keinen einzigen Seuchenfall in Auslauf- oder Freilandbetrieben mit Doppelzaun (entsprechend unserer Schweinehaltungshygieneverordnung) nach.
Statt Wildschweine regional ausrotten und alle Freilandschweine wegsperren zu wollen, drängt Idel, die Entwicklung von Köder-Impfstoffen – prophylaktisch für Wildschweine – zu forcieren. So können die ASP-Ausbreitung gebremst und gleichzeitig die gegen den Artenschutz verstoßenden, über Tausend Kilometer an Landesgrenzen gezogenen Zäune vermieden und vor allem die Tötung von Haus- und Wildschweinen extrem minimiert werden.
Ihrer Forderung „Impfen statt Keulen“ hat Anita Idel auch im aktuellen Kritischen Agrarbericht 2022 Nachdruck verliehen – nachzulesen ist ihr Artikel hier.
Idel, Anita (2021): „Studie zu Ansatzpunkten für weitere wissenschaftliche Studien zu Vorsorge, Umgang und Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) unter Berücksichtigung des gesellschaftlich gewollten Umbaus der Tierhaltung“, im Auftrag des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz.
Drei Gastrobetriebe mit „Tierschutz-Kochmütze“ ausgezeichnet
In Restaurants, Mensen oder Kantinen spielt die Haltung der verarbeiteten Tiere leider immer noch eine untergeordnete Rolle. Mit der Auszeichnung „Tierschutz-Kochmütze“ im Rahmen des Projekts „Tierschutz auf dem Teller®“ fördern die Schweisfurth Stiftung und der Köche-Verband Euro Toques Deutschland e.V. die stärkere Verankerung des Tierschutzgedankens in der Außer-Haus-Verpflegung. In 2021 wurden drei Gastrobetriebe aufgrund ihres herausragenden Engagements prämiert.
Genießen mit gutem Gewissen: Den besonderen Einsatz von gleich drei Gastronomiebetrieben für mehr Tierwohl hat die Schweisfurth Stiftung im Oktober 2021 mit der „Tierschutz-Kochmütze“ ausgezeichnet. Das HofGut Scheunenwirtin auf der Ostalb, der Schul-Caterer Wackelpeter und das Restaurant Wolfs Junge aus Hamburg dürfen sich ab sofort mit dieser jährlich vergebenen Auszeichnung schmücken. Sie richtet sich an Restaurants, Caterer oder Kantinen, die sich herausragend für das Tierwohl und eine hohe ökologische Qualität ihrer Speisen einsetzen.
HofGut Scheunenwirtin mit umfangreichem Nachhaltigkeitskonzept
Qualität, Regionalität sowie ökologische Erzeugnisse stehen bei der Scheunenwirtin genauso wie Tierwohl und Handwerk ganz oben auf der Agenda. Die Inhaber:innen der Scheunenwirtin setzen auf ein umfangreiches Nachhaltigkeitskonzept. Alle Zutaten für die Gerichte stammen zu 100 Prozent aus ökologischer Landwirtschaft und werden zum größten Teil im Umkreis von nur 50 Kilometern produziert. Besonders im Blick hat das Küchenteam das Wohl der Tiere: Das Fleisch wird von Bauern bezogen, die alte, früher für die Region typische Nutztierrassen halten. Es wird darauf geachtet, dass die Tiere viel im Freien sind und stressfrei, möglichst am Bauernhof direkt geschlachtet werden. Schließlich verarbeitet das Hofgut das gesamte Tier: von der Schnauze bis zum Schwanz.
Schul-Caterer Wackelpeter und Restaurant Wolfs Junge vorbildlich
Der Schul-Caterer Wackelpeter und das Restaurant Wolfs Junge aus Hamburg setzen beide erfolgreich auf bio-zertifizierte, möglichst regionale Zutaten sowie auf tierische Produkte aus besonders artgerechter Tierhaltung. Der Wackelpeter kocht bis zu 3.000 leckere Essen aus Bio-Zutaten täglich frisch für Hamburger Kinder. Rund 60 Prozent der eingekauften Lebensmittel stammen direkt von Bauernhöfen aus der Region. Auch die Lebensmittel, die im 2018 eröffneten Restaurant Wolfs Junge auf den Teller kommen,
haben Bio-Qualität und stammen zum größten Teil direkt von Höfen rund um Hamburg. Bei Fleisch, Eiern und Milchprodukten wird dabei großer Wert auf Demeter- oder Bioland-Standards gelegt.
Wir gratulieren den Trägern der Tierschutz-Kochmütze ganz herzlich und hoffen auf vielfache Nachahmung in ganz Deutschland!
Möchten Sie Ihr Lieblingsrestaurant, Ihre Kantine oder die Schule Ihrer Kinder für 2022 nominieren? Oder Möchten Sie sich als Betrieb mit Ihrem Team bewerben? Dann bewerben & nominieren Sie Ihren oder Ihre Kandidat:in.
Mehr Informationen zur Initiative Tierschutz auf dem Teller.
Insektensterben stoppen – Mehr Wildnis für Stadt und Land!
Die Schweisfurth Stiftung hat 2021 31 Menschen im Blühbotschafter:innen-Lehrgang dazu ausgebildet, durch eigene Projekte vor Ort die Artenvielfalt zu erhöhen
Was hilft der Insektenvielfalt? Und was kann ich als Einzelne:r tun, um die Lebensbedingungen der Insekten zu verbessern? Antworten auf diese Fragen erhielten hochmotivierte Teilnehmer und Teilnehmerinnen zweier Blühbotschafter Lehrgänge von Mai bis Juli dieses Jahres. Die von der Schweisfurth Stiftung organisierten Exkursionen und Vorträge in München und Weilheim zur Stärkung der Insektenvielfalt waren ein voller Erfolg: Die neu ausgebildeten Blühbotschafter:innen werden rund 30 neue insektenfreundliche Projektflächen in ganz Deutschland entstehen lassen.
Mehr Wissen und Tatkraft für den Insektenschutz
Die Artenvielfalt ist um 31 Blühbotschafter:innen reicher geworden: So viele Multiplikator:innen hat die Schweisfurth Stiftung bei ihren diesjährigen Blühbotschafter:innen-Lehrgängen ausgebildet. Sie alle wollen sich künftig aktiv für bessere Lebensbedingungen blütenbesuchender Insekten, für blütenreiche und insektenfreundliche Gärten, Siedlungen und Landschaften einsetzen. Die Blühbotschafter:innen nahmen von Mai bis Juli 2021 in München und Weilheim gemeinsam mit Projektleiterin Carmen Grimbs an verschiedensten Exkursionen und Vorträgen zum Thema Insektenvielfalt teil. Zu jedem Treffen waren Expert:innen eingeladen, die Fachwissen zu Ökologie und den Ansprüchen der Insekten an ihren Lebensraum vermittelten und praktisch erlebbar machten. Beispielsweise zeigte Julie Weissmann (BUND) den Teilnehmer:innen, wo die wilden Bienen Münchens wohnen. Der rote Faden dabei war die Frage: Was kann jeder Einzelne tun, um die Lebensbedingungen der Insekten zu verbessern?
Landwirte und Krankenschwestern schaffen Blühflächen
Unter den Teilnehmenden waren alle Altersklassen, Vorkenntnisse und Interessensgebiete vertreten. Sie alle werden sich künftig auf vielfältigste Weise für die Insektenvielfalt einsetzen. So will eine Erzieherin das erlernte Wissen künftig in einem Projekt zur Bildung für Nachhaltige Entwicklung mit Kindern umsetzen. Eine Landwirtsfamilie wird im Anschluss an den Lehrgang Blühflächen als Trittsteine in der Agrarlandschaft anlegen. Und eine Krankenschwester darf an ihrem Krankenhaus als Blühbotschafterin eine neu anzupflanzende Fläche in Blühflächen umwandeln.
„Das Blühbotschafter:innen Lehrgang vermittelte mir als große Tier- und Naturfreundin eine Quelle neuen Wissens. Es ist eine Freude und treibt meinen Elan nochmal deutlich an, mich mit Gleichgesinnten für den Natur- und Artenschutz sowie den Erhalt der Biodiversität zu engagieren“, resümiert Teilnehmerin Nicole Klötzer.
Hohe Motivation und viele neue Ideen
Projektleiterin Carmen Grimbs von der Schweisfurth Stiftung ist rundum zufrieden mit dem Resultat: „Alle Teilnehmer:innen waren hoch motiviert, voller Tatendrang und hatten zumeist schon vor den Lehrgängen konkrete Umsetzungsideen. Besonders gefreut hat mich, dass zu den am Anfang der Kurse angedachten Projektideen noch viele neue Idee hinzukamen. So konnten die Lehrgänge dazu beitragen, das Spektrum der Möglichkeiten zu vergrößern und die Umsetzung konkret anzugehen.“
Klarheit über Ursachen des Insektensterbens schaffen und Engagierte vernetzen
Der Schweisfurth Stiftung ist es ein Anliegen, durch die Lehrgänge Bewusstsein für die schwierige Situation für blütenbesuchende Insekten zu schaffen. Auch die Zusammenhänge zwischen Biodiversitäts- und Klimakrise sollen in den Kursen herausgearbeitet werden. Am Wichtigsten ist jedoch die konkrete Umsetzung vor Ort: Speziell in Städten zerstört die Nachverdichtung viele Lebensräume zum Beispiel von Wildbienen. Durch das Schaffen vieler kleiner naturnaher Flächen kann gerade hier ein großer Beitrag geleistet werden. Für die Kontinuität des Engagements der Blühbotschafter:innen ist die Vernetzung und der Austausch der Multiplikator:innen untereinander essentiell. Deswegen steht die Schweisfurth Stiftung den Teilnehmer:innen natürlich auch nach den Lehrgängen mit Rat und Tat zur Seite und organisiert regelmäßige Austausch- und Vernetzungstreffen.
Weitere Informationen zum Projekt Blühbotschafter:innen-Lehrgang sind hier zu finden.
Unser Dank gilt zudem unseren Förderpartnern, ohne deren Unterstützung der Lehrgang nicht hätte stattfinden können:
Elternzeit für Kühe!
Die Schweisfurth Stiftung trägt die kuhgebundene Kälberaufzucht in der Milchviehhaltung in die Breite
Interessierte Milchbäuerinnen und -Bauern aus ganz Deutschland konnten im September die artgerechte Aufzucht von Kälbern in Hessen, Brandenburg und Schleswig-Holstein hautnah miterleben. Die Schweisfurth Stiftung organisierte mit Partnern drei Praxis-Dialoge mit Hofbesichtigungen auf Mitgliedsbetrieben der neu gegründeten „Interessensgemeinschaft kuhgebundene Kälberaufzucht“.
Kuhgebundene Kälberaufzucht in die Breite bringen
In einer Woche drei Praxis-Dialoge auf drei Bio-Milchbetrieben, die alle ihre Kälber kuhgebunden aufziehen: Mit diesem Angebot für biologisch sowie konventionell wirtschaftende Milchbäuerinnen und -Bauern hat die Schweisfurth Stiftung einen nächsten Schritt unternommen, um die kuhgebundene Kälberaufzucht in der Milchviehhaltung zu verankern. Eine solche ist leider nicht selbstverständlich: Heutzutage werden die allermeisten Kälber – auch Bio-Kälber – aus wirtschaftlichen Gründen getrennt von ihren Müttern aufgezogen. Das hat vielfältige negative Auswirkungen auf Kuh und Kalb. Dass es auch anders geht, zeigt die kuhgebundenen Kälberaufzucht, die die Schweisfurth Stiftung unterstützt: Hier bleiben Mutter und Kalb monatelang zusammen – und die Milch, die das Kalb übrig lässt, wird abgemolken.
Mindestens 90 Tage sind Kuh und Kalb beieinander
Die drei Hofbesichtigungen im September 2021 fanden auf Mitgliedsbetrieben der in diesem Jahr gegründeten Interessengemeinschaft kuhgebundene Kälberaufzucht statt. Die Hofbesichtigungen waren eingebunden in sogenannte Praxis-Dialoge, bei denen sich landwirtschaftliche Praxis, Verarbeitung und Handel sowie Forschung zu spezifischen Fragen austauschen. Zum Beispiel zu Möglichkeiten der artgerechten Trennung, wenn das Kalb nicht mehr an der Kuh saugt. Alle drei Betriebe sind Bio-Milchviehbetriebe, die die Kälber mindestens 90 Tage lang gemeinsam an der Seite ihrer Mütter oder Ammenkühen aufziehen. In allen Betrieben dürfen die Tiere im Sommer auf die Weide. Den Auftakt der Besichtigungen machte das Hofgut Oberfeld (https://www.landwirtschaft-oberfeld.de/). Das Gut bewirtschaftet mehr als 160 Hektar im Osten von Darmstadt und hält ca. 40 Milchkühe plus Nachzucht. Neben der kuhgebundenen Aufzucht und der Heumilcherzeugung ist eine Besonderheit die Betriebsform als Bürger-Aktiengesellschaft mit 176 Aktionär:innen. Diese Gesellschaftsform hilft, alle Milch- und Fleischerzeugnisse über den Hofladen und das Hof-Café zu vermarkten.
Auf der Weide melken und stressfrei schlachten
Die zweite Station führte nach Brandenburg auf den Hof Stolze Kuh, wo ca. 130 Rinder auf 220 Hektar Fläche gehalten werden. Die Kühe und die gesamte Nachzucht weiden dort auch auf Naturschutzflächen im Unteren Odertal. Die Kühe werden in einem mobilen Weidemelkstand gemolken. Früher war der Weidemelkstand in der Gegend durchaus üblich, heute ist dies jedoch eine große Seltenheit. Alle Tiere bleiben zudem nach der kuhgebundenen Aufzucht auf dem Betrieb, bis sie nach einer stressarmen Schlachtung auf der Weide direkt vermarktet werden. Dadurch gibt es auch immer eine Herde mit Bullen, die gemeinsam friedlich grasen. Wie das möglich ist, kann man bei der Betriebsleiterin Anja Hradetzky in Kursen über Low Stress Stockmanship lernen.
Eine weitere Hofbesichtigung fand bei Hans Möller in Lentföhrden (Schleswig-Holstein) statt. Er ist einer der Gründer von De Öko-Melkburen, die im Jahr 2017 die „Elternzeit für Kühe“ einführte. Der Betrieb umfasst ca. 100 Hektar und hält ca. 30 Milchkühe. Auch bei ihm dürfen die Rinder den Sommer über auf der Weide bleiben und werden im Weidemelkstand gemolken.
Schweisfurth Stiftung als Brückenbauerin
Unter den Teilnehmer:innen der Praxis-Dialoge waren bereits praktizierende Betriebe ebenso wie Betriebe, die sich für diese Aufzuchtmethode interessieren sowie Personen aus Tierschutz und Handel. Auch der Betriebsleiter eines großen konventionellen Betriebs nahm interessiert teil. Saro Ratter, Projektmanager Tierwohl bei der Schweisfurth Stiftung: „Uns ist es wichtig, den Erfahrungsaustausch zwischen Landwirtinnen und Landwirten zu ermöglichen. Nur so kann Vertrauen aufgebaut werden, dass eine kuhgebundene Kälberaufzucht praktikabel ist und wirtschaftlich funktionieren kann. Gleichzeitig ist es wichtig, Brücken zwischen der Landwirtschaft und der Wissenschaft, dem Handel und dem Tierschutz zu bauen.“ So konnte als Kooperationspartner für die Hofbesichtigungen neben der Interessensgemeinschaft kuhgebundene Kälberhaltung auch das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) gewonnen werden. Wir hoffen, dass sich diese Zusammenarbeit auch im nächsten Jahr fortsetzen wird.
Mehr zur Arbeit der Schweisfurth Stiftung zum Thema kuhgebundene Kälberaufzucht finden Sie hier. Die Veranstaltungen wurden durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) finanziell gefördert.
- Praxis-Dialog kuhgebundene Kälberaufzucht auf dem Biolandhof Hans Möller in Schleswig-Holstein
- Gruppe von Kälbern aus kuhgebundener Aufzucht auf dem Hofgut Oberfeld
- Praxis-Dialog kuhgebundene Kälberaufzucht auf dem Hof STOLZE KUH in Brandenburg
Stimmen der Teilnehmer:innen
Ich habe am Praxis-Dialog teilgenommen,…
…weil ich denke, dass es in der Zukunft ein immer wichtigeres Thema werden wird und hier Erfahrungswerte sammeln wollte.
…weil ich mir mehr Inspirationen für den Bau des neuen Kuhstalls holen wollte. Ich konnte sehr viele Infos mitnehmen, mich mit Kolleginnen und Kollegen austauschen. Es hat mir sehr weitergeholfen in meiner Planung.
…weil wir es bei uns schon praktizieren und viele schöne Momente erleben, aber auch noch viele Fragestellungen auftauchen. Ich nehme viele Inspirationen und neue Gedanken mit um die kuhgebundene Aufzucht auf unserem Betrieb zu verbessern.
…aus persönlichem Interesse. Den größten Vorteil sehe ich in der wesensgerechten Haltung der Tiere wie sie sein sollte. Die größte Herausforderung sehe ich darin die Masse der Betriebe in die Lage zu versetzen diese Methode auch ökonomisch umsetzen zu können.
Interessengemeinschaft kuhgebundene Kälberaufzucht: Für ein wesensgemäßes Aufwachsen
Mutter und Kind – eine besondere Beziehung bei Menschen wie auch bei Kuh & Co. Selbstverständlich also, dass Kälber bei ihren Müttern aufwachsen? Leider nein. Das ist aktuell die absolute Ausnahme. Stattdessen werden Kälber mittels Nuckeleimer oder Tränkeautomat aufgezogen und müssen auf Kontakt mit ihren Müttern verzichten. Eine Reihe engagierter Landwirt:innen sowie Akteur:innen aus Forschung und Tierschutz wollen dies ändern und haben dazu Ende März 2021 die Interessengemeinschaft kuhgebundene Kälberaufzucht als Verein gegründet. Den ersten Meilenstein haben die Initiator:innen schon erreicht: In einem partizipativen Prozess, moderiert von der Schweisfurth Stiftung, wurden Kriterien für die kuhgebundene Kälberaufzucht in der Öko-Milchviehhaltung definiert.
Für eine artgerechte Aufzucht
„Die kuhgebundene Kälberhaltung gewinnt insbesondere in jüngster Zeit an Bedeutung in der Milchviehbranche. Die Zahl der Pionier-Landwirt:innen, die diese artgerechte Form der Aufzucht praktizieren, nimmt zu. Zugleich erlangt die Thematik zunehmend Aufmerksamkeit seitens der Verbraucher:innen“, erklärt Saro Ratter, Projektmanager der Schweisfurth Stiftung und weiter: „Mit der gemeinsamen Entwicklung der Kriterien schaffen wir nun sowohl für Betriebe als auch für Verbraucher:innen Orientierung und Klarheit. Zugleich zeigen wir einen Weg auf, der die in der Praxis zumeist getrennten Produktionsbereiche Milch und Rindfleisch perspektivisch wieder zusammenführt.“
So sehen die Kriterien beispielsweise vor, dass Kälber mindestens 90 Tage von den eigenen Müttern oder Ammenkühen gesäugt werden müssen und enthalten Regelungen zum schonenden Absetzverfahren. Während der gesamten Säugezeit müssen die Kälber ökologisch aufgezogen werden, auch die männlichen Kälber und die nicht als künftige Milchkühe benötigten weiblichen. Dies kann auf dem eigenen Betrieb geschehen oder aber in Partnerbetrieben, die nach den festgesetzten Kriterien arbeiten. Höchstens 15 Prozent dürfen an andere ausgewählte Aufzuchtbetriebe abgegeben werden.
Die Interessengemeinschaft kuhgebundene Kälberaufzucht: Kooperation von starken Partnern
Die Interessengemeinschaft kuhgebundene Kälberaufzucht engagiert sich für mehr Tierschutz in der Milchviehhaltung. Konkret setzt sich der Verein für die Weiterentwicklung und Verbreitung der kuhgebundenen Kälberaufzucht und dem Verbleib von Milchviehkälbern auf Ökobetrieben ein. Dazu werden praxisnahe Forschung zum Thema kuhgebundene Aufzucht, die Aufklärung von Verbraucher:innen sowie die Weiterentwicklung der Kriterien gefördert. Außerdem soll den Betrieben eine freiwillige Zusatzzertifizierung angeboten werden.
Vollmitglieder können diejenigen Öko-Betriebe werden, die die Aufzucht gemäß den Kriterien praktizieren. Außerdem können Fördermitglieder natürliche Personen, Organisationen, Körperschaften des öffentlichen Rechts und Unternehmen werden, die sich mit den Zielen des Vereins identifizieren. Die Öko-Verbände BIOLAND, BIOKREIS, DEMETER, GÄA und NATURLAND arbeiten in einem Beirat des Vereins an den Themen Weiterentwicklung der Kriterien, Zertifizierung und Kennzeichnung. Mit dieser Kooperation erhält der Verein fachkundige Unterstützung und eine breite Akzeptanz im Handel. „Die Initiator:innen der Interessengemeinschaft kuhgebundene Kälberaufzucht haben es geschafft sowohl Milch-Bauern und -Bäuerinnen als auch Akteur:innen aus Handel, Verarbeitung, Forschung und Tierschutz unter einem Dach zu vereinen. Das zeigt die Kraft und Dynamik des Vereins. Jetzt braucht es noch das Engagement der Verbraucher:innen, um für den notwendigen Absatz zu sorgen“, kommentiert Ratter.
Mehr zur Arbeit der Schweisfurth Stiftung zum Thema kuhgebundene Kälberaufzucht finden Sie hier.
Tierschutz-Kochmütze sucht Pioniere
Wir lassen den Tierschutz nicht unter den Tisch fallen. Ob im Restaurant, in Bildungseinrichtungen, Kantinen oder anderen Küchen – Tierschutz gehört auch hier auf den Teller. Darum vergibt die Schweisfurth Stiftung mit seinem Projekt Tierschutz auf dem Teller® jedes Jahr die Tierschutz-Kochmütze an Köchinnen oder Köche, die neben dem leiblichen Wohl der Gäste auch das Wohlergehen der Tiere großschreiben.
Vom Schnitzel auf dem Teller über den Milchschaum des Cappuccinos bis hin zu Wurst, Käse und Ei –Zuhause entscheidet jeder selbst, was auf den Teller kommt. In einer wieder zunehmend mobilen Gesellschaft sind wir auch wieder mehr auf die Außer-Haus-Verpflegung angewiesen. Nach einer Zeit des vermehrten Kochens zu Hause stellen sich immer mehr Menschen die Fragen: „Was esse ich da gerade? Woher kommen die Zutaten auf meinem Teller?“
Bei tierischen Produkten ist die artgerechte Haltung wichtig. Zum Beispiel, dass das Schwein Stroh zum Wühlen hat und das Huhn Sand für ein Bad.
Wir wissen: Profi-Köchinnen und Profi-Köche können viel mehr, als nur Speisen zubereiten. Denn Kochen ist Passion, Kunst, Herausforderung und Verantwortung zugleich.
Die Schweisfurth Stiftung zeichnet daher seit über 10 Jahren Außer-Haus-Verpflegungsbetriebe aus, die sich für artgerechte Tierhaltung stark machen, indem sie u.a.
- langfristige Partnerschaften mit regionalen Lieferanten pflegen,
- das Thema Tierwohl an ihre Kunden kommunizieren,
- eine Verwertung aller Teile des Tieres anstreben,
- vegetarische & vegane Alternativen anbieten und
- einen Großteil aller Erzeugnisse tierischer Herkunft aus zertifiziert ökologischer bzw. nach den Richtlinien des NEULAND-Markenzeichens zertifizierter Herstellung beziehen. Details zu den Anforderungen.
Die von uns ausgezeichneten Betriebe tragen als Botschafter den Tierschutz auf dem Teller in die kulinarische Welt hinaus. Der Gast profitiert davon in jeder Hinsicht: höchste Qualität, bunte Vielfalt, bester Geschmack.
Möchten Sie Ihr Lieblingsrestaurant, Ihre Kantine oder die Schule Ihrer Kinder nominieren?
Möchten Sie sich als Betrieb mit Ihrem Team bewerben?
Wir nehmen Ihre Bewerbungen & Nominierungen bis zum 28. April 2023 entgegen.
Die Tierschutz-Kochmützen und Auszeichnungen für das Jahr 2023 werden wir im Herbst vergeben.
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an den Projektträger:
Schweisfurth Stiftung
Saro Gerd Ratter, Projektmanager – Tierwohl
Rupprechtstr. 25, D-80636 München
Tel.: +49 (89) 17 95 95 -11, Fax: +49 (89) 17 95 95 -19
E-Mail: sratter@schweisfurth-stiftung.de
Website: schweisfurth-stiftung.de/tierwohl/tierschutz-auf-dem-teller
Forschungsprojekt mehrWERT Öko-Milch+Fleisch
Bio-Milch und Bio-Fleisch gehören zusammen! Aktuell werden Milcherzeugung und Fleischerzeugung allerdings in der Regel nicht zusammengedacht. Die Konsequenz: Nur in wenigen Fällen können die männlichen Kälber aus Öko-Milchviehbetrieben im Öko-Sektor gehalten werden. Das Forschungsprojekt mehrWERT Öko-Milch+Fleisch, gefördert vom Bayerischen Staatministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, beschäftigt sich genau mit dieser Problematik. Das Forschungsziel: Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln, um Bio-Kälbern auch ein Bio-Leben zu ermöglichen. Durchgeführt wird das dreijährige Forschungsprojekt von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft und der Schweisfurth Stiftung.
Projektziel: Ein Bio-Leben für Bio-Kälber
Das Hauptziel des Forschungsprojektes ist es, Konzepte zu entwickeln, um mehr männliche Kälber aus ökologischer Produktion im Öko-Sektor zu halten sowie Möglichkeiten zur artgemäßen Aufzucht und der Vermarktung von Öko-Rindfleisch aufzuzeigen. Dazu ist das Projekt in drei Teilbereiche gegliedert: Im ersten Bereich liegt der Forschungsschwerpunkt auf der Analyse des Status Quo der Öko-Milchviehkälber und der Identifikation von Verbesserungspotenzialen. Dazu werden Daten von bayerischen Milchviehbetrieben erhoben und ausgewertet. Hauptverantwortlich ist dafür die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Im zweiten Forschungsbereich liegt der Fokus auf der ökonomischen Einordnung der Verfahren zur kuhgebundenen Kälberaufzucht. Im Rahmen dessen werden bei ca. 30 ausgewählten Betrieben die betriebswirtschaftlichen Auswirkungen der Umstellung auf kuhgebundenen Kälberaufzucht untersucht. Hier übernimmt die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft die Projektleitung. Der dritte Teilbereich umfasst den modellhaften Aufbau von neuen Wertschöpfungsketten für Milch und Fleisch aus kuhgebundener Kälberaufzucht. Diesen Forschungsschwerpunkt verantwortet die Schweisfurth Stiftung und bringt ihrer Erfahrung und Know-how aus dem Forschungsprojekt WertKalb und dem Stiftungsprojekt zur Kuhgebundenen Kälberaufzucht ein.
Projekthintergrund: Bio-Milch und Bio-Fleisch gehören zusammen
Die hohe Spezialisierung der Milchproduktion ist mit der Erzeugung „überschüssiger“ Kälber verbunden: Um Milch geben zu können, müssen Kühe immer wieder kalben. Aber nur wenige Jungtiere werden für die Nachzucht benötigt. Die aktuellen Preise für Kälber decken in der Regel nicht die Kosten, die ein/e Landwirt:in für eine tierwohlgerechte Aufzucht benötigen würde. Ein zentraler Grund dafür ist das starke Missverhältnis der Nachfrage nach Bio-Milch und Bio-Rindfleisch: Bio-Milch und -Milchprodukte sind seitens der Verbraucher:innen stark gefragt, Bio-Rindfleisch hingegen nur sehr wenig. Ulrich Mück, Demeter-Berater in Bayern, hat ausgerechnet, dass je Liter Milch etwa 25 Gramm Rindfleisch entstehen. Das heißt, für ein ausgewogenes Verhältnis von Milch und Fleisch müsste die derzeitige Nachfrage nach Bio-Rindfleisch stark steigen. Die Folge dieses Missverhältnisses: Der überwiegende Anteil der Kälber von Öko-Milchviehbetrieben wird an den konventionellen Viehhandel abgegeben und damit in eine weniger artgerechte Aufzucht. In der Verbreitung der kuhgebundenen Kälberaufzucht wird, neben der Steigerung des Tierwohls, auch das Potenzial gesehen der Erwartungen der Verbraucher:innen mehr zu entsprechen und damit den Absatz von Bio-Rindfleisch zu steigern und das Verhältnis von Milch und Fleisch wieder in eine bessere Balance zu bringen.
Genuss mit bestem Gewissen garantiert! Zwei Betriebe mit der Tierschutz-Kochmütze ausgezeichnet
Bio, regional und tierische Produkte aus artgerechter Haltung – bei vielen zuhause schon eine Selbstverständlichkeit, in Restaurant, Kantine & Co. häufig jedoch noch eine Seltenheit. Doch es gibt sie: Die Betriebe, die vorangehen und zeigen, dass Genuss, Qualität und ein verantwortungsvoller Umgang mit Lebensmitteln auch in der Außer-Haus-Verpflegung möglich sind. Und genau dieses Engagement zeichnet die Schweisfurth Stiftung seit 2008 im Rahmen der Initiative Tierschutz auf dem Teller® aus. In diesem Jahr geht die Auszeichnung – in Form der „Tierschutz-Kochmütze“ – an das Catering-Unternehmen ALBRECHTHOF im oberbayerischen Oderding und an das Nürnberger Tiergartenrestaurant „Waldschänke“.
Catering-Unternehmen ALBRECHTHOF – Ein Leuchtturm für die gesamte Branche
Dass eine gesunde Ernährung, ein abwechslungsreicher Speiseplan und 100% Bio auch in der Verpflegung für Schulen, Kindergärten und Kitas erfolgreich sein können, zeigt das Catering-Unternehmen ALBRECHTHOF im oberbayerischen Oderding, das seit 2010 Kitas, Kindergärten und Schulen bei der täglichen Essensversorgung der Kinder unterstützt. Von Anfang an setzten die Inhaber Lena und Martin Albrecht dabei auf die Verwendung von bio-zertifizierten und regionalen Lebensmitteln. Als Mitglied von Slow Food Deutschland e.V. will der ALBRECHTHOF zudem einen Beitrag leisten, dass auch zukünftige Generationen mündige KonsumentInnen sind und eine nachhaltige Esskultur pflegen. „Das ganzheitliche Konzept, welches Ernährungsbildung mit der Verarbeitung qualitativ hochwertiger Lebensmittel und Genuss für Kinder kombiniert, begeistert die Jury. Lena und Martin Albrecht zeigen nicht nur, wie eine kindgerechte, nachhaltige Verpflegung aussehen kann, sondern auch, dass sie möglich ist. Wir wünschen uns, dass dieses Beispiel viele weitere Akteure im Bereich der Gemeinschaftsverpflegung dazu inspiriert, den Speiseplan auf „Bio“ umzustellen“, begründet Dr. Niels Kohlschütter, Vorstand der Schweisfurth Stiftung, die Jury-Entscheidung.
Tiergartenrestaurant „Waldschänke“ in Nürnberg: Ganzheitlicher Ansatz überzeugt
Bio-zertifizierte Zutaten aus der Region, tierische Produkte aus artgerechter Haltung und eine einzigartige kulinarische Vielfalt garantieren den Gästen des Nürnberger Tiergartenrestaurants Waldschänke Genuss mit bestem Gewissen. Insbesondere bei tierischen Produkten sind dem Inhaber Peter Noventa Herkunft und Qualität wichtig: „Wir verarbeiten ausschließlich bio-zertifiziertes Fleisch. Ausnahme ist derzeit das Lammfleisch der alten Rasse „Coburger Fuchs“. Deren Lämmer beziehen wir im Ganzen und verarbeiten alle Teile (= „Nose to Tail“) und nicht nur die Edelteile.“ Kochkunst bedeutet für Noventa auch kreativ mit Resten umzugehen. Werden zum Beispiel die Soßen selbstgezogen, macht er von Zitronenabschnitten Limoncello oder kreiert damit feine Fruchtchutneys. „Genau das hat uns als Jury begeistert: Sowohl beim Einkauf der Zutaten als auch bei der Verarbeitung wird auf Nachhaltigkeit geachtet. Dies macht das Tiergartenrestaurant „Waldschänke“ zu einem herausragenden Beispiel, das zeigt, wie ein verantwortungsvoller Umgang mit Lebensmitteln auch in der Außer-Haus-Verpflegung möglich ist“, kommentiert Georg Schweisfurth, Laudator, Jury-Mitglied und Kurator der Schweisfurth Stiftung.
Als ausgezeichnete Betriebe tragen das Restaurant „Waldschänke“ und das Catering-Unternehmen ALBRECHTHOF nun als Botschafter den Tierschutz auf dem Teller in die kulinarische Welt hinaus.
Jede Blüte zählt! Gemeinsam den Sinkflug der Insekten stoppen
Hoch motiviert, voller Tatendrang und fest entschlossen einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt zu leisten – das zeichnete die TeilnehmerInnen des BlühbotschafterInnen-Lehrgangs, den die Schweisfurth Stiftung erstmalig im Zeitraum von Juni bis Juli 2020 ausrichtete, aus. Nach einer intensiven Zeit, mit viel neuem Fachwissen, dem Austausch mit ExpertInnen und dem Kennlernen von Best Practice Beispielen, sind sich alle einig: Eine Biodiversitäts-Wende ist dringend notwendig und jeder kann dazu beitragen.
Von Praktikern für Praktiker
Insgesamt besuchte die 16-köpfige Gruppe gemeinsam mit Projektleiterin Carmen Grimbs zehn verschiedene Projekte und Orte. Zu jedem Treffen waren ExpertInnen eingeladen, die Fachwissen zu Ökologie und den Ansprüchen der Insekten an ihren Lebensraum vermittelten und praktisch erlebbar machten. Der rote Faden dabei war die Frage: Was kann jeder Einzelne tun, um die Lebensbedingungen der Insekten zu verbessern? Selbstverständlich also, dass unter anderem Münchens Wildbienen Hotspot Nummer 1 besucht wurde: der Botanische Garten. Hier erklärte Prof. Dr. Susanne Renner, Direktorin des Botanischen Gartens München-Nymphenburg, wie ein Lebensraum gestaltet werden kann, der Wildbienen ausreichend Futterquellen, Nistmöglichkeiten und Rückzugs- bzw. Überwinterungsorte bietet. Dies kann auch auf kleinstem Raum, wie beispielsweise dem Balkon einer Stadtwohnung, gelingen.
Die Herausforderung dabei: Ein Band durch das gesamte Jahr zu schaffen. Welche Möglichkeiten auf dem Land bestehen, um zum Erhalt der Artenvielfalt beizutragen, erfuhren die BlühbotschafterInnen beim Besuch des Bioland Hofes von Landwirt Sepp Braun.
Es hat gefruchtet
„Mein Fazit des BlühbotschafterInnen-Lehrgangs? Ganz klar: Es ist Zeit zu handeln und sich für den Erhalt der Biodiversität einzusetzen. Ich möchte nun mein neu gewonnenes Wissen weitergeben und in der Praxis umsetzen. Ich habe zum Beispiel schon damit begonnen ein Blühwiesen-Projekt in unserer Gemeinde Schöngeising zu planen“, resümiert Teilnehmerin Anita Jensen. Genau das ist das Ziel des BlühbotschafterInnen-Lehrgangs: Die TeilnehmerInnen zu MultiplikatorInnen auszubilden, d.h. sie dazu befähigen eigenständig Projekte in ihrer Umgebung umzusetzen. Die Schweisfurth Stiftung steht ihnen natürlich auch nach dem Lehrgang mit Rat und Tat zur Seite und organisiert regelmäßige Austausch- und Vernetzungstreffen. „Wir freuen uns sehr, dass unser Kurs-Konzept so gut aufgeht. Man spürt die Begeisterung, den Tatendrang und die Motivation der TeilnehmerInnen. Wir sind schon gespannt auf die unterschiedlichen Projekte. Die Ideen sind vielversprechend und reichen von der Gestaltung eines Insekten-Lehrpfads bis zur Umgestaltung öffentlicher Flächen – wobei hier natürlich das Motto gilt: Jede Blüte zählt“, kommentiert Carmen Grimbs.
Warum wir eine Biodiversitäts-Wende brauchen
Es ist schlimmer als erwartet – zu diesem Ergebnis kommen die WissenschaftlerInnen der im November 2019 im Nature Magazin veröffentlichten Studie der TU München. Sie zeigt, dass in Deutschland die Biomasse der Fluginsekten in den vergangenen 30 Jahren um 75 % zurückgegangen ist. Allein bei den Wildbienen sind bereits 50 % der Arten auf der roten Liste (5. Fassung vom Bundesamt für Naturschutz).
Doch wildlebende Insekten, wie zum Beispiel Bienen oder Schmetterlinge, haben eine zentrale Funktion in unserem Ökosystem und sind essentiell für uns Menschen: Denn etwa 80 % unserer Wild- und Nutzpflanzen sind auf die Bestäubung von Insekten angewiesen. Genau diese Ökosystemdienstleistung ist aufgrund des aktuellen, dramatischen Insektenschwundes akut gefährdet. Nun gilt es diesen Trend umzukehren und den Artenschwund zu stoppen.
Erfahren Sie mehr über das Projekt!
Unsere Förderpartner:
Forschungsprojekt WertKalb: Für mehr Tierwohl in der Milchviehbranche
„Das kurze, kranke Leben der Mastkälber ist nichts als ein Kollateralschaden der modernen Milchproduktion“, so bringt die deutsche Journalistin, Autorin und Kuratorin der Schweisfurth Stiftung Tanja Busse in ihrem Buch „Die Wegwerfkuh“ die aktuelle Situation der Kälber auf den Punkt. Die hohe Spezialisierung der Milchproduktion ist mit der Erzeugung „überschüssiger“ Kälber verbunden. Die aktuellen Preise für Kälber decken i.d.R. nicht die Kosten, die ein/e LandwirtIn für eine tierwohlgerechte Aufzucht benötigen würde. Das bringt LandwirtInnen in eine ökonomisch-ethische Dilemma-Situation. Das Forschungsprojekt WertKalb setzt sich genau mit dieser Problematik auseinander und nimmt die gesamte Wertschöpfungskette der Milchviehhaltung, d.h. von der Tierzüchtung über die Tierhaltung bis hin zur Vermarktung, unter die Lupe. Ziel dabei ist es, Lösungsstrategien zu entwickeln, um der Produktion „überschüssiger“ Kälber und dessen, aus tierethischer Sicht, sehr problematischen Folgen entgegenzuwirken. Insgesamt beteiligen sich 21 Organisationen, u.a. die Schweisfurth Stiftung, an dem Verbundprojekt, das von der Universität Hohenheim geleitet und vom Land Baden-Württemberg finanziell gefördert wird.
Das Projekt WertKalb: Partizipativ und praxisorientiert das Tierwohl der Kälber steigern
In der Vorphase des WertKalb-Projektes wurden in einem partizipativen Prozess gemeinsam mit Bio-LandwirtInnen, VertreterInnen der Bio-Verbände, Erzeuger- und Absatzgemeinschaften sowie weiteren ExpertInnen innovative, wertschöpfende und einem hohen Tierwohl-Standard entsprechende Lösungsstrategien in den Bereichen Tierzüchtung, Tierhaltung und Vermarktung identifiziert. Ein Beispiel hierfür sind die verschiedenen Formen der kuhgebundenen Kälberaufzucht, die von engagierten Milchbäuerinnen und Milchbauern u.a. in Baden-Württemberg in den letzten Jahren entwickelt und in der Praxis erprobt wurden. Ziel der im Juni 2020 gestarteten Hauptphase ist es nun, diese Lösungsansätze hinsichtlich ihres Potenzials zur Steigerung des Tierwohls und für eine flächendeckende Verbreitung zu überprüfen. Die Schweisfurth Stiftung trägt im Verbundprojekt insbesondere im Bereich der kuhgebundenen Kälberaufzucht mit ihrer Erfahrung aus der Organisation von Praxisdialogen und mit ihrem deutschlandweiten Netzwerk zum Projekt bei.
Projekthintergrund: Effizienz und Tierethik – ein Widerspruch

Übersicht über die Projektpartner des Forschungsprojekts WertKalb in Baden-Württemberg. Quelle: https://oekolandbauforschung-bw.uni-hohenheim.de
In spezialisierten Milchviehbetrieben werden nicht alle geborenen Kälber benötigt und können daher nicht dort aufgezogen werden. Insbesondere Bullenkälber, aber auch ein Teil ihrer Schwestern werden nicht für die Milchproduktion gebraucht und deshalb im Alter von nur zwei bis fünf Wochen an Mastbetriebe in Norddeutschland oder im Ausland abgegeben. Die tierethischen Probleme dieser Überproduktion sind offensichtlich: Langzeittransporte quer durch Deutschland bzw. Europa sowie die generelle Problematik der Trennung der Kälber von der Mutterkuh direkt nach der Geburt. Diese Problematik ist ein Paradebeispiel für das komplexe Zusammenspiel technologischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklungen und der Wahrung tierethischer Prinzipien. Das Forschungsprojekt WertKalb untersucht daher gezielt Möglichkeiten, um der Produktion „überschüssiger“ Kälber und dessen, aus tierethischer Sicht, sehr problematischen Folgen entgegenzuwirken.
Ausführliche Informationen zu dem Forschungsprojekt WertKalb finden Sie hier.
Erfahren Sie mehr über das Engagement der Schweisfurth Stiftung im Bereich kuhgebundenen Kälberaufzucht.
Werden Sie BlühbotschafterIn. Insekten retten UND die Welt verschönern? Geht.
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Wir brauchen eine Biodiversitäts-Wende! Das zeigen die vielen wissenschaftlichen Studien, die den dramatischen Artenschwund belegen. Dabei kann jeder Einzelne einen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten. Wie das konkret funktioniert? Das lernen Sie im BlühbotschafterInnen-Lehrgang der Schweisfurth Stiftung, welcher an fünf Samstagen im Zeitraum von Mai bis Juli 2020 in München stattfinden wird. Für 2020 ist der Lehrgang bereits ausgebucht. Wir arbeiten an einer Fortführung in 2021. Bleiben Sie mit dem Newsletter der Stiftung über aktuelle Aktivitäten informiert.
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BlühbotschafterInnen-Lehrgang: Wer kann teilnehmen und was wird gelernt?
Der BlühbotschafterInnen-Lehrgang richtet sich an alle Menschen, die mit ihrer Blütenpracht Insekten begeistern wollen, wie z.B. Gartenliebhaber, Hausmeister, kommunale Mitarbeiter, Imker, Planer, Pädagogen, Landwirte und sonstige Interessierte.

Zukünftige BlühbotschafterInnen beim Lehrgang. Bild: Bodensee Stiftung
Im Lehrgang werden sie zu MultiplikatorInnen ausgebildet, dazu befähigt eigenständig Projekte zur Förderung der biologischen Vielfalt in ihrer Umgebung umzusetzen und kompetente/r AnsprechpartnerIn für Menschen aus dem eigenen Umfeld zu sein. Hierzu vermitteln ExpertInnen in dem fünftägigen Lehrgang grundlegendes Fachwissen über die Zusammenhänge von Landschaft und Nahrung für Insekten. Dabei reichen die Kursthemen von der Saatgut- und Pflanzenauswahl bis hin zur Vorstellung verschiedener Netzwerke. Am Ende des Lehrgangs setzen Sie mit Unterstützung der Schweisfurth Stiftung ein Projekt um. Das detaillierte Programm mit den Terminen gibt es hier zum Nachlesen.
Wirken Sie mit! Melden Sie sich zum BlühbotschafterInnen-Lehrgang an.
Werden Sie BlühbotschafterIn und tragen dazu bei, dass eine Biodiversitäts-Wende stattfindet. Teilnehmen können alle Interessierten über 18 Jahre, die selbst aktiv werden wollen, um den Artenschwund zu stoppen.
Weitere Informationen finden Sie hier.
Der Lehrgang wird finanziell unterstützt von:
Deutsche Postcode Lotterie, Margarethe Ammon Stiftung, Gregor Lousider Umweltstiftung, Basic, Barnhouse
Blühbotschafter:innen-Lehrgang

Blühbotschafter-Exkursion
Hintergrund
Es ist schlimmer als erwartet – zu diesem Ergebnis kommen die WissenschaftlerInnen der im November 2019 im Nature Magazin veröffentlichten Studie der TU München. Sie konnten zeigen, dass in Deutschland die Biomasse der Fluginsekten in den vergangenen 30 Jahren um 75 % zurückgegangen ist. Allein bei den Wildbienen sind bereits 50 % der Arten auf der roten Liste (5. Fassung vom Bundesamt für Naturschutz).
Doch wildlebende Insekten, wie zum Beispiel Bienen oder Schmetterlinge, haben eine zentrale Funktion in unserem Ökosystem und sind essentiell für uns Menschen: Denn etwa 80 % unserer Wild- und Nutzpflanzen sind auf die Bestäubung von Insekten angewiesen. Genau diese Ökosystemdienstleistung ist aufgrund des aktuellen, dramatischen Insektenschwundes akut gefährdet. Nun gilt es diesen Trend umzukehren und den Artenschwund zu stoppen.
Ziel
Jeder Einzelne kann zum Schutz blütenbestäubender Insekten beitragen! Wie das konkret funktioniert, können Interessierte im BlühbotschafterInnen-Lehrgang der Schweisfurth Stiftung lernen. Zentrales Ziel des Lehrgangs ist es, die Teilnehmenden dazu zu befähigen, selbst Projekte zum Schutz der Insekten bzw. zum Arterhalt in ihrem persönlichen Umfeld wie bspw. in der Schule, der Kommune oder auf dem Firmengelände anzustoßen, umzusetzen und langfristig zu begleiten.
Zielgruppe
BlühbotschafterInnen sind Menschen, die sich für eine blühende Landschaft und damit für den Schutz blütenbesuchende Insekten einsetzen: GartenliebhaberInnen, HausmeisterInnen, LandwirtInnen, Kommunale MitarbeiterInnen, NaturschützerInnen, ImkerInnen, PädagogInnen und alle sonstigen Interessierte über 18 Jahre.
Inhalte
Einmal im Jahr organisiert die Schweisfurth Stiftung einen BlühbotschafterInnen-Lehrgang. Dabei besuchen die Teilnehmenden unterschiedliche Projekte und Orte. Zu jedem Treffen sind ExpertInnen eingeladen, die grundlegendes Fachwissen zur Ökologie und den Ansprüchen der Insekten an ihren Lebensraum vermitteln und praktisch erlebbar machen.Die Themen sind z.B. Saatgut- und Pflanzenauswahl, Anlegen kommunaler Blühflächen, Möglichkeiten der Landwirtschaft sowie die Vorstellung verschiedener Netzwerke. Der rote Faden dabei ist die Frage: Was können wir tun, um die Lebensbedingungen der Insekten zu verbessern?
Am Ende der Ausbildung setzen die Teilnehmenden ein Projekt in ihrem Lebensumfeld unter Begleitung um.
Lesen Sie mehr zum Blühbotschafter:innen Lehrgang im Nachbericht 2020 Jede Blüte zählt! Gemeinsam den Sinkflug der Insekten stoppen und im Nachbericht 2021 Insektensterben stoppen – Mehr Wildnis für Stadt und Land!
Sie möchten das Projekt unterstützen? Hier finden Sie mehr Infos.

Dr. Niels Kohlschütter (Vorstand) und Carmen Grimbs (Projektleitung) auf der Suche nach Wildbienen.
Projektname: Blühbotschafter:innen-Lehrgang
Startschuss: Mai 2020
Status: läuft
Wirkungskreis: Bayern
Zielgruppe: Gartenliebhaber:innen, Hausmeister:innen, kommunale Mitarbeiter:innen, Imker:innen, Planer:innen, Pädagog:innen, Landwirt:innen
Maßnahmen: In einem fünftägigen Lehrgang vermitteln Expert:innen grundlegende Kenntnisse im Bereich Artenschutz, mit dem Ziel, die Teilnehmenden zu Multiplikator:innen auszubilden.
Ansprechpartnerin: Carmen Grimbs, Kontakt: cgrimbs [at] schweisfurth-stiftung.de
Kuhgebundene Kälberaufzucht: Echtes Tierwohl von Anfang an!
In Deutschland werden jedes Jahr fast vier Millionen Kälber geboren. In der Regel werden sie kurz nach der Geburt von der Mutterkuh getrennt, denn die Tränke aus dem Nuckel-Eimer gilt als ökonomisch vorteilhafter als eine Aufzucht durch die Mutterkuh. Ein Ausleben von artgerechtem Verhalten wie Saugen am Euter und Ablecken des Kalbes durch die Kuh ist so nicht möglich.
Es geht auch artgerechter!
Eine tierfreundlichere Alternative zu den heute gängigen Tränke- und Aufzucht-Systemen von Kälbern ist die kuhgebundene Aufzucht. Dies bedeutet, dass die Kälber von der eigenen Mutter oder einer Ammenkuh gesäugt werden und täglich Kontakt mit erwachsenen Kühen haben. Studien zeigen, dass sich dies positiv auf Gesundheit, Entwicklung und Sozialverhalten der Kälber auswirkt. Dabei profitieren – neben den Kälbern – auch die Landwirte: Sie berichten häufig, dass ihnen durch die kuhgebundene Kälberaufzucht die Arbeit mit den Tieren mehr Freude bereitet und die monotone Arbeiten der Eimertränke wegfallen.
Herausforderung für die Praxis
Trotz dieser Vorteile für Mensch und Tier wird die kuhgebundene Aufzucht nur von sehr wenigen Milchviehbetrieben praktiziert. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Zum einen sprechen wirtschaftliche Faktoren dagegen. So lange die Preise für Produkte aus dieser Haltungsform die höheren Kosten nicht decken, stellt dies eine Hürde für die Landwirte dar. Zum anderen fehlt es häufig an Wissen bei Praktikern, Fachberatern und Stallbauplanern wie eine kuhgebundene Kälberaufzucht praktisch umgesetzt werden kann.
Es gibt Handlungsbedarf!
Nur eine kuhgebundene Kälberhaltung ist mit den ethischen Grundsätzen der ökologischen Agrarkultur vereinbar. Deshalb setzt sich die Schweisfurth Stiftung aktiv für die Ausbreitung der kuhgebundenen Kälberhaltung ein. Im Rahmen des Projekts „Kuhgebundene Kälberaufzucht“ werden konkreten Lösungen zur Förderung dieser Haltungsform sowie deren Umsetzung in der Praxis erarbeitet. Maßnahmen sind die Organisation von Praxis-Dialogen mit interessierten Akteuren und die Präsentation des Themas auf Veranstaltungen. Auf diese Weise wird der Erfahrungsaustausch und der Wissenstransfer zwischen Milchviehalten, Wissenschaftler und potenziellen Marktpartnern gefördert.
Sie möchten das Projekt unterstützen? Hier finden Sie mehr Infos.
Eine Frage der Haltung: Zweinutzungshuhn oder Früh-Erkennung im Ei?

Werner Hockenberg (Bruderhahninitative), Kristin Höller (SELEGGT GmbH), Prof. Dr. Franz Theo Gottwald ( Schweisfurth Stiftung), Annika Bromberg (Tierzuchtfonds) und Inga Günther (Ökologische Tierzucht gGmbH) auf der Biofach (v.l.n.r)
Schluss mit dem Kükenschreddern! Da waren sich die Diskutanten auf der Biofach Veranstaltung des Tierzuchtfonds einig. Doch wie kommen wir aus dem Kükendilemma? Sind das Zweinutzungshuhn und/oder die Früherkennung im Ei eine praxistaugliche, tierethisch vertretbare Alternative? Diesen Fragen gingen Werner Hockenberg, Geflügelzüchter und Mitinitiator der Bruderhahninitative , Inga Günther, Geschäftsführerin der Ökologischen Tierzucht gGmbH , Annika Bromberg vom Tierzuchtfonds, Kristin Höller, Referentin bei der SELEGGT GmbH und Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald, Vorstandsvorsitzender der Schweisfurth Stiftung, auf den Grund.
Ethik versus Wirtschaftlichkeit – ein unauflösbarer Konflikt?
Jedes Jahr werden allein in Deutschland circa 50 Millionen männliche Küken getötet, da sie keine Eier legen und als Masthähnchen ungeeignet sind. In der Logik der Agrarindustrie sind sie deshalb nutzlos. Aus tierethischer Sicht ist dies eine nicht vertretbare Haltung. Als vielversprechende Alternative gilt die In-Ovo-Selektion, also die Vorab-Geschlechtsbestimmung im Ei. Doch kann die Technik halten, was sie verspricht? Kristin Höller von der SELEGGT GmbH, die Forschung und Entwicklung zu In-Ovo-Verfahren betreibt, ist davon überzeugt und zeigte die Vorteile der Methode auf: „Mit Hilfe der endokrinologischen Geschlechtsbestimmung können wir das Kükentöten verhindern. Gleichzeitig ist es mit der heute gelebten Effizienz des Sektors vereinbar.“ Die anderen Diskutanten waren hier anderer Meinung und entgegneten, dass es sich bei der In-Ovo-Selektion lediglich um eine vorgezogene Tötung der männlichen Küken im Embryo-Stadium handelt. Außerdem sei die Frage, ab welchem Moment ein Hühnerembryo in der Lage ist, Schmerz zu empfinden, von der Wissenschaft noch nicht eindeutig beantwortet. Sie kamen deshalb zu dem Schluss, dass Verfahren zur Früh-Erkennung im Ei nicht mit tierethischen Grundsätzen vereinbar seien. Werner Hockenberger sprach sich deshalb für das Konzept des Bruderhahns aus: „Bei unserer Bruderhahninitative dürfen die Männchen weiterleben. Finanziert wird das Ganze durch die Hennen, denn ihre Eier werde mit einem minimalen Aufpreis von zwei bis vier Cent verkauft – so verdienen die Schwestern das Futter für ihre Brüder mit.“ Für Inga Günther, die sich intensiv mit ökologischer Tierzucht beschäftigt, ist das Zweinutzungshuhn die beste Lösung. So argumentierte sie: „Zweinutzungsrassen sind richtige Allrounder: Sie eignen sich sowohl zur Eier- als auch zur Fleischerzeugung. Dadurch wird das Töten männlicher Küken überflüssig, da sie ja für die Mast geeignet sind.“ Die Krux dabei: Legeleistung und Fleischanteil von Zweinutzungsrassen sind deutlich geringer als von den entsprechenden Hochleistungsrassen. Deshalb sind sowohl Eier als auch Hähnchen teurer als bei einseitig spezialisierten Züchtungen. „Hier braucht die Branche die Unterstützung der Verbraucher und Verbraucherinnen. Wenn diese bereit sind für mehr Tierwohl auch ein wenig mehr Geld auszugeben, kann das Zweinutzungshuhn Verbreitung finden. Doch Voraussetzung dafür ist eine umfassende Verbraucheraufklärung über die Problematik“, ergänzte Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald.
Eines machte die Diskussion deutlich: die größte Herausforderung ist es Tierwohl und Wirtschaftlichkeit miteinander zu vereinbaren.
Über den Tierzuchtfonds
Der Tierzuchtfonds ist eine gemeinsame Initiative der Schweisfurth Stiftung, des Deutschen Tierschutzbundes und der Zukunftsstiftung Landwirtschaft. Ziel ist es, eine artgemäße Nutztierzucht zu fördern, die für die tiergerechte Haltung in ökologischen und bäuerlichen Betrieben geeignet ist. Mehr Informationen über die Arbeit des Tierschutzfonds gibt es hier.
Kuhgebundene Kälberaufzucht: Pioniere zeigen, dass es geht!
Die Kälber wieder bei den Müttern lassen – dafür plädierten die ReferentInnen bei der Veranstaltung „Kuhgebundene Kälberaufzucht: Milch und Fleisch aus besonders tierfreundlicher Haltung“ auf der BIOFACH. Doch wie funktioniert eine kuhgebundene Kälberaufzucht? Und was passiert eigentlich mit den Bullenkälbern? Diese und weitere Fragen wurden von Saro G. Ratter, Projektmanager der Schweisfurth Stiftung, Rolf Holzapfel, Geschäftsführer der Demeter Heumilch Bauern Süd und Beate Reisacher, Projektmanagerin Öko-Modellregion Oberallgäu Kempten diskutiert.
Kuhgebundene Kälberaufzucht: Von Hollywood bis Nürnberg ein wichtiges Thema

Kälber wieder bei den Müttern lassen – dafür plädierten (v. l. n. r.) Rolf Holzapfel, Geschäftsführer der Demeter Heumilch Bauern Süd, Beate Reisacher, Projektmanagerin Öko-Modellregion Oberallgäu Kempten und Saro G. Ratter, Projektmanager Tierwohl der Schweisfurth Stiftung, auf der Biofach.
„Wir fühlen uns berechtigt, eine Kuh künstlich zu befruchten und ihr Baby zu stehlen, obwohl ihre Angstschreie unüberhörbar sind. Dann nehmen wir ihre Milch, die für ihr Kalb gedacht ist und geben sie in unseren Kaffee und unser Müsli“, klagte Joaquin Phoenix bei seiner Oscar-Rede vergangene Woche die derzeitig gängige Milchviehhaltung an. Das Thema kuhgebundene Kälberaufzucht bekommt zunehmend Aufmerksamkeit. Immer mehr VerbraucherInnen fordern eine artgerechtere Aufzucht in der Milchviehbranche. In der Praxis sei dies aber kein leichtes Unterfangen, erklärte Saro G. Ratter: „Zum einen sprechen wirtschaftliche Faktoren dagegen. So lange die Preise für Produkte aus dieser Haltungsform die höheren Kosten nicht decken, stellt diese einen finanziellen Verlust für die Landwirte dar. Zum anderen fehlt es häufig an Wissen bei Praktikern, Fachberatern und Stallbauplanern wie eine kuhgebundene Kälberaufzucht praktisch umgesetzt werden kann.“ Den LandwirtInnen diese Unsicherheiten zu nehmen – genau das sei das Ziel des Projektes kuhgebundene Kälberaufzucht der Schweisfurth Stiftung. Im Rahmen des Projektes soll der Erfahrungsaustausch, der Wissenstransfer sowie die Vernetzung zwischen MilchviehhalterInnen, WissenschaftlerInnen und MarktpartnerInnen gefördert werden.
Gleiches Recht für Bruder und Schwester
Praktische Erfahrung in Sachen kuhgebundene Kälberaufzucht haben sowohl Beate Reisacher als auch Rolf Holzapfel. Ein besonderes Anliegen, das machten sie auf der Biofach Veranstaltung deutlich, ist den beiden die artgerechte Aufzucht von Bullenkälbern. Diese und auch ein Teil ihrer Schwestern werden nicht für die Milchproduktion gebraucht und oft im Alter von nur zwei bis vier Wochen an Mastbetriebe abgegeben – Milchbauern machen dies häufig nur mit Unbehagen. „Landwirte haben auch die moralische Verantwortung für die Tiere, die den Hof verlassen müssen. Hier müssen tierwohlgerechte und gleichzeitig ökonomisch tragfähige Lösungen gefunden werden“, forderte Rolf Holzapfel. Die größte Herausforderung liege dabei in der Vermarktung: Denn das Fleisch aus einer kuhgebundenen Kälberaufzucht ist teurer und unterscheidet sich in Farbe und Geschmack von Fleisch aus herkömmlicher Aufzucht. „Das grundliegende Problem ist, dass Bio-Milch- und Bio-Fleischproduktion aus Effizienzgründen über die letzten Jahrzehnte hinweg voneinander entkoppelt wurden. Hier müssen wir umdenken“, erklärte Beate Reisacher. Die Vermarktung von Bio-Rindfleisch aus der Milchviehhaltung sollte der Nachfrage nach Bio-Milch entsprechen, damit keine Kälber in die konventionelle Mast gehen müssen. Denn „Bio-Milch und Bio-Fleisch gehören zusammen“ – wie das Motto der Allgäuer Hornochsen erklärt.
Die Diskussion machte deutlich: Die Umsetzung der kuhgebundenen Kälberaufzucht in die Praxis ist machbar, aber die Vermarktung von Milch und Fleisch stellt eine große Herausforderung dar. Doch Leuchtturmprojekte wie das von Rolf Holzapfel zeigen, dass es geht und machen Mut.
Erfahren Sie hier mehr über die Projekte Allgäuer Hornochse, wo bereits einige Mitglieder die kuhgebundene Kälberaufzucht praktizieren und Demeter Heumilch Bauern Süd, wo bereits alle Mitglieder auf diese besonders tierfreundliche Haltung umgestellt haben.
„Tierschutz auf dem Teller®“? Neuer Film stellt drei Betriebe vor!
Woher kommen die Zutaten auf meinem Teller? Diese Frage beschäftigt immer mehr Menschen – sowohl in der eigenen Küche, als auch im Restaurant oder in der Kantine. Dass Genuss, Qualität und ein verantwortungsbewusster Umgang mit Lebensmitteln auch in der Außer-Haus-Verpflegung möglich ist, zeigen die drei Betriebe – die Schulmensa der Ludwig-Thoma Realschule in München, das Restaurant „ROSE“ in Vellberg-Eschenau und das Restaurant „Seekrug“ auf der Nordseeinsel Langeoog – die dafür von der Schweisfurth Stiftung im Rahmen des Projektes „Tierschutz auf dem Teller®“ ausgezeichnet wurden.
Wie das Engagement der ausgezeichneten Betriebe konkret aussieht, zeigt folgender Kurzfilm:
https://www.youtube.com/watch?v=muqNeGMpGqs
„Tierschutz auf dem Teller®“ geht in die nächste Runde
Auch in diesem Jahr fördert die Schweisfurth Stiftung das Engagement von Gastro-Betrieben, die kulinarischen Genuss mit ökologischer Verantwortung in der Außer-Haus-Verpflegung miteinander verbinden. Es werden – wie jedes Jahr – zwei bis drei Betriebe, die in Sachen Gastro-Tierschutz vorangehen und als Leuchttürme für die gesamte Branche agieren, von der Jury ausgewählt und mit der Tierschutz-Kochmütze ausgezeichnet. Bewerbungen und Nominierungen können noch bis Mai 2020 per E-Mail an info@schweisfurth-stiftung.de werden.
Weitere Informationen zu den Anforderungen an teilnehmende Betriebe und zum Projekt „Tierschutz auf dem Teller®“ allgemein gibt es hier.
Wie geht „Tierschutz auf dem Teller®“? Drei Betriebe zeigen es!
Den Tierschutz unter den Tisch fallen lassen? Das gibt es hier nicht. Deshalb wurden die drei Betriebe – die Schulmensa der Ludwig-Thoma Realschule in München, das Restaurant „ROSE“ in Vellberg-Eschenau und das Restaurant „Seekrug“ auf Langeoog – von der Schweisfurth Stiftung im Rahmen des Projektes „Tierschutz auf dem Teller®“ ausgezeichnet. Denn sie alle zeigen, dass Genuss, Qualität und ein verantwortungsbewusster Umgang mit Lebensmitteln auch in der Außer-Haus-Verpflegung möglich sind.
Ein Leuchtturm für die gesamte Branche: Schulküche kocht mit 100% Bio-Zutaten

Die Freude ist groß bei Verena Schlegel (mitte), Küchenleiterin der Schulmensa der Ludwig-Thoma Realschule als Dr. Niels Kohlschütter (l.), Vorstand der Schweisfurth Stiftung, zusammen mit Markus Lindner (r.), Landesbeauftragter Bayern von Euro-Toques, ihr die Tierschutz-Kochmütze verleiht.
„Wir versorgen täglich ca. 600 SchülerInnen mit Frühstück, Pausensnacks und Mittagessen aus 100% Bio-Zutaten. Gesunde Ernährung und Nachhaltigkeit sind mir dabei sehr wichtig“, erklärt Verena Schlegel, Küchenleiterin der Schulmensa der Ludwig-Thoma Realschule. Ihr ganzheitliches Konzept überzeugte die Jury: „Die Schulmensa der Ludwig-Thoma Realschule ist ein Leuchtturmbeispiel für die gesamte Branche. Sie zeigt, dass mit Engagement und entschlossenem Handeln auch in einer Schulkantine Nachhaltigkeit umfassend umgesetzt werden kann“, begründet Dr. Niels Kohlschütter, Vorstand der Schweisfurth Stiftung und Jury-Mitglied des Projekts, die Jury-Entscheidung.
„Bio“ in der Außer-Haus-Verpflegung auch abseits der Großstädte – zwei „Best Practice“ Beispiele zeigen wie es geht
Qualität, Regionalität, der Einsatz von ökologischen Erzeugnissen, aber auch Handwerk und Tierwohl stehen ganz oben auf der Agenda des Restaurants „ROSE“. Insbesondere die konsequente Umsetzung des Konzeptes der Ganztierverwertung beeindruckte die Jury: „Unser Fleisch beziehen wir zu ca. 80 % als ganze Tiere, direkt von den Erzeugern. Diese sind zumeist Kleinbetreibe, die alte Nutztierrassen halten und pflegen. Uns ist wichtig, dass alle Tiere ein gutes Leben hatten“, erklärt die Inhaberin Adelheid Andruschkewitsch. Auch Bioland-Geschäftsführer Dr. Christian Eichert zeigt sich vom Engagement der Betreiber begeistert: „Durch den verantwortungsvollen Umgang mit Lebensmitteln und der engen Zusammenarbeit mit Bio-Höfen aus der Region, leistet das Ehepaar Andruschkewitsch einen wichtigen Beitrag, um eine enkelgerechte Landwirtschaft der Zukunft zu sichern.“
Und auch im Restaurant „Seekrug“ wird Genuss mit ökologischer Verantwortung verknüpft. Dazu der Inhaber Michael Recktenwald: „Wir verarbeiten ausschließlich ganze Tiere, verwerten alle Teile eines Tieres und beziehen sie nur von regionalen Partnern, die alle in einer Landkarte aufgeführt sind. Dadurch haben wir kurze Lieferwege, wenig Stress für die Tiere und können unsere Gäste über die Haltung und Verwertung der Tiere aufklären.“ Die Jury war sich auch hier einig: Das Restaurant „Seekrug“ ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie Gastro-Tierschutz in die Praxis umgesetzt werden kann.

Georg Schweisfurth (l.), Jury Mitglied des Projekts, überreicht zusammen mit Saro Gerd Ratter, Projektmanager Tierwohl der Schweisfurth Stiftung (r.) die Tierschutz-Kochmütze an Michael und Maike Recktenwald (mitte), Inhaber des Restaurant Seekrug auf der Insel Langeoog.

Jürgen und Adelheid Andruschkewitsch (mitte), Inhaber des Restaurant ROSE freuen sich zusammen mit Ute Zoll (l.), Bürgermeisterin Stadt Vellberg, Saro Gerd Ratter (r.), Projektmanager der Schweisfurth Stiftung über die Auszeichnung.
Weiter Informationen zum Projekt gibt es hier.
Zwei Bio Pioniere inspirieren sich wechselseitig in Herrmannsdorf
Zeitgleich und doch vollkommen unabhängig voneinander haben sie eine wegweisende Entscheidung getroffen: Prinz Charles und Karl-Ludwig Schweisfurth waren bereits Mitte der 80er Jahre überzeugt davon, dass nur der Ökolandbau zukunftsfähig ist. Der eine begann in England 360 ha auf ökologische Bewirtschaftung umzustellen. Der andere gründete vor den Toren Münchens in Glonn die Herrmannsdorfer Landwerkstätten mit ökologischer Landwirtschaft und Lebens-Mittel Handwerk. Im Mai 2019 – knappe 35 Jahre später – lernten sich die beiden Bio-Pioniere in Herrmannsdorf persönlich kennen.
Anlässlich des zweitägigen Besuches in München hatte sich die königliche Hoheit den Besuch des weit über die Grenzen Bayerns hinaus bekannten Ökobetriebs Herrmannsdorfer Landwerkstätten gewünscht. Empfangen wurde er gleich von drei Schweisfurth-Generationen: dem Gründer Karl-Ludwig, seinem Sohn Georg und seiner Enkelin Sophie, die die Geschäftsleitung in Herrmannsdorf im Oktober 2018 von ihrem Onkel Karl übernommen hatte.
Vielfalt und innovative Ansätze insbesondere in der Tierhaltung inspirieren

Beim gemeinsamen Rundgang durch die Herrmannsdorfer Landwerkstätten mit Sophie und Georg Schweisfurth, konnte sich Prinz Charles neue Ideen und Anregungen für seinen Bio-Betrieb in England holen.
Prinz Charles und seine Gemahlin, Herzogin Camilla, brachten ausreichend Zeit mit, so dass sie sich beim Rundgang die vielfältigen Gewerke in Herrmannsdorf erklären lassen und natürlich auch von den eigenen Erfahrungen berichten konnten. Absolut neu für den wohl berühmtesten Bio-Bauern Europas, Prinz Charles, war die von Karl-Ludwig Schweisfurth in den letzten 15 Jahren entwickelte und beforschte „symbiotische Landwirtschaft“. „Bei uns leben Rinder, Schweine und Masthühner auf Kleegras-Weiden zusammen und profitieren voneinander. Die Hühner übernehmen beispielsweise die Körperpflege bei den Schweinen. Die Rinder und die Schweine sind der Wachdienst für die Hühner und halten Fuchs, Habicht und Marder auf Distanz. Außerdem ist der Ertrag pro Hektar durch die symbiotische Bewirtschaftung deutlich höher. Eine echte Symbiose eben“ erklärt Georg Schweisfurth das Konzept der „symbiotischen Landwirtschaft“. Nach zwei Jahren zieht die tierische Gemeinschaft auf eine neue Fläche. Auf dem abgeweideten, durchwühlten und gut gedüngtem Areal werden danach wieder Getreide und andere Feldfrüchte angebaut. Die „symbiotische Landwirtschaft“ ist eine Innovation des „Alten von Herrmannsdorf“, wie sich Karl-Ludwig gerne selbst bezeichnet, für noch mehr Tierwohl. Und sie bringt Ackerbau und Tierhaltung in besonderer Weise in Einklang. Gerade in der Vielfalt liegt eine große Chance des Ökolandbaus.
Begeistert zeigte sich Prinz Charles auch von den mobilen Lösungen für Stall- und Futterplatz, die ohne ein hohes Maß an technischen Investitionen auskommen. So empfiehlt und praktiziert es auch der gemeinsame Bekannte der Bio-Pioniere, Joel Salatin. Der amerikanische Bauer und Autor trägt mit seiner praktischen Arbeit und Informations-Veranstaltungen auf der ganzen Welt zur Verbreitung der „regenerative Landwirtschaft“ bei.
Begleitende Forschung durch die LMU
Die Schweisfurth Stiftung arbeitet mit der „Tierärztlichen Fakultät“ der LMU München an einem Forschungsprojekt zur „symbiotischen Landwirtschaft“. Hierbei geht es auch darum mögliche Risiken der symbiotischen Landwirtschaft zu identifizieren, zu beurteilen und zu gewichten. Besondere Berücksichtigung findet neben praktischen Perspektiven wie Umsetzbarkeit, Ökonomie und Erweiterbarkeit, die Tiergesundheit mit allen relevanten veterinärbehördlichen Vorschriften. Am Ende soll eine Handreiche für ein geeignetes Risiko-Management für interessierte Betriebe und Veterinäre zur Verfügung stehen, die basierend auf wissenschaftlichen Ergebnissen die „symbiotische Landwirtschaft“ nach Herrmannsdorfer Vorbild als natürliche Tierhaltungsform fördert.
Einladung auf die Duchy Home Farm ausgesprochen
Das englische Thronfolgerpaar möchte den Austausch mit der Familie Schweisfurth gern fortsetzen und sprach eine Einladung auf den eigenen Bio-Betrieb, die Duchy Home Farm in Cornwall aus. Was sie verbindet sind die gemeinsamen Werte. Karl-Ludwig und Sophie haben sie in ihrem im Droemer Knaur Verlag erschienen Buch „Das geht so nicht weiter“ eindrücklich beschrieben. Sie sind überzeugt: Die Würde des Menschen beginnt mit dem Respekt vor den Tieren.“
Die Überzeugung von Prinz Charles, dass eine öko-soziale Agrarwende notwendig ist, dokumentiert der renommierte Münchner Filmemacher Betram Verhaag in seinem Film „Der Bauer und sein Prinz“.
Tierschutz-Kochmütze sucht Pioniere
Wir lassen den Tierschutz nicht unter den Tisch fallen. Ob im Restaurant, in Bildungseinrichtungen, Kantinen oder anderen Küchen – Tierschutz gehört überall auf den Teller. Darum vergibt die Schweisfurth Stiftung mit ihrem Projekt „Tierschutz auf dem Teller®“ jedes Jahr die Tierschutz-Kochmütze an Köchinnen oder Köche, für die – neben dem leiblichen Wohl der Gäste – auch das Wohlergehen der Tiere eine große Rolle spielt.
Vom Schnitzel über den Milchschaum des Cappuccinos bis hin zu Wurst, Käse und Ei –Zuhause entscheidet jeder selbst, was auf den Teller kommt. In einer zunehmend mobilen Gesellschaft sind wir viel unterwegs und damit immer stärker auf eine Außer-Haus-Verpflegung angewiesen. Auch jenseits der eigenen Küche stellen sich immer mehr Menschen die Fragen: „Was esse ich? Und woher kommen eigentlich die Zutaten auf meinem Teller?“
Bei tierischen Produkten ist die artgerechte Haltung wichtig. Zum Beispiel, dass das Schwein Stroh zum Wühlen hat und das Huhn Sand für ein Bad.
Wir wissen: Profi-Köchinnen und Profi-Köche können viel mehr als nur Speisen zubereiten. Denn Kochen ist Passion, Kunst, Herausforderung und Verantwortung zugleich.
Die Schweisfurth Stiftung zeichnet daher seit über 10 Jahren Außer-Haus-Verpfleger aus, die sich für artgerechte Tierhaltung stark machen, indem sie u.a.
- langfristige Partnerschaften mit regionalen Lieferanten pflegen,
- das Thema Tierwohl an ihre Kunden kommunizieren,
- eine Verwertung aller Teile des Tieres anstreben,
- vegetarische & vegane Alternativen anbieten und
- einen Großteil aller Erzeugnisse tierischer Herkunft aus zertifiziert ökologischer bzw. nach den Richtlinien des NEULAND-Markenzeichens zertifizierter Erzeugung beziehen. (Details der Anforderungen finden Sie hier)
Die ausgezeichneten Betriebe tragen als Botschafter den Tierschutz auf dem Teller in die kulinarische Welt hinaus. Der Gast profitiert davon in jeder Hinsicht: höchste Qualität, bunte Vielfalt, bester Geschmack − Genuss mit gutem Gewissen.
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möchten Sie sich als Betrieb mit Ihrem Team bewerben? Hier finden Sie weitere Informationen zur Bewerbung.
Wir freuen uns über Ihre Bewerbungen & Nominierungen bis zum 14. Juli 2019.
Die Tierschutz-Kochmützen und Auszeichnungen für das Jahr 2019 werden im Herbst vergeben.
Gemeinsam verantwortlich handeln. Echtes Tierwohl voranbringen!
Informationen zum aktuellen Projekt kuhgebundene Kälberaufzucht
der Schweisfurth Stiftung finden Sie hier.
3.000 Kilogramm – um diese Menge ist laut Milchindustrie Verband die durchschnittliche Jahresmilchleistung einer deutschen Kuh heute im Vergleich zu 1990 gestiegen. Ein Anzeichen dafür, dass es den Kühen gut geht? – Ja, davon sind zumindest einige Branchenvertreter überzeugt: Denn wenn es den Kühen nicht so gut ginge, könnten sie auch nicht so viel Milch geben, argumentieren sie. Für uns ein Trugschluss! Deshalb setzten wir uns für echtes Tierwohl ein! Jede Spende, die unsere Arbeit finanziell unterstützt, ist ein wichtiger Beitrag beispielsweise dafür, dass immer mehr Landwirte eine kuhgebundene Kälberaufzucht praktizieren können.
Doch zunächst ein paar Fakten über gängige Praktiken in der Haltung von Milchvieh: Über 90 Prozent der Milchkühe dürfen ihre Hörner nicht mehr tragen, Kälber werden in der Regel kurz nach der Geburt von der Mutterkuh getrennt, sodass ein Ausleben von artgerechtem Verhalten wie Saugen am Euter und Ablecken des Kalbes durch die Kuh nicht möglich ist, und die Kälbersterblichkeit ist bedenklich hoch – einige Quellen berichten von über zehn Prozent.
Tierwohl beginnt bei der Kälberaufzucht
Tierwohl und artgerechte Haltung von Milchkühen beginnen mit der Kälberversorgung, davon sind wir überzeugt. Eine Alternative zur Trennung von Kuh und Kalb direkt nach der Geburt stellt die kuhgebundene Kälberaufzucht dar. Dies bedeutet, dass die Kälber von der eigenen Mutter oder einer Ammenkuh gesäugt werden und täglich Kontakt mit erwachsenen Kühen haben. Studien zeigen, dass sich dies positiv auf Gesundheit, Entwicklung und Sozialverhalten der Kälber auswirkt. Die tierfreundlichere Kälberaufzucht ist jedoch mit einem höheren finanziellen Aufwand verbunden und wird auch deshalb in der Praxis kaum angewandt. Was zählt mehr im ethisch-ökonomischen Spannungsfeld: Der „Preis“ oder der „Wert“?
Jeder kann einen Unterschied machen
Nur Tierwohl, das bei der Aufzucht beginnt, ist mit den ethischen Grundsätzen der ökologischen Agrarkultur vereinbar. Dabei kann jeder Einzelne einen Beitrag zur Förderung echten Tierwohls leisten, zum Beispiel indem beim wöchentlichen Einkauf auf die Herkunft tierischer Produkte geachtet wird. Eine weitere Möglichkeit ist die Beteiligung an Organisationen, Vereinen und Stiftungen, die sich für das Thema stark machen und grundlegende Veränderungsprozesse anstoßen. So engagiert sich die Schweisfurth Stiftung beispielsweise aktiv für die Ausbreitung der kuhgebundenen Kälberaufzucht. Eine konkrete Projektmaßnahme ist zum Beispiel die Durchführung eines Praxis Dialogs am 08. April 2019, bei dem sich MilchviehhalterInnen, WissenschaftlerInnen und potenzielle MarktpartnerInnen über ihre Erfahrungen austauschen können. Um dieses Projekt weiter voranzubringen, sind wir als gemeinnützige Stiftung auf Spenden angewiesen. Hier finden Sie mehr zum Thema Spenden. Gerne können Sie auch persönlich mit uns Kontakt aufnehmen.
Von unglücklichen Kühen und einer Männerquote für Küken
Männliche Küken werden geschreddert und Kühen die Hörner entfernt! – Wie kann das sein? Welche Alternativen gibt es? Heutzutage werden Tiere meist zu reinen Produktionsmitteln degradiert. Sie werden so gezüchtet, dass sie optimal an die Ansprüche des industriellen Agrarsystems angepasst sind. Doch es geht auch anders, wie die Podiumsdiskussion des Tierzuchtfonds, einer Initiative der Schweisfurth Stiftung, des Deutschen Tierschutzbundes und der Zukunftsstiftung Landwirtschaft, auf der Biofach 2019 zeigte.
Produktionsfaktor Tier
Die moderne Tierzucht findet gegenwärtig viel mehr im Reagenzglas statt als im Stall. Der Fokus liegt darauf, die Tiere auf Hochleistung zu züchten. Wesen und Würde der Tiere geraten dabei vollkommen aus dem Blick. Die Folgen: Die Tiere sind anfälliger für Krankheiten, was einen erhöhten Einsatz von Antibiotika mit sich bringt, weisen eine geringere Lebenserwartung auf und die biologische Vielfalt nimmt ab. Dies ist nicht mit den ethischen Grundsätzen des ökologischen Landbaus vereinbar. Bei einer artgemäßen Tierzüchtung sind Aspekte wie Gesundheit, Widerstandsfähigkeit, Langlebigkeit und Erhalt bedrohter Nutztierrassen wesentlich. Leider steht den LandwirtInnen derzeit nur eine kleine Basis an ökologisch gezüchteten Nutztierrassen zur Verfügung. Eine artgemäße Zucht im ökologischen Landbau ist deshalb Gebot der Stunde.
Es geht auch besser!
Wie eine Ausweitung der artgerechten Züchtung möglich ist, wurde im Rahmen der Podiumsdiskussion des Tierzuchtfonds auf der Biofach 2019 diskutiert. VertreterInnen aus Handel, Zucht und Wissenschaft tauschten sich über Lösungsansätze und die notwendigen Schritte hin zu einer ökologischen Tierzucht aus. So forderten Inga Günther, Geschäftsführerin der Ökologischen Tierzucht gGmbH, Mainz und Franziska Hagen, Fachreferentin des Deutschen Tierschutzbundes, Bonn die ökologische Züchtung für Bio-Betriebe verpflichtend zu machen. Diese soll sich an den Zuchtzielen Rassenvielfalt, Langlebigkeit, Robustheit, Zweinutzungsrassen, Freilandtauglichkeit sowie Anpassungsfähigkeit der Tiere an regionale Gegebenheiten orientieren. Für eine eigene Bio-Züchtung bedarf es neben viel Engagement vor allem einen hohen finanziellen Aufwand. Daraus folgerte Georg Kaiser, Geschäftsführer der Bio Company – ein Biosupermarkt-Filialist mit Hauptsitz in Berlin, dass Produkte aus Öko-Zucht teurer sein sollten. Dies erfordert jedoch die Bereitschaft der VerbraucherInnen, einen höheren Preis für echtes Tierwohl zu zahlen. Voraussetzung dafür ist, dass KonsumentInnen über die Problematik informiert sind und deren Auswirkungen verstehen. Deshalb führt Kaiser regelmäßig Kampagnen in den Bio Company-Filialen durch: So werden beispielsweise im Rahmen der Bruderhahn Initiative Deutschland VerbaucherInnen auf die nutzlose Tötung männlicher Küken aufmerksam gemacht. Der Handlungsbedarf sei auch bei anderen Tierarten dringend, warnte Professor Onno Poppinga vom Kassler Institut für ländliche Entwicklung: Die Vielfalt der Rinder-Gene hat aufgrund der Konzentration auf einige wenige Zuchtbullen bereits drastisch abgenommen. Vereinzelt gibt es jedoch auch positive Entwicklungen, wie beispielsweise das Engagement vieler Demeter-Betriebe, eine eigenständige Zucht für hörnertragende Rinder aufzubauen. „Die Diskussion zeigt: Ökologische Tierzucht ist eine der drängendsten Herausforderung der Bio-Branche. Bewältigt werden kann sie nur von Züchtern, Herstellern, Händlern und Verbrauchern gemeinsam. Der Tierzuchtfonds ist dabei ein wichtiges Instrument, um artgemäße Zucht zu fördern und damit den ökologischen Landbau zu stärken.“, fasst Prof. Franz-Theo Gottwald, Vorstand der Schweisfurth Stiftung, das Fazit der Diskussion zusammen.
Kuhgebundene Kälberaufzucht in der Milchviehhaltung – für mehr Tierwohl in der Milcherzeugung
Die Schweisfurth Stiftung lud am 23. November zum Runden Tisch zum Thema „kuhgebundene Kälberaufzucht“ ein. Milchviehhalter, sowohl die, die solche Verfahren bereits praktizieren als auch die, die sie einführen wollen, diskutierten Fragen und Herausforderungen der Thematik . Eine Fortführung des Erfahrungsaustauschs und der weitere Ausbau des Netzwerks von und für Praktiker wurde von allen begrüßt.
Tierwohl in der Milchkuhhaltung
Tierwohl und artgerechte Haltung beginnen bei der Milcherzeugung mit der Kälberversorgung. Die natürlichste Variante ist der Kontakt des Kalbes mit seiner Mutter und das Säugen am Euter. Dies wird jedoch den meisten Kälbern verwehrt, da sie kurz nach der Kalbung von der Mutter getrennt und aus dem Eimer mit Milch oder mit Milchaustauscher (Milchpulver) gefüttert werden. Eine Ausnahme ist die sogenannte „Mutterkuhhaltung“, in der die Kälber bei den Müttern bleiben und am Euter saufen dürfen. Hierbei geht es jedoch nicht um Milchgewinnung, sondern um das Heranzüchten von Schlachttieren. Dieser Unterschied ist vielen Verbrauchern nicht bewusst.
Neue Entwicklungen in der Kälberaufzucht
Aber es gibt auch Landwirte, die mit anderen Verfahren arbeiten: Eine sehr kleine Gruppe von Milchviehhaltern hat auf ihren Betrieben die übliche Tränke aus dem Eimer durch das direkte Saugen an der Mutterkuh oder an einer Amme ersetzt. Diese Verfahren bezeichnet man als muttergebundene bzw. ammengebundene Kälberaufzucht. Die meisten Landwirte haben Mischformen dieser Verfahren entwickelt – übergreifend kann man von kuhgebundener Kälberaufzucht sprechen.
Viele Argumente für die Umstellung
Das Interesse an diesen natürlicheren Alternativen wächst, was vielfältige Gründe hat: Das wachsende Interesse der Verbraucher an den Haltungsbedingungen der Nutztiere spielt einerseits eine Rolle. Andererseits wurden manche Milchviehhalter durch Probleme beim bisherigen Kälberaufzuchtverfahren zur Umstellung motiviert. Aber auch Arbeitserleichterungen durch das Wegfallen der Tränkearbeit und das Reinigen der Utensilien sowie mehr Spaß und Freude bei der Arbeit waren genannte Gründe von Milchviehhaltern, die auf kuhgebundene Kälberaufzucht umgestellt haben.
Wissenschaft liefert wertvolle Erkenntnisse
Auch die Wissenschaft befasst sich bereits seit einigen Jahren mit dem Thema. Das Thünen-Institut hat 2009 auf seinem Versuchsbetrieb mit wissenschaftlichen Arbeiten begonnen. Seit diesem Jahr läuft eine neue Arbeit zum Potenzial der Vermarktung von Milch und männlichen Kälbern aus der kuhgebundenen Kälberaufzucht. Die Uni Kassel ist an einem internationalen Forschungsprojekt beteiligt, in welchem auch die verschiedenen bestehenden, kuhgebundenen Kälberaufzuchtsysteme identifiziert und beschrieben sowie die gesetzlichen und ökonomischen Rahmenbedingungen hierfür verglichen werden.
Schweisfurth Stiftung als Vermittler und Prozessbegleiter
Zur Fortführung der Auftaktveranstaltung „Runder Tisch“ möchte die Schweisfurth Stiftung den Aufbau eines Netzwerks zur Förderung der kuhgebundenen Kälberaufzucht mit unterstützen. Ein Erfahrungsaustausch zwischen interessierten Milchviehhaltern, der Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Praxis sowie die Kontakte zu potentiellen Vermarktern der Produkte, sind geplante Elemente des Projektes. Mehr Informationen zu dem Projekt finden Sie hier.
Ein Netzwerk von interessierten Akteuren wird derzeit aufgebaut. Wenn Sie das Projekt unterstützen möchten oder sich beteiligen wollen, melden Sie sich bitte bei:
Saro Gerd Ratter, Projektmanager – Tierwohl, Tel.: 089 – 17 95 95 -11 oder per E-Mail.
Tierschutz auf dem Teller®: Passionierte und verantwortungsvolle Köchinnen und Köche ausgezeichnet
Essen außer Haus mit gutem Gewissen – ob im Restaurant, in Bildungseinrichtungen, Kantinen oder anderen Küchen. Seit 12 Jahren verleiht die Schweisfurth Stiftung die Tierschutz-Kochmütze an Vorzeigebetriebe, die neben dem leiblichen Wohl der Gäste auch an das Wohlergehen der Tiere denken. Auch in diesem Jahr wurden drei Küchen ausgezeichnet: das Linde Betriebsrestaurant „Agora“ in München, das Landhaus Schulze-Hamann in Schleswig-Holstein und das Restaurant „erasmus“ in Karlsruhe .
Ziel der Initiative ist es, Küchen für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Lebensmitteln zu sensibilisieren und zu zeigen, dass sich der Einsatz von Produkten aus artgerechter Haltung lohnt. Die Tierschutz-Kochmütze garantiert dem Gast: Hier spielt Tierwohl eine Rolle.
Die Preisträger 2018
Linde Betriebsrestaurant „Agora“
Bei „Agora“ stammen mindestens 60 % aller Erzeugnisse tierischer Herkunft aus zertifizierter, ökologischer Herstellung und dieser Anteil wächst jährlich um ca. 4 %. Auf der Speisekarte werden die rein ökologischen Zutaten für die Kunden gekennzeichnet. Die ganzheitliche Verwertung tierischer Erzeugnisse ist dem Küchenchef und BioMentor Kurt Stümpfig ein wichtiges Anliegen. Neben den Filetstücken bereiten die Köche auch schmackhafte Speisen aus Innereien zu, nutzen Knochen für Suppenbrühen oder stellen selbst Hackfleisch her. Seit 1991 bietet das Betriebsrestaurant außerdem täglich eine vegetarische Mahlzeit an. Seit 2014 zusätzlich ein veganes sowie weizenfreies Menü aus 100 % biologischen, regionalen Zutaten. Dass Tierschutz und Nachhaltigkeit ein Erfolgskonzept ist, zeigt die hohe Nachfrage: Die Küche ist laut Mitarbeiterumfragen für viele ein wichtiger Grund für die hohe Zufriedenheit mit dem Arbeitgeber Linde. Hier geht es zur Pressemitteilung.

©Ines Reinisch
Landhaus Schulze-Hamann
Bio, fair und regional – und das auf allen Ebenen: damit überzeugte der Traditions-Landgasthof Schulze-Hamann die Jury des Projekts Tierschutz auf dem Teller®. Auf der Speisekarte sind Erzeugnisse aus artgerechter Tierhaltung selbstverständlich. Auch die ganzheitliche Verwertung tierischer Produkte wird im Landhaus konsequent umgesetzt. Beim regionalen Einkauf wird darüber hinaus Wert auf Ressourcenschonung gelegt, wo immer möglich kommen Mehrwegsysteme zum Einsatz. Die Inhaber Angela und Stephan Schulze-Hamann engagieren sich bei FeinHeimisch, führen „Food“bildungen in ihrem Hause durch, sind Mitglied der Slow Food Alliance und wurden mit dem Greentable Siegel für ökologisch, ökonomisch und sozial verantwortliche Arbeit in der Küche ausgezeichnet, denn wahre „Wertschöpfung kommt durch Wertschätzung“, davon ist das Ehepaar überzeugt. Hier geht es zur Pressemitteilung.

©Ines Reinisch
Restaurant „erasmus“
Im Restaurant „erasmus“ stehen Qualität, Regionalität sowie ökologische Erzeugnisse, aber auch Handwerk und Tierwohl ganz oben auf der Agenda. Hier werden möglichst alle Teile der Tiere, vorzugsweise alter Haustierrassen wie beispielsweise das dafür gut geeignete Glanrind, genutzt. Die Inhaberin und ausgebildete Landwirtin Andrea Gallotti legt in der täglichen Kommunikation mit den Kunden Wert darauf, das Thema Tierwohl zu kommunizieren. Der Familienbetrieb ist Partner des ökologischen Anbauverbands Bioland und wurde in die Vereinigung der „Bio-Spitzenköche“ aufgenommen. Außerdem engagieren sich die Inhaber als Unterstützer von Slow Food e.V. sowie im Brunnenbauprojekt Viva con agua.
Die von der Schweisfurth Stiftung ausgezeichneten Betriebe tragen als Botschafter den Tierschutz auf dem Teller in die kulinarische Welt hinaus. Dabei schafft die Auszeichnung zusätzliches Vertrauen und Aufmerksamkeit für den Gastronomen. Der Gast profitiert davon in jeder Hinsicht: höchste Qualität, bunte Vielfalt, bester Geschmack − Genuss mit gutem Gewissen.
Weitere Informationen zum Projekt und zur Bewerbung 2019 finden Sie hier.
Headerfoto: ©Ines Reinisch
Ausschreibung der Tierschutz-Kochmütze 2018
Pioniere für artgerechte Tierhaltung gesucht! Wir lassen den Tierschutz nicht unter den Tisch fallen. Ob im Restaurant, in Bildungseinrichtungen, Kantinen oder anderen Küchen – Tierschutz gehört auf den Teller. Darum vergibt die Schweisfurth Stiftung mit dem Projekt Tierschutz auf dem Teller® jedes Jahr die Tierschutzkochmütze an Köche, die neben dem leiblichen Wohl der Gäste auch das Wohlergehen der Tiere großschreiben.
Außer-Haus-Verpflegung boomt
Vom Schnitzel auf dem Teller über den Milchschaum des Cappuccinos bis hin zu Wurst, Käse und Ei –Zuhause entscheidet jeder selbst, was auf den Teller kommt. In einer zunehmend mobilen Gesellschaft sind wir viel unterwegs und damit mehr denn je auf Außer-Haus-Verpflegung angewiesen. Auch jenseits des eigenen Herdes stellen sich immer mehr Menschen die Fragen: „Was esse ich da gerade? Woher kommen die Zutaten auf meinem Teller?“ Bei tierischen Produkten ist die artgerechte Haltung wichtig. Zum Beispiel, dass das Schwein Stroh zum Wühlen hat und das Huhn Sand für ein Bad.
Wer wird ausgezeichnet?
Kochen ist Passion, Kunst, Herausforderung und Verantwortung zugleich. Die Schweisfurth Stiftung zeichnet daher seit über 10 Jahren Außer-Haus-Verpfleger aus, die sich für artgerechte Tierhaltung stark machen, indem sie u.a.
- langfristige Partnerschaften mit regionalen Lieferanten pflegen,
- das Thema Tierwohl an ihre Kunden kommunizieren,
- eine Verwertung aller Teile des Tieres anstreben,
- vegetarische & vegane Alternativen anbieten und
- mindestens 60 % aller Erzeugnisse tierischer Herkunft aus zertifizierter, ökologischer Herstellung beziehen.
Die von uns ausgezeichneten Betriebe tragen als Botschafter den Tierschutz auf dem Teller in die kulinarische Welt hinaus. Der Gast profitiert davon in jeder Hinsicht: höchste Qualität, bunte Vielfalt, bester Geschmack − Genuss mit gutem Gewissen.
Jetzt mitmachen!
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Hier finden Sie weitere Informationen zur Bewerbung.
Einsendeschluss ist der 31. Juli 2018.
Zur aktuellen Pressemitteilung geht es hier.
Die Verleihung der Tierschutz-Kochmützen für das Jahr 2018 findet im Oktober statt.
Vielfalt auf dem Teller
Essen ist emotional. Essen ist Euphorie. Essen ist einfach. Essen ist ein Erlebnis. Essen ist essentiell.
„Was auf den Tisch kommt, wird gegessen“ ist passé. Vielmehr steht in unserer Wohlstandsgesellschaft jederzeit das passende Produkt bereit: vom saftigen Steak über frisches Gemüse bis hin zum vegetarischen Schnitzel. Wird Essen damit zu einer Identität? Oder gar zu einer Ideologie, worauf Vegetarismus und Veganismus schließen lassen könnten? Was sind Motivationen für eine karnivore, vegetarische oder vegane Ernährung? Das Essen ist politisch geworden. Ethische und philosophische Reflexion rund um Tierrechte und Tierwohl spielen ebenso eine Rolle wie der Klimawandel, Ressourcenverknappung und die Abnahme der Artenvielfalt. Auf individueller Ebene beeinflussen darüber hinaus Gesundheit, Geldbeutel und Bildungshintergrund den Ernährungsstil.
Genuss – ganz ohne tierische Produkte?
Ausprobieren und Neues entdecken, erweitert den eigenen Horizont – nicht nur politisch, sondern auch geschmacklich. Hierzu lädt der Deutsche Tierschutzbund mit seinem Kochbuch „Tierschutz genießen“ ein und holt den kritischen Konsumenten zwischen Politik und Genuss ab. Die prominenten Gastautoren, aus deren Federn die veganen Rezepte stammen, leben selbst nicht alle ausschließlich vegan. Die vegane Küche wird vielmehr als Bereicherung gesehen. Sie „ist immer noch viel zu unbekannt und die meisten Menschen haben nur sehr vage Vorstellungen, was sich hinter dieser vielseitigen Ernährung verbirgt“, so Boris Lauser. Dabei ist die Zubereitung veganer Speisen, wie Michaela Marmulla treffend formuliert, „unglaublich vielfältig und vor allem nicht annähernd so kompliziert, wie man vielleicht denkt.“
Für den Gaumen und das Ökosystem
„Veganes Essen schmeckt lecker, schont Ressourcen, schützt die Umwelt, andere Lebewesen und unseren Planeten, wirkt dem Klimawandel entgegen und macht einfach glücklich“, so sieht es Sebastian Copien. Auch wenn ein „veganes Kochbuch […] die Missstände nicht ausgleichen kann, zeigt es ganz wunderbar, dass kein Tier für leckeres Essen leiden muss“, gibt Patrick Bolk zu bedenken. Neben Rezepten finden sich im Kochbuch auch Informationen zu Nutztieren wie Hühnern, Schweinen, Rindern aber auch Enten, Gänsen, Puten und Lachsen.
Kochen oder bekochen lassen?
Wer gerade keine Ambitionen hat, den Kochlöffel zu schwingen, der findet unter www.tierschutz-auf-dem-teller.de eine Liste von Restaurants und Hotels mit artgerechten Gerichten und fleischlosen Varianten. Mit dem Projekt Tierschutz auf dem Teller® zeichnet die Schweisfurth Stiftung Gastro-Betriebe sowie Einrichtungen und Kantinen aus, die beim Wareneinkauf auf tierische Erzeugnisse aus artgerechter Haltung achten. Wollen Sie Ihren Lieblings-Gastrobetrieb für die Auszeichnung mit der Tierschutzkochmütze 2018 nominieren? Hier finden Sie weitere Informationen.
Zum Weiterlesen:
Aktuell werden die beiden Studien VeChi Diet und VeChi-Youth durchgeführt. Anhand von Referenzwerten wird die Ernährung von Kleinkindern, Kindern und Jugendlichen, die vegetarisch, vegan oder mit Mischkost gesund ernährt werden, untersucht, verglichen und anhand aktueller Empfehlungen bewertet. Die Erhebung findet bundesweit statt.
Gemeinsam Zukunft wachsen lassen – Die Agrarkonferenz des Bundesumweltministeriums
Wir brauchen einen Gesellschaftsvertrag für eine zukunftsfähige Landwirtschaft
Ein Gastbeitrag von Dr. Tanja Busse, Kuratorin der Schweisfurth Stiftung.
Die Zeit ist reif für einen Gesellschaftsvertrag, der allen Bedürfnissen an eine gute zukunftsfähige Landwirtschaft Rechnung trägt: Die Agrarpolitik muss in Zukunft sicherstellen, dass Artenvielfalt, Boden, Klima und Wasser geschützt werden. Aber auch die Tiere in den Ställen. Und die Landwirte. Die brauchen endlich faire Preise für ihre Arbeit. Zur Zeit müssen sie zusehen, wie ihre Erzeugnisse zu Billigpreisen aufgekauft und verscherbelt werden. Und wie die Reste obendrein im globalen Süden Märkte kaputtmachen. Die neue Agrarpolitik muss aber auch für gesundes Essen sorgen. Mediziner warnen vor ernährungsbedingten Krankheiten – mitten im Überfluss. Wir essen zu fett, zu süß, zu salzig. Besser wäre es, das Lebensmittelhandwerk zu stärken, oder die frischen Produkte direkt vom Hof auf den Tisch zu liefern. Auch die Forschung müsste sich dazu ändern und ganze Ökosysteme in den Blick nehmen.
Wir haben es satt vs. wir machen euch satt
In den letzten Jahren ist über die Landwirtschaft und ihre Auswirkungen so viel gestritten worden, dass die Fronten völlig verhärtet sind: Tierschützer gegen Massentierhalter, Veganer gegen Fleischesser, Pestizide gegen biologischen Pflanzenschutz, konventionelle Landwirte gegen NGOs… Sogar die alljährliche „Wir haben es satt“-Demo von Umwelt- und Tierschützern und Bauern hat eine Gegenbewegung bekommen von Landwirten, die sagen: „Wir machen euch satt“ (und jetzt hört mal auf zu meckern).
Ein neuer Vertrag aller Beteiligten als Lösung
Das Bundesumweltministerium hat deshalb eine Idee von Prof. Peter Feindt aufgegriffen, der im Forschungsprojekt ZA-NExUS zusammen mit anderen Agrarwissenschaftlern nach Lösungen aus der Dauerkrise gesucht hatte: eben einen Gesellschaftsvertrag, der BürgerInnen und Landwirte und alle wichtigen Stakeholder in einem fairen Prozess aushandeln lässt, wie die Agrarpolitik in Zukunft gestaltet werden soll. Diese Idee hat das Ministerium am 16. Januar 2018 in Berlin vorgestellt und mit Politikern, Wissenschaftlern, Beamten, NGOs, engagierten Bürgern und Landwirten aller Richtungen diskutiert. Benedikt Haerlin von der Zukunftsstiftung Landwirtschaft hat eine Enquetekommission im Bundestag ins Gespräch gebracht, die gleiche Idee hatte Maria Flachsbarth, CDU-Mitglied und Staatssekretärin im Landwirtschaftsministerium von Christian Schmidt. Robert Habeck, Landwirtschaftsminister in Schleswig-Holstein will lieber schnelle Erfolge mit konkreten Änderungen.
Schön-dass-wir-geredet-haben
Landwirtschaft, Ernährung, Erzeugerpreise – das alles muss sich ändern, so viel ist klar. Nur wie, das weiß noch keiner: Wie stellt man sicher, dass aus dem Gesellschaftsvertrag mehr resultiert als Schön-dass-wir-geredet-haben? Und wie verhält sich ein Gesellschaftsvertrag zu Beschlüssen des Bundestags? Wäre dann die bewährte Form der Enquetekommission nicht besser, um alle Experten an einen Tisch zu bringen? Aber Gesellschaft – das soll ja viel mehr sein als Experten! Und wie werden die Verlierer des Prozesses reagieren? Was, wenn wirklich keine Ackerchemikalien mehr gebraucht würden…
Schwer zu sagen, so lange es an einer Regierung fehlt, die diesen Gesellschaftsvertrag auf den Weg bringen kann. Aber die Voraussetzungen sind gut: Denn im Kleinen funktioniert es längst – Solidarische Landwirtschaft, Ernährungsräte, Regionalwert AGs, das alles sind Gesellschaftsverträge zwischen Landwirtinnen und Konsumentinnen auf der Mikroebene.
Dr. Tanja Busse, Autorin und Moderatorin, hat den Agrarkongress des Bundesumweltministeriums moderiert. Sie schreibt vor allem über Landwirtschaft, Konsum und Nachhaltigkeit. Zuletzt erschien ihr Buch „Die Wegwerfkuh“ über die Widersprüche der modernen Milchproduktion. Seit 2016 ist sie Mitglied im Kuratorium der Schweisfurth Stiftung.
Header-Foto: © Daniel Freymüller im Auftrag des BMUB
Bio-Restaurant Lässig für hohe Tierwohl Standards ausgezeichnet
Der November steht bei der Schweisfurth Stiftung im Zeichen des Tierwohls. Nach der Preisverleihung bei
Bio-Kontor 7, fand vergangenen Freitag, 24. November 2017, bereits die nächste Auszeichnung eines Vorzeigeprojekts für Tierwohl in der Gastronomie statt. Der Catering- und Restaurantbetrieb Lässig in Stuttgart zeichnet sich durch den konsequenten Einsatz von Produkten aus regionaler, fairer und transparenter Landwirtschaft aus – rund 75 % davon in demeter Qualität. Insbesondere Tierwohl ist für die Betreiber Sabine Brand-Lässig und Joachim Latsch eine Selbstverständlichkeit. Niels Kohlschütter, Geschäftsführer der Schweisfurth Stiftung, zeigte sich begeistert: „Bei Lässig wird Bio mit Leidenschaft gelebt. Die regionalen, ursprünglichen Zutaten werden modern interpretiert und ziehen damit auch Gäste an, die bis dahin wenig mit nachhaltiger Küche zu tun hatten. Damit ist das Restaurant ein echter Tierwohl-Botschafter, der Mensch, Tier und Umwelt etwas Gutes tut.“
Storytelling für mehr Tierwohl
Das Fleisch, das Küchenchef Abdi Abukar in der modernen Küche verarbeitet, kommt überwiegend von der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch-Hall und auch das Gemüse stammt zu einem großen Teil aus der Region. Direkt vom Demeterhof Schmid in Westhausen bezieht das Restaurant die 15.000 Eier, die jährlich verarbeitet werden. Zukünftig möchten die Inhaber auch mit Ganztierverwertung zum verantwortungsvollen Umgang mit Lebewesen beitragen. Im Zuge dessen plant das Restaurant mehr Hintergrundinformationen zur Herkunft der Zutaten für die Gäste. „Die Liebe zum Leben und der Natur ist unser Leitbild. Wir kooperieren ausschließlich mit Lieferanten, die den Tieren eine ihrem Wesen gemäße Entwicklung ermöglichen. Darauf sind wir stolz und darüber möchten wir auch unseren Gästen noch mehr erzählen“, erklärt Joachim Latsch.
Mit dem Projekt Tierschutz auf dem Teller® und der Auszeichnung Tierschutzkochmütze lenkt die Schweisfurth Stiftung die Aufmerksamkeit auf Betriebe, die Nachhaltigkeit erfolgreich in ihr Geschäftsmodell integriert haben und motiviert damit andere, es ihnen gleichzutun.
Header-Foto (v.l.n.r.): Joachim Latsch (Betreiber), Abdi Abukar (Küchenchef ), Sabine Brand-Lässig (Betreiberin)
Ausgezeichnetes Bio-Mittagessen für Schulen und Kitas
Das Catering-Unternehmen Bio-Kontor 7 versorgt täglich 3.000 Kinder in Bayern mit frischen, großteils regionalen Mahlzeiten in Bio-Qualität. Der Fleischanteil beträgt 40 % am Volumen des Wareneinsatzes. Dabei ist Tierwohl für den Geschäftsführer Konrad Geiger eine Selbstverständlichkeit. In der Cateringbranche stellt artgerechte Haltung allerdings noch ein Ausnahmekriterium in der Beschaffung dar. Das soll sich ändern: Mit der Verleihung der Tierschutzkochmütze an Bio-Kontor 7 am 14. November 2017 ehrt die Schweisfurth Stiftung das Engagement des Bio-Caterers und will damit Tierwohl in der Außerhausverpflegung zum Thema machen.
Bio-Kontor 7 zeigt, dass hohe Qualitätsstandards auch in der Gemeinschaftsverpflegung mit guter Planung möglich und konkurrenzfähig sind. „Es ist meinem Geschäftspartner Peter Greither und mir wichtig, Nachhaltigkeit und Genuss zu verbinden“, erklärt Konrad Geiger, Geschäftsführer von Bio-Kontor 7. Das Unternehmen liefert zum einen Essen, zum anderen vermittelt es den SchülerInnen und ihren Eltern etwas von der nachhaltigen Unternehmensphilosophie. Zudem werden die Kinder aktiv in die Erstellung des Speiseplans einbezogen: „Die Kinder lernen, dass ausgewogene, gesunde Ernährung richtig lecker sein kann – und gut für Umwelt und Tiere ist. Jedes Gericht wird von ihnen bewertet, wenn etwas einmal nicht gut ankommt, lassen wir uns was Neues einfallen,“ so Geiger.
Ein überzeugendes Konzept
Dieses engagierte Vorgehen hat die Münchner Schweisfurth Stiftung, die sich seit über 30 Jahren für mehr Tierwohl in der Landwirtschaft einsetzt, überzeugt. „Konrad Geiger und sein Team gehen mit viel Energie und frischen Ideen an die Herausforderungen der Außerhausverpflegung heran. Hier werden neue Lösungen für nachhaltige Verpackungen, gesundes Essen, und achtsamen Umgang mit Umwelt und Tieren gefunden“, begründet Niels Kohlschütter, Geschäftsführer der Schweisfurth Stiftung die Auszeichnung. Bio-Kontor 7 versucht zudem, möglichst viele Teile der geschlachteten Tiere zu verwenden. Nose-to-tail wird dieser Ansatz genannt, bei dem zum Beispiel Knochen und Karkassen für die Zubereitung von Suppen verwendet werden. Diese bietet Bio-Kontor 7 als BONE BROX Brühen im Großhandel an. Insgesamt hat das Unternehmen im Jahr 2017 ermöglicht, dass 43.200 Hühner, 165 Rinder und 72 Schweine artgerecht aufwachsen konnten.
Mobilität als Chance und Herausforderung
Während immer mehr Menschen zu Hause auf nachhaltige Lebensmittel achten, ist der Bio-Trend in der Gastronomie noch nicht angekommen. Dabei nimmt die Mobilität der Bevölkerung zu. Mittlerweile essen 40-50 % der Kinder und Jugendlichen zu mittags außer Haus, bei den 20-50-jährigen sind es mehr als 60 % (GFK Consumerscan 2015). Mit dem Projekt „Tierschutz auf dem Teller®“ und der Auszeichnung Tierschutzkochmütze lenkt die Schweisfurth Stiftung die Aufmerksamkeit auf Betriebe, die Nachhaltigkeit erfolgreich in ihr Geschäftsmodell integriert haben und motiviert damit andere, es ihnen gleichzutun.
Entscheider, Eltern und Schüler müssen mitmachen.
In der Fritz-Schäffer-Grund- und Mittelschule in Ostermünchen serviert Bio-Kontor 7 seit über einem Jahr rund 35 Kindern ein ausgewogenes Mittagessen. Drei Mal pro Woche stehen vegetarische Gerichte auf dem Speiseplan, zwei Mal gibt es Fleisch aus artgerechter Haltung. „Uns ist wichtig, dass wir wissen, woher die Zutaten stammen und da sind wir bei Bio-Kontor 7 gut aufgehoben“, so Margaret Carredu-Bayr, Direktorin der Schule. Das Mittagessen von Bio-Kontor 7 bringt Tierschutz, Regionalität und Qualität zusammen – ein Konzept das Lehrer, Eltern und Kinder gleichermaßen begeistert.
Header-Foto (v.l.n.r.): Konrad Geiger (Geschäftsführer), Markus Wechselberger (Produktionsleitung), Irene Säger (Team-Assistentin)
Kulinarische Abenteuer um die Ecke
„Wie und was wir essen, wie wir anbauen, wie wir Handel treiben – diese Fragen bestimmen mit, wie unsere Welt in Zukunft aussehen wird.“, schreiben Georg Schweisfurth und Simon Tress in ihrem Buch „Lokal. Das Kochexperiment“ – ein Buchtitel der neugierig macht.
Lokal oder regional – für den Verbraucher ist nicht immer klar, wo der Unterschied liegt. Laut Definition steht lokal für einen örtlich begrenzten geografischen Raum, der von Person zu Person und je nach Standort unterschiedlich wahrgenommen wird. Wohingegen regional eine Größendefinition ist, die alles umfasst, was einer bestimmten Region, die oft kulturell und traditionell gewachsen ist, zugeordnet wird. Georg Schweisfurth und Simon Tress nutzen ganz bewusst den Begriff lokal statt regional und meinen damit alles, was aus einem Radius von 15 Kilometern um den Herstellungsort kommt. Sie stellen sich auf ihrer 11 Monate langen Tour durch Deutschland, Österreich, Schweiz und Italien der Herausforderung, alle Zutaten für die gemeinsamen Kochexperimente und Gerichte in Bio-Qualität und in dieser Entfernung von ihrer jeweiligen Reisedestination zu finden.
Ganztierverwertung: Von der Schnauze bis zum Schwanz
Neben leckeren Rezepten, stecken im Buch vor allem viele Geschichten über außergewöhnliche Öko-Vorreiter. „Wir verwenden möglichst alles vom Tier“ erzählt beispielsweise Zilla Fröhlich vom Bioland-Hof „Das fröhliche Alb-Rind“ in Bingen. Ganztierverwertung, momentan im Trend, wird hier bereits seit Jahren umgesetzt. Verkauft werden Fleisch, Innereien, Fett und Knochen der Fleckvieh-Limousin Rinder an nur drei Terminen im Jahr – da sind die Wartelisten lang. Und sollte doch einmal etwas übrig bleibt, werden beispielsweise die Knochen in Drei-Kilo-Einheiten an interessierte Kunden verschenkt. Passend dazu haben die Autoren auch gleich Rezeptvorschläge für die Leser*innen vorbereitet: Herz, Niere und Leber vom Rind werden zu einem Ragout verarbeitet oder der Lardo vom Wollschwein mit Bärlauch auf Brötchen serviert.
„Lokal“ bietet einen Einblick in die Komplexität der Lebensmittelwirtschaft, außergewöhnliche Rezepte und teilt besondere Erfahrungen und Einsichten rund ums Kochen und Essen. Das Experiment war eine echte Challenge, denn obwohl ökologische Lebensmittel beliebter denn je sind, handelt es sich weiterhin um einen Nischenmarkt: „Wir dürfen uns auf den Lorbeeren der letzten Jahre nicht ausruhen, sondern müssen weiter trommeln!“, so die Botschaft und Aufforderung des Buches.
Tierwohl in der Außer-Haus Verpflegung
Während Bürgerinnen und Bürger in der eigenen Küche immer mehr darauf achten, nachhaltige Produkte zu verwenden, ist ihr Interesse dafür in der Außer-Haus Verpflegung nach wie vor sehr gering. Doch der Außer-Haus Bereich (Gastronomie, Hotellerie, Gemeinschaftsverpflegung sowie Erlebnis- und Freizeitgastronomie) hat in Deutschland große Relevanz. Im Jahr 2016 wurden hier Lebensmittel im Wert von knapp 75,8 Milliarden Euro eingekauft und damit knapp 40 % des Umsatzes der Ernährungsindustrie erzielt. Nur etwa 0,5 % der Waren in der Außer-Haus Verpflegung stammen aus biologischem Anbau beziehungsweise aus ökologischer Tierhaltung. Höchste Zeit also, dass auch hier Umweltschutz und Tierwohl an Wichtigkeit gewinnen.
Genuss als Wegbereiter für Nachhaltigkeit
Bekannte Bewegungen wie Slow Food stärken die Themen Achtsamkeit und Nachhaltigkeit in der Gastronomie. Der Slow Food Genussführer 2017 stellt etwa über 500 Gasthäuser und Restaurants vor, die den Slow Food-Kriterien „gut, sauber & fair“ folgen. 100 neue Lokale sind seit der letzten Ausgabe hinzugekommen. Die Slow Food Schnecke an der Eingangstür teilnehmender Betriebe weist den Gästen den Weg. Slow Food ist hier ein Gesamtkonzept aus Transparenz, Regionalität, kleinstrukturierter Landwirtschaft und individueller Handfertigung. Einer, der das Konzept mit Leben füllt und stetig vorantreibt ist der Alte Wirt in Grünwald. Ein Vorzeigebetrieb in Sachen Tierwohl, bei dem tiergerechte Haltung, Bio-Standards, Regionalität sowie nose-to-tail Verwertung selbstverständlich sind.
Tierschutz auf dem Teller
Der Alte Wirt ist auch einer der Preisträger der Auszeichnung Tierschutz auf dem Teller®, die die Schweisfurth Stiftung 2006 ins Leben gerufen hat. Ziel ist es, dass die verwendeten tierischen Erzeugnisse zu mindestens 60 % aus tiergerechter ökologischer Tierhaltung stammen, keine tierquälerisch erzeugten Produkte angeboten werden, vegetarische Alternativen bereit stehen und dem Gast so der Zusammenhang zwischen tiergerechter, ökologischer Nutztierhaltung und gastronomischer Bewirtung vermittelt wird.
Tiergerechte Mahlzeiten in Kantinen und Mensen
Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 40 % der Mahlzeiten außer Haus konsumiert werden. Einen sehr großen Anteil machen Kantinen am Arbeitsplatz und Mensen in Schulen aus. Dass auch hier nachhaltige Lösungen möglich sind, zeigt zum Beispiel die Stadt München. In Kindertagesstätten kommen hier bereits zur Hälfte Bio-Lebensmittel zum Einsatz, tierische Produkte stammen sogar zu 90 % aus ökologischer Haltung. Die Mehrkosten pro Mahlzeit belaufen sich auf lediglich 35 Cent. Ein weiteres Beispiel: Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft möchte den Bioanteil der Kantinen im eigenen Geschäftsbereich von derzeit zehn Prozent auf mindestens 20 % erhöhen.
Es kommt Bewegung in den Markt
Die wachsende Zahl an privaten und staatlichen Initiativen, die sich für Tierwohl und Nachhaltigkeit im Außer-Haus Bereich engagieren, stimmt uns positiv. Die Zahlen zeigen jedoch auch, dass es noch großen Handlungsbedarf gibt und des Engagements Vieler bedarf, um deutliche Fortschritte zu erzielen. Die Schweisfurth Stiftung setzt sich in diesem Bereich bereits seit Jahren für die Sensibilisierung von Politiker*innen und Bürger*innen ein und wird noch in diesem Jahr zwei weitere Betriebe mit der Tierschutz Kochmütze auszeichnen.
Für Interessierte:
Gastro-Tipps im Bio-Einkaufsführer der Bund Naturschutz in Bayern e.V.
5. Münchner Praxisforum „Bio in der Außer-Haus Verpflegung“ am 12. Oktober 2017 im Alten Wirt in Grünwald
Simsseer Weidefleisch eG – eine bäuerlich-handwerkliche Erzeuger- und Verbrauchergemeinschaft
Die Simsseer Weidefleisch eG ist hat sich zum Ziel gesetzt, aus eigenen artgerecht gehaltenen Tieren und denen von Kooperationsbauern Fleisch, Schinken und Würste zu erzeugen und bis auf den Teller des Verbrauchers selbst zu vermarkten. Anfang 2017 wurde der Betrieb fertiggestellt.

Karl Ludwig Schweisfurth, Ehrenvorsitzender des Kuratoriums, Metzgermeister, Unternehmer & Autor, Gründer der Schweisfurth Stiftung & der Herrmannsdorfer Landwerkstätten, Begründer der Symbiotischen Landwirtschaft
Herr Schweisfurth, sie kennen ihre Mitgründer Maria und Rudolf Finsterwalder (Unternehmer und Architekten) sowie Jürgen Körber über verschiedenste Projekte der Herrmannsdorfer Landwerkstätten bereits länger. Wie kamen sie gemeinsam auf die Idee der Gründung einer Genossenschaft auf dem Gelände der Landmühle in Stephanskirchen?
Karl Ludwig Schweisfurth: Ich habe zusammen mit Rudolf verschiedene sogenannte „Schlachtfesthäuser“ für Partner geplant, die Unternehmen ähnlich wie Herrmannsdorfer (Link: https://www.herrmannsdorfer.de/) aufgebaut haben. Vor etwa drei Jahren entschied Rudolf, selbst so etwas zu machen, vor allem, weil inzwischen die Idee einer Genossenschaft geboren war und das Landwirtschaftsministerium bereit war, so ein Projekt zu unterstützen: als ein Modell der „Entwicklung der ländlichen Räume“.
Die genossenschaftliche Organisation der Lebens-Mittel-Erzeugung liegt global im Trend. Auch die Anzahl von solidarischen Landwirtschafts-Betrieben (SoLaWis) nimmt weiterhin zu – in Deutschland kann man heute mindestens 145 von ihnen zählen. Viele bauen Gemüse an, teilweise in Kombination mit der Herstellung tierischer Produkte. Welche Vorteile und welche Risiken bringt die Organisation als Genossenschaft für die Erzeugung von tierischen Lebens-Mitteln mit sich?
KLS: Wir machen etwas anderes. Bauern und der Metzger tun sich zusammen, um gemeinsam etwas zu machen, was der Einzelne alleine nicht kann. Und der Charme der Genossenschaft ist es, dass wir die Bürger der Region einladen, als Genosse oder Darlehensgeber mitzumachen, und ein Unternehmen auf die Beine zu stellen, dass von alleine nicht entstehen würde, das aber wie jedes Unternehmen auch scheitern kann.
Der Vertrieb der Lebens-Mittel findet über den eigenen Laden und das Wirtshaus Salettl statt. Transparenz wird groß geschrieben. Die Erzeuger-Gemeinschaft kauft Tiere zu, die dann in der Landmühle geschlachtet und in der Warmfleischmetzgerei verarbeitet werden. Wie kommen die Kooperationen zustande und welche Anforderungen werden an die Bauern in Bezug auf eine artgerechte Tierhaltung gestellt?
KLS: Es wird der Bogen gespannt von der Weide bis auf den Teller. Das bedeutet de facto die Befreiung vom Druck des Systems.
Durch Berichte in den Medien, durch Mund zu Mund und durch Informationsveranstaltungen.
Mit wie vielen Kooperationsbauern arbeitet die Simsseer Weidefleisch eG zusammen?
KLS: Zurzeit drei, mit wachsendem Interesse.
Das Konzept der symbiotischen Weidehaltung ist für die Simsseer Weidefleisch eG Vorbild. Was macht diese Art der Haltung aus? Wo liegen die Herausforderungen?
KLS: Grundbedingung ist die Mitgliedschaft in einem ökologischen Anbauverband. Die Simsseer Weidefleisch eG ist Bio-zertifiziert. Alle Bauern halten ihre Tiere nach den Grundsätzen der symbiotischen Weidehaltung. Das ist die wohl beste Haltungsweise für das Wohlbefinden der Tiere, besonders für Schweine und Hühner. Sie schützen sich und sie nützen sich.
Als Mitglied der Genossenschaft kann ich innerhalb der demokratischen Strukturen mitwirken. Worüber kann ich als Verbraucher abstimmen?
KLS: Die Simsseer Weidefleisch eG betreibt den Geschäftsbetrieb. Daneben gibt es die Simsseer Verbraucher eG, in der das Geld der Bürger angelegt ist. Zwei Vorstände und drei Aufsichtsräte vertreten die Interessen bei der Simsseer Weidefleisch eG.
Findet Ihr Projekt Nachahmer? Wie entwickelt sich Ihrer Meinung nach die genossenschaftliche Produktion von tierischen und nicht-tierischen Lebens-Mitteln?
KLS: Das Projekt gibt es erst seit Anfang des Jahres. Es braucht Zeit und ein ganzheitliches Bewusstsein, das Besondere der Struktur, die einzigartige Geschmacksqualität sowie die ethischen Grundwerte zu verstehen.
Vielen Dank, Herr Schweisfurth!
Die Fragen stellte Nora Klopp, Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Schweisfurth Stiftung
Strohschweine – Erfolgreiche Kooperation zwischen Metzgerei und Landwirten
Die Europäische Union ist der zweitgrößte Schweineproduzent weltweit. Allein in Deutschland wurden 2016 27,4 Millionen Schweine gehalten. Dabei übersteigt die Produktion jene Fleischmenge, die zur Selbstversorgung der Bundesrepublik benötigt würde um ca. 18 %. Während die Bestände landesweit annähernd stagnieren, sinkt die Anzahl der Betriebe, wodurch die Anzahl der Tiere pro Betrieb zwangsläufig steigt – mit möglicherweise negativen Folgen für Tiere, Böden, Grundwasser und Klima.
Tierwohl und Verbraucherwunsch – vereinbar oder ein Widerspruch?
Was bis Mitte des 20. Jahrhunderts noch üblich war, ist heute selten: Schweinehaltung, die es dem Tier ermöglicht, einige seiner angeborenen Verhaltensweisen auszuleben, beispielsweise in kleinen Gruppen auf natürlichem Untergrund beziehungsweise auf Stroh zu leben. Das Konzept des Strohschweins der Landmetzgerei Strobel knüpft daran an. Seit Januar 2015 wird hier nur noch Schweinefleisch von Schweinen aus dem Landkreis Hof, die auf Stroh gehalten werden, verkauft. Diese Art der Haltung bringt zahlreiche Verbesserungen für Tier, Mensch und Fleischqualität mit sich: Die artgerechte Haltung, Bewegung und die Ausübung natürlicher Verhaltensweisen wirken sich auf das soziale Gefüge unter den Schweinen positiv aus. Die Tiere werden durch das Stroh zum Wühlen, sich aneinander kuscheln und zum neugierigen Entdecken des Stalles animiert. Das stark reduzierte Verletzungsrisiko und die seltenere Ausbildung von Bursen (Schleimbeutelveränderungen) kommen der Tiergesundheit und damit dem Tier insgesamt zugute. Teil des Projektes ist auch eine verlängerte Mastdauer, durch die sich die Muskulatur besser ausbildet. Der Endkunde profitiert von der deutlich höheren Fleischqualität und vom Genuss mit gutem Gewissen. Die kooperierenden konventionellen landwirtschaftlichen Betriebe erhalten von der Landmetzgerei einen garantierten Preisaufschlag. Da die Haltung von Schweinen auf Stroh keinen gesetzlichen Vorschriften unterliegt, die über die Anforderung der Schweinehaltungsverordnung hinausgehen, ist der Umstellungsaufwand für die Landwirte gering.
Transparenz für die Verbraucher
Die Landmetzgerei Strobel bietet regelmäßig Hoffahrten zu den Kooperationsbauern an, bei denen sich Kunden selbst ein Bild von den Tieren und der Schweinehaltung machen können. Initiativen wie diese fördern Transparenz, Glaubwürdigkeit und Ehrlichkeit und sollen so das Vertrauen der Endkunden stärken. Damit wird eine langfristige Kundenbindung aufgebaut, die es den landwirtschaftlichen Betrieben ermöglicht, manchmal höhere Investitionen zugunsten der Tiere zu tätigen und dafür den Preis der Produkte entsprechend zu erhöhen.
Tierschutz in der Umkleidekabine
Nach der Ölindustrie gilt Mode als das zweitschmutzigste Geschäft der Welt. 2700 Liter Wasser frisst die Produktion eines einzigen T-Shirts, 7000 Liter die Produktion einer Jeans. Drei von vier hergestellten Kleidungsstücken werden jedoch nach einer kurzen Lebensdauer verbrannt oder landen auf dem Müll. Auch die globale Lederindustrie trägt zur unrühmlichen Bilanz bei: Jährlich werden über eine Milliarde Tiere geschlachtet und ihre Häute zu Bekleidung, Schuhen, Modeartikeln, Möbeln, Interieur und Accessoires verarbeitet – oft unter undenkbaren Bedingungen in der Haltung und Verarbeitung. Während die meisten Leder oder Schaffelle zumindest Abfälle aus der Fleischindustrie sind, werden die Tiere für Edelfelle meistens extra gezüchtet. Laut Tierschutzorganisation PETA landen 40 % der weltweiten Schlachtungen nicht auf dem Teller, sondern dienen einzig der Lederherstellung.
Bisher nur ein Nischenprodukt, versuchen nun immer mehr Modelabels auf umwelt- und tierfreundliche Materialien umzustellen. Denn wer es mit Tierschutz wirklich ernst meint, muss auf dem Teller und in der Umkleidekabine auf nachhaltige und ethische Produktionsbedingungen achten. Wer dabei nur danach auswählt, dass Textilien ohne den Einsatz tierischer Fasern erzeugt wurden, findet in den Ladenregalen bereits jetzt eine breite Auswahl. Der Marktanteil von Fasern nicht tierischen Ursprungs liegt auf dem Weltmarkt derzeit bei über 90 %.
Umweltverschmutzung und Tierleid durch Textilproduktion
Jedoch verursachen auch viele Produkte ohne tierische Fasern bei ihrer Herstellung Tierleid: Farb- und Hilfsmittel werden noch immer in Tierversuchen getestet. Klebstoffe bestehen sehr oft aus Inhaltsstoffen, die tierischen Ursprungs sind oder ebenfalls an Tieren getestet wurden. Synthetische Fasern wie Polyester bestehen aus Erdöl, das nicht biologisch abbaubar ist und dessen Förderung zu Lasten der Umwelt geht. Auch der konventionelle Anbau von Pflanzenfasern hat in manchen Fällen negative Auswirkungen auf die Tierwelt. Nutzinsekten sterben durch den Einsatz von gentechnisch verändertem Saatgut oder synthetischen Insektiziden. Vegan bedeutet somit nicht zwangsläufig öko. Auch bei veganen Kleidungsstücken ist es entscheidend, sich zu informieren und nachzufragen, wie das Produkt hergestellt wurde.
Rhabarber-Leder und ökologische Nutztierhaltung
Wer, statt komplett zu verzichten, auf ökologische und ethische Produkte wechseln möchte, findet auch da einige gute Alternativen. Ein Beispiel ist die Lederproduktion. Betrachtet man diese aus dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit, kann zwischen der ökologischen Gerbung ohne giftige Chromsalze und dem Ursprung der Häute aus ökologischer Nutztierhaltung differenziert werden.
Eines der wenigen deutschen Labels, das sich explizit auf „nachhaltiges Leder“ spezialisiert hat, ist Deepmello. Statt der mineralischen Gerbung mit toxischen Chromsalzen, die weltweit zu mehr als 80 % eingesetzt wird, nutzt die Marke eine pflanzliche Gerbmethode mit Rhabarberwurzel-Extrakt. Der Rhabarber wird in der Nähe von Magdeburg angebaut, das Leder größtenteils in Bayern hergestellt. Mittelfristig ist Deepmello bestrebt, alle Leder aus Biohäuten herzustellen. „Jedoch muss dafür die Bereitschaft der Kunden größer werden, Naturmerkmale im Leder, zum Beispiel Kampfspuren oder Spuren von Verletzungen, zu akzeptieren“, erklärt Gründerin Anne-Christin Bansleben in einem Interview mit der Zeit.
Orientierungshilfe für KonsumentInnen
Auch bei Textilien aus kontrolliert biologischem Anbau müssen strengere Regelungen in der Tierhaltung eingehalten werden. Orientierungshilfe im Laden bieten dafür Textillabels, wie zum Beispiel der Global Organic Textile Standard (GOTS), der vorschreibt, dass die eingesetzten Fasern zu mindestens 70 % aus kontrolliert biologischer Landwirtschaft stammen müssen. Das Label NATURTEXTIL BEST verlangt sogar 100 % Biofasern. Textilien mit dem NATURLEDER IVN Label werden ausschließlich aus Ledern von Tieren der Fleischindustrie gefertigt. Der Anbauverband Biokreis bietet als einziges Siegel die Sicherheit, dass ein Leder von Bio-Tieren stammt. Verbandszeichen wie Bioland, Naturland oder vor allem demeter garantieren ebenfalls strenge Tierwohl-Richtlinien.
Staatliches Tierwohllabel: Ja, aber…!
Die Grüne Woche in Berlin ist seit 1926 ein Ereignis, an dem das Trendbarometer ausschlägt. Im Fokus der internationalen Ausstellung stehen Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau, die Veranstaltung selbst bezeichnet sich als „das Davos des Agrarbusiness“. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt stellte dort vergangene Woche den Stand der Arbeit für das geplante staatliche Tierwohllabel „Mehr Tierwohl“ vor. Die Schweisfurth Stiftung begrüßt den bereits lang angekündigten Vorstoß. Das Label alleine ist aber nicht die Lösung aller Probleme mit den landwirtschaftlich genutzten Tieren.
Die Pläne des Ministers
(Immerhin:) Zur graphischen Ausgestaltung des Tierwohl-Siegels konnte bereits ein Konsens gebildet werden. Das sechseckige Label erinnert an das Biosiegel, der schwarz-rot-goldene Streifen unterstreicht, dass es sich um ein staatliches Anliegen handelt. Inhaltlich gibt es jedoch noch keine konkreten Ergebnisse. Nur so viel: es soll zwei Stufen geben, in der höheren sind strengere Haltungsbedingungen zu erfüllen, der Kriterienkatalog steht noch nicht fest und die Einführung des Labels ist für 2018 geplant. Die NGO Foodwatch übt scharfe Kritik an der Freiwilligkeit des Labels: „Die Bundesregierung verabschiedet sich mit diesem Ansatz offiziell von dem Ziel, Tierschutz für alle, nicht nur für einige Nutztiere durchzusetzen“. Denn das erwartete Marktpotential des Siegels liegt laut Beratern des Ministers bei etwa 20 %. Für die anderen 80 % der Nutztiere ändert sich nichts, ihre Haltungsstandards würden von der Regierung mit der Einführung des Labels nicht nur toleriert sondern gar legitimiert.
Was es wirklich braucht
Prof. Franz-Theo Gottwald, Vorstand der Schweisfurth Stiftung und Beirat beim Deutschen Tierschutzbund für deren Tierschutzlabel, ist überzeugt: „Die Etablierung eines staatlichen Labels ist nicht genug, um die von den Bürgern gewünschten und erforderlichen Verbesserungen in der Nutztierhaltung zu erreichen. Vielmehr müssen klare Richtlinien für alle gesetzlich verankert werden.“ Möglich wäre das mit einer nationalen Strategie für zukunftsfähige, artgerechte Stallsysteme, die den Landwirten Planungssicherheit bietet. Für die kostenintensive Umrüstung bedarf es darüber hinaus ausreichender Fördermittel seitens des Staates und der EU. Der Deutsche Tierschutzbund hat bereits umfassende wissenschaftliche Grundlagenarbeit geleistet und mit dem Tierschutzlabel Erfahrungen gesammelt, von denen die Entwickler des staatlichen Tierwohllabels profitieren können. Die Erfahrung zeigt: Eine deutliche, positive Veränderung kann nur erzielt werden, wenn die Label-Stufen deutlich über dem gesetzlichen Niveau liegen und für alle verbindlich gelten. Die bisherigen föderale Insellösungen wären damit unnötig. Darüber hinaus ist eine transparente Kennzeichnung mit klaren Kriterien für die jeweiligen Tierwohlstandards notwendig, um das Vertrauen der Konsumenten zu gewinnen. Beispiele wären: die Verpflichtung, schmerzhafte Amputationen an den Tieren zu unterlassen oder die Züchtung gesunder, stabiler Rassen, anstelle von kranken Hochleistungstieren. „Wenn wir eine nationale Nutztierstrategie entwickeln wollen, dann müssen alle gleichmäßig mitziehen: Die Kommunen im Baurecht, die Länder und insbesondere der Bund bei den Förderkriterien sowie bei Gesetz und Vollzug des Gesetzes. Ein staatliches Label ist ein wichtiger Schritt, aber eben nur ein Schritt“, bilanziert Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.
Re-Naturierung auf dem Teller
Das Landgut Tiefleiten bei Passau erhielt vergangenen Freitag, 9. Dezember 2016 die Urkunde Tierschutz auf dem Teller® für sein jahrelanges Engagement für bewussten Umgang mit Nahrungsmitteln und artgerechter Tierhaltung. Mit der Urkunde und einer Tierschutzkochmütze zeichnet die Schweisfurth Stiftung gemeinsam mit kirchlichen Projektpartnern seit zehn Jahren Küchen aus, die bei der Herkunft der Zutaten tierischen Ursprungs auf artgerechte Haltung, biologische und regionale Qualität und Nachhaltigkeit achten.
Wie der Gründer der Schweisfurth Stiftung, Karl Ludwig Schweisfurth, so zählt auch das Landgut Tiefleiten zu den Öko-Pionieren in Bayern. Seit 1994 setzt Hedwig Hemmerlein-Kohlmünzer in ihrer Küche auf ökologische Zutaten. Zu Beginn war diese Philosophie eher Hemmnis als Hilfe: „Den Gästen war die Nachhaltigkeit in den 90ern noch sehr suspekt. Öfter wurde ich gefragt, ob es bei uns denn überhaupt Fleisch und Kaffee gäbe, bei all den g‘sunden Sachen“, erzählt die Gastronomin lachend. Biologische Zutaten wurden daraufhin zwar weiter verwendet, aber die Herkunft nicht kommuniziert. Heute hat sich das Bewusstsein radikal verändert. Bio ist gesellschaftlich gewollt und das Landgut Tiefleiten wirbt bewusst mit den zahlreichen Auszeichnungen und Zertifikaten, die die nachhaltige Herkunft der Lebensmittel garantieren. „Wir versuchen in unserem Hotel eine Kultur zu etablieren, in der wieder mit der Natur und nicht gegen sie gelebt wird“, sagt Johanna Kohlmünzer, Tochter und Junior-Chefin im Landgut, „In unserer schnelllebigen Welt ist Essen oft nur eine Nebenbeschäftigung. Wenn wir uns aber bewusst machen, wie viel Arbeit in einer Mahlzeit steckt, können wir Essen neu wertschätzen und genießen.“
Drei Schwerpunkte: Bio – Regional – Saisonal
Auf dem Teller im Landgut Tiefleiten werden die Portionen „umgedreht“. Fleisch wird hier zur Beilage, saisonales Gemüse aus der Region macht 80 Prozent der Mahlzeit aus. Die tierischen Produkte bezieht Frau Hemmerlein-Kohlmünzer von Bio-Partnerbetrieben aus der Region, auf Seefisch verzichtet sie in ihrer Küche ganz. Neben modernen Kreationen wie gefüllte Paprika mit Süßkartoffel, gebratenem Feta mit Salbei auf Kräutersoße und Kapuzinerkresse werden auch traditionelle Eintöpfe und Wildgerichte serviert. Zusätzlich zu den leckeren Mahlzeiten bietet das Landgut auch Vorträge zur bewussten Ernährung und ein „Re-Naturierungserlebnis“ mit Kräuterwanderungen inmitten der ruhigen Landschaft im Bayerischen Wald.
„Im Landgut Tiefleiten wird Essen mit Liebe, Sorgfalt und Achtung zubereitet. Ernährung und Wohlbefinden sowie Qualität, Genuss und Tierschutz werden hier vereint. Hotels wie dieses sind Leuchttürme in Sachen Gastro-Tierschutz. Mit der Tierschutzkochmütze zeichnen wir das außergewöhnliche Nachhaltigkeitsengagement aus und tragen damit auch zur Bewusstseinsbildung bei den Gästen bei“, erklärt Prof. Franz-Theo Gottwald, Vorstand der Schweisfurth Stiftung. Die Auszeichnung Tierschutz auf dem Teller®, die von der Schweisfurth Stiftung gemeinsam mit der katholischen und evangelischen Kirche in Bayern ins Leben gerufen wurde, feiert 2016 ihr 10-jähriges Bestehen. Insgesamt 17 Restaurants, Hotels, Bildungseinrichtungen und Großküchen erhielten in den vergangenen Jahren die Auszeichnung für ihren Einsatz für artgerechte Haltung und biologische Herkunft.
Headerfoto: V.l.n.r.: Nora Klopp (Projektleitung Tierschutz auf dem Teller, Schweisfurth Stiftung), Hedwig Hemmerlein-Kohlmünzer (Inhaberin und Gastronomin, Landgut Tiefleiten) und Tochter Johanna
In-Ovo Sexing bei Hühnern
Seit Jahrzehnten werden Hennen auf Hochleistung gezüchtet und legen inzwischen über 300 Eier pro Jahr. In der Folge wurden ihre Brüder ökonomisch uninteressant, da sie nur langsam und wenig Fleisch ansetzen. Deshalb werden die männlichen Küken der sogenannten Legelinien unmittelbar nach dem Schlupf identifiziert und getötet. Ob manuell nach dem Schlupf oder technisch im Ei: Die Geschlechtsbestimmung von Hühnern zum Zwecke des Ausmerzens ist ethisch nicht vertretbar, schreibt Dr. med. vet. Anita Idel in ihrem Gastbeitrag für die Schweisfurth Stiftung:
Das Ausmaß des Tötens männlicher Küken am ersten Lebenstag als sogenannte Eintagsküken ist grauenhaft: allein in Deutschland sind es jährlich bis zu 50 Millionen und in der EU über 300 Millionen. Dennoch erschienen diese Fakten fast allen, die darum wussten, je nach Standpunkt entweder so aussichtslos oder so folgerichtig, dass lange Zeit nichts dagegen geschah.
Zwei Seiten derselben Medaille: Hochleistung der Hennen und geringer Fleischansatz ihrer Brüder
Umso wichtiger ist, nicht zu vergessen, dass diese Entwicklung keineswegs zufällig sondern zwangsläufig ist. Denn seit Jahrzehnten wird mit sogenannten Legelinien einseitig auf die Produktion von Eiern selektiert. Das bedeutet: Je nachdem ob Eier oder Fleisch von Hühnern erzeugt werden soll, werden völlig unterschiedliche Tiere gezüchtet. Nur in einem Nischenbereich – beim sogenannten Zweinutzungshuhn – ist das Masthähnchen tatsächlich der Bruder der Legehenne.
Immer wenn das Zuchtziel allein auf die Leistung des weiblichen Tieres fokussiert ist, gerät die Leistung des männlichen Tieres – das Fleischansatzvermögen – zuchtbedingt ins Hintertreffen. Denn egal, ob die Zucht auf die Milchleistung von Rindern, Schafen, Ziegen und Wasserbüffeln oder auf die Eileistung von Hühnern zielt: Der Zuchterfolg wird daran festgemacht, dass die Energie des Futters vorrangig Richtung Euter bzw. Eileiter transportiert wird, so dass Muskelgewebe zwangsläufig weniger versorgt wird. Je langsamer die männlichen Tiere wachsen, desto mehr Futter benötigen sie. Weil diese naturwidrige Entwicklung am weitesten bei Hühnern, bei denen das Zuchtziel auf der Legeleistung liegt, vorangetrieben worden ist, gelten Hähne ökonomisch als wertlos.
Nicht legal – und doch Routine
Ob Tierärzte in der Administration oder Vorstände von Tierschutzorganisationen – wiederum je nach Standpunkt ließen Desinteresse oder Resignation seit Jahrzehnten zu, dass die männlichen Eintagsküken vergast oder geschreddert werden. Und das obwohl das Tierschutzgesetz für das Töten von Tieren einen vernünftigen Grund fordert. So erwies sich diese jahrzehntelange Routine quasi als Gewohnheitsrecht, als in jüngerer Zeit – endlich – Gerichte bemüht wurden.
Denn im Streit um das millionenfache Töten der männlichen Küken formulierte das Oberverwaltungsgericht Münster einen Konflikt zwischen einer funktionierenden Ernährungswirtschaft und der Ethik. Im Sinne der ersteren gestand es den klagenden Kükenbrütereien einen vernünftigen Grund zu töten zu. Das Gericht könne bei seiner Entscheidung nicht berücksichtigen, ob es in der Sache einen gesellschaftlichen Wandel beim Tierschutz gebe. Demnach ist der Ernährungsindustrie der selbst verursachte sinkende ökonomische Nutzen nicht zuzumuten.
Nur vermeintliche Lösung
Seit sich in der Öffentlichkeit Protest gegen das Hähnchentöten mehrt, investieren Industrie und Staat erhebliche Summen in die Entwicklung technischer Identifikationsmethoden im Ei: Nach der Devise „weiter so“ sollen die Hennen unvermindert auf Hochleistung gezüchtet werden, während die Hähnchen durch die In-Ovo-Bestimmung bereits so früh erkannt werden sollen, dass sie noch vor dem Schlupf eliminiert werden können.
Das ethische Problem läge im technischen Erfolg: Eine Technik, die mit dem Ziel eingesetzt wird, eines der beiden Geschlechter – und damit die Hälfte der Tiere – erst gar nicht entstehen zu lassen, ist ethisch abzulehnen.
Dennoch reichte die Rat- und Hilflosigkeit angesichts der auch in der Zucht extrem entwickelten Geflügelindustrie und der Bilder zu meuchelnder / gemeuchelter flauschiger Eintagsküken so weit, dass auch Tierschutzbeauftragte und Tierschutzorganisationen die Entwicklung dieser Technik befürwortet haben.
Nebenschauplatz technisches Funktionieren
Die In-Ovo-Bestimmung ist keine Lösung. Deshalb erübrigt sich die Diskussion um den Stand der Technik. Denn ob Chromosomen- oder Hormonbestimmung oder spektroskopische Untersuchung wie die Raman-Spektroskopie: Es geht nicht darum, ob das Geschlecht am 17. Bruttag oder nach Investition weiterer Millionen bereits am 10. oder nun vielleicht bereits am 5. Bruttag bestimmt werden kann. Denn das Ziel bleibt das gleiche wie seit Jahrzehnten: die Eliminierung der männlichen Küken von Legelinien! Wer argumentiert, das Leid der männliche Küken würde durch die In-Ovo-Bestimmung verringert, hat die Hennen aus dem Blick verloren. Deren zuchtbedingte Eileiterentzündungen gelten inzwischen als Berufskrankheit, derweil die verbreiteten Brustbeinbrüche der Junghennen erst vereinzelt wahrgenommen werden.
Ethisch wünschenswert: Zweinutzungshühner
Die Ursache der mangelnden ökonomischen Wertigkeit der Hähnchen liegt in der artwidrigen Selektion auf Höchstleistung ihrer Schwestern.
Im Jahr 2016 mehren sich nun endlich entsprechende Verlautbarungen und fordern die Zucht von Zweinutzungshühnern. Ob Huhn, Schwein oder Rind: Wir brauchen – und sind es ihnen schuldig – die Züchtung gesunder und freilandtauglicher Tiere!
In diesem Sinne engagiert sich die Ökologische Tierzucht gGmbH und erhielt für ihre Zuchtarbeit mit Hühnern für die ökologische Landwirtschaft im Jahr 2016 einen Sonderpreis Innovation im Rahmen der Lammsbräu Nachhaltigkeitspreise.
Zum Weiterlesen:
Projekt Tierzuchtfonds
Projekt Netzwerk artgemäße Hühnerzucht
Zur Autorin:
Dr. med. vet. Anita Idel ist Tierärtzin und war von 2005 bis 2008 Lead-Autorin des Weltagrarberichtes (IAASTD). Sie ist Mitbegründerin der Arbeitsgemeinschaft Kritische Tiermedizin (1983), des Gen-ethischen Netzwerks (1986), der Gesellschaft für Ökologische Tierhaltung (1991). Seit 1986 hat sie einen Lehrauftrag an der Universität Kassel inne. 2010 erschien ihr Buch „Die Kuh ist kein Klima-Killer! Wie die Agrarindustrie die Erde verwüstet und was wir dagegen tun können“ in der Buchreihe Agrarkultur im 21. Jahrhundert, herausgegeben von der Schweisfurth Stiftung im Metropolis-Verlag Marburg. Als Mediatorin ist Anita Idel in den Spannungsfeldern Ökonomie und Tierschutz sowie Landwirtschaft und Naturschutz tätig.
„Alles andere wäre für mich Betrug am Gast“
Karl Kranawetter betreibt mit seiner Partnerin Olimpia Cario das Bio-Restaurant Biorestaurant Steirer Eck in Rosenheim. Seine österreichische Lust am Genuss verbindet er dort mit sorgfältig ausgewählten regionalen Bio-Zutaten. Besonders beim Fleisch achtet Kranawetter auf eine regionale Herkunft und die artgerechte Zucht und Haltung der Tiere. Kraftfutter, Mastbeschleuniger, Antibiotika und festgelegte Gewichtszunahmen gibt es bei keinem der Zulieferer. Für diese strenge Orientierung an Tierwohl und Qualität wurde das Steirer Eck 2014 mit der Tierschutzkochmütze im Projekt Tierschutz auf dem Teller der Schweisfurth Stiftung ausgezeichnet. Uns erzählt Kranawetter, warum er der konventionellen Gastronomie den Rücken gekehrt hat, wo das beste Rindfleisch herkommt und was er angehenden Bio-Köchen rät.
Schweisfurth Stiftung: Das Bewusstsein für gesunde und tierwohlorientierte Ernährung wächst. Dafür steht auch ihr Restaurant. Strömen die Leute jetzt also in Scharen zu Ihnen?
Karl Kranawetter: Nein. Es gibt natürlich Hochs und Tiefs, aber das Grundproblem ist immer noch dasselbe: Die meisten Leute wollen den Preis nicht akzeptieren, den hochwertige und sorgfältig zubereitete Bio-Lebensmittel kosten. Ich betreibe das „Steirer Eck“ jetzt seit sechs Jahren, und bis heute ist es finanziell eine Gratwanderung. Immerhin haben wir uns inzwischen in Rosenheim und Umgebung einen solchen Bekanntheitsgrad erarbeitet, dass ich vorsichtig optimistisch bin.
Um ein Bio-Restaurant aufzubauen, braucht man also einen langen Atem…
Ja, aber für mich ist das nicht nur meine Arbeit, es ist eine Herzensangelegenheit. Meine Lebensgefährtin und ich, wir sind beide ausgebildete Köche. Wir machen das nicht, weil wir viel Geld verdienen wollen, sondern weil wir dazu beitragen möchten, die Welt besser zu machen. Wenn Du nur auf den Gewinn schaust, dann bleibt irgendetwas auf der Strecke. Entweder quält man die Tiere oder die Menschen. Ich habe mich selbstständig gemacht, weil ich so nicht arbeiten wollte. Ich habe einen anderen Anspruch.
Dafür nehmen Sie und ihre Partnerin viel zusätzliche Mühe in Kauf.
Ich rufe halt nicht einfach beim Zulieferer an und sage, ich brauche soundsoviele Kilo abgepacktes Filet und soundsoviele Schnitzel. Ich fahre zu den Biobauernhöfen, von denen ich Fleisch beziehe, und schaue mir an, wie die Tiere gehalten und gefüttert werden. Unser Rindfleisch kommt zum Beispiel aus Irschenberg aus einem Biobetrieb, in dem per Weideschuß geschlachtet wird. Das Tier hat keinen Stress durchs Verladen oder den Transport zum Schlachthof. So etwas ist derzeit nur mit Ausnahmegenehmigung möglich. Und so kann man natürlich keine Massen produzieren, aber ein extrem hochwertiges Fleisch. Von diesem Hof bekommen wir dann beispielsweise ein halbes Kalb, das wir selbst zerlegen und verarbeiten. Das verlangt Können und Zeit, aber das ist es uns wert. Ich verwende nur saisonales Obst und Gemüse, keine Bio-Tomaten aus Spanien, die nach nichts schmecken. Wenn bei uns Marillenknödel auf der Karte stehen, dann nehmen wir dafür die echten Wachauer Marillen, weil die einen unvergleichlichen Geschmack haben. Und zu den Knödeln wollen wir kein industriell erzeugtes Vanilleeis servieren, weil da lauter Dreck drinnen ist. Also machen wir unser Eis selber.
Würden Sie anderen Gastronomen, die eine Umstellung auf Bio erwägen, eher zu- oder abraten?
Wenn der Standort stimmt, würde ich zuraten und auch gerne mit meinem Rat mithelfen. Wir brauchen mehr Leute in der Gastronomie, die an die Lebensmittel, die sie verarbeiten, auch einen ethischen Anspruch haben. Und die ihre Verantwortung gegenüber den Gästen sehen, ehrliches Essen zu servieren. Für mich wäre es ein Betrug am Gast, würde ich es nicht machen. Freilich: Man sollte das nicht machen und glauben, man wird damit in ein paar Jahren reich. Aber man kann sich kreativ betätigen und etwas verändern. Schließlich hat unser Essen einen enormen Einfluss auf unseren Körper und die Welt, in der wir leben.
Vielen Dank für das Gespräch.
Alle Preisträger vom Projekt Tierschutz auf dem Teller: http://www.tierschutz-auf-dem-teller.de/index.php/preistraeger
2012 wurde das Projekt als ein Gewinner des Wettbewerbs „365 Orte im Land der Ideen“ ausgezeichnet. Die langjährige Projektleiterin Isabel Boergen berichtete im Januar 2016 was seitdem mit Tierschutz auf dem Teller erreicht wurde.
Das Dilemma der Tierärzte
Tierärzte sollen eigentlich dafür sorgen, dass Tiere gesund werden oder bleiben. Für viele landwirtschaftlich gehaltene Tiere können sie das aber kaum mehr leisten. Der Grund: Gesundheitliche Probleme, die den Tieren „angezüchtet“ sind. Rinder, Schweine und Geflügel werden krank, weil sie schon genetisch auf Krankheiten vorprogrammiert sind. Das liegt an einer Zucht, die ohne Rücksicht auf Tiergesundheit nur mit Blick auf maximalen Fleisch- oder Eierertrag arbeitet. Bis zur Erbarmungslosigkeit durchrationalisiert ist das System, in dem Tiere keinen Namen mehr haben, sondern nur noch einen Preis.
Gegen falsche Zucht helfen keine Medikamente
Masthähnchen werden beispielsweise auf möglichst schnelle Gewichtszunahme gezüchtet. In den sieben Wochen seines Lebens versechzigfacht ein solches Tier sein Gewicht. Dabei ist sein Körper kaum in der Lage, diese enorme Fleischlast zu tragen − Knochendeformationen und die ständige Überlastung des Herz-Kreislaufsystems sind die Folge. Dass ein Tierarzt hier nicht mehr helfen kann, liegt auf der Hand.
Spagat zwischen Ökonomie und Tierwohl
Viel zu lange wurde die Rolle der Zucht für die Tiergesundheit ignoriert, viel zu lange haben die Veterinäre das System schweigend mitgetragen. Tiermedizinerin Dr. Anita Idel beschreibt im aktuellen Heft der Zeitschrift TIERethik das krank machende System der industriellen Tierhaltung. Sie zeigt die Gratwanderung der Veterinäre zwischen Wegschauen und Hinsehen, zwischen moralischem Anspruch und ökonomischen Zwängen.
Tierärzte stützen das System
Idels Anklage: Die TierärztInnen haben zugelassen, dass sich bei den sogenannten Nutztieren die Schere zwischen Leistung und Gesundheit immer weiter öffnet. Vermeintliche Lösungen können den Schaden nur begrenzen. Meistens sind Krankheitsanfälligkeit und Stress bei den Tieren eine Folge von Überforderung durch einseitige Zuchtziele auf Hochleistung. Aber Forschung und Lehre beschränken sich bei der Suche nach Ursachen von Gesundheitsproblemen auf die Haltungsbedingungen und damit auf die Auslöser. Das besondere Dilemma der TierärztInnen: Sie sind für die alltäglichen Leiden der Tiere auch deshalb mitverantwortlich, weil sie fachlich gute Arbeit in einem kranken Agrarsystem leisten. Damit erhalten sie die Wettbewerbsfähigkeit dieses Systems − und sorgen so für dessen Überleben.
Dr. Anita Idel: TierärztInnen und landwirtschaftlich genutzte Tiere – ein systembedingtes Dilemma. In: TIERethik, 8. Jahrgang 2016/1, Heft 10, S. 34-52.
Headerfoto: Isabel Boergen; Schweine in Herrmannsdorf
Milchbauern und Kühe an der Leistungsgrenze
Anlässlich des Tages der Milch am 1. Juni plädiert hier unsere Kuratorin, die Journalistin und Buchautorin Dr. Tanja Busse, für eine artgemäße Milchviehhaltung und einen anderen Umgang mit unseren Milchbauern.
„Wir müssen Kühe wieder als Lebewesen betrachten und nicht als Milchproduktionsmaschinen“.
So hat es der bayrische Futtermittelhändler Josef Feilmeier auf den Punkt gebracht, der sich seit Jahrzehnten für gute und vor allem gentechnikfreie Futtermittel einsetzt. Er kritisiert, dass das Futter der Milchkühe mit riskanten Zusatzstoffen angereichert wird. Zum Beispiel mit purem Harnstoff, dem Abfallprodukt unseres Stickstoff-Stoffwechsels, den Mensch und Tier eigentlich mit dem Urin ausscheiden. Kühe können Harnstoff aus ihrem Blut zwar tatsächlich recyceln, aber sie damit zu füttern, ist sehr riskant. Und durchaus typisch für die artifizielle Milchproduktion unserer Tage.
Zusammenleben in Symbiose
Jahrtausende lang hat die Kuh den Menschen begleitet. Ohne die Rinder wären die Menschen vermutlich nicht sesshaft geworden. Ihre besondere Eigenschaft: Sie können Gras in Milch und Fleisch verwandeln. So haben es die Kühe unseren Vorfahren ermöglich hat, auch in den Bergen und an den Küsten zu leben, in Gegenden, wo Ackerbau kaum Ertrag bringt. Kühe und Menschen haben so gemeinsam unsere Kulturlandschaften geprägt und dabei artenreiche Ökosysteme geschaffen.
Auf Hochleistung getrimmt
In den letzten Jahrzehnten haben Agrarwissenschaftler, Berater und Landwirte dieses System auseinandergenommen: Sie haben die robuste Weidekuh in eine Hochleistungsportlerin verwandelt und – fasziniert von ihrer enormen Leistungsfähigkeit – mit ihrem Verdauungssystem und ihren genetischen Anlagen experimentiert. Das Ergebnis ist die moderne Holstein-Friesian-Kuh, die vier bis fünf, in Extremfällen sogar zehn Mal so viel Milch gibt wie ihre Vorfahrinnen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Das ist natürlich mit Weidegras nicht möglich. Die Hochleistungskuh wird vor allem mit energiereichem Mais gefüttert. Weil Mais aber zu wenig Eiweiß enthält, braucht sie zusätzliche Eiweißquellen, Rapskuchen oder Sojaschrot. Oder eben Harnstoff.
Viel Milch – Kurzes Leben
Die Messlatte des Erfolgs war dabei lange die Milchleistung pro Kuh und Jahr. Rekordkühe schaffen mehr als 20 000 Liter pro Jahr, manche Betriebe erreichen einen Stalldurchschnitt von mehr als 10 000 Litern. Doch der Preis für diesen kurzfristigen Erfolg ist hoch: Denn die meisten Kühe schaffen es nicht, so viel zu leisten, und dabei langfristig gesund zu bleiben. Sehr viele Kühe werden schon nach zwei oder drei Jahren im Melkstand geschlachtet, obwohl ihre natürliche Lebenserwartung bei achtzehn bis zwanzig Jahren liegt.
„Die einseitige Selektion auf hohe Milchleistung macht die Kühe krank“, warnen kritische Tierärzte und Wissenschaftler. Einige von ihnen haben gerade die „Göttinger Erklärung zur Milchproduktion“ verabschiedet, in der sie die hohen Erkrankungsraten der Kühe auf die einseitige Selektion auf hohe Milchleistung zurückführen und dringend ein Umdenken einfordern.
Demütigung für die Bauern
Die Situation ist ziemlich absurd: Die Kühe geben so viel Milch, dass sie krank werden. Die Landwirte aber können davon nicht einmal leben, denn alle zusammen produzieren sie mehr Milch, als gebraucht wird. Und deshalb sinken die Preise. Der katastrophale Preisverfall seit dem Ende der Milchquote im letzten Jahr treibt viele Milchbauern in den Ruin, und alle machen zur Zeit Verluste. Anfang Mai haben die Discounter ihre Milchpreise auf weniger als 50 Cent pro Liter gesenkt – das ist skandalös und demütigend für die Bauern.
Artgerechte Haltung, faire Preise
Dabei ginge es so viel besser: Eine weniger intensive Milchviehhaltung brächte viele Vorteile: für die Kühe, weil sie auf die Weide dürften, für die Biodiversität, weil das Dauergrünland vielen gefährdeten Arten einen Lebensraum bietet, für die Regenwälder, weil weniger Soja importiert werden müsste, und auch für das Klima, denn Grünland bindet Treibhausgase. Doch dafür ist die Politik gefragt: Denn Kühe auf der Weide geben weniger Milch, und für 25 Cent kann das kein Bauer leisten. Wir bräuchten also einen fairen Lohn für Milchbauern und ihre Kühe und ein Dumpingverbot für Lebensmittel.
Zum Weiterlesen:
Tanja Busse (2015): Die Wegwerfkuh. Wie unsere Landwirtschaft Tiere verheizt, Bauern ruiniert, Ressourcen verschwendet und was wir dagegen tun können. Blessing Verlag.
Zum Freuen:
Kühe brauchen die Weide! Sehen Sie hier Bilder purer Lebensfreude vom Weideaustrieb des Hofes Dannwisch bei Elmshorn.
Bio, regional, tiergerecht: VC Vollwertkost erhält Tierschutz-Kochmütze
„Gesundes Essen, das schmeckt!“ lautete die Vision der VC Vollwertkost GmbH bereits bei ihrer Gründung 1991. Anfangs belieferte das Unternehmen vor allem Kindergärten und Schulen – heute bekocht das Team von VC Vollwertkost mehr als 4.000 Menschen in und um München. Dabei wird besonders auf Qualität, Frische und Herkunft der Zutaten geachtet. Neben Gerichten in 100 % – Bioqualität bietet das Unternehmen auch einen rein vegetarischen Speiseplan an. Für sein außerordentliches Engagement erhielt es am 18. Mai 2016 die Tierschutz-Kochmütze der Münchner Schweisfurth Stiftung.
„Wertschätzung für Pflanze, Tier und Mensch“
Ganzheitliche Nachhaltigkeit vom Feld bis auf den Teller – das ist das Herzensanliegen von Sandra Benke und Timo Neumann, den Geschäftsführern von VC Vollwertkost. Lange vor dem Bio-Boom entstand so ein Leuchtturm für gesunde Schul- und Firmenverpflegung. Heute ist VC Vollwertkost ein Unternehmen mit vielfältigem Leistungsportfolio: Für Firmenkantinen, Schulen, KiTas, Familienfeste, Vernissagen, Seminare und Sportveranstaltungen werden maßgeschneiderte Gerichte und Fingerfood aus besten Zutaten gezaubert. Dabei achtet das Team um Küchenchef Svend Hiebendahl besonders auf die Herkunft der Zutaten: Das Fleisch stammt von ausgewählten Betrieben, Obst, Gemüse und Milchprodukte werden wann immer möglich von regionalen, bayerischen Lieferanten bezogen. Nachhaltigkeit ist hier kein leeres Versprechen, sondern fest verankerte Unternehmensphilosophie: „Unsere Gerichte sollen nicht nur bio, regional, saisonal und frisch sein; uns geht es um die Wertschätzung gegenüber Pflanzen, Tieren und Menschen“ so Geschäftsführerin Sandra Benke.
Bestes für Klein und Groß
VC Vollwertkost hat Vorbildcharakter: Zahlreiche Kundinnen und Kunden in und um München genießen den gesunden und abwechslungsreichen Speiseplan, unter anderem die Mitarbeiter des Bundespatentgerichts und des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) in der Ludwigstraße. Sandra Benke ist mit viel Engagement und Herzblut dabei, wenn es darum geht, die Gäste zu verwöhnen. Soßen, Suppen, Desserts – alles wird hier frisch zubereitet:
„Natürlich könnten wir uns viel Geld und Arbeit sparen, wenn wir nur Fertiggerichte aufwärmen. Aber das kommt nicht in Frage.“
Eine Einstellung, die immer mehr Menschen teilen und wertschätzen. 900 frisch zubereitete Essen gehen allein im Kasino des Landwirtschaftsministeriums täglich über den Tresen. Der Großteil der Gäste kommt dabei von außerhalb; dort schätzt man besonders das abwechslungsreiche vegetarische und vegane Angebot. Die kleinsten Kunden in KiTas, Kindergärten und Schulen kommen nicht nur in den Genuss gesunder, frischer und vollwertiger Lebensmittel. Sandra Benke organisiert auch Events wie das Kürbiskopf-Schnitzen im Herbst: Hier erklärt sie den Kindern spielerisch und nebenbei, wie man aus dem Inneren des Kürbis eine leckere Suppe kocht.
Tierschutz-Kochmütze für außerordentliches Engagement
VC Vollwertkost schafft scheinbar mühelos den Spagat zwischen Engagement für Mensch, Tier und Umwelt einerseits, und Genuss und kulinarischem Anspruch andererseits. Doch was einfach aussieht, ist oft harte Arbeit – nicht nur in der Küche. „Auch gegen Vorurteile und festgefahrene Verhaltensmuster muss man leider immer noch ankochen“ weiß Projektleiterin Isabel Boergen von der Schweisfurth Stiftung. Sie übergab die Tierschutz-Kochmütze am 18. Mai und lobt das außerordentliche Engagement der gesamten Belegschaft. „Von der Auswahl der Zutaten in Bio-Qualität profitieren nicht nur die Kundschaft, sondern auch Tiere, Umwelt und Klima. Die Tierschutz-Kochmütze soll diesen Einsatz belohnen und darauf aufmerksam machen, dass auch der Einzelne bewusster auswählt und darauf achtet, was auf seinem Teller landet. Dass gerade das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten von so einer hervorragenden und beispielhaften Küche profitieren darf, ist ja sehr passend!“
Probieren und profitieren!
VC Vollwertkost ist die 17. Küche, die eine Tierschutz-Kochmütze im Rahmen von Tierschutz auf dem Teller® erhält. Weitere Infos, alle Preisträger sowie Bewerbungsmodalitäten für interessierte Küchen finden Sie unter www.tierschutz-auf-dem-teller.de. Übrigens: Die Kantine des StMELF in der Ludwigstraße 2 am Münchner Odeonsplatz ist öffentlich – Neugierige können die zukunftsweisende Fitnessküche dort Montag bis Freitag, 12 bis 14 Uhr, probieren.
Wer vorab einen Blick in die Küche werfen möchte, kann das auf der Homepage und der Facebook-Seite von VC Vollwertkost tun: Hier werden täglich Bilder und Videos zum kulinarischen Werdegang der Gerichte online gestellt.
Pressemitteilung der Schweisfurth Stiftung vom 18. Mai 2016
Headerfoto: V.l.n.r.: Sous Chef Matthias Esche, Geschäftsführerin Sandra Benke, Küchenleiter Svend Hiebendahl. © Isabel Boergen, Schweisfurth Stiftung
Ich wollt‘ ich wär (k)ein Huhn – Engagement zur Öko-Geflügelzucht
„Ich wollt‘ ich wär ein Huhn, ich hätt‘ nicht viel zu tun, ich legte jeden Tag ein Ei und Sonntag auch mal zwei“ heißt es in einem alten Filmschlager aus den 30er Jahren.
Doch heutzutage möchte man eigentlich kein mehr Huhn sein. Die moderne Legehenne legt nämlich in der Tat fast jeden Tag ein Ei. 300 Stück sind es jährlich; von Natur aus legt ein Huhn nur ein Fünftel davon – die Hochleistungszucht macht es möglich. Doch ihre negativen Begleiterscheinungen sind gravierend: Die Legehybride leiden unter Erkrankungen des Skelettapparates, Erschöpfung, Knochenbrüchigkeit und gesteigerter Aggressivität. Da die männlichen Nachkommen nicht zur Fleischmast taugen, werden jährlich Millionen männlicher Eintagsküken getötet.
Den Masthähnchen ergeht es nicht besser. Sie werden auf schnelle Gewichtszunahme und ein enormes Brustmuskelwachstum hin gezüchtet. In der Folge können sich die Tiere am Ende der nur ca. einmonatigen Mastzeit kaum noch auf den Beinen halten.
Tierzucht auf dem Prüfstand
Die Praktiken der modernen Tierzucht – die einseitige Fokussierung auf Leistung und Profit – werden bereits seit längerem kritisiert. Die Schweisfurth Stiftung setzt sich deshalb gemeinsam mit der Renate Benthlin-Stiftung für Nutztierschutz und der Ökologischen Tierzucht gGmbH für eine Tierzucht ein, bei der das Tierwohl wieder eine zentrale Stellung einnimmt. Dazu luden sie im September 2015 zum ersten Runden Tisch Ökologische Hühnerzucht in die GLS Bank in Frankfurt a. Main. Erzeuger, Züchter, Händler und weitere Engagierte diskutierten intensiv die Potenziale und Herausforderungen der ökologischen Hühnerzucht und waren sich einig: „Nur gemeinsam kommen wir weiter“.
Gemeinsam für mehr Tierwohl
Dabei stellten sich ganz konkrete Fragen auch nach Haltung, Fütterung und Produktqualität. Und auch eine Ökotierzucht muss wirtschaftlich sein: Wie lässt sich das Mehr an Tierwohl finanzieren und kommunizieren? Es gibt heute zahlreiche Initiativen, die im Rahmen des Öko-Landbaus an Zweinutzungshühnern arbeiten. Sie benötigen jedoch dringend einer Koordination , damit sie gemeinsam für mehr Tierwohl wirken und ökonomisch tragfähig wirtschaften können. Bei den Landwirten und Züchtern gibt es außerdem Schulungs- und Veränderungsbedarf für das Management der alternativen Züchtungslinien.
Zweiter Runder Tisch
Im April 2016 fand der zweite Runde Tisch zur Öko-Hühnerzucht statt. Fast fünfzig Teilnehmer*innen diskutierten im Rahmen eines Praktikerworkshops ihre Erfahrungen und die Herausforderungen und Potenziale der Zweinutzungszucht. „Die Vielfalt der Betriebe braucht entsprechende Vielfalt in der Zucht: Gesucht wird deshalb nicht eine einzelne Zweinutzungshuhn-Rasse, sondern eine Bandbreite gesunder Tiere auch aus Kreuzungen für die unterschiedlichen betrieblichen Ansprüche“, erläuterte für die Renate Benthlin-Stiftung die Tierärztin Dr. Anita Idel.
Die Pressemeldung zum ersten Runden Tisch (PDF) können Sie hier lesen.
Sie möchten gerne Eier von Zweinutzungshühnern kaufen und so aktiv Hühnerleid und Kükentöten vermeiden?
Hier finden Sie Informationen und Bezugsmöglichkeiten:
- Ökologischen Tierzucht gGmbH
- Tierzuchtfonds
- ei care: Regionalprojekt Zweinutzungshuhn
- Herrmannsdorfer Landwerkstätten: Landhuhnprojekt
- Bruderhahn-Initiative
Headerfoto: © Andreas Schoelzel; Dr. Anita Idel mit Vorwerkhühnern
Artgerecht halten – stressfrei schlachten
“Wir verkaufen nur Fleisch von unseren eigenen Tieren. Unser Schlachthof ist nur 5 km entfernt.” Gerne werben kleine Höfe und Hofläden mit diesem Versprechen. Aber auch wenn die Tierhaltung artgerecht ist, lohnt es sich, genauer hinzusehen. Das Leben eines Rindes mag vorbildlich gestaltet sein, die Schlachtung ist es oft nicht – auch nicht, wenn es nur 5 Kilometer bis zum nächsten Schlachthof sind. Häufig bedeutet sie Angst und Stress für das Tier. Die Alternative zur herkömmlichen Tötung im Schlachthof ist der Weideschuss – die stressfreie Schlachtung „aus heiterem Himmel”. Wie das geht, berichtet Agraringenieurin Katrin Juliane Schiffer.
Idyllisches Leben – und dann?
Es ist so ein friedliches Bild: Durch das Fenster des Hofladens sieht man auf der Weide Mutterkühe mit ihren Kälbern im Schatten der Bäume dösen. Auf dem Weg zum Laden fährt man kilometerlang an einer Weidefläche vorbei. Nur hin und wieder mal entdeckt man eine Gruppe fast ausgewachsener Ochsen aus dem Gebüsch auftauchen und zur Tränke schlendern. ”Weidefleisch aus extensiver Freilandhaltung”, steht auf einem Schild an der Hofeinfahrt. Etwas Besseres gibt es doch gar nicht, oder? Nein, eigentlich nicht. Wenn da nicht der Schlachttag wäre.
Tabu-Thema Schlachtung
Viele Landwirte von kleineren Betrieben transportieren ihre Rinder selbst bis zum Schlachthof, andere Landwirte lassen ihre Tiere abholen. Nur wenige jedoch haben beim Schließen des Anhängers das Gefühl, dass das Einfangen und Verladen richtig gut ging. Denn je seltener die auf der Weide artgerecht aufgewachsenen Tiere menschlichen Kontakt hatten, je unbekannter ihnen räumliche Enge ist, umso schwieriger und belastender ist die Prozedur für alle Beteiligten. Was dann nach dem Transport folgt, wollen Tierhalter und Konsumenten meist gar nicht so genau wissen: Die Blackbox Schlachthof. Die wenigsten Tiere werden von ihren Aufzüchtern tatsächlich bis in den Tod begleitet.
Smell of fear
Rinder sind gewohnheitsliebende, sensible Tiere. Besonders ausgeprägt sind ihre „Antennen”, mit denen sie die Angst von Artgenossen wahrnehmen. Gerät ein Rind zum Beispiel durch die Nähe zu fremden Artgenossen oder ungewohnte Geräusche in Stress und weigert sich, in einem der Treibgänge auf dem Weg zur Betäubungsfalle weiter vorwärts zu gehen, sind die nachfolgenden Rinder sofort alarmiert: Da stimmt etwas nicht! Raus hier! „Smell of fear” nennt die Wissenschaft dieses Phänomen, bei der Geruchsbotenstoffe in Speichel, Urin und Schweiß als Übermittler der Angst dienen.
Pionier für stressfreie Schlachtung
“Das Schlachten muss doch auch im gewohnten Umfeld und stressfrei gehen! Das sind wir den Tieren schuldig”, dachte sich bereits vor etlichen Jahren der schwäbische Landwirt Ernst Herrmann Maier. Er begann einen erbitterten Kampf gegen die örtlichen Behörden für die Hofschlachtung seiner Rinder per Gewehrschuss. Diese Auseinandersetzung sollte seinen Hof an den Rand des Ruins treiben, hat aber erheblich dazu beigetragen, dass der deutsche Gesetzgeber später nachgab. Seit 2011 dürfen entgegen einer anders lautenden EU-Regelung Rinder aus Freilandhaltung am Haltungsbetrieb betäubt und getötet und das Fleisch der Tiere vermarktet werden.
Die Kugelschussmethode
Bereits im Vorfeld der gesetzlichen Verankerung begann ich an der Uni Kassel Witzenhausen, u.a. mit Fördermitteln der Schweisfurth Stiftung, ein Forschungsprojekt zur Tötung von Rindern per Kugelschuss. Anfang dieses Jahres schloss ich das Projekt mit der Publikation meiner Doktorarbeit „On-farm slaughter of cattle via gunshot method” (Shaker) ab. Dafür untersuchte ich die Betäubungsqualität durch den Kugelschuss sowie die Fleischqualität so geschlachteter Rinder. Zudem erarbeitete ich Vorschläge für eine sichere Anwendung der Kugelschussmethode in der Praxis. Denn: Das allerwichtigste ist ein ausgezeichneter Schütze. Nur ein Präzisionsschuss in den Kopf, bei dem möglichst das Projektil im Schädel verbleibt und somit größtmögliche Blutungen im Stammhirnbereich auslöst, kann einen plötzlichen Tod aus „heiterem Himmel” gewährleisten.
Die Herde bleibt ruhig
Interessant ist, dass die umstehenden Tiere sich am Zusammenbrechen des Weidekumpels neben ihnen überhaupt nicht stören. Dieser hat keine Gelegenheit, Stresssignale auszusenden und damit die Herdenmitglieder zu beunruhigen. Ein kurzes Zusammenzucken beim Knall, dann folgt überwiegend Desinteresse. Die erhobenen Blutwerte beweisen, was man mit bloßem Auge gesehen hat: Gelassen gehen die restlichen Tiere aus dem Schießpaddock zurück auf die Weide und kommen später arglos für den Abschuss eines weiteren Tieres in den Schießpaddock zurück. Das geschossene Tier wird zur sofortigen Entblutung mit dem Frontlader hochgezogen. Für die Ausweidung und Verarbeitung wird dann also das bereits getötete Tier zum Schlachthof transportiert – ein konsequenter Abschluss artgerechter Nutztierhaltung.
Die Kunden schätzen stressfreies Fleisch
Am Bioland-Hof Bunde Wischen e. V., meinem Partnerbetrieb im Kugelschussprojekt, werden heute alle Rinder per Kugelschussmethode geschlachtet. Zwei Tiere pro Woche, ohne jegliche Angst. Das wissen auch die Kunden zu schätzen: Die Nachfrage nach dem Kugelschuss-Fleisch ist durch das Angebot kaum zu decken. Auch von anderen Betrieben, die die Kugelschussmethode praktizieren, gibt es sehr erfreuliche Rückmeldungen. Ein Modell, das Schule machen könnte: Meine Doktorarbeit ist international von Interesse und trägt hoffentlich dazu bei, auch in anderen Ländern die Einführung der professionellen Kugelschussmethode zu erleichtern.
Zum Weiterlesen:
Katrin Juliane Schiffer: On-farm slaughter of cattle via gunshot method. Shaker Verlag 2015.
Zum Anschauen:
Hier finden Sie ein Video, das die Kugelschuss-Methode anschaulich erklärt.
Die Autorin
Katrin Juliane Schiffer (*1979) aus Quakenbrück, Norddeutschland, ist Agraringenieurin mit mehrjähriger Praxiserfahrung in der ökologischen Landwirtschaft. Nachdem eine christlich geprägte Ehrfurcht vor dem Leben schon früh zum Leitmotiv geworden war, konnte sie ihre Promotion an der Universität Kassel einem Herzenswunsch widmen – dem würdevolleren Umgang mit landwirtschaftlichen Nutztieren, insbesondere am Tag der Schlachtung. Katrin Juliane Schiffer lebt mit ihrer Familie auf einem kleinen Hof in Nordschweden.
Headerbild: © Gerd Kämmer
„Es reicht nicht, Tiere vor Leid zu schützen“
Ein freudvolles, gutes Leben – das wünschen sich nicht nur alle Menschen, sondern auch die Tiere. Deutschland stellt gerne seine Vorreiterrolle in Sachen Tierschutz heraus. Doch wie gut schützen Politik und Gesellschaft tatsächlich unsere Tiere in der Landwirtschaft?
Darüber sprachen wir mit Philipp von Gall, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sozialwissenschaften des Agrarbereichs an der Universität Hohenheim arbeitet. Von Gall, geb. 1981, lebt und arbeitet in Berlin und Stuttgart. Seine Dissertation „Tierschutz als Agrarpolitik. Wie das deutsche Tierschutzgesetz der industriellen Tierhaltung den Weg bereitete“, die Professor Franz-Theo Gottwald betreut hat, ist im Januar 2016 im transcript Verlag erschienen.
Schweisfurth Stiftung: Herr von Gall, in Ihrer Dissertation beschäftigen Sie sich eingehend mit der Deutschen Tierschutzgesetzgebung. Sie beschreiben darin den Grundkonflikt zwischen den Interessen der Tiere und den des Menschen nach wirtschaftlicher Rentabilität, in den der Staat über die Tierschutzgesetzgebung eingreifen muss. Tut die deutsche Politik genug für den Schutz der landwirtschaftlich gehaltenen Tiere?
P. v. Gall: Um das zu beantworten, müssen wir sagen, was Tierschutz ist. Wenn wir darunter eine basale medizinische Versorgung der Tiere verstehen, hat der Staat zumindest die legislativen Mittel, um einzugreifen. Dann geht es „nur“ um die Umsetzung. Wenn wir dagegen sagen, beim Tierschutz geht es darum, den Tieren die Voraussetzung für ein freudvolles Leben zu ermöglichen und umfassende Interessen der Tiere in Politikentscheidungen zu berücksichtigen, fehlen dem Staat die Mittel, da hält er sich ganz raus.
Im deutschen Tierschutzgesetz heißt es gleich zu Beginn im Grundsatz: „Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.“ Man sollte meinen, das Gesetz enthält damit alles Wesentliche− mangelt es also nur an der praktischen Umsetzung?
Dieser lapidare Grundsatz sagt noch nichts. Das Wesentliche befindet sich in der Philosophie dahinter. Zum Beispiel in den jeweiligen ethischen Grundsätzen und in der Biologie des Geistes der Tiere, die uns helfen soll, Tierleid treffend zu benennen. Das, was beim Bundestagsbeschluss 1972 als Grundkonzeption des Gesetzes genannt wurde, bleibt vage oder basiert auf einer veralteten Biologie der Tiere. Auch die ethische Rolle der Veterinäre und Nutztierethologen ist bis heute ungeklärt. Auf der einen Seite sollen sie angemessene „Mindestanforderungen“ des Tierschutzes beurteilen. Auf der anderen Seite weiß niemand, auf welcher ethischen Grundlage die Abwägung tierlicher und ökonomischer Interessen ablaufen soll, die dafür ja aber erforderlich ist. Außerdem hat der Umgang mit der Frage, ob wir Wohlbefinden oder Tierleid „messen“ können, eine moralische Dimension: Entscheiden wir uns im Zweifelsfall zugunsten der Tiere oder nicht? Das Agrarministerium ist deshalb überfordert, die Mindestanforderungen in der Landwirtschaft umzusetzen− wobei es das nicht offen sagt. Die wenigen festen Mitarbeiter, die zum Tierschutz arbeiten, befragen für ihre Entscheidungen „Experten“. Doch wer sind diese Experten und was ist für sie „vernünftig“? Die Arbeit des Ministeriums ist vollkommen intransparent. Außerdem reicht es im Fall der Tierhaltung doch nicht, Tiere vor Leid zu schützen. Wenn wir ihnen schon ihre Freiheit nehmen, müssen wir ihnen ein freudvolles, interessantes Leben bieten. Menschen, die mit Hunden zusammenleben, machen das normalerweise automatisch. In der wirtschaftlichen Tierhaltung gibt es dafür keinen Anreiz, denn anders als mit der Gesundheit oder dem Wohl der Tiere lässt sich mit ihrer Freude und wirklichem Abwechslungsreichtum noch kein Geld verdienen.
Sie kritisieren, dass die Interessen der Tiere in Deutschland nicht von der Politik, sondern nur von Nichtregierungsorganisationen vertreten werden. Welchen Veränderungsbedarf sehen Sie hier?
Es muss doch eine staatliche Institution geben, die tierliche Interessen vertritt. Der Staat verlangt ja auch nicht von Ihnen, dass Sie sich auf eigene Kosten darum kümmern, wie ihre Interessen in den öffentlichen Entscheidungsprozess gespeist werden. Es gibt für Sie eine staatliche Interessenvertretung, die beispielsweise Abgeordnete wahrnehmen. Auch Tiere brauchen Abgeordnete. Wer das tun soll, und unter welchen Bedingungen, das muss geregelt werden.
Für eine gesellschaftlich akzeptierte Tierhaltung müsste die Subjektivität der Tiere stärker berücksichtigt werden, schreiben Sie. Was genau meinen Sie damit?
Man kann Tiere behandeln wie Maschinen, und man kann sie behandeln wie lebende Subjekte. Die zweite Variante kann uns zum Beispiel dazu auffordern, sie auch als politische Subjekte mit Ansprüchen und Rechten ernst zu nehmen. Tierschutz lässt sich betreiben wie die Wartung einer Maschine. Einzelne Tiere werden zu biologischen Systemen erklärt, die funktionieren oder nicht. Einiges dieser Vorstellung findet sich auch im Konzept „artgerecht“. Warum sollten Tiere leben, wie ihre Art normalerweise lebt? Warum gestehen wir ihnen nicht eine wunderbare Subjektivität zu, die immer dahin strebt, wo es sich gut leben lässt?
Immer mehr Menschen leben vegetarisch oder vegan, achten zunehmend auf Tierwohl beim Einkauf. Reichen diese individuellen Konsumentscheidungen aus, um tatsächlich etwas im System zu bewegen?
Der Veganismus hat das Potential, einen tierpolitischen Umbruch zu befördern. Allerdings beantwortet er noch nicht die Frage, welche Formen tierlichen Lebens er tatsächlich anstrebt. „Wildnis“ ist sicher keine gute Idee. Wie die Bio-Bewegung riskiert auch der Veganismus, den Fokus weg von der Politik hin zur individuellen Kaufentscheidung zu verlagern. Das schafft enormen Druck und führt zu sozialen und persönlichen Spannungen. Strenge staatliche Regeln können uns von der alltäglichen moralischen Last befreien − wenn sie gut sind.
Was kann der Einzelne tun, um die heutigen Verhältnisse in der landwirtschaftlichen Tierhaltung wirksam und nachhaltig zu verändern?
Das kommt auf die Veränderung an, die er oder sie sich wünscht! In einer Demokratie ist es üblich, sich politisch zu engagieren. Wer nicht versteht, was unsere Tierschutzpolitik ausmacht − ich gehörte sehr lange dazu − sollte beim Agrarminister nachfragen, mit welchen Argumenten er die heutige Tierhaltung rechtfertigt. Wichtig dabei ist, sich nicht mit Fachbegriffen abspeisen zu lassen, sondern eine klare moralische Sprache zu verlangen. Und immer schön nachhaken.
Zum Weiterlesen:
Philipp von Gall (2016): Tierschutz als Agrarpolitik. Wie das deutsche Tierschutzgesetz der industriellen Tierhaltung den Weg bereitete. Transcript, ISBN 978-3-8376-3399-3.
Fleischkonsum von morgen: Video online
Wie sieht der Fleischkonsum von morgen aus?
Dieser Frage widmet sich das Projekt The Future of Meat. In einer Installation werden fünf mögliche Szenarien und ihre Folgen live erlebbar.
Gar kein Fleisch? Fleisch aus dem Labor? Oder Insekten auf dem Teller?
Spannend, unterhaltsam und informativ ist die von der Schweisfurth Stiftung geförderte Ausstellung.
Wer schon einmal einen kleinen Vorgeschmack haben möchte, kann sich hier das brandneu produzierte Video ansehen.
Übrigens: Die Installation kann man für Veranstaltungen, Präsentationen, Vortragsreihen oder Messen mieten.
Kontakt unter: madelaine@thefutureofmeat.com
10 Argumente für Bio-Fleisch
Die Mehrzahl der deutschen Konsumenten wünscht sich laut Umfragen mehr Tierwohl für die in der Landwirtschaft gehaltenen Tiere. Viele wären sogar bereit, dafür mehr zu bezahlen. Doch die Verkaufszahlen sprechen eine andere Sprache: Noch immer stammen über 90 Prozent der in Deutschland verzehrten Fleisch- und Wurstwaren aus nicht tiergerechten, industriellen Haltungssystemen. Der Anteil von Bio-Schweinefleisch liegt bei knapp einem Prozent. Auch die Marktanteile von Geflügel- und Rindfleisch aus ökologischer Herkunft fallen kaum ins Gewicht.
Dabei bietet Bio viele Vorteile – nicht nur für die Tiere, sondern auch für Mensch und die Umwelt.
10 Gründe, warum Bio-Fleisch besser ist, finden Sie in unserem Dossier zur Bio-Tierhaltung.
Tierschutz auf dem Teller®
Wir lassen den Tierschutz nicht unter den Tisch fallen! Ob im Restaurant, in Bildungseinrichtungen, Kantinen oder anderen Küchen – Tierschutz gehört auch hier auf den Teller. Darum vergibt die Schweisfurth Stiftung mit ihrer Initiative „Tierschutz auf dem Teller®“ die Tierschutz-Kochmütze an Köchinnen und Köche, die neben dem leiblichen Wohl der Gäste auch das Wohlergehen der Tiere großschreiben.
Hintergrund
In einer zunehmend mobilen Gesellschaft sind wir viel unterwegs und damit immer stärker auf eine Außer-Haus-Verpflegung angewiesen. Auch jenseits der eigenen Küche stellen sich immer mehr Menschen die Fragen: „Was esse ich? Und woher kommen die Zutaten auf meinem Teller?“ Gutes Essen, frisch gekocht aus hochwertigen Zutaten biologischer Herkunft und artgerechter Haltung hat jedoch seinen Preis. Gleichzeitig herrscht in der Gastronomie ein harter Preiskampf. Das zeigt deutlich: Kochen ist viel mehr als nur leckere Speisen zubereiten, denn Kochen bedeutet auch Verantwortung.
Ziel der Initative
Ziel ist es, den Tierschutzgedanken stärker in der Außer-Haus-Verpflegung zu verankern. Darüber hinaus soll die Initiative dazu beitragen Verbraucher hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen tiergerechter, ökologischer Nutztierhaltung und gastronomischer Bewirtung zu informieren, sensibilisieren und aufzuklären. Daneben wollen wir mit der Initiative Köch:innen unterstützen, die vorangehen in Sachen Gastro-Tierschutz und als Leuchttürme fungieren. Die Preisträger werden mit einer Tierschutzkochmütze ausgezeichnet. So können die Gäste sehen: Hier spielt Tierwohl eine wichtige Rolle. Und: Hier können wir mit gutem Gewissen genießen.
Maßnahmen
Seit 2007 zeichnet die Schweisfurth Stiftung einmal im Jahr gemeinsam mit ihren Partnern Köch:innen aus, die bei den Zutaten tierischen Ursprungs auf artgerechte Haltung, regionale Herkunft und Nachhaltigkeit achten. Informationen zu Bewerbung bzw. Nominierung, Teilnahmebedingungen sowie Auswahlkriterien finden Sie weiter unten.
Eine Initiative in Zusammenarbeit mit:
„Das Töten wird moralisch ausgelagert“
Fast 60 Milliarden landwirtschaftlich gehaltene Tiere bevölkern unsere Erde. Sie dienen dem Menschen als Eier-, Milch- und Fleischlieferanten. Die überwiegende Mehrheit dieser Hühner, Rinder und Schweine lebt nicht auf grünen Weiden, sondern fernab ihres natürlichen Lebensraums, fernab von Licht und Luft – und fernab des Menschen. Die industrielle Tierhaltung findet weit weg vom Verbraucher statt. Und die sind dankbar, von den realen Bedingungen der Schnitzelproduktion nicht allzu viel mitzubekommen. Kein Wunder also, dass wir manche Tiere als Freunde und andere nur als Gerichte wahrnehmen.
Verantwortung übernehmen
Die Tatsache, dass die Verbraucher vieles nicht wissen wollen, entbindet sie aber nicht ihrer Verantwortung. Und selbst, wer auf die Herkunft seiner Lebensmittel tierischen Ursprungs achtet, wer sich informiert und bewusst lebt, nimmt den Tod eines Lebewesens in Kauf – auch, wenn er den Akt des Tötens moralisch auslagert.
Die große Frage also bleibt: Darf der Mensch Tiere töten?
Und: Lässt sich Töten überhaupt vermeiden? Antworten auf diese und andere spannende Fragen sucht bionachrichten-Redakteurin Ronja Zöls im Interview mit Stiftungsmitarbeiterin Isabel Boergen.
Zu lesen hier (PDF) oder im aktuellen Oktober-Heft der Bionachrichten zum Schwerpunktthema Tierwohl.
Was sich ganz konkret in Sachen Tierschutz in der Landwirtschaft ändern muss, und welche spezifischen Tierwohl-Probleme in der Schweinehaltung auf den Prüfstand müssen, erklärt Isabel Boergen Anfang Februar 2016 im Interview mit Michael Hartl von der österreichischen Initiative United Creatures. Das Interview ist der Auftakt einer Artikelserie zu den drängendsten Fragen landwirtschaftlicher Tierhaltung.
Züchten mit Zukunft
Die moderne Tierzucht findet heute weniger im Stall statt als im Reagenzglas. Rinder, Schweine, Puten und Hühner sind genormt, perfekt auf die Ansprüche der Menschen angepasst. Aber was ist eigentlich mit den Ansprüchen der Tiere?
Immer mehr, immer schneller − Mensch und Tier können dem Druck des industriellen Agrarsystems kaum noch standhalten.
Folgenreicher Fokus auf Ertrag
Das moderne Industrieschwein hat einen besonders hohen Anteil an magerem Fleisch, braucht weniger Futter und wächst trotzdem schneller als die bäuerlichen Rassen vor einigen Jahrzehnten. Legehennen legen statt den naturgemäßen 50 Eiern an die 300 Eier pro Jahr. Milchkühe geben jährlich unvorstellbare 16.000 Liter Milch − werden aber bereits nach drei bis vier Jahren geschlachtet, weil die Milchleistung nachlässt.
Die Hochleistungszucht bleibt nicht ohne Folgen: Die Tiere leiden unter unerwünschten Nebenwirkungen, sind anfälliger für Stress und bestimmte Krankheiten. Als Konsequenz steigen die Tierarztkosten, werden häufiger Medikamente wie Antibiotika verschrieben. Es geht um Produktionszeit statt um Lebenszeit.
Gut, dass es erfolgreiche Alternativen gibt.
Dass es auch anders geht, zeigt der Tierzuchtfonds. Diese gemeinsame Initiative der Schweisfurth Stiftung, des Deutschen Tierschutzbundes und der Zukunftsstiftung Landwirtschaft hat sich der artgemäßen Zucht der in der Landwirtschaft gehaltenen Tiere verschrieben. Das bedeutet: Statt Tiere einseitig auf Hochleistung zu selektieren, wird bei den Projekten des Tierzuchtfonds vor allen Dingen auf Gesundheit, Widerstandsfähigkeit, Langlebigkeit und den Erhalt bedrohter Nutztierrassen geachtet. Denn die bäuerliche Zucht hat in den vergangenen Jahrhunderten eine große Vielfalt an Tierrassen hervorgebracht. Sie sind eben gerade nicht genormt, sondern unterscheiden sich im Hinblick auf ihre Statur, ihre Ansprüche, ihre Eignung. So entstanden Rinderrassen, die bestens mit feuchtem Klima, felsigen Hängen oder moorigen Böden auskommen; Hühner, die sowohl Eier legen als auch Fleisch ansetzen; Schweine, die besonders gute Muttereigenschaften haben oder solche, die den Großteil des Jahres problemlos im Freien leben können.
Vielfalt erhalten
Gerade im Kontext der fortschreitenden Klimaerwärmung spielt genetische Vielfalt eine besondere Rolle bei der Anpassung an die veränderten Umweltbedingungen. Deshalb arbeitet der Tierzuchtfonds daran, dass Tiere an lokale Gegebenheiten bestens angepasst sind. Die Projekte des Tierzuchtfonds bringen die Stiere wieder auf die Bauernhöfe, lassen männliche Geschwisterküken leben und sorgen dafür, dass die vielfältigen alten Haustierrassen überleben − um nur einige Beispiele zu nennen.
Schirmherrin der Initiative ist Spitzenköchin Sarah Wiener.
Projektname: Tierzuchtfonds
Startschuss: 2004
Status: läuft
Wirkungskreis: regional
Zielgruppe: Verbraucher, Züchter, Landwirte, Tierschutzorganisationen
Maßnahme: Trägerschaft
Ansprechpartner/in: Annika Bromberg und Oliver Willing, Zukunftsstiftung Landwirtschaft
Mehr unter: tierzuchtfonds.de
Alleskönner
Tiere sind vielseitige Lebewesen. Auch die meisten der landwirtschaftlich genutzten Tiere sind wahre Alleskönner − wenn man sie ließe.
Doch der Alltag der Nutztierhaltung sieht anders aus. Rinder wurden durch gezielte Selektion zu reinen Milch- und Fleischrassen; Legehennen können nichts außer Eierlegen, Masthähnchen legen in kürzester Zeit enorm an Gewicht zu. Diese enge Spezialisierung wird zunehmend zu einem Problem.
Ethische Tragödie
So werden die männlichen Nachkommen von Legehennen ebenso wie die männlichen Kälber der Milchrassen und auch die Böcke bei den Ziegen einfach entsorgt. Die Tötung männlicher Tiere, die weder zur Milch- oder Eierproduktion noch zur Mast taugen, ist Verschwendung und ethische Tragödie zugleich. Denn Rinder können viel mehr als Milch geben. Sie liefern auch Fleisch, Leder und Fette. Und sie können dabei vorwiegend von Gras und Heu leben − ohne Nahrungskonkurrenten zum Menschen zu sein. Die traditionell bäuerlichen Hühnerrassen können beides: Eier legen und Fleisch ansetzen. Deshalb spricht man vom Zweinutzungshuhn. Es erfreut sich im Gegensatz zum hochgezüchteten Industriehuhn auch bei Freilandhaltung bester Gesundheit.
Mission artgemäße Hühnerzucht
Die Schweisfurth Stiftung betreut das Projekt Zweinutzungstiere, das von der Renate Benthlin-Stiftung für Nutztierschutz gefördert wird. Hier wird mit Experten daran gearbeitet, eine artgemäße Hühnerzucht zu etablieren, die kein millionenfaches Töten männlicher Eintagsküken in der Eierproduktion zur Folge hat. Ebenso wird an alternativen Haltungsformen geforscht. Projektleiterin Dr. Anita Idel versammelt Experten rund um das Thema, etwa im Netzwerk artgemäße Hühnerzucht. So bekommen die Aktivitäten rund um eine tiergerechte Zucht und Haltung landwirtschaftlich genutzter Tiere eine größere Durchschlagskraft.
Projektname: Netzwerk artgemäße Hühnerzucht
Startschuss: 2012
Status: läuft
Wirkungskreis: regional
Zielgruppe: Verbraucher, Züchter, Landwirte, Tierschutzorganisationen
Maßnahme: Forschungsbegleitung, Koordination, Durchführung eines Runden Tisches zur Öko-Geflügelzucht, Pressearbeit
Leitung / Ansprechpartner/in: Dr. Anita Idel
Gewissens-Bisse oder Von der (antastbaren) Würde des Huhns
Mehr als 700 Millionen Hühner werden jedes Jahr in Deutschland geschlachtet. Die bloße Zahl allein reicht, um sich über unseren Umgang mit dem Mitgeschöpf Huhn einmal Gedanken zu machen. Doch auch die Haltung wirft Fragen auf: Federpicken, Kannibalismus, Kükentöten – das Huhn ist in der agrarindutriellen Realität nur Produktionsfaktor.
Gewissens-Bisse
Wie weit liegen unser Essen und unsere Moral mittlwerweile auseinander? Ernährung ist das Schwerpunktthema der aktuellen Ausgabe der Umweltzeitung des Umweltzentrums Braunschweig e.V. Und gerade Beiträge zu Fleischkonsum, Veganismus und dem Respekt vor dem Lebendigen dürfen bei Fragen rund um Ethik und Nachhaltigkeit unseres Essens natürlich nicht fehlen. In einem Gastbeitrag beleuchtet Isabel Boergen von der Schweisfurth Stiftung das Verhältnis von Mensch und Tier im Wandel der Zeit. „Von der (antastbaren) Würde des Huhns“ ist ein kleiner Streifzug durch die Tierethik und versucht die Frage zu beantworten: Was darf der Mensch – und warum?
Den Artikel können Sie als PDF herunterladen. Eine Übersicht über die anderen Beiträge finden Sie hier.
The Future of Meat
Wie sieht der Fleischkonsum im Jahr 2050 aus?
Welchen Einfluss hat jeder Einzelne mit seinen individuellen Konsumgewohnheiten auf Tiere, Ressourcen, Klima und Umwelt? Diese Fragen greift „The Future of Meat“ auf. Anna Berlis, die an der niederländischen Universität Hilversum Audiovisual Media studiert, und ihre Schwester Madelaine, angehende Produktdesignerin an der Universität Coburg, haben für ihre Abschlussarbeiten diese Filminstallation über die Zukunft des Fleischkonsums produziert. Damit scheinen die beiden einen Nerv getroffen zu haben: Das Crowdfunding für die Produktion lief im Vorfeld sehr erfolgreich, im Oktober wird das Projekt mit dem Tofutown Green Company Tomorrow Award ausgezeichnet.
In fünf Filmen werden verschiedene Szenarien durchgespielt:
- Wir essen nur noch Insektenfleisch
- Wir essen In-Vitro-Fleisch aus dem Labor
- Wir essen weniger und dafür Bio-Fleisch
- Wir üben völligen Fleischverzicht oder
- Wir machen weiter wie bisher und ändern gar nichts.
Denkanstoß
Die Filme liefen bereits als Installation an den beiden Universitäten Hilversum und Coburg. Geplant sind weitere Vorführungen auf Festivals, Konferenzen und in Hochschulen. „Wir wollen nicht sagen: Das oder das ist die richtige Lösung“, erklärt Madelaine Berlis. „Wir informieren und bringen die Leute dazu, sich mit dem Thema zu beschäftigen.“
Hinschauen!
Demnächst zu sehen ist „The Future of Meat“ in Eindhoven (NL), auf der Dutch Design Week vom 17.-25. Oktober 2015 sowie vom 20.-28. Februar 2016 auf der Munich Creative Business Week in der Alten Kongresshalle in München.
Die Schweisfurth Stiftung unterstützt das Filmprojekt als einer der Hauptsponsoren. Wenn Sie sich über das Projekt informieren möchten oder die Installation im Rahmen einer Veranstaltung zeigen möchten, finden Sie hier alles Wissenswerte: www.thefutureofmeat.com sowie facebook.com/thefutureofmeat
Projektname: The Future of Meat
Startschuss: 2014
Status: läuft
Wirkungskreis: global
Zielgruppe: Verbraucher, Aussteller, Institutionen, Universitäten, Museen, Messen
Maßnahme: Sponsoring, Kommunikation
Leitung / Ansprechpartner/in: Madelaine Berlis, The Future of Meat
Mehr unter: thefutureofmeat.com
Auch außer Haus tiergerecht essen
Schweinebraten in der Kantine oder Bratwurstsemmel am Imbissstand:
11 Milliarden Mahlzeiten im Jahr essen die Deutschen außer Haus. Der Großteil davon sind immer noch Fleischgerichte. Jede dieser Mahlzeiten entscheidet darüber, wie Tiere in unserem Land leben. Jedes einzelne Mal geben wir Geld aus, das Tierleid fördert oder Tierwohl unterstützt. Wo können wir uns an den Tisch setzen und sicher sein, dass Tiere für unser Essen nicht leiden müssen? Dort, wo Köche bei der Zutatenauswahl mit Verantwortung für Tierwohl handeln. Wo Fleisch als besonderer Genuss gilt und nicht als Standardmahlzeit. Wo kreative vegetarische und vegane Alternativen auf dem Menü stehen. Dass eine solche Gastronomie möglich ist, zeigt sich in immer mehr Restaurants, aber auch in Kantinen und bei Caterern. Auf dem 4. Praxisforum „Bio in der Außer-Haus-Verpflegung“ wurden Kriterien für eine tierwohlorientierte Küche, Herausforderungen und Erfolgsmodelle vorgestellt.
Bericht vom Praxisforum als PDF Download
Das Fazit: Biologisches und tiergerechtes Essen aus Großküchen erfordert eine Umstellung für alle Beteiligten, aber die Idee lässt sich erfolgreich umsetzen.
Tierwohl
Wir. Tiere.
Tiere sind Mitgeschöpfe. Wilde und domestizierte Tiere. Alle haben ein Anrecht auf intakten Lebensraum. In der Landwirtschaft bestimmt die Qualität der Beziehung der Landwirte und der Mitarbeiter zu den Tieren das Tierwohl mit. Eine gute Beziehung bringt gute Rahmenbedingungen und Haltungsformen hervor. Einen großen Einfluss auf das Tierwohl haben Verbraucher bei der Kaufentscheidung. Der Preis, den sie für tierische Lebensmittel bezahlen, hat Signalwirkung: Billig geht zu Lasten der artgerechten Tierhaltung. Die wachsende Zahl der Vegetarier und Veganer in Deutschland werten wir auch als einen Protest gegen Massentierhaltung. Seit Stiftungsgründung steht das Tierwohl im Zentrum unserer Arbeit − in Forschung und Politik sowie in der öffentlichen Meinungsbildung. Die Verbesserung des Tierwohls ist das persönliche Lebenswerk des Stifters Karl Ludwig Schweisfurth. Wir. Tiere. Ja, auch wir sind Tiere. Ja, das Wir mit den Tieren ist entscheidend.